Nach über zwei Jahren Abstinenz: Aktuelle Informationen

Liebe Leute,

vor mehr als drei Jahren begann meine Reise durch Südamerika, vor zwei Jahren und einem Monat (am 30. Juni 2014) endete sie. Was seitdem alles in meinem Leben, im Leben der Kinder passiert ist und sich generell geändert hat, möchte ich versuchen in diesem Artikel zusammenzutragen.
Mittlerweile sind auch unsere Nachfolger, die 2014/15 und 2015/16 in Quiquijana waren, wieder in Deutschland angekommen; die dritte Generation nach meinem Freiwilligendienst ist bereits in Peru, besucht jedoch noch den Sprachkurs in Cusco. 

 

Meine Illusion mit den Kindern wirklich guten Kontakt zu halten, scheiterte maßlos. Nur beiläufig bekommt man mit, was im Andenhochland passiert. Dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen, halte ich nach wie vor an dem Plan fest, Peru und seine wunderschönen Nachbarstaaten noch einmal zu besuchen.
Allerdings steht aktuell mein Studium im Vordergrund: Mittlerweile (nach einem Jahr Fehlentscheidung) studiere ich an der Universität zu Köln Regionalstudien Lateinamerika. Begreife nach und nach immer mehr Zusammenhänge, die mir zuvor gar nicht bewusst waren und lerne täglich Neues über Land und Leute sowie über Politik und Geschichte. 

 

Auch mit den Bekanntschaften, die wir in Peru geschlossen haben, ist es schwierig, auf Dauer guten Kontakt zu halten, der einer Freundschaft gleicht kommt. Es gibt natürlich noch die ein oder andere treue Seele, die auch mal hin und wieder bis mitten in die Nacht aufbleibt, um über das Internet telefonieren zu können. Aber dennoch heißt es: Ausnahmen bestätigen die Regel. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Peruaner (Achtung: Verallgemeinerung) schlichtweg nach dem Prinzip "Aus den Augen, aus dem Sinn leben" - was mich stellenweise traurig macht. Natürlich könnte auch ich hier mehr Eigeninitiative zeigen, was mir persönlich jedoch z.B. durch die riesige Zeitverschiebung von sieben Stunden schwer fällt. 

 

Wie ihr alle vielleicht wisst, kümmert sich die Kinderhilfe Cusco-Peru e.V. darum, dass die Kinder in dem Jugendhaus ein Dach über dem Kopf, warme Mahlzeiten, Liebe und vor allen Dingen Aufmerksamkeit in allen Situationen geschenkt bekommen. Ohne diese Organisation würden all diese lieben Kinder auf der Straße oder in absoluter Armut leben. Nun sind ehemalige Freiwillige aller Jahre einen Schritt weiter gegangen: Es wurde ein zweiter Verein gegründet. Ein Verein, der sich um die Jugendlichen kümmern wird, denen nach dem Abschluss der Schule die Mittel fehlen, um in Cusco oder Lima zu studieren oder eine Ausbildung zu machen. Uns allen ist die Zukunft der Kinder/ Jugendlichen wichtig und ich wurde nicht nur einmal von vielen von euch gefragt, was denn mit den Jugendlichen passiere, die die Schule abgeschlossen haben. Die Lösung: Die Jugendförderung Cusco-Peru - Un futuro para la juventud e.V. 
Dies ist der Verein, im Dezember 2015 von einigen Ehemaligen gegründet wurde. Um weitere Informationen zu erhalten, schaut einfach mal auf der Internetseite vorbei: 


http://www.jugendfoerderung-cusco.de/ 

oder stellt mir hier Fragen; ich versuche sie nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten.

Bis dahin alles Gute und vielen Dank fürs Zuhören,

Anna.

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A mis peruanos

Exactamente hace cuatro meses llegue de Perú a Alemania. Ya extraño mucho a mis amigos, a mis compañeros y a mi segunda familia - las hermanitas en Quiquijana - tambien la musica y las fiestas peruanas y los jugos ricos! Ahora yo sé que me enamoré de Perú. Descubrí una cultura y un idioma nuevo, muchas personas bonitas e impresionantes, una organización extraordinaria que es un segundo hogar, el amor y mil cosas maravillosas más...

Pensaba que mis sentimientos se tranquilizarian con el tiempo, pero ahora sé que tendré añoranza en todas las partes del mundo!

Un gran saludo a mi gente en Quiquijana y Peru. Que saben que no voy a olvidarlos. Nos vemos pronto! ♥

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Das Jahr ist tatsächlich vorbei.

Seit zwei Wochen bin ich jetzt schon wieder hier ... Hier ein abschließender Bericht über mein Leben in den Anden. ♥

Liebe Leute,

auch wenn ich es noch nicht recht glauben kann (und möchte), ist die letzte Woche in Quiquijana schon Geschichte. Gerade bin ich in Cusco, in meinem zweiten neuen zu Hause Südamerikas und tue Dinge, die ich das ganze Jahr über machen wollte, aber nie geschafft habe.

 

Aber zurück zu Quiquijana:

Die Woche verlief ruhig und stressig, mit weinenden und lachenden Augen, mit Putzaktionen und Minuten, in denen alles verwüstet wurde. Viel mussten wir doch noch in der letzten Wochen erledigen, wie zum Beispiel unsere Plakate mit Fotos fertigstellen, Fotos ausdrucken, die bei der Massen-Ausdruck-Aktion in Cusco untergegangen sind oder unsere Zimmer auf Hochglanz bringen. Viel haben wir noch zusammen mit den Schwestern gelacht und über die Zukunft jedes einzelnen gesprochen. Am Freitagmittag saßen wir dann noch einmal mit allen Schwestern zusammen am Mittagstisch, um uns voneinander zu verabschieden (Der Abschied fand dann doch noch drei weitere Male statt, da man sich immer mal wieder in Cusco oder Quiquijana über den Weg gelaufen ist)

 

Der Abschiedstag an sich begann um drei Uhr nachmittags mit den Kindern auf dem Hof, da wir alle zusammen Volleyball gespielt haben. Neben unserer Abschiedsfeier war dieser Tag auch der Geburtstag der Kinder, die in den Monaten Januar bis Juni Geburtstag hatten – so gab es im Anschluss für rund die Hälfte der Kinder Geschenke. Von uns Freiwilligen bekam jedes Kind zwei Fotos geschenkt – eines von sich selbst oder zusammen mit einem Freund und ein Gruppenbild von uns Freiwilligen, in der Hoffnung nicht in Vergessenheit zu geraten. Außerdem haben wir Luftballons mit Helium gefüllt, sodass jedes Kind einen Wunsch auf einen Zettel geschrieben hat, den Zettel am Ballon befestigt und ihn fliegen ließ. Die Wünsche reichten von „Ich möchte, dass meine Familie und ich immer gesund bleibt“ über „Ich wünschte, ich wäre ein intelligenter Junge“ bis hin zu dem Wunsch, seine Klassenkameradin einmal zu küssen. Auch hat Franca eine PowerPoint Präsentation vorbereitet mit Fotos und Videos, die uns an das Jahr erinnern werden. Abends haben wir noch einen Tee getrunken und Rosinenbrötchen gegessen, sodass der Tag auch einen schönen Ausklang fand. Zwischenzeitlich war ich ein wenig traurig und habe mich auf den Innenhof der Albergue gesetzt. Plötzlich kam die Kleinste aus der Albergue zu mir, setzte sich auf meinen Schoss und sagte im ganz ernsten Ton: „Du, Anna, wir beide müssen jetzt spielen, damit du nicht mehr traurig bist“, nahm ihre Geschenke aus der Tüte und erklärte mir, dass ihre Kinderunterhose für mein Gesicht bestimmt sei, ihre Haarspangen Dekoration für meine Jacke und ihre Zahnpasta verhindert, dass die Zeit vergeht. (So kreativ wäre ich auch gerne mit fünf Jahren gewesen). – Und meine Traurigkeit wich einem herzlichen Lachen.

 

Mit Regina habe ich noch unser gemeinsames Zimmer geputzt – Fenster auf Hochglanz gebracht, unsere Sachen gepackt und Tüten für die neuen Freiwilligen zusammengestellt mit Dingen, die wir hier in Peru lassen. Es war wirklich ein langer Putzmarathon, in dem wir auch viel lachen mussten. Am Ende haben wir uns mit einer Sprite und Keksen zusammengesetzt und unser Zimmer bewundert und uns gefragt, warum wir noch nie früher auf die Idee kamen, einmal alles – wirklich alles – zu putzen.

 

Da der Abschied am Donnerstagnachmittag war, hatten wir noch genügend Zeit am Freitag durch die Straßen zu schlendern, den Mamis auf der Straße „Auf Wiedersehen“ zu sagen, nochmal in die Albergue zu gehen und mit dem ein oder anderen Kind uns zusammenzusetzen und zu quatschen. Als ich mitten im Gespräch vertieft war, dirigierte mich Schwester Cecilia zu mir. Ein wenig verunsichert ging ich hoch, mit dem Gedanken etwas verbrochen zu haben. Stattdessen schenkte sie mir ein wunderschönes selbstgemachtes Armband in den Farben Kolumbiens. Da sie selbst aus Kolumbien stammt und sie möchte, dass ich – ihre geheime Freundin – sie einmal dort besuche, soll mich dieses Armband stets an dieses Vorhaben erinnern. (Und selbstverständlich ist es mein Verdienst, dass Kolumbien so weit in der WM gekommen ist!)

 

Am Samstagmorgen bin ich zusammen mit Benni schon sehr früh morgens nach Cusco zu gefahren. Die Schwestern fuhren auch dorthin, um unsere Koffer mitzunehmen, die dann in der Wohnung Sör Nellys abgeladen wurden. So trafen wir sie nur rund zwei Stunden wieder in Cusco, später noch einmal beim Einkaufen und noch ein drittes Mal auf der Straße, bis wir uns endgültig verabschiedet haben. Außer von Nelly – denn sie hat uns sogar noch zum Flughafen begleitet.

 

Dieses Jahr in Peru, aber vor allen Dingen in Quiquijana werde ich niemals vergessen. Schon jetzt, zwei Wochen wieder in Deutschland, vermisse ich die Kinder sehr. Hoffentlich sehe ich sie noch einmal in meinem Leben wieder, auch wenn das bei sehr vielen wahrscheinlich nicht mehr der Fall sein wird.

 

In der letzten Woche hatten wir noch eine Woche frei. Diese Zeit habe ich genutzt, um die Dinge, die ich das ganze Jahr über machen wollte, aber nie geschafft habe, zu erleben. So war ich beispielsweise in der Sixtinischen Kapelle Südamerikas, im Korikancha (dem Sonnentempel der Inkas in Cusco), an einigen Aussichtspunkten und Kirchen, auf einem mehr oder weniger spannenden Konzert und bin sehr viel durch die Straßen Cuscos geschlendert, habe noch Stunden mit meinen peruanischen Freunden verbracht und Minute für Minute mehr Abschied genommen. In dieser letzten Woche herrschte vor allen Dingen Ausnahmezustand in Cusco, da die Straßen wegen des Festes Inti Raymi (das Fest zu Sommersonnenwende) von Touristen überflutet wurden. Kaum konnte man sich auf dem Plaza bewegen, auf dem ich mich doch sonst immer so gerne aufhielt. So entdeckte ich noch viele kleine andere schöne Orte, die mir immer in Erinnerung bleiben werden. Wie bereits erwähnt haben wir in der letzten Woche „wie Peruaner“ nicht im Haus unserer Gastfamilie im touristischen Stadtzentrum gewohnt, sondern in der Wohnung von Nelly hausen dürfen. Diese Wohnung liegt außerhalb von all dem Trubel; die Leute auf der Straße grüßen wie die Leute aus Quiquijana, in den kleinen Läden kann man einkaufen für wenig Geld und man unterscheidet dort eben nicht, ob man weiß oder dunkelhäutig ist, Ausländer oder Peruaner, Frau oder Mann, sondern man wird angelächelt, wenn man auch ein Lächeln verschenkt.

 

Das waren meine letzten Tage in diesem atemberaubend, schönen Land. Jetzt beginnt die Zeit des Studierens und ich kann nur hoffen, dass mein Plan, nach dem Studium noch einmal wiederzukommen, aufgeht.

 

Vielen Dank an alle, die mich unterstützt haben. Mein besonderer Dank geht an meine Familie, neben meinen wundervollen Eltern und meinem lieben Bruder ganz besonders an meine Großeltern. Danke! An meinen Chef, den Herrn Gravenkötter und der tollen Organisation der Kinderhilfe Cusco-Peru e.V., alle Leute, die regelmäßig meinen Blog gelesen haben – Insbesondere Danke Gisela und Ingrid! Danke an alle, die mir deutlich gemacht haben, dass sie an mich denken und gut finden, was ich tue. Danke. Ich umarme euch alle.

 

In Liebe,
Anna

 

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Ein Jahr neigt sich dem Ende ...

Entschuldigt für die Verspätung, dafür heute wie üblich in ganzer Länge ... In 13 Tagen bin ich wieder da!

Liebe Leute,

 

auch in der vorletzten Woche unserer Arbeit in Quiquijana musste viel vorbereitet werden, anderes haben wir „zum letzten Mal“ gemacht, wieder anderes zum ersten Mal – Dinge, die man in einem Auslandsjahr in den Hochanden Perus unbedingt einmal gemacht haben muss.

Mit Pfingstmontag begann unsere Woche schon einmal ganz anders als gewohnt – Die Kinder waren nicht in der Schule und hatten so auch keine Hausaufgaben auf; auf der Chacra stand dennoch die alltägliche Arbeit an. Also spielten wir am Nachmittag mit den wenigen Kindern, die da waren, da viele doch erst gegen Abend eintrudelten, da sie den freien Tag bei ihren Familien verbracht haben. Am Abend besuchten wir mit den meisten Kindern und den Schwestern zusammen die Messe, in der ich zwischen sehr vielen kleineren Kindern saß, die mich wieder sehr herzlich und wild beim Friedensgruß umarmt haben. Ich werde es in Deutschland in der Messe vermissen, meinem Mitchristen nur die Hand reichen zu können und keine herzliche, friedvolle Umarmung zu schenken.

 

Am Dienstag nahm wieder alles seinen gewöhnlichen Gang. Die Wasserprobleme auf der Chacra dominierten den Morgen der Jungs, in dem sie schon wieder mit unserer Motorpumpe Wasser aus dem Fluss holten und die Felder außerhalb der Gewächshäuser bewässerten. An diesem Vormittag waren wir auch alle zusammen auf der Chacra, sodass die restlichen Mädchen damit beschäftigt waren, Mangold, Radieschen, Rote Beete und Spinat anzupflanzen. Zurzeit haben wir nicht all zu viele Pflanzen auf der Chacra, die wir ernten können, sodass wir in der nächsten Zeit noch einige säen müssen, um unsere Kinder zu versorgen.

 

Am Nachmittag bin ich bei der Hausaufgabenbetreuung ein wenig verzweifelt, da alle Kinder einfach nur das taten, was sie wollten. Obwohl ich die Hausaufgaben mit einem Kind begonnen hatte, wollte es sie plötzlich nicht fertig stellen, die anderen erst gar nicht anfangen und meine drei Mädels finden es in letzter Zeit eh immer cooler zu malen, als ihre Hausaufgaben zu machen. Glücklicherweise kann sich dann Schwester Poli, die auch immer im Raum sitzt, durchsetzen und die Kindern, die einfach nichts tun, zurechtweisen.
Außerdem ist diese Woche die letzte Woche, in der wir Englisch-/ Computerunterricht geben. Nachdem wir mit den Kindern in den letzten Tagen und Wochen einiges geübt haben und Tests geschrieben haben, entschlossen wir uns dazu, in der letzten Woche noch einmal einen Film zu schauen. Ich bin froh, wenn die Zeit des Englischunterrichts vorbei ist.

 

Am Mittwochmorgen habe ich es mit Regina das erste Mal geschafft, so früh aufzustehen, um mit den Kindern in der Albergue zusammen zu frühstücken. Auch wenn ich morgens noch viel, viel, viel mehr als sonst gefroren habe - da wir rund eine Stunde früher das Haus verlassen haben - hat es sich gelohnt zu sehen, wie die Kinder morgens genüsslich ihre Brot essen und ihren Tee trinken. Zusätzlich gibt es jeden Montag und Donnerstag ein hart gekochtes Ei, am Dienstag und Freitag Suppe und am Mittwoch eine frittierte Wurst. Gut gestärkt machte sich Regina im Anschluss auf den Weg zur Chacra und ich buk mit Anna-Maria und Florian dieses Mal Brot – und zwar zum allerletzten Mal in diesem Jahr. Zusammen mit Poli putzten wir im Anschluss noch die Fenster, machten noch einmal eine Art Grundreinigung und erfreuten uns an sehr leckeren Brötchen.
Nachmittags nahm alles seinen gewöhnlichen Gang; ich machte mit meinen Kindern zusammen ihre Hausaufgaben, die allerdings wieder nur aus Malen bestanden. Am Abend gab ich zum allerletzten Mal in meinem Leben Englischunterricht. Haben den Film glücklicherweise auch noch zu Ende schauen können und damit den Unterricht mit ein wenig Lachen beendet.

 

Am Donnerstag war einer der schönsten Tage des Jahres in Quiquijana. Begonnen hat der Tag mit vielen Kindern auf der Chacra. Da ein großes Schulfest stattfand (Jubiläum der Schule), waren viele Kindern nicht gezwungen zur Schule zu gehen und kochten lieber mit uns auf der Chacra Kartoffeln, dicke Bohnen und Chamote (ein süße Variante der Kartoffel) in einem Erdofen. Mit dem Bau des Erdofens waren wir auch sehr lange beschäftigt. Gut beschreiben, wie alles abläuft kann ich leider nicht, aber schaut euch am besten die Fotos in meiner Galerie an. Es ist eine typische Art in den Hochanden Kartoffeln und dicke Bohnen auf diese Art und Weise zu garen, die allerdings so aufwendig ist, dass wir es in der Albergue nur einmal im Jahr machen.
Am Nachmittag schauten wir dann mit vielen Kindern das Eröffnungsspiel der WM im unserem geliebten Nachbarland. Leider musste ich währenddessen noch einigen kleinen Kindern bei ihren Hausaufgaben helfen, sodass ich nur eines der vier Toren mitbekommen habe. Mit den Schwestern und Pavela haben wir die Spiele bis zur unserer Abreise getippt. Allerdings haben wir immer nur den Gewinner getippt, da die Schwestern sagen, dass sonst niemand gewinnen könne.

Abends waren wir dann noch mit einigen Kindern im Colegio, in dem wir uns einige Tänze unserer Kinder anschauen konnten. Wenn es nicht so kalt gewesen wäre, wäre ich auch noch wirklich gerne länger geblieben.

 

Am Freitag haben die Jungs gewaschen, ich war zusammen mit Christian und den Mädels auf der Chacra, auf der wieder gegossen werden musste. Sonst ist an diesem Tag nicht viel passiert; abends sind Regina, Franca und ich zurück nach Cusco gefahren. Florian und Benni haben mit den Kindern einen Ausflug am Samstag gemacht, sodass sie noch in Quiquijana geblieben sind.

 

Als ich vor elf Monaten ins Flugzeug gestiegen bin, konnte ich nicht verstehen, dass ich ein Jahr lang in Peru leben werde und meine Familie und meine Freunde für 355 Tage nicht sehen kann. Heute – kurz vor meiner Ausreise – kann ich nicht verstehen, dass das Haus, in dem ich gerade lebe, gar nicht mein Zuhause ist und in weniger als drei Wochen in meinem einigen Bett schlafe. Mein Tagesablauf hier ist absolut zum Alltag geworden. Auch wenn ich jetzt sage, dass ich das letzte Mal Brot gebacken habe, - ich glaube, verstanden habe ich das noch nicht. Ich freue mich riesig, euch bald alle wiederzusehen, aber ich kann nicht glauben, dass das so bald wieder sein wird.

 

So planen wir gerade unseren Abschied, es gibt Millionen Listen, was noch alles getan werden muss. Angefangen von restliche Geschenke kaufen, über Fenster in unseren Zimmern putzen, Abschiedstexte für Pavela schreiben und Benotungen für unsere Kinder im Unterricht schreiben bis hin zu Fotos ausdrucken und uns schließlich und endlich wirklich verabschieden.

 

Damit verabschiede ich mich für heute,
eine herzliche Umarmung in die weite Welt,

bis in dreizehn Tagen …
eure Anna

Eines meiner Herzenskinder ♥
Eines meiner Herzenskinder ♥
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Alles und Nichts aus Quiquijana

Liebe Leute,

 

 

wisst ihr eigentlich, dass ich heute in drei Wochen schon wieder in meinem eigenen Bett schlafen werde? Dass ich in ein bisschen mehr als drei Wochen wieder deutsche Sommerluft genießen werde, euch alle wiedersehen kann und wieder im guten, alten Deutschland sein werde?

Ich freue mich mittlerweile auch wirklich auf diese Zeit. Besonders jetzt, da ich einen Plan habe, wie mein Leben nach meinem Leben in Peru weitergehen soll. Aber da ich noch hier bin und ich die letzten drei Wochen auch noch in vollen Zügen genießen möchte und werde, schreibe ich euch heute noch einmal, wie unser typischer Alltag zurzeit aussieht.

 

Montag, 2. Juni 2014

Am Montag war ich mit Florian und Anna-Maria alleine auf der Chacra, da unsere drei Musiker mit ihren Instrumenten beim Pfarrer zu Hause Lieder aufgenommen haben. Florian, Anna-Maria und ich waren zur gleichen Zeit damit beschäftigt, alle Mangoldfelder zu säubern. Dabei haben wir mindestens vier Schubkarren Mangold zu den Kühen gebracht – darunter viele Spinnen, Frösche und Regenwürmer.

Nachmittags lief alles drunter und drüber, mehr als ¾ aller Kinder waren auch nachmittags noch in der Schule, da dort ein Sportfestival stattfand. Einerseits gar nicht so schlecht, nur mit vier Kindern die Hausaufgaben machen zu müssen – aber diese vier hatten natürlich sehr viel Lust Hausaufgaben zu machen, während ihre gleichaltrigen Klassenkameraden Fußball spielten. Im Endeffekt war der Nachmittag anstrengender als ein normaler, da einfach niemand auf mich hören wollte. Nach der Hausaufgabenbetreuung und Abendbrot gingen wir mit den Kindern zur Messe, bei der auch nach und nach die sportlichen Kinder im Jogginganzug eintrudelten.

Abends im Englischunterricht sah es nicht viel rosiger aus. Nach häufigem Androhen haben wir unseren Test mit den Kindern geschrieben – und selbstverständlich wussten sie nichts. Gerade einmal das Wort „family“ wussten sie, wobei mehr als die Hälfte das Wort zusätzlich noch falsch schrieb. Die restlichen Vokabellücken blieben frei – Deprimierend wenn man bedenkt, dass wir seit den letzten drei Wochen ausschließlich diese Vokabeln lernen. Exakt den gleichen Text werden wir nächste Woche mit ihnen noch einmal schreiben. Hoffentlich merken sie so, dass sie Vokabeln sehr viel weiter bringen, als sie annehmen.

 

Dienstag, 3. Juni 2014

Dienstag musste ich erst einmal im Bett liegen bleiben. Nicht nur wegen meinen Husten, sondern auch dass mein rechtes Bein merkwürdig angeschwollen war. Als ich mit Pavela redete, war sie sich sicher einen Spinnenbiss diagnostizieren zu können, was mich zuerst sehr beunruhigte. Also entschloss ich mich am Vormittag im Bett zu bleiben, mein Bein mit Salbe einzureiben und zu warten, dass es ein wenig abschwillt. – Was auch super geklappt hat, nachmittags sah es schon wieder humaner aus! So konnte ich mich nachmittags auf den Weg zur Hausaufgabenbetreuung machen und verbrachte die Zeit damit, das menschliche Herz, das Nervensystem und ein Gemälde über Mülltrennung zu malen. Die Zeit verstrich, der Englischunterricht rückte näher und der Wahnsinn begann. Mit den kleineren Kindern wollten wir auch heute einen Vokabeltest schreiben und es scheiterte sehr. Von den 16 Vokabeln, die wir in den letzten Wochen ununterbrochen geübt haben, wussten sie im Durchschnitt 1 ½ - Mittlerweile hasse ich es wirklich, Englischunterricht zu geben, da man so viel vorbereiten kann, wie man möchte, aber die Kinder gar kein Interesse zeigen. Auch in der anderen Gruppen von Franca und Anna-Maria ist die Situation nicht rosiger, sodass wir uns im Anschluss an die Stunde mit den Schwestern zusammengesetzt haben, um erneut über die Situation zu reden. Mit Erfolg.

 

Mittwoch, 4. Juni 2014

Auch am Mittwoch war ich mit Florian und Anna-Maria alleine auf der Chacra, da das Aufnehmen der Lieder einige Zeit beansprucht, sodass die drei Musiker unter uns am frühen Vormittag ein Stück aufnahmen und am späten Vormittag Brot buken. Auf der Chacra passierte soweit nichts Besonderes, wir sind nach wie vor damit beschäftigt, die Maiskörner von ihrem Stängel zu trennen, Löcher zu graben und zu schließen und zurzeit nur wenig zu ernten. Viele Felder sind momentan leer und können neu bepflanzt werden, da mittlerweile auch wirklich alle Tomatenpflanzen an die Kühe verfüttert worden. Schon am Nachmittag habe ich bemerkt, dass die Schwestern mit ihrer Rede über Englisch bei den Kindern Spuren hinterlassen haben, denn meine Kids fragten mich während der Hausaufgabenbetreuung viele Dinge, was es auf Englisch bedeutet. So lernen im Moment meine kleinen Mädchen die Farben auf Quechua und jede Farbe musste auch auf Englisch übersetzt werden – und sie ließen partout nicht locker. Ein anderes Kind begann aus heiterem Himmel auf Englisch zu zählen. Das sind Momente, in denen ich mit offenem Mund dasitze und nicht glauben kann, was gerade passiert.

Abends im Englischunterricht schrieben wir mit den älteren Kindern den Text von Montag ein zweites Mal. Einer von den rund 10 Kindern wusste wirklich jede Vokabel, auch wenn viele falsch geschrieben wurden, aber darauf liegt wirklich nicht mehr das Augenmerk. Auch wenn viele Kinder trotzdem nur rund fünf Wörter wussten, war ich so stolz, einen Erfolg zu sehen.

 

Donnerstag, 5. Juni 2014

Am Donnerstag war der einzige Tag der Woche an dem wir alle zusammen auf der Chacra waren. So mussten wir unter anderem Wasser aus dem Fluss holen, um die Tanks zu füllen, ein bisschen Salat ernten für die Schwestern und viel Mais abbeeren. Viel zu tun gab es nicht, sodass wir auch ein bisschen unserer Zeit die Sonne genossen. (Wer behauptet das Südamerika ja immer so warm sei: Zurzeit laufe ich mit dicken Wollsocken und dicker Jacke durch die Straßen!)

Nachmittags begannen wir schon einiges für den Abend vorzubereiten. Da am Wochenende die meisten Kinder in ihren Dörfern bei ihren Familien sind, feiern wir Feste, die aufs Wochenende fallen, meist donnerstagsabends. Am Lagerfeuer versammelten wir uns alle, um gemeinsam zu singen, Texte über den heiligen Geist zu hören, die Kinder mussten einiges auswendig Gelerntes aufsagen und so stimmten wir uns auch mit Tee und Brötchen auf das Pfingstfest ein. Ich kann im Moment gar nicht verstehen, dass schon wieder 50 Tage seit Ostern vergangen sind.

Es war ein schöner Abend. Auch die Kinder merken langsam, dass uns zusammen nicht mehr viel Zeit bleibt. Einige fragen, ob ich ihnen ein persönliches Foto von mir schenken kann, anderen sagen mir, wie sehr sie mich vermissen werden und die süße achtjährige Ruby lächelte mich an und sagte: „I love you, Anna!“ – Mein Herz blieb glaube ich wirklich für eine Sekunde stehen.

 

Freitag, 6. Juni 2014

Am Freitag wurde mir durch die Planungen unseres Abschieds noch einmal bewusst, wie wenig Zeit uns noch bleibt und was wir noch alles für unsere große Abschiedsfeier planen müssen. Auch die Wochenenden werden weniger. Auch wenn ich mich wirklich freue, bald wieder da zu sein, kann ich mir noch nicht vorstellen, dass ich bald wirklich im Flugzeug nach Deutschland sitzen werde. Für mich fühlt es sich oft noch so an, als würde ich jetzt hier für immer leben.

An diesem Morgen waren Regina und ich dran, die Wäsche zu waschen – Zum letzten Mal. Es ist schon merkwürdig zu wissen, dass man Dinge, die man ein Jahr lang täglich oder wöchentlich gemacht hat, zurzeit zum letzten Mal tut. – So werde ich auch noch nur einmal backen, zwei Mal mit dem Bus nach Quiquijana fahren und vielleicht noch fünf Mal über meinen geliebten Plaza de Armas laufen.

 

Das wars für heute von mir,
bis in drei Wochen,

eure Anna

 

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Kleine Zusammenfassung!

Liebe Leute,

kaum zu glauben, aber: Die Zeit rast! Mittlerweile haben wir nur noch vier Wochen im Projekt, auf die ich mich wahnsinnig freue. Da es aber von den letzten beiden Wochen nicht allzu viel zu berichten gab, schreibe ich heute eine kleine Zusammenfassung von unseren Arbeitsbereichen; berichte noch einmal von allem, was in den letzten Wochen so passiert ist. Vieles wird sich aus den letzten Einträgen wiederholen, anderes ist neu.

 

Chacraarbeit

 

Auf der Chacra dominiert das Wasserproblem unseren Tagesablauf. Heißt: Wir durften in den letzten Wochen kräftig in die Pedale der Fahrradpumpe treten; jede Woche einmal einen Motor installieren, der zwei riesige Tanks mit Wasser aus dem Fluss füllt und mit einem dicken Schlauch jede Pflanze einzeln begießen, was sonst ein perfekt durchdachtes Schlauchsystem übernimmt. Ursache für dieses Wasserproblem sind übrigens die Bauarbeiten an einer Brücke rund eine halbe Stunde von unserer Chacra entfernt. Der Sand, den die Bauarbeiter immer wieder freischaufeln müssen, um die Brücke fertigzustellen, verstopft unsere Wasserkanäle. Dieses Problem beansprucht viele Stunden, sodass zwischenzeitlich nicht viel Zeit für anderes blieb. Nichtsdestotrotz haben wir die Insektenplage im zweiten Gewächshaus überwunden, haben alles vom Unkraut befreien können, Löcher bzw. Reihen gehackt, um Neues zu pflanzen und hin und wieder auch genug Zeit gehabt, Quatsch zu machen. Obwohl das Wetter nämlich in den letzten Wochen extrem kalt geworden ist, heizen sich die beiden Gewächshäuser so sehr auf, dass eine Wasserdusche aus dem Brunnen sehr gut tut. Außerdem haben wir, wie bereits erwähnt, allen Mais geerntet. So hatten wir vor rund zwei Wochen alle Hände voll zu tun, jeden Maiskolben zu schälen und nach Farben zu sortieren. Neben vielen fast weißen, gibt es auch einige dunkelgelbe und vereinzelnd lilafarbene Kolben, die nun im zweiten Gewächshaus ausgebreitet zum Trocknen liegen. Auch habe ich bereits schon einmal erwähnt, dass wir vieles nicht mehr anpflanzen können, da es für einige Pflanzen zu feucht bzw. zu kalt ist. So wichen alle Tomatenpflanzen, Gurken und Radieschen, sodass auf dieser Fläche Blumenkohl, dicke Bohnen, Erbsen und rote Beete wachsen können.

 

Hauaufgabenbetreuung

 

Mit vielen meiner Kinder bin ich mittlerweile ein eingespieltes Team. Es macht Spaß, ihnen bei ihren Hausaufgaben zu helfen, auch wenn ich hin und wieder die Hände über dem Kopf zusammenschlage, wenn ich ihre Aufgaben sehe. Nicht selten müssen sie in hunderter Schritten die Zahlen 0 bis 10.000 aufschreiben, in fünfhunderter Schritten die Zahlen 1.000.000 bis 0, im Anschluss die Division lernen, obwohl die Grundregeln für Addieren und Subtrahieren fehlen. Da freue ich mich schon immer über Aufgaben wie „Schneide aus der Zeitung 50 Wörter aus und lerne die Silbentrennung“ oder „Schreibe ein Gedicht für die Mutter zum Muttertag.“ Hier scheint es dem Lehrer gleichgültig zu sein, ob die Kinder sich wirklich eigene Gedanken machen oder einfach Texte aus einem x-beliebigen Buch abschreiben. Viele der Kinder sind wirklich schon wie Geschwister geworden, wobei der Zugang zu anderen wirklich schwierig ist. Während einige noch nach der Hausaufgabenbetreuung mit mir zusammensitzen und lachen, Galgenmännchen spielen oder Pokémons malen, ist es bei anderen schwierig, nur eine Stunde zusammen zu sitzen und die Hausaufgaben zu erledigen. Auch schwierig ist es, dass fast jede Woche ein neues Kind hinzukommt. Um das Kind kennenzulernen, fehlt die Zeit - um zu merken, ob er/ sie dich gerade anlügt oder wirklich keine Hausaufgaben aufhat, da die Arbeit mit den bisherigen Kindern voll und ganz ausreichen würde, um den Tag zu füllen.

 

Der Englischunterricht

 

ist zum Haare raufen. Nachdem wir die Unterrichtsreihe der Verben mit den Kindern beendet hatten, haben wir begonnen einen Film zu schauen. Anstatt dass sie darüber glücklich wären und nun ein bisschen bereitwilliger lernen, gehen sie einfach aus dem Raum raus, wenn sie keine Lust mehr haben, zum Film passende Vokabeln zu lernen. Stattdessen schreien sie im Raum rum und veräppeln uns nach Strich und Faden. Letztens behaupteten die Großen vor dem Unterricht zu uns, dass sie so viele Hausaufgaben auf hätten, sodass sie gar keine Zeit hätten, um Englisch zu lernen. Kaum war eine der Schwestern im Raum, die die Erlaubnis erteilen sollte, von Unterricht fern zu bleiben, behaupteten sie, dass sie gar nicht zum Englischunterricht gehen konnten, da der Raum abgeschlossen sei. Solche Art von Lügen hören wir fast jeden Tag, was mich hin und wieder einfach nur zur Verzweiflung bringt, andererseits auch belustigt, wie stumpf die Kinder lügen können.

 

Cusco

 

Cusco – eine traumhafte Stadt. Mittlerweile könnte ich mir sogar vorstellen, einmal in dieser Stadt zu leben, auch wenn man überall als „gringa“ bezeichnet wird. In Cusco haben wir mit den Freunden unseres Gastbruders wirklich nette Leute kennengelernt, die ich auch nie wieder in meinem Leben missen möchte. Oft treffen wir uns mit ihnen am Wochenende, feiern Geburtstage oder ich schreibe hin und wieder bei Facebook oder Whatsapp mit ihnen. Am letzten Wochenende war aber ein „Freundes-freies-Wochenende“, da wir zu sechst, mit allen Freiwilligen, in ein Nachbardorf gefahren sind, um dort fliegen zu lernen – Paragliding stand auf dem Tagesplan, was einfach atemberaubend schön war! Wir hatten zwei liebe Fluglehrer – Edgar und Leo – die je mit einem von uns im Schlepptau abgehoben sind. Die Landschaft ist einfach wundervoll, geprägt von Feldern und Bergen. Das i-Tüpfelchen war, dass ich im Sonnenuntergang fliegen durfte, wodurch leider aber ein wenig der Wind ausblieb – sodass ich am nächsten Tag noch einmal geflogen bin. Mit Leo habe ich auch einige Drehungen und Spiralen in der Luft gedreht, wodurch dem ein oder anderen in der Luft zwar schlecht geworden ist, ich allerdings einfach nur meine Freude hatte und nie mehr landen wollte. Allerdings ließ an diesem Wochenende Sonnenbrand und Mückenstiche grüßen!

Sonst bummel ich in Cusco einfach gerne durch die Straßen, besorge das ein oder andere Mitbringsel für meine lieben Freunde und meine Familie, genieße stundenlang den Plaza de Armas oder treffe mich, wie gesagt, mit Freunden meines Gastbruders.

 

Was sonst noch so geschah

 

Da es aber trotz alledem immer einen Tag der Woche gibt, der aus der Reihe fällt, möchte ich von je einem Ereignis der letzten beiden Wochen berichten.

 

Am 15. Mai, einem Donnerstagnachmittag, feierten wir mit allen Kindern die Gründerin des Schwesternordens. Begonnen hatten die Vorbereitungen am Vortag, als Franca, Florian und ich zusammen mit Schwester Poli viele Apfelkuchen gebacken haben, die wir donnerstagabends zusammen aßen. Außerdem fand ein Malwettbewerb statt – bei dem aber keiner gewann, da die Oberschwester alle Bilder als „hässlich“ empfand. Später schauten wir noch einen kindlichen Film über das Leben Madre Magaritas, bei dem allerdings viele der Kinder einschliefen. Ein Geschwisterpaar schlief Arm in Arm auf dem gleichen Stuhl; dieses Bild werde ich so schnell nicht mehr aus den Augen verlieren.

 

An diesem Montag wurde unser Küken in der Gruppe, Regina, auch endlich 18 Jahre alt. Da aber der Tag im Prinzip ein ganz normaler Arbeitstag war, gingen wir morgens auf die Chacra, um vor allem Unkraut zu jäten - eine Aufgabe, die man sich gewiss nicht als Geburtstagsgeschenk wünscht. Auch die Hausaufgabenbetreuung verlief normal bis zum dem Punkt, als Pavela „Happy Birthday“ mit allen Kindern der Sekundaria anstimmte. Auch später in der Messe sang der Pastor mit der Gemeinde für Regina. In dieser Messe wurde außerdem ein kleiner Junge getauft, der mich während der Messe immer zuckersüß anlächelte.

 

Damit verabschiede ich mich aus dieser Woche und wünsche euch, dass das gute Wetter in Deutschland weiterhin so schön bleibt!

 

Einen eiskalten Gruß aus dem frierenden und kalten Cusco,

eure Anna

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Ein bisschen Alltag

Liebe Leute

 

In weniger als 2 Monaten werde ich schon wieder im Flugzeug nach Düsseldorf sitzen. Auf der einen Seite freue ich mich riesig auf einige Gesichter und Dinge, die man im Hochandenland nicht erleben kann, aber auf der anderen Seite wird es auch ein sehr unschönes Gefühl sein, da ich nicht weiß, ob oder wann ich die Menschen wiedersehe, die ich hier kennen-, schätzen- und liebengelernt habe. Wenn ich daran denke, kommen mir ab und zu jetzt schon die Tränen. Einige der Kinder sind schon fast wie Geschwister für mich geworden - und selbstverständlich findet man es dann doof, einige Geschwister eventuell nie wieder zu sehen.

 

Jetzt möchte ich ein wenig von meiner Woche berichten, die zwar manchmal drunter und drüber ging, aber eigentlich voll und ganz dem Alltag entspricht:

 

Montag, 5. Mai 2014 –

 

Der Montagmorgen war vor allen Dingen wieder geprägt vom Reihen graben. Dieses Mal haben wir es so gemacht, dass wir je zweier Teams gebildet haben. Während beispielsweise Florian mit der Spitzhacke die Erde aufgelockert hat, hatte ich Pause und konnte anschließend mit der Schaufel die lockere Erde hinausschiffen. Da wir drei solcher Teams bilden konnten, ging die Arbeit wirklich sehr gut und auch schnell von der Hand, auch wenn ich so viel mehr als sonst geschwitzt habe. Auch Romolo, der Mann unserer Bäuerin, hat tatkräftig mitgeholfen, sodass nun alle Reihen gegraben sind und die Aufgabe der nächsten Tage sein wird, die Reihen mit Dünger zu füllen und wieder zu schließen. Romolo hat es bei solchen Arbeiten einfach drauf, weshalb ich nicht stolz auf meine Leistung sein kann – Während ich mich noch an der ersten Reihe abmühe, hat Romolo schon längst die dritte fertiggestellt; schon frustrierend. Auch haben wir wie jeden Montag geerntet. Dieses Mal Rote Beete, Mangold, Salat und Tomaten.

Nachmittags fand für mich wohl die schlimmste Hausaufgabenbetreuung des Jahres statt, da all meine Kinder nicht wirklich Hausaufgaben aufhatten, allerdings je ein Lied und ein Gedicht für ihre Mutter zum Muttertag schreiben sollten. So setzte ich mich über eine halbe Stunde mit den Kindern hin und schrieb einen ziemlich guten Text, den jedoch am Ende kein Kind haben wollte, da sie wie aus dem Nichts ein Buch aus ihrer Schultasche zauberten und daraus Texte abschrieben. Die ganze Arbeit für die Katz. Nach der Messe fand auch der Englischunterricht statt, der sehr erfolglos und laut verlief.

 

Dienstag, 6. Mai 2014 –

 

Ich kann nicht mehr. Schon wieder bin ich mit starken Bauch- und Kopfschmerzen aufgewacht. Mir ist schwindelig und konnte so schon wieder nicht arbeiten, was mich im Moment ziemlich fertig macht und Nerven kostet. Dienstag ist immer der Tag, an dem ich die kleine Nataly aus dem Kindergarten abhole, was mich sehr viel Kraft gekostet hat. Die Kleine ist aber zuckersüß! Außerdem haben an diesem Vormittag erneut nicht nur mein Körper rebelliert, sondern auch die Lehrer der einen Grundschule gestreikt, sodass nur eins meiner Kinder aus meiner Gruppe Unterricht hatte. Die anderen wurden nachmittags mit Arbeitsblättern versorgt. Beziehungsweise haben wir die Aufgaben, die schon am vorherigen Tag hätten gemacht werden sollen, fertig gestellt. Im Internetcafé habe ich einige Gedichte für die Mutter ausgedruckt, die die Kinder mit Schönschrift in ihr Heft übertragen haben. Schockierend war es für mich, wie auch die, die keine Eltern mehr haben, große Herzen in ihre Hefte gemalt haben mit Großbuchstaben „Ich liebe dich, Mama“ geschrieben haben.

 

Abends beim Englischunterricht haben wir mit den großen Kindern angefangen einen Film zu gucken, um auch einmal etwas „cooles“ mit ihnen zu machen. So schauen wir zurzeit „Beim Leben meiner Schwester“ auf Spanisch mit englischen Untertiteln, halten hin und wieder den Film an und fragen nach Vokabeln. Am Ende des Filmes werden wir einen Test über alle gelernten Vokabeln schreiben.

 

Während ich krank im Bett lag, habe ich unter anderem viel nachgedacht, was ich vor allem hier oben in den Anden vermissen werde. Auch hatte ich mich über dieses Thema mit Franca und Regina am Wochenende unterhalten. Für mich steht fest, dass ich definitiv Cusco und auch Quiquijana zu gleichen Anteilen vermissen werde. Das einfache Leben oben im Andendorf, das Einkaufen in kleinen Läden, womit man die Familien gut unterstützen kann. Das freundliche Grüßen von Jung und Alt. Die Andenkette und die wärmende Sonne am Nachmittag rund ums Jahr. Die Kinder und vor allem auch unsere Nonnen. Wie auch in Cusco durch die Straßen zu schlendern, einen Fruchtsaft zu trinken. Die liebgewonnen Freunde und Bekannten. Der Plaza de Armas besonders bei Nacht oder in einem Café einen guten Kaffee zu trinken, die Aussicht zu genießen und eventuell auch von jedem als „Gringa“ abgestempelt zu werden.

 

 

Mittwoch – 7.Mai 2014 –

 

Am Mittwochvormittag hatten wir auf der Chacra wieder eine besondere Aufgabe. Da unser Wasserproblem immer noch nicht behoben ist, haben wir heute den Schlauch freigelegt, der unter anderem für den Zufluss verantwortlich ist und haben festgestellt, dass sich in einem Gelenk des Rohres eine Metalldose verfangen hatte, wodurch das Wasser nicht mehr weiterfließen konnte. Allerdings muss diese Dose mutwillig in den Schlauch gedrückt worden sein, da ein Netz verhindert, dass solch große Gegenstände ins Rohr gelangen können. So legten wir erst mit Spitzhacke und Schaufel das Rohr frei, sägten es anschließend an einer Stelle auf und entdeckten kurze Zeit später den Übeltäter. Mit sehr dreckigen Fingern und einem rund 10 Meter langen Schlauch gingen wir später zurück zur Chacra, ernteten dort noch eine Menge angefangen von Mangold über Rote Beete bis hin zu Maiskolben. In den Gewächshäusern war es wieder sehr heiß, sodass wir ein wenig früher von der Chacra zurückgehen durften. So habe ich noch Regina, Schwester Poli und Benjamin beim Brotbacken geholfen und erst im Anschluss zum Schwesternhaus gegangen, um mich umzuziehen und für das Mittagessen fertig zu machen.

Nachmittags lief alles nach Plan, der Englischunterricht mit den Kleinsten fiel für ein Rosenkranz-Gebet aus und mit den jüngeren des offiziellen Englischunterrichtes haben wir auch einen Film geschaut, der bei allen sehr gut angekommen ist. Sehr müde und erschöpft viel ich abends wieder ins Bett mit der Gewissheit am nächsten Morgen ordentlich auf der Chacra arbeiten zu dürfen.

 

Donnerstag – 8.Mai 2014 –

 

Donnerstag, ein schön sonnig und warmer Tag, an dem auf der Chacra Löcher geschlossen werden mussten und Tomatensträucher zurückgeschnitten wurden. Durch die Hitze haben wir uns aber auch viel ausruhen dürfen und im Haus gesessen und über vieles gequatscht. Nach dem täglichen Spülen machten Regina und ich uns wieder auf den Weg nach unten, ruhten uns noch vor der letzten Hausaufgabenbetreuung der Woche aus. Bei dieser gab es heute nicht allzu viel zu tun, allerdings habe ich schon wieder einen neunen Jungen hinzubekommen. Mittlerweile darf ich auf neun Viert- bzw. Fünftklässler aufpassen. Außerdem kommen hin und wieder die Kleinsten von Schwester Poli hinzu, mit denen ich dann die Zweier- oder Dreier- Reihe übe. Ein Mädchen zum Beispiel kann nicht verstehen, dass man bei x10 einfach nur eine Null anhängen muss und braucht gefühlt zwanzig Minuten, um die Aufgabe 3x10 auszurechnen. – Das mathematische Verständnis ist bei den meisten sehr niedrig.

Im Englischunterricht am Abend haben schon einige Kinder gefehlt, um nachmittags ihren Familien im Dorf beim Vorbereiten für Muttertag zu helfen. So schauten wir nur mit einigen wenigen Kindern den Film weiter, wobei viele der vierzehn/ fünfzehn jährigen Kinder ausgeflippt sind, als sich an einer Stelle zwei Menschen geküsst haben – Wundersüß!

Als wir im Schwesternhaus ankamen, feierte unser Pastor in seinem Garten mit vielen Christen einen Gottesdienst, den Regina und ich von unserem Balkon aus beobachten. Auch wenn viel auf Quechua gebetet wurde, war die Stimmung sehr schön. Der Garten mit vielen Menschen gefüllt und mit noch mehr Kerzen erleuchtet.

 

Freitag – 9.Mai 2014 –

 

Am Freitagmorgen wurden in den Schulen schon Muttertag gefeiert, sodass Regina und Franca diese Feier mit ihren Instrumenten begleiteten, Anna-Maria fuhr mit den Schwestern nach Cusco, um Lebensmittel einzukaufen, die beiden Jungs knechteten auf der Chacra und ich wusch alleine alle Kleidung. So verstrich der Morgen zwar etwas langweilig, aber es gab Zeit genug, um Fotos für meinen Blog rauszusuchen (schaut mal in der Bildergalerie) und einmal im sturmfreien Haus meine Musik in angemessener Lautstärke zu hören.

Nach dem Mittagessen fuhren wir dann schon zurück nach Cusco. Ich besorgte mit Regina noch schnell ein Geburtstagsgeschenk für einen Kumpel, der an diesem Wochenende seinen Geburtstag feierte und zu dem wir auch am Abend eingeladen waren.

 

Damit verabschiede ich mich aus Quiquijana bzw. Cusco.

 

Bis ganz bald,

eine liebe Umarmung,

 

eure Anna

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Schöne letzte Tage im April, schöner Start in den Mai

Liebe Leute,

schon wieder ist eine Woche vorbei und ich kann kaum glauben, dass die Zeit schon schnell vorübergeht. Manchmal habe ich am Freitagnachmittag das Gefühl, ich sei gestern erst nach Quiquijana gefahren – wobei es diesmal wirklich stimmte.

Die Woche begann ziemlich ruhig mit wenig Ausnahmen – allerdings lag ich schon am Montagvormittag erkältet mit Husten, Schnupfen und vor allen Dingen Halsschmerzen im Bett und ließ gezwungenermaßen die anderen alleine auf der Chacra arbeiten, wobei an diesem Morgen mehr krank waren, als arbeiten konnten. – Die kalten Monate sind wieder gekommen und wir müssen uns daran gewöhnen, wieder morgens mit Schal und Mütze aus dem Haus zu gehen.

 

Hier in Peru kann man eigentlich eher sagen „der launische Mai“, als der „regenreiche, wetterunbeständige April“. Denn wenn man morgens gegen 7:30 / 8 Uhr aus dem Haus geht, fragt man sich, warum der Pullover, die Mütze und der dicke Schal nicht ausreichend wärmen. Vier Stunden später – auf dem Rückweg von der Chacra zum Schwesternhaus – regt man sich auf, diese ganzen Kleidungsstücke tragen zu müssen, da man eingehen würde, würde man sie anziehen.

Allerdings kommt es auch gerne vor, dass die Sonne in ihrer vollen Pracht scheint und einen Sonnenbrand erzeugt und in der nächsten Sekunde der strömende Regen mit Gewitter dein Eis nicht mehr schmecken lässt.

 

Auf der Chacra haben wir im Moment die schöne Aufgabe in den heißesten Teilen der Gewächshäuser lange, zwanzig Zentimeter tiefe Reihen mit Spitzhacke und Schaufel zu graben. Spätestens nach sechs Reihen geben wir im Durchschnitt auf, während uns schon der Schweiß vom Rücken tropft und der Schwindel pro Sekunde zunimmt.

 

„Aus Grün wird Grau“

Vor allen Dingen in den letzten Wochen wandelt sich sehr die Farbe der Felder und des Waldes. Die großen Maisfelder wurden radikal zurückgeschnitten, die Wiesen mit Schutt belagert und die Bäume wirken seltsamer Weise auch kahler als zuvor. Die Regenzeit ist vorbei, die Sonne kommt. Die Felder sind zum Ernten bereit und ein tristes grau weicht der Farbe der Hoffnung und des Lebens, dem Grün. Außerdem habe ich ein wenig das Gefühl das mit diesem Wandel auch ein bisschen meine Hoffnung schwindet. Die Hoffnung, hier wirklich etwas zu verändern, ein kleines Stück zu verbessern, zu verschönern. Auch wenn kein Freiwilliger diese Illusion haben sollte, dass sich durch seine Hilfe in einem Land, in dem es feste Strukturen gibt (wie in jedem Land), etwas verändern könnte, hofft es im Prinzip jeder.

 

Nachdem der Montag mit einer schönen Messe abgeschlossen worden ist, entpuppte sich diese Woche wieder sehr abwechslungsreich, mit vielen Ausnahmen und Besonderheiten. So gaben wir kein einziges Mal in dieser Woche Englisch- oder Computerunterricht und die Hausaufgabenbetreuung fand auch nur noch am Dienstagnachmittag statt – Und zwar nur mit den Grundschülern. Während Anna-Maria, Regina, Benni und Flo mit den Kindern der Sekundaria den Mais auf unserer Chacra ernteten, halfen Franca und ich bei den Hausaufgaben unserer Kleinsten. „Male das Rathaus, dein Haus und deine Schule“, „Schreibe die vorige und folgende Zahl von 5000, 4876 und 3256 auf“ (das waren nur einige, leider wenige Beispielzahlen), „Schreibe eine Zusammenfassung des Buches Paco Yunque“ oder „Beschreibe mit deinen eigenen Worten wie das Verdauungssystem des Menschen funktioniert“ – Ich werde die Augenblicke vermissen, in denen rund zwanzig Kinder auf mich zu rennen und alle gleichzeitig eine Lösung hören möchten. Nach der Ernte und unserer Hausaufgabenbetreuung nahm alles seinen gewöhnlichen Gang, die Kinder begannen ihre Sachen zusammenzusuchen, um am nächsten Morgen schon früh zu ihren Familie aufzubrechen.

 

Während die Kinder zu ihren Familie liefen, machten wir uns auf den Weg zur Chacra, hackten Reihen in der Erde und ernteten einen Sack Mangold, je einen halben Eimer Tomaten und Bohnen sowie fünf Salatköpfe – Von allem nur ein bisschen, da wir ja auch nur eine handvoll Kinder zu ernähren hatten. Währenddessen waren Flo und Franca in der abzureißenden Küche beschäftigt, in dem sie mit Schleifpapier die Wände abschmirgeln mussten.

 

Und von diesem Mittag an bis Donnerstagnacht gab es rein gar nichts für uns zu tun – Die Kinder bei ihren Familien, das Wasserproblem auf der Chacra vorübergehend besiegt. Daher machte ich mich am Donnerstagmorgen (um 5:30 Uhr – so bekloppt wie ich bin) auf den Weg nach Cusco, um dort schon gegen 8 Uhr einzutrudeln. Nachdem ich schnell meine Sachen in der Gastfamilie untergebracht hatte, schlenderte ich durch die Straßen mit dem eigentlichen Gedanken, zu frühstücken. Als ich am Plaza de Armas ankam, änderte sich dieser Plan abrupt, da gerade die Glocken der Kathedrale zur Messe riefen. Dort feierte ich eine schöne Messe mit einem jungen Pastor, der eine schöne, eindrucksvolle Predigt hielt. Kaum verließ ich die Kirche wieder, kamen mir mehrere hunderte Männer und Frauen entgegen, die demonstrierten. Wogegen weiß ich leider nicht genau, ich wusste nur, dass es Zeit war, zu gehen, als neben mir eine Rakete in die Luft schoss, die mich für einen Moment nicht mehr hören ließ. Nach der Messe sprach mich Ezequiel an, ein junger Kunststudent aus Cusco, der mich versuchte ein wenig über die Demonstrationen aufzuklären und mit mir eine Runde zu spazieren, um sich ein wenig zu unterhalten. An diesem Vormittag habe ich nicht nur viel über die deutsche Geschichte geredet, sondern auch viele neue Dinge über die Inka-kultur erfahren.

 

Im Anschluss habe ich mit meinem lieben Opa telefoniert, der an diesem Tag seinen Geburtstag feierte (Auch hier Alles Gute, liebster Opa!), war in der Stadt eine Kleinigkeit essen und genoss in vollen Zügen die heiße Sonne, erledigte noch das ein oder andere und machte mich am Nachmittag, gegen sechs Uhr auf den Weg zurück nach Quiquijana. Im Endeffekt bin ich heilfroh schon so früh gefahren zu sein, denn ich brauchte an diesem verfluchten Abend über drei Stunden, um wieder anzukommen. Fiel abends todmüde ins Bett, nachdem ich über 17 Stunden auf den Beinen war, ohne ein einziges Mal lange zu sitzen oder gar zu schlafen (Mitleid?)

 

Am Freitagvormittag wuschen Regina und Franca die Wäsche – Ich war zusammen mit den anderen auf der Chacra, wobei wir an diesem Vormittag wieder nicht mehr geschafft haben, als sieben Reihen zu graben – in rund vier Stunden. Morgens wollte ich mich noch dagegen währen meinen Pullover auszuziehen aus Angst zu erfrieren, wenige Stunden später wollte ich nichts mehr von meinem Pulli wissen und ihn am liebsten auf der Chacra liegen lassen.

 

Nach dem Mittagessen sollten wir eigentlich noch aus der umzubauenden Küche den Schutt zur Chacra fahren. Aber „wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo eine Filippa her“. Unsere Köchin hatte sich kurze Zeit vorher dazu bereit erklärt, die Sache in die Hand zu nehmen, und den Schutt zu verlagern, sodass wir schon um drei Uhr die Fahrt nach Cusco antreten konnten.

 

Damit verabschiede ich mich aus dem heiß-kalten Cusco,

in Liebe und bis bald,
eure Anna

 

P.S.: Seid euch bewusst: Es sind keine zwei Monate mehr! ♥

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Der ganz normale Trubel ♥

Liebe Leute,

 

Das Osterfest ist nun mit allen Feierlichkeiten und Extra-Aktionen vorbei, sodass auch bei uns in der Albergue langsam aber sicher Alltag einkehrt. So findet beispielsweise die Hausaufgabenbetreuung wieder zur gewohnten Zeit und im gewohnten Umfang statt und das Unvorhersehbare im Tag hat sich ein wenig reduziert. Denn obwohl die heilige Woche vorbei ist, heißt es noch lange nicht, dass eine Woche strikt nach Plan abläuft. Seht selbst:

 

So waren wir am Montagmorgen zwar wie gewohnt mit allen auf der Chacra – Wir vier Mädchen haben geerntet und Tomaten zurückgeschnitten und die Jungs sind noch einmal zu der Brücke gelaufen, an der sich die Wasserquelle unserer Chacra befindet, denn: Es gibt schon wieder bzw. immer noch kein Wasser. Mit Schaufel und Spitzhacken geht es an solchen Tagen dann darum, die Quelle von Sand, Staub und Dreck zu befreien. Wir Mädchen werden bei diesen Aufgaben nur hin und wieder benötigt, sodass wir dann Aufträge bekommen wie in der Zeit zu ernten oder Sträucher zurückzuschneiden. Da hier im Moment wieder die Kälte einkehrt, können wir vieles nicht mehr anpflanzen. Statt Zucchini, Tomaten, Böhnchen oder Gurken gibt es jetzt wieder viele Erbsen oder Kohlköpfe. Die alten, vertrocknenden Pflanzen sind vielen großen, neuen Löchern gewichen, in denen wir demnächst neue Samen einpflanzen werden. Auch wenn das Löcher hacken und Erde auflockern sehr anstrengend sein kann, macht es uns Spaß, uns körperlich richtig auszutoben.

 

Am Dienstagmorgen haben wir auf der Chacra Hilfe von unseren starken Jungs der Albergue bekommen, da erneut die Schule und alle Lehrer gestreikt haben. Statt zur Schule zu gehen durften die kleinen Jungs daher aus den Gewächshäusern Steine sammeln und nach draußen tragen und die Großen zur Quelle laufen, um unser Wasserproblem zu beheben. Während wir Freiwilligen damit beschäftigt waren, Löcher zu mit Dünger zu schließen, schlichen immer wieder die kleinen Jungs mit einem Sack Steine auf dem Rücken um uns herum. Es ist der Wahnsinn, wie stark die Kinder sind und niemals zugeben würden, dass ein Sack zu schwer bepackt wurde.

 

Die Hausaufgabenbetreuung ist ehrlich gesagt noch anstrengender, wenn die Kinder keine Hausaufgaben aufhaben. Wenn alle Zwerge im gleichen Augenblick um eine neue Aufgabe bitten, da sie die erste bereits erledigt haben. Wenn du direkt zum „bösen Mädchen“ wirst, da du dem Kind, das um Hilfe bittet, nicht sofort helfen kannst, da du gerade damit beschäftigt bist, die ausgedachte Aufgabenstellung einem anderen Kind zu erklären. Dann will das eine Kind partout nicht das Buch lesen, das du für sie ausgesucht hast, motzen, dass es „zu einfach sei“, aber eine halbe Stunde benötigen, um eine Seite zu lesen. Manche Kinder haben dann so viel Köpfchen, sich Bücher auszusuchen, die sie schon auswendig kennen, um die Fragen über das Buch im Anschluss ratzfatz beantworten zu können. Am Dienstagnachmittag war wie gesagt so ein Tag, wobei ich sehr froh war, dass meine drei Mädchen in der Gruppe sich zu beschäftigen wussten und ich mir nur Aufgaben für meine kleinen Bengel ausdenken musste. Außerdem nahmen wir den Tag zum Anlass alle Hefte zu kontrollieren, ob immer alle Hausaufgaben gemacht worden sind und jede erste Seite des Heftes ordentlich bemalt und beschriftet worden ist.

 

Am Mittwochmorgen haben wir wieder alle Pflanzen der Gewächshäuser gegossen, was fast den ganzen Vormittag in Anspruch nahm. Zum Glück gibt es im Moment sehr viele leere Felder, die schon mit Löchern bestückt, jedoch noch nicht bepflanzt sind, sodass man diese zurzeit nicht gießen muss. Außerdem haben wir wie immer ein bisschen geerntet, um die Albergue mit frischem Gemüse zu versorgen. Nachmittags bei der Hausaufgabenbetreuung nahm alles seinen gewöhnlichen Gang – Marco Antonio veräppelte mich wieder nach Strich und Faden, meine drei Mädchen hatten Hausaufgaben auf, die sie nicht machen wollten; mein Schlauster war ausnahmsweise mit seinen Mathehausaufgaben überfordert und Angel – mein kleiner Sonnenschein & Engel, beschäftigte sich mit den ersten Seiten seiner Hefte, die von Tag zu Tag immer schöner und bunter werden. Die schlimmsten fünfzehn Minuten des Tages war die Viertelstunde Englischunterricht mit der Primaria. Die Grundschüler sind gewiss nicht mehr so motiviert, wie am Anfang, vor drei Wochen. Viele hören einfach nicht zu und quatschen, andere sind mitten im Unterricht rausgegangen, ein Mädchen wollte auf den Bänken am anderen Ende des Raumes toben und der Rest saß mehr oder weniger desinteressiert auf ihren Stühlen und ließen die Minuten verstreichen. Solche Tage sind immer wieder entmutigend, da man sich bei der Auswahl des Themas doch immer viel Mühe gibt und versucht kindliche Plakate zum Lernen vorzubereiten.

 

Der Donnerstag – Statt Chacraarbeit, Küche abreißen.

 

Der coolste und sicherlich lustigste Vormittag dieser Woche war der Donnerstagmorgen, in dem Benjamin, Anna-Maria und ich zusammen mit Pavela die einst erste Küche der Albergue abgerissen haben. Mit Spitzhacke, Hammer und Schaufel kloppten wir auf einem Zement-, Steinofen ein, sodass wir am Ende des Tages nicht nur Blasen an den Fingern hatten, sondern auch ein Finger sehr blau und angeschwollen war.

 

Am Freitagmorgen wuschen Anna-Maria und ich, während Franca, Regina und Florian auf der Chacra waren und Benjamin erneut seine Kraft beim Küchenabriss unter Beweis stellen durfte.

Es ist gruselerregend, wie schnell im Moment die Wochen im Projekt vorübergehen, die Wochenende in Cusco verstreichen und im Endeffekt, wie wenig Zeit uns noch bleibt. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, bald wieder in Deutschland zu sein, weil ich nicht begreifen kann, dass das Jahr so fix vorrüberging – Was nicht heißen soll, dass ich euch nicht vermisse!

 

Ich sende euch einen ganz lieben Gruß zu,

bis ganz bald,

eure Anna

 

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Ostern in den Anden. ♥

Liebe Leute,

 

nachdem die vorletzte Woche doch eher sehr ruhig vorüberzog, in der nur der Freitagvormittag durch Extraaufgaben aus der Reihe fiel, begann der Montagmorgen (07.04) der letzten Woche schon viel versprechend abwechslungsreich. Erst musste ich mich wieder daran gewöhnen, unten im Schwesternhaus zu schlafen; nicht mehr neben Franca, sondern neben Regina aufzuwachen und dann daran, dass der Weg zur Chacra nun wieder um einiges länger ist, als zuvor. Dort angekommen haben wir wieder einige Löcher mit Dünger geschlossen, Mangold gesäubert und einige Blätter geerntet.

 

Außerdem bekommen wir seit dieser Woche Unterstützung auf der Chacra von einem Jungen, dessen Studium doch erst in einem Monat beginnt (da für die ärmeren Studenten des Landes einfach mal ein Monat gestrichen wird und die Schwestern nicht so viel Geld aufbringen können); haben am Mittwochvormittag 895 Brote gebacken; sind im Englischunterricht wieder erneut verzweifelt; am Montag- und Dienstagabend in der Messe gewesen und im Anschluss Choclo (große Maiskolben) mit dem Pastor gegessen.

 

Auch haben wir uns noch am Montagvormittag mit Pavela zusammengesetzt, um über unsere Hausaufgabenbetreuung zu sprechen, damit die letzten drei Monate noch reibungslos verlaufen können. Da ich einen Jungen in meiner Gruppe habe, der behauptet, nie Hausaufgaben auf zuhaben – aber auch so „intelligent“ ist, die Hefte, in denen Hausaufgaben zu erledigen sind, in der Schule zu lassen – haben wir beide nun eine Möglichkeit gefunden, ihm auf die Füße zu treten. Bisher wusste ich nämlich nie, dass es noch zwei weitere Schüler in der Albergue gibt, die in der gleichen Klasse sind, da sie in einem anderen Raum zusammen mit Pavela arbeiten.

Am Montagmontag wurde Franca außerdem „Plötzlich Patentante“, da eine Art Nottaufe von der halb jährigen Sheyla Marisol gefeiert wurde, die leider sehr erkrankt ist. Die Eltern hatten somit keine Taufpaten zu ihrer Seite, sodass der Pastor kurzerhand auf Franca gezeigt hat und sie dazu aufforderte, nach vorne zukommen. Auch in der Osternacht wird ihre größere zwei jährige Schwester getauft, bei der entweder Anna-Maria oder ich die ehrenvolle Aufgabe übernehmen dürfen, Patentante fürs Leben zu werden. Dadurch wird sicherlich noch ein weiterer Teil von uns hier in Peru bleiben. Ob ich nun Patentante werde oder nicht, würde ich die Familie im Laufe der letzten Monate gerne einmal in ihrem Heimatdorf Accopata besuchen – Ein armes Nachbarandendörfchen Quiquijanas, durch das wir jeden Sonntag und Freitag mit dem Bus durchfahren.

 

Um noch etwas über den Englischunterricht und meine Hausaufgabenbetreuung zu berichten. Im Moment kann ich einfach nur sagen: Es ist anstrengend. Einerseits erfüllt mich die Arbeit im Moment mehr als sonst und ich bin froh über jede Sekunde, die ich mit meinen süßen Rabauken verbringen kann, andererseits bringen mich im Moment auch die Hausaufgaben der Knirpse um den Verstand. Nicht selten müssen die Kinder in ihren Heften malen und das sind dann so Dinge wie nackte Frauen und Männer im Sozialkundeunterricht, das Verdauungssystem in Biologie, die Kreuzigung Jesu in Religion oder Vikunjas in „Kommunikation“, da eine Geschichte über diese süße Tier handelte – Und wer wird gefragt, diese schöne Dinge für sie zu zeichnen? „ANNA, ayudameeeeeee!“ (Anna, hilf mir!) Und zugebenermaßen, wenn die Kleinen lieb und nett „Bitte“ sagen, lässt sich die liebenswürdige Freiwillige aus Deutschland dazu bereitschlagen.

 

Und schon begann die „Semana Santa“ – Die heilige Osterwoche – die hier im Andenhochland mit besonders viel Programm verbunden ist. Angefangen hat alles am Montagmorgen, an dem ich zusammen mit Florian und Franca 20 kg Brotteig zu Brötchen geformt habe und außerdem ein sehr Mehl, Butter, Fett und Zucker-haltiges Süßgebäck für rund 100 Personen backen durfte. Es machte unheimlich viel Spaß, denn besonders mit der Hilfe Schwester Polis und Cristians geht die Arbeit immer gut von der Hand, sodass wir doch immer recht zügig fertig werden. Nachmittags wurde die Hausaufgabenbetreuung auf nur rund eine Stunde gekürzt, damit alle Kinder der Albergue zusammen mit uns und den Schwestern zuerst die Messe zur Einleitung der heiligen Woche feiern und im Anschluss an einem rund 2 ½ stündigen, aber wundervollen Kreuzweg teilnehmen konnten. Viele starke Männer Quiquijanas wurden der Aufgabe zuteil, das schwere Kreuz auf ihren Schultern zu tragen, viele süße Kinder liefen mit Kerzen in der Hand andächtig mit, sieben Kinder unserer Albergue durften die Messe dienen, an jeder Station standen Männer und Frauen mit Blumen, die sie Jesus entgegenwarfen und ihn mit Weihrauch verehrten. Anders als ich es bisher kannte, wurden einfache Pfannen für den Weihrauch verwendet, anstatt große, veredelte, teure Weihrauchfässer. Wieder etwas, was mich schwer beeindruckt hat, wie man aus einfachen Dingen Großes zaubern kann. Auch wenn sich dieser Kreuzweg wirklich sehr in die Länge zog, bin ich sehr froh daran teilgenommen zu haben und zu sehen, wie auch andere Nationen einem solchen Tag/ einer solchen Woche entgegensehen.

 

Auch der Dienstagvormittag begann nicht alltagsgemäß, da zu Beginn Anna-Maria und Franca schon einmal in der Albergue blieben, um zusammen mit Schwester Poli den Saal für Ostern zu schmücken. Aber auch die übrigen bekamen ein schöne Aufgabe: Da wir im Moment kein Wasser auf der Chacra haben, sind wir erneut zu unserer Wasserquelle am Fluss gelaufen, an der zurzeit der Brückenbau im vollen Gange ist. Aber genau aus diesem Grund konnten wir nicht viel mit unseren Schaufeln bezwecken, da dort rund zehn Männer standen, in ihrem Element vertieft, sodass wir direkt nach der Ankunft wieder den halbstündigen Weg zurück zur Chacra gelaufen sind. Dort haben wir noch schnell einen vollen Sack Bohnen für die Suppe geerntet, geduscht und zum Mittagessen gegangen. Ich habe um ein Uhr Nataly (unser einziges Kindergartenkind) vom Kindergarten abgeholt, auf dem Rückweg ihren rund achtzehn jährigen Bruder kennengelernt, der wohl auch in Quiquijana lebt und danach mich innerlich auf das Programm des Nachmittags eingestimmt. Denn auch an diesem sonnigen Nachmittag gab es nur eine verkürzte Hausaufgabenbetreuung, da sich die Schwestern ein tolles Programm für die heilige Osterwoche ausgedacht haben. Begonnen hat der Nachmittag mit einem Weg, der schwierig zu belaufen war, da viele große Steine das Entlanglaufen erschwerten. Selbstverständlich sollte  der Weg unser Leben symbolisieren und die Steine unsere Fehler, die unseren Lebensweg hier und da nicht einfach gestalten. Viele Kinder sind diesen Weg einen Text vorlesend gegangen und haben an jeden Stein ihre Bitte an Jesus vorgetragen. Nachdem alle Texte verlesen worden waren, trat Florian – verkleidet als Jesus – hervor, der ein großes Herz in der Hand hielt „Ich bin Jesus, der euch alle liebt!“. Auch er lief den Weg entlang, stolperte über den ein oder anderen Stein und im Endeffekt ist glaube ich für jeden deutlich geworden, dass uns Jesus trotz unsere Fehler liebt.

 

Im Anschluss wurden unsere 72 Kinder in zwei Gruppen eingeteilt: Die erste sah bei einem Rollenspiel über das letzte Abendmahl zu, bei dem Florian wieder Jesus darstellte und 12 unserer Kinder die Aufgaben der Jünger übernahmen. Dabei durften alle Kinder auch Wein trinken (in unserem Falle Chica morada) und Brot essen. Die zweite Gruppe sah einen Ausschnitt der Passion Jesu Christi. Danach halfen wir noch einigen Kindern bei ihren Hausaufgaben und mussten glücklicherweise wieder keinen Unterricht geben, da die Zeit so schnell vorüberzog.

 

Am Mittwoch lag ich zur erst einmal krank mit Bauch- und Kopfschmerzen in meinem Bett und konnte mich erst zum Mittagessen aufraffen, zur Albergue zu gehen. Allerdings gegessen habe ich nichts, sondern beteiligte mich nur an einem Gespräch mit zwei Gästen aus Deutschland, die sich unser Projekt vor Ort ansahen. Da die beiden Zahnärzte sind/ waren, haben sie uns auch einige Medikamente und Behandlungsmöglichkeiten für die Zähne der Kinder dagelassen. Ihnen haben wir auch die Albergue in all ihren Facetten gezeigt und die Arbeit auf der Chacra demonstriert.

 

Bevor der Nachmittag mit der Hausaufgabenbetreuung begann, half ich unserer lieben Köchin Filippa in der Küche, die schwer damit beschäftigt war, Tomaten, Gurken, Petersilie und Kohl für einen Salat zu zerschnibbeln. Außerdem griff ich ihr und den Schwestern im Anschluss beim Verteilen des Essens unter die Arme, was mir immer wieder viel Freude bereitet.
Zwischenzeitlich war Filippa ziemlich beunruhigt, da ihre rund sechs jährige Tochter viel länger als normal für den Weg von der Schule zur Albergue brauchte. Nach rund zwei Stunden Verspätung machte auch ich mir große Sorgen, sodass ich auf dem Rückweg zum Schwesternhaus besonders auf die Kinder, die mir entgegenkamen geachtet habe. Und tatsächlich: Am Straßenrand fand ich sie plötzlich, brachte sie zu ihrer Mutter und beide waren doch im Endeffekt glücklich.

 

Bei der Hausaufgabenbetreuung gab es leider an diesem Mittwoch ziemlich viel zu tun, da die meine Mädchen wieder malen mussten. „Male Jesus am Kreuz!“, „Male Jesus wie er an Palmsonntag mit Palmwedeln empfangen wird“, „Erkläre mit eigenen Worten wofür „INRI“ steht, schreibe die Dinge auf, die du an Gründonnerstag und Karfreitag gegessen hast“, und „Erkläre, warum man in der Osterwoche kein Fleisch isst.“  Zwei meiner Jungs mussten einige Aufgaben in Mathematik lösen, was einige Zeit beansprucht hat, mein dritter Junge – mein kleiner Bengel, der nie Lust hat, seine Hausaufgaben zu machen – eine Zusammenfassung über den Tod Jesu schreiben. So wollten die drei Mädchen, dass ich ihnen die Kreuzigung und den Hergang des Palmsonntags in ihr Heft zeichne, die beiden Jungs mein mathematisches Fachwissen und mein kleiner Rabauke eine perfekte, nicht länger als ein Satz lange, Zusammenfassung über die Kreuzigung Jesu bekommen.

 

Im Anschluss habe ich noch alleine die komplette Grundschule in Englisch unterrichtet und habe mit ihnen Vokabeln gelernt, die mit der Schule zu tun haben. Leider sind die Lektionen der CD nicht so kindgerecht gestaltet, wie das Einführungsvideo, in dem man ein tolles Lied singt, in dem viele Vokabeln eingebaut sind. So werden nun nur noch abwechselnd das spanische Wort mit der englischen Übersetzung eingeleuchtet. „Campana – Bell“, „Profesor – Teacher“, „Pizarra – Blackboard“. So sind die Kinder nicht mehr so topmotiviert, wie zu beginnt. Allerdings habe ich mir vorgenommen, mir noch einige andere lustige Lernmethoden auszudenken, die die Lernbereitschaft der Kinder fördert und sie nicht den Spaß am Lernen der Weltsprache verlieren.

 

Unsere Aktivitäten für diesen Abend begannen um 19 Uhr. Begonnen haben wir mit einem tollen Lagerfeuer, das die Schwestern mit unserer Hilfe in der Mitte des Hofes aufgebaut haben. Florian und Benjamin hatten die tolle Idee, dass jedes Kind einen Zettel bekommt und auf diesem Zettel alle Ängste und Sorgen aufschreibt, sodass sie im Anschluss im Feuer verbrannt werden konnten. Während die süßen Mädchen neben mir die Angst vor Spinnen und Ratten aufgeschrieben haben, konnte man an vielen anderen Zetteln erkennen, das ihnen die Aufgabe gefallen hat: Die Blätter waren vollgeschrieben bis oben hin, selbstverständlich weiß ich nur nicht, was sie bedrückt und selbst wenn, würde ich es nicht zum Anlass nehmen, es hier zu veröffentlichen. Entschuldigung!

 

Später gab es dann noch für jedes Kind ein im Lagerfeuer erhitztes Marshmallow, Tee und eins der Brote, die wir am Montagvormittag in der Bäckerei gebacken haben. Die Kinder hatten sichtlich ihren Spaß, vor allem mit den hohen Flammen des Feuers. Die Krönung des Abends waren jedoch zwei junge Männer, die in vielen Städten und Ländern Südamerikas eine Marionetten-Show vorführen. Sie sind nur mit ihren Fahrrädern unterwegs und halten mal hie mal da an, fragen an kleinen und großen Institutionen nach, ob sie mit ihren Marionetten Kinderherzen beglücken dürfen. Im Laufe der Woche habe ich einen der beiden zufällig auf der Straße getroffen, der mich lieb angesprochen hat, was ich denn hier in Quiquijana mache. Daher habe ich ihm ein wenig vom unserem Projekt der Albergue erzählt, er war hellauf begeistert und hat im Anschluss sofort mit Sör Nelly gesprochen, ob er zusammen mit seinem spanischen Kollegen in der Albergue seine Show vorführen kann. Nelly hat dem zugestimmt und es war phänomenal lustig! Die Show war perfekt durchdacht, es wurden viele Titelmusikstücke verschiedener bekannter Filme untergebracht und Bücher fliegen gelassen, ein Troll lernte Flötespielen und ein kleiner Jungs stellte seine Jonglierkünste unter Beweis. Ein begabter Pianist klimperte so lange auf seinem Klavier, bis es zusammenbrach und auch unsere Katze Stuart kam im perfekten Moment um die Ecke gestreut, sodass auch er seinen Part zugesprochen bekam. Selbst die Schwestern kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus, die beiden waren einfach richtig gut und vor allen Dingen lustig.

 

Donnerstagmorgen war dann schon der erste Feiertag, sodass wir erst einmal ausschliefen und dafür sehr von den Nonnen belächelt wurden. Nachdem um neun Uhr dann der Wecker geklingelt hat, haben Regina und ich Fotos ausgetauscht und unsere Blogartikel geschrieben, geduscht und uns auf das Festessen zu Mittag gefreut. Zuvor haben wir beim Pastor zu Hause einige Maiskörner geschält; im Anschluss bin ich auch zurück nach Cusco gefahren, um mit Bekannten aus Cusco über die heiligen Tage nach Urubamba zu fahren.

 

Ich wünsche euch auf diesem Wege wunderschöne Ostertage, viel Erfolg bei der Ostereiersuche und einige glückliche, stressfreie Tage!

 

Liebe Familie, esst bitte ein Stück Gugelhupf für mich mit!

 

Liebe Gisela, du hattest in der letzten Woche Geburtstag. Auch hier möchte ich dir alles Liebe und Gute nachträglich wünschen! Ich hoffe, dir geht es rundum gut!  

 

Beste Grüße und bis bald,

eure Anna!

 

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Keinen Artikel

Liebe Leute,

da diese Woche bis auf einen Stromausfall, Zimmertausch und zweifaches Brotbacken absolut nach dem Plan verlaufen ist, gibt es dieses Wochenende leider keinen Artikel. Ich schreibe nächste Woche wieder ausführlich! ♥ 

 

Bis nächste Woche,

eure Anna

 

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Mein neuer Arbeitsplan ♥

Zeit

Montag

Dienstag

Mittwoch

Donnerstag

Freitag

8:30 – 11:30

Chacra - Ernten

Chacra

Chacra – Ernten

Chacra

Chacra

Brot backen

Waschen

12:30

Mittagessen

15:30 – 16:30

 

Hausaufgaben-betreuung

 

Hausaufgaben-betreuung

 

Hausaufgaben-betreuung

 

Hausaufgaben-betreuung

 

Hausaufgaben-betreuung*

 

16:30 – 17:30

16:30 – 17:30

16:30 – 17:00

16:30 – 17:30

 

 

 

 

 

Cusco!

 

Katechese

 

Musik*²

Englischunterricht mit den

Kleinsten

Park mit den Kleinsten oder Volleyball

18:00 Uhr

17:30 – 19:30

Messe

Abendbrot

19:30 – 20:30

 

Englisch- bzw. Computerunterricht

 

* Hausaufgabenbetreuung mit den Kindern, die auch am Wochenende in der Albergue wohnen (Im Anschluss fahren wir nach Cusco)
*² Franca und Regina spielen in dieser Stunde einige Stücke verschiedener Musikrichtungen, um die Kinder für Musik und Rhythmus zu inspirieren 
*³ Benjamin und Florian unterrichten den Umgang mit dem PC und wir vier Mädels die englische Sprache

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Schon wieder ein Monat im Projekt! ♥

Liebe Leute,

ich kann es mal wieder nicht glauben, wie schnell die Zeit rast. Gerade beginne ich diesen Blogeintrag zu schreiben; es ist Mittwochabend und würde ich meinem Zeitgefühl rechtgeben, wäre es Montagmittag. Aber auch in dieser Woche haben wir wieder sehr viel erlebt; angefangen von der wohl besten Englischstunde dieses Jahres über den „Geburtstag“ des Schwesternordens Siervas de Cristo Sacerdote, dem unsere vier lieben Nonnen angehören bis hin zu tollen Momenten des Blödelns und Quatsch machen mit unseren Kindern.

Am Montag nach der Arbeit auf der Chacra fand eine Reunión statt, bei ich wieder festgestellt habe, dass die Zeit, die uns noch bleibt, gar nicht so kurz ist, wie angenommen. Aber dennoch und definitiv zu kurz! Ich freue mich schon wie ein Honigkuchenpferd auf die folgenden Ereignisse wie die große Maisernte auf dem Feld Hermana Polis, die Osterwoche mit Lagerfeuer auf dem Innenhof, die zweite große Geburtstagfeier der Kinder, den Wettbewerb, bei dem eine Hymne für die Albergue geschrieben werden soll oder den Festtag der Gründerin des Schwesternordens. Bekanntermaßen rast die Zeit nur noch einmal um einiges schneller, wenn es viel Programm gibt.

Von der Chacra gibt es diese Woche nicht allzu viel Neues zu berichten. Wie auch in den letzten Wochen haben wir eine Menge geerntet und mit dem Triciclo zur Albergue gebracht. Langsam aber sicher werden auch die Tomatensträucher leerer – Es ist der absolute Wahnsinn, dass wir seit knapp einem Monat alle drei Tage zwei Eimer geerntet haben, es aber immer noch genügend große, rote Früchte gibt, um davon satt zu werden! Nebenbei graben wir neue Löcher und Reihen mit Spitzhacken und Schaufel, die wir an anderen Tagen wieder geschlossen haben. Allerdings haben wir Zuwachs von zwei Truthähnen bekommen, die Juana in der letzten Woche in Arequipa erworben hatte. (Ziemlich scheue Tiere, wenn es ums Fotografieren geht)

Mit den Kindern macht mir die Arbeit viel Spaß! Auch wen ich am Anfang eher skeptisch war, ob ich den Sprung von den größten Kindern zu den Kleinsten ohne weiteres meistern werde, macht mir die Arbeit mit meinen sieben Rabauken mindestens genauso viel Spaß, wie mit den Großen. Manchmal möchte ich zwar am liebsten, dass die Kinder die Hefte zuschlagen und die schwachsinnigen Hausaufgaben nicht machen, aber das hätte nur zur Folge, dass sie Probleme mit ihren Lehrern bekommen, anstatt, dass sich etwas im Schulsystem ändert. „Schreibe die Zahlen 7000 bis 8000 auf“, „Schreibe in Sechserreihe die Zahlen von 0 bis 900“, „Schreibe 10 Wörter, die mit ‚pla, ple, pli, plo, plu‘ beginnen“, und mein täglicher absoluter Favorit „Schreibe die Zahlen 22789, 12403, 57835 aus“ (allerdings rund 30 solcher Zahlen!).

Man merkt, dass ich von diesen Aufgaben nicht allzu viel halte. Das kann ich ihnen leider nur nicht sagen, da sie dann nur einige Bestätigung hätten, ihre Hausaufgaben nicht zu machen. Zur Folge hat das Ärger mit dem Lehrer/ der Lehrerin, was ich keinem Kind zumuten möchte und kann.

Der Englischunterricht!

Man mag es kaum glauben, aber zurzeit macht mir der Englischunterricht wahnsinnig Spaß. Ich unterrichte nun nur noch mit Regina zusammen, denn unsere ehemaligen Gruppen haben wir in zwei gleichgroße kleinere aufgeteilt. Zwei in der Gruppe der größeren Schüler (14 bis 18 Jahre) wissen Dinge, die ich niemals von ihren erwartet hätte. Vokabeln wie „singen“, „spielen“, „schlafen“, „essen“ oder „haben“ sind für sie kein Problem und vergessen das „s“ in der dritten Person Singular nur noch selten. Sie fragen nach, wenn ihnen etwas komisch vorkommt und haben Sätze gebildet wie „Ich esse einen Apfel“, was im letzten Jahr noch absolut undenkbar gewesen wäre. Mich freut es so, dass ein sichtbarer Erfolg zu sehen ist! Aber auch die kleinen scheinen nach und nach die Regel „He/ She/ It – das S muss mit!“ zu verinnerlichen. Zwar ist die Stunde mit ihnen immer noch deutlich anstrengender; nicht nur ein Kind wurde in der letzten Stunde rausgeschmissen, aber es bessert sich! Und das macht mich froh.

Am Dienstag war der „Geburtstag“ unserer Nonnen, da es ein Feiertag zu Ehren Marias war, die die Schwestern Kolumbiens und Perus stark verehren. Aus diesem Grund waren Franca und ich nicht auf der Chacra, sondern haben in der hauseigenen Bäckerei der Albergue zwei Apfelkuchen gebacken, die wir nach dem Festessen unten im Schwesternhaus verputzt haben. Leider habe ich von der Messe in der Kapelle unten nicht all zu viel mitbekommen, da ich noch auf den Kuchen im Ofen aufpassen musste, dass er nicht verbrennt, da er einfach nicht fertig werden wollte. Als ich gerade unten ankam, war der Pastor schon in seiner Predigt vertieft. Im Anschluss hab ich schnell die süße Nataly im Kindergarten abgeholt und auf meinen Schultern zur Albergue gebracht, sodass ich nicht viel zu spät beim Mittagessen im Schwesternhaus ankam. Zusammen mit Franca habe ich den noch nicht ganz fertigen Kuchen aus dem Ofen geholt und nach unten geflitzt, während die anderen schon beim zweiten Gang waren. Das Festessen bestand aus sage und schreibe vier Gängen: Nach einem phänomenalen Salat Schwester Polis, gab es eine leckere Suppe und im Anschluss ein riesiges Stück Lasagne für jeden - Und ehrlich: Ich war schon nach dem ersten Gang pappsatt. Zum guten Abschluss gab es dann noch den Kuchen und ein leckeres Eis, das der Pfarrer Cesar spendiert hat. Alles superlecker, aber jeder von uns ist fast geplatzt oder an Magenüberlastung gestorben. Mit Hermana Cecilia und Schwester Delfina sind wir zusammen zur Albergue zurückgelaufen und haben so viel gelacht, wie lange nicht mehr zusammen. Cecilia hat Delfina in ihrer Gangart nachgemacht, hat uns gezeigt, wie man nach einem solchen Essen richtig geht und mit mir beschlossen, gemeinsam zu platzen. Nach einer Stunde des Verdauens und Ausruhens haben wir uns nachmittags noch beim Volleyballspielen ausgelassen und laut Musik gehört, Hausaufgaben mit den Grundschülern gemacht und den Tag locker und gemütlich ausklingen lassen.

Und jetzt, liebe Leute, werde ich von dem berichten, was ihr mir wahrscheinlich nicht glauben werdet. Ich nenne diesen Lebensabschnitt „Projekt Peruanerin“, denn ich habe mal wieder zur falschen Zeit am falschen Ort „Ja“ gesagt. Als ich mich mit einem guten Freund meines Gastbruders über mein Leben in Peru unterhalten habe, sagte ich, dass es mir nicht gefiele von jedem als „Gringa“ bezeichnet; von vielen als Touristin betrachtet und daher auch preislich über den Tisch gezogen zu werden. Er erwiderte mir, dass wir uns am nächsten Wochenende (diesem hier) treffen werden, zum Frisör gehen, meine Haare dunkel färben, braune Kontaktlinsen kaufen und meine Haut durch Bräunungsmittel verändern. Ich habe gelacht, es nicht als ernst wahrgenommen und ihm die Hand drauf gegeben – Jetzt habe ich das Schlamassel. Wenn ich es nicht tue, schulde ich ihm einen Kasten Bier. Und Wettschulden sind Ehrenschulden!

Am Donnerstag und Freitag ist nicht mehr sonderlich viel passiert; außer, dass wir am Freitagabend kurz bevor wir uns wieder auf den Rückweg nach Cusco gemacht haben, Tamales zubereitet haben. Zusammen mit Hermana Poli haben wir einige Maisplanzen geschält, die Körner zu einer Masse mit einer Art Fleischwolf zerkleinert und im Anschluss die Masse in Maisblätter eingewickelt, gekocht - Schmeckt echt super! Danach habe ich mich schon mit den anderen wieder auf den Heimweg gemacht und sehe gespannt einem schönen Wochenende entgegen.

 

Liebe Grüße aus den Anden,

eure Anna. ♥

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Paracas, Iquitos, Lima - Teil 2 meines Urlaubes!

Nach drei erfolgreichen Tagen in der Heimat, in denen ich auch die drei Chilenen, die ich in La Paz kennenlernte, wiedertraf, stieg am 07. Februar mein Flugzeug in die Lüfte, das mich nach Lima gebracht hat. Lima war jedoch nicht das Ziel meiner weiteren Reise, da ich dort zu einem späteren Zeitpunkt eine ganze Woche verbracht habe; zusammen mit meinen Kollegen und meinem Chef Herrn Dr. Gravenkötter. So fuhr ich direkt weiter nach

Paracas

Paracas ist eine kleine Stadt an der Südküste Perus, die vor allen Dingen für die davorliegenden Inseln „Islas Ballestas“ bekannt sind; kleine Inseln, die auch die „kleinen Galapagosinseln“ genannt werden. Unter anderem findet hier der vom Aussterben bedrohte Humboldt-Pinguin sein zu Hause, Seerobben, und eine Menge seltener Vögel, die die Insel damals durch ihre Exkremente populär gemacht haben. (Stichwort: Guano-Boom) Am zweiten Morgen machte ich mich auch schon früh auf den Weg diese Inseln zu besuchen; saß zusammen mit rund 40 anderen Personen auf einem Boot und alle zusammen haben bestimmt rund eine Millionen Fotos geschossen – und wahrscheinlich untertreibe ich maßlos! Die Inseln an sich darf man leider nicht betreten, die Tiere kann man aber gut vom Motorboot aus beobachten. Die Artenvielfalt und vor allem die immense Anzahl der Tieren ist wirklich sehr beeindruckend, außerdem ist die Landschaft wundervoll – die Inseln bestehen quasi aus erodierten Felsbrocken, die aus dem Wasser ragen und auf denen sich die Tiere aufhalten. Der strahlendblaue Himmel am Horizont unterstreicht das Bild des perfekten Ausfluges.

 

Auch in dieser Stadt habe ich mich in einem Backpacker Hostel direkt am Plaza de Armas einquartiert, in dem ich schnell viele nette Leute kennengelernt habe und das Nationalgetränk Pisco, das in der gleichnamigen Nachbarstadt den Ursprung findet, an einigen Abenden trank.

 

Außerdem schließt keine zwei Kilometer hier der Stadt Paracas ein wunderschöner Nationalpark an, den man meiner Meinung nach gesehen haben muss. In einem Autobus machten wir uns diesmal mit rund 20 Personen auf den Weg, Strände, Aussichtspunkte, die Wüste und die Küste zu bewundern. (Wenn mir jemand von euch da draußen erklären kann, wie die trockenste Wüste dieser Erde auf den größten Ozean dieser Welt treffen kann, meldet euch bitte bei mir!)

In diesem Nationalpark genoss ich vor allen Dingen die Ruhe, die herrschte, wenn der restliche Teil der Gruppe aus den Augen verschwand. Es gab zum Beispiel den roten Strand, la Playa Roja, der auf Grund der Farbe aus als der „Strand des Teufels“ betitelt wird. Die Aussichtspunkte haben einen Blick über das Meer schweifen lassen, der unglaubliche Geruch der Tiere hängt mir immer noch in der Nase. Auch hätte ich an einer kleinen Badebucht schwimmen gehen können; da ich aber nicht allzu große Lust hatte mit rund fünfhundert anderen Personen auf kleinstem Raum im Wasser zu plantschen, entschied ich mich einen Berg hochzulaufen, der ebenfalls einen traumhaften Rundumblick der traumhaften Natur bot. Wäre hier oben nicht schon wieder ein Typ gewesen, der mich angequatscht hätte und den Versuch wagte, meine Nummer zu erbetteln, hätte ich es sicherlich nur um einiges mehr genießen können.

 

Besonders in meinem Hinterkopf sind auch die riesigen Pelikane geblieben, die an diesem Ort ihr zu Hause gefunden haben. Am Strand standen immer zwei Männer, die mit diesen Tieren Shows vorgeführt haben, die wirklich sehr eindrucksvoll gestaltet waren. Pelikane sind einfach so schlaue, große und wunderschöne Tiere. Zuvor habe ich sie noch nie gesehen, sodass ich immer noch gerne an diese Stunden des Beobachtens zurückdenke.

 

In Paracas und Umgebung habe ich sicherlich nicht so viel unternommen, wie ich in den vier Tagen hätte unternehmen können. Habe die Zeit genutzt, über mich und mein Leben nach dem Auslandsjahr in Peru nachzudenken, anstatt viele Programmpunkte abzuarbeiten. War nicht in der benachbarten Oase Huacachina, die sich gewiss gelohnt hätte, sondern saß oder lag die meiste Zeit in der Sonne und habe mich berieseln lassen, wie mein Zukunft aussehen soll.

 

So fuhr ich nach vier schönen Tagen in der Sonne wieder nach Lima, um dort in mein Flugzeug zu steigen und nach Iquitos zu fliegen. ♥

Iquitos

Schon bevor ich meine Reise nach Peru antrat, wusste ich, dass ich diese Stadt, die mitten im Amazonasgebiet Perus gelegen ist, besuchen möchte und werde. Iquitos liegt ganz im Norden des Landes Perus, man kann fast schon sagen, an der Grenze zu Kolumbien. Allerdings ist diese Stadt nicht mit dem Bus oder Auto zu erreichen, sodass man sich zwischen den Optionen zu fliegen oder mit dem Schiff zu fahren, entscheiden muss. Aus zeitlichen Gründen entschied ich mich für ersteres und landete am 14. Februar in der Stadt, in der ich den ersten wirklichen Kulturschock erlebt habe. Als ich aus dem Flugzeug stieg, brachte mich erst die Hitze mitten in der Nacht um meinen Verstand und anschließend die jungen Mototaxifahrer. Anstatt dass wie in jeder anderen Stadt hundert Männer auf dich warten, die dich zu deinem Hotel oder Hostel bringen wollen, standen hier dreihundert Jünglinge, die durch dich 30 Cent verdienen wollten, indem sie dich mit ihrem Motorrad mit Anhänger zu dem Ort deiner Wünsche bringen. Und die Stadt war dreckig: von Müll und Dreck fast übersät, im ersten Moment musste ich wirklich schlucken. Allerdings habe mich im Laufe der Tage doch sehr in den Charme der Stadt, die direkt am größten Fluss der Welt liegt, verliebt.

 

Primärer Grund für meine Reise in den Urwald, war meine Großtante, die 20 Jahre lang in dieser Stadt missionarischen Dienst geleistet hat, jedoch seit mittlerweile nun mehr 16 Jahren verstorben ist. Und man mag es kaum glauben, aber ich habe mit ihrem besten Freund aus damaligen Zeiten sprechen können und das Haus besucht, in der sie über die Jahre hinweg gelebt hat. Von den Menschen wurde ich wie eine Tochter behandelt, einer Frau kamen die Tränen, als sie mich sah. Die ehemalige Mitbewohnerin meiner Großtante habe ich auch kennengelernt und als ich ihr erklärte, wer ich bin und warum ich hier bin, kam sie aus dem Staunen und vor allem aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Stellte mir einige Fragen zu meiner Familie, über meine Arbeit hier in Peru und den Grund meines Besuches. Sie gab mir vor allen Dingen mit auf den Weg, dass ich mein gutes Herz behalten solle, auf mich aufpassen muss und meinen eigenen missionarischen Weg finden werde. Leider traue ich mich nie ältere Leute zu bitten, langsamer zu sprechen, sodass ich nicht alles verstanden habe, was sie mir über sie erzählte, aber eines steht fest: Sie hat sie bewundert und für ihre Taten geehrt.

Auch konnte ich ihr Grab vor Ort besuchen, was mir sehr viel bedeutet hat, denn im Prinzip war sie der Grund, warum ich mich dazu entschlossen hatte, ein Auslandsjahr genau in Peru zu absolvieren.

 

Auch war ich für drei Tage im Urwald und das waren wohl mit die drei Tage, die ich niemals vergessen werde. Ich habe Piranhas geangelt, mit Affen gespielt, Papageien sinnlose Wörter beigebracht, Faultiere, Affen und Tukane auf meinem Arm gehalten, wunderschöne Vögel beobachtet, lauschte dem Lärm der Insekten oder den schönen pfeifenden Vögeln, genoss die bunten & großen Früchte und die angenehme Hitze, liebte die farbenfrohen Schmetterlinge; bin im Amazonas geschwommen und vor allen Dingen: mit einem Delfin!

 

Als wir (damit meine ich die beiden liebenswürdigen Niederländer Tessa und Rick und meine beiden Guides Magno und Glen) uns dazu entschlossen hatten, einen Köpper in das kühle Amazonaswasser zu machen und für einige Zeit zu schwimmen, kam ein süßer, kleiner Delfin zu mir und zog mich für einige Zeit durch das Wasser. ♥ Ich hätte niemals erwartet, dass ich jemals mit einem Delfin schwimmen werde und auch mein Guide Magno sagte mir, dass dies unwahrscheinlich selten passiert. In der Gruppe hatte ich insgesamt wahnsinnig viel Spaß auch wenn nach den drei Tagen mein Spanisch ziemlich abgebaut hatte, da mich die niederländische und englische Sprache aus dem Konzept warf und für Sprachverwirrung sorgte.

 

Um auch wieder an die deutsche Sprache erinnert zu werden, kam Regina schon am nächsten Tag auch nach Iquitos geflogen, mit der ich zusammen den Markt im Stadtviertel Belén besucht habe – ein Stadtviertel, auf Holzstämmen errichtet, um bei Hochwasser nicht überschwemmt zu werden. So viel Leid auf einem Fleck habe ich noch nie gesehen: Schlafende Männer und Frauen auf den Verkaufsflächen und dem Boden, viel Fleisch unhygienisch wie eh und je an jedem Stand, Schlamm auf dem Boden und Dreck, sodass man keine Stelle betreten konnte, ohne schmutzig zu werden. Bananen in Massen verfault auf dem Weg, Schildkrötenköpfe frei und ohne Problem zum Verkauf. Zwischenzeitlich konnte ich wirklich nicht atmen; der Atem stockt immer noch, wenn ich an das Leid denke, die Blicke der Einheimischen und den Gestank, den ich selten oder vielleicht auch noch nie gerochen habe. Irgendwann wollte ich von dort einfach nur weg; nein, musste einfach nur von dort weg, da mir in dem Augenblick wieder so vieles über den Kopf gewachsen ist.

 

Regina trat am nächsten Tag auch die gleiche Tour an, die ich einen Tag zuvor abgeschlossen hatte, sodass ich mich wieder schneller von ihr verabschieden musste, als ich sie wiedergesehen habe. So nutzte ich die Zeit noch andere Teile der Stadt kennenzulernen, erneut zum Grab meiner Tante zu fahren, mit anderen Einheimischen zu sprechen, die sie kannten und langsam aber sicher meine Sachen zusammen zu packen, um meinen Rückflug nach Lima anzutreten.

 

Iquitos hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt und ich würde diese Reise immer wieder gerne wiederholen. Habe viel an die wichtigsten Freunde und Familienmitglieder gedacht und euch gerne bei mir gehabt, um euch das wundervolle, harmonische Leben am anderen Ende der Welt zu zeigen.

 

Nach dieser Woche flog/ fuhr ich allerdings schon das dritte Mal nach Lima, in die Hauptstadt Perus, die zentraler Knotenpunkt des Landes ist.

Lima

In Lima kam ich schon zwei Tage vor unserem großen Zwischenseminar der Kinderhilfe Cusco-Peru e.V. an, sodass ich zunächst Zeit fand, die Wellen und das Meer auf eigene Faust zu erkunden. Mein ganz großer Wunsch über dem Meer einen Paragliding-Sprung zu machen, ließ sich leider aufgrund Windmangels einfach nicht verwirklichen, sodass ich die meiste Zeit am Wasser saß, mich mit lustigen Peruanern unterhielt oder im Hostel meines Vertrauens das Internet blockierte. Schon nach weniger als 48 Stunden Lima machte ich mich auf den Weg zu unserem Hotel, in dem ich alle Freiwilligen wiedertraf – Florian und Benjamin habe ich rund acht Wochen nicht mehr gesehen – und das Zwischenseminar stattfand. Auch unsere Oberschwester Sör Nelly war für einen Tag anwesend, wodurch wir die wenigen Probleme, die im Raum standen, klären konnten. Neben dem theoretischen Stoff, den es in diesen Tagen zu besprechen galt, fanden wir glücklicherweise auch ein wenig Zeit den Altstadtkern Limas kennenzulernen und das wohl wichtigste Museum über die verschiedenen Kulturen des Landes zu besichtigen. Es hat definitiv gutgetan, einmal über die Dinge, die mich über das Jahr hinweg beschäftigt haben, mit meinem Organisationsleiter Herrn Doktor Gravenkötter persönlich zu besprechen und Dinge über das Projekt zu erfahren, die wir bis dato nicht so wussten. In diesen Tagen haben wir auch an einem Nachmittag die Zeit gefunden, ein Projekt in „Lima 2.0“ zu besuchen. Mit Lima 2.0 meine ich das Lima, von dem niemand erzählt, wenn man über die Hauptstadt Perus spricht. Denkt man an Lima stellt man sich die Hochhäuser und Einkaufszentren in Miraflores oder Barranco vor; die ewiglangen Strände oder assoziiert damit die Rosa Nautica, das bekannte Restaurant direkt auf dem Meer. Aber wer verbindet mit Lima die rund 8 Millionen Menschen, die in Armut leben? Zwei Stunden entfernt von den Touristenorten, aber immer noch in Lima? Die Orte, an denen ein einiger Wasseranschluss etwas Besonderes ist? Wo es statt gepflasterte Straßen der Staub dominiert? Aber genau dort waren wir! Haben uns ein Projekt einer Bekannten unseres Chefs angesehen, die dort ein Frauenhaus, ein Kindergarten und eine ärztliche Versorgungs-Zentrale errichtet hat. Im Frauenhaus beispielsweise bekommen die Frauen, die vielleicht arbeitslos sind, die Möglichkeit einen Beruf zu erlernen – Ob es eine Ausbildung zur Frisörin, ob es der Umgang mit Häkel- oder Stricknadel oder ob es eine Lehre zur Köchin ist - den Frauen wird eine Perspektive geboten und das ist für mich eine der wichtigsten Punkte in der Entwicklungshilfe.

Da Anna-Marias und mein Flug verschoben worden war, durften wir beide uns schon sehr früh am 1. März auf den Rückweg nach Cusco machen, wo ich nach rund 1 ½ Monaten mich erneut in meine neue Heimat verliebt habe. Das Preisniveau in der ehemaligen Inkahauptstadt ist bei weitem niedriger, sodass ich mich sehr gefreut habe, für ein Taxi nur noch rund 5 Soles statt 25 zu bezahlen – Natürlich muss man beachten, dass Lima viel größer und weitläufiger ist. Aber auch hinsichtlich Essen und Übernachtungen ist Cusco günstiger, als es die Hauptstadt Lima ist, was mein Portmonee doch sehr erfreut.

 

Nach einem Wochenende, in dem ich auch endlich meinen Gastbruder Chano kennengelernt habe, der am 11. Februar seit Auslandsjahr in Neuseeland beendet hatte, und froh war, für die nächsten Wochen mehr oder weniger sesshaft zu sein, machte ich mich wieder auf den Weg ins Projekt, in dem uns viele liebenswürdige Rabauken empfingen.

 

Liebe Leute,

das war mein Urlaub quer durch Südamerika 2014! Ich hoffe sehr stark, dass ich nach Beendung meines Auslandsjahres schnell noch einmal Zeit finden werde, diese Länder zu besuchen; besonders die Atacama-Wüste, Iquitos und natürlich Cusco – die Orte, an denen mein Herz am meisten hängt.

 

Bis bald, eure Weltbummlerin.

 

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Besuch im Andendorf und der ganz normale Wahnsinn!

Da Florian und ich uns am Sonntagabend doch erst ziemlich spät auf den Weg nach Quiquijana gemacht haben, haben wir leider den Bus, den wir immer nehmen, nicht mehr bekommen; ließen uns deshalb zu einer anderen Busstation bringen, die den gleichen Weg ein wenig schneller fährt - demnach aber auch das doppelte kostet (statt 5 Soles; 10 Soles; statt 1,20 €, 2,40 € für die rund 80 km bis nach Quiquijana). Dennoch kam ich eine zusätzliche dreiviertel Stunde später als gewohnt in dem schlafendem Mädchenschlafsaal an, da rund sechs Kilometer vor unserem Dorf einige große Steine eines Berges lawinenartig auf die Straße hinabgefallen sind, sodass die Durchfahrt nach Quiquijana für mehrere Stunden nur im Schritttempo vonstattengehen konnte und sich ein unendlich langer Sau von LKWs und Bussen gebildet hatte. Als ich in meinem Zimmer ankam, fiel ich sofort todmüde in mein Bett - und konnte trotzdem nicht schlafen; irgendjemand hat wohl behauptet rund 3 Stunden Schlaf sei ausreichend.

Montagsmorgens musste trotzdem auf der Chacra ordentlich gearbeitet und mit dem Triciclo Obst und Gemüse zur Albergue gebracht werden. Im Moment gibt es immer noch wahnsinnig viel zu ernten, sodass unser Triciclo manchmal fast zu klein ist, alles zu den kleinen, hungrigen Kindern zu bringen. Denn Körbe Salat; Säckeweise Blumenkohl, kleine Bohnen, Rote Beete, Brokkoli und Mangold, zwei Eimer Tomaten und mal hier eine Hand Petersilie, Radieschen oder Kräuter für Tee nehmen doch einigen Platz in Anspruch.

Nachmittags hat Pavela, die Lehrerin der Albergue, alle Kinder in Gruppen eingeteilt und so ist jetzt klar, dass ich die folgenden drei Monate mit den Kleinsten zusammen arbeiten und ihnen bei ihren Hausaufgaben unter die Arme greifen werde. An diesem Nachmittag, als sich alle Kinder in Reihen aufgestellt haben, um zu sehen, wer in welcher Klassenstufe ist und welcher Freiwilliger welche Gruppe übernimmt, habe ich mich stellenweise wirklich gewundert, wer ungefähr in einem Alter ist und andererseits Gesichter wiedergesehen, die erst seit dieser Woche wieder in Quiquijana leben - Mein Herz ist aufgegangen und ich freue mich noch auf das ein oder andere Gespräch über ihre Ferien. So verbringe ich auch einige Zeit meiner Mittagspause bei den Kindern; spiele nicht unbedingt Volleyball mit (da mein Geschick für diesen Sport nicht all zu groß ist), sitze aber gerne mit den Kindern zusammen und bewundere die Kinder und Schwester Poli, die wahre Profis sind.

 

Dienstagmorgen ging auf der Chacra die Post ab: Florian, Regina, Benjamin und ich haben im zweiten Gewächshaus neun rund 30 cm tiefe Reihen mit Spitzhacke und Schaufel gegraben, da in diesem Bereich des Gewächshauses die Nähstoffe in der Erde sehr begrenzt sind. Daher haben wir mit der guten Hilfe von Romolo die Erde einmal komplett umgegraben, auch wenn wir stellenweise große Probleme hatten, die hinausgeschaufelte Erde unterzubringen. Dies werden wir in der nächsten Zeit noch an der einen oder anderen Stelle wiederholen; damit die Erde noch einmal aufgelockert wird, zwei/ drei große Steine entfernt werden können und die Erde durch ein wenig Dünger bzw. Asche nähstoffreicher wird. Der Abend war außerdem wieder der erste, an dem ich wieder nach sehr, sehr langer Zeit Englisch unterrichtet habe. Hier gibt es seit Wiederbeginn des Unterrichts eine wichtige Änderung, da wir die viel zu große Gruppe des Englischunterrichts in zwei Gruppen a 10 Schülern aufgeteilt haben. Davon erhoffen wir uns, dass die Kinder besser aufpassen und vielleicht doch noch die ein oder andere kleine Grammatik behalten. Und das hat sich auch sofort als richtig erwiesen, da mich ein Junge, der früher nie aufgepasst hat, mit dem Merkspruch “He/ She/ It - Das »S« muss mit!” einige Stunden nach dem Unterricht ansprach - Ich fühle mich stolz! - An dieser Stelle merkt man vielleicht noch einmal, auf welchem englischen Niveau wir uns hier befinden!

 

Am Mittwoch hieß es nach langer Zeit wieder für mich Brot zu backen. Durch die Hilfe des größten Jungen in der Albergue, der ab April in Cusco studieren wird, sind die 15 Kilo Teig im Handumdrehen verarbeitet worden, sodass die restlichen Stunden des Vormittags dazu verwendet wurden, die Bleche der Bäckerei mit viel Clorox und viel heißem Wasser zu säubern. Da diese Bleche jedoch einige Jahre auf dem Buckel haben, stellte sich diese Aufgabe als größere Herausforderung heraus, als man annehmen könnte. Denn innerhalb dieses Vormittags (rund drei Stunden) haben wir zu viert nur sage und schreibe fünf Bleche mehr oder weniger sauber bekommen. Dafür sind die Brötchen an diesem Morgen umso besser geworden, sodass die Frustration über die Bleche nicht allzu lange bei mir anhielt. Den Boden und die Arbeitsflächen hat die andere Brot-back-Gruppe schon in der letzten Woche gesäubert, sodass man mittlerweile wieder den wahren Glanz der Bäckerei erkennen kann.

 

Nachmittags arbeite ich seit Neustem ja nicht mehr mit den Größten der Albergue zusammen; sondern mit den Kleinsten. Diese sind momentan stark damit beschäftigt, die erste Seite ihrer Aufgabenhefte zu verschönern, sodass die liebe Anna in den letzten Tagen viele Hunde, Schmetterlinge oder Strichmännchen malen durfte; Hefte mit Klarsichtfolie einband oder den Schülern half, die vorgemalten Zeichnungen bunt zu malen.

Andere Kinder haben auch schon kleine Hausaufgaben auf. Drei Schülerinnen der dritten Klassen mussten an diesem Mittwochnachmittag einen Art Steckbrief über sich anfertigen, indem sie Dinge wie Vorname, Nachname, Alter, Geburtstag oder Größe aufschreiben sollten. Die Hausaufgabe trug den Namen “Ich kenne meinen Körper und respektiere ihn!”, sodass es für mich persönlich sehr erschreckend war, dass keiner der drei rund zehn jährigen Mädchen wusste, wann sie geboren wurden und stellenweise (glaube ich) nur geschätzt haben, wie alt sie sind.

Am Abend fand auch wieder eine Messe statt, die sehr gut besucht war, sodass ich die ganze Messe stehen musste. Sehr süß war ein kleines Baby, das mich die ganze Messe über mit ihrem Schokokeks in der Hand und riesigen Kulleraugen anlächelte, während es auf dem Rücken seiner Mutter in einem Tuch eingewickelt hin und wieder damit kämpfte, nicht einzuschlafen.

Auch am Donnerstagvor- und Nachmittag lief einiges außerhalb des Planes ab, denn: Wir hatten großen Besuch. An diesem Tag waren rund 40 Mediziner (Optiker, Zahnärzte, Gynäkologen und allgemein Mediziner) aus Kalifornien in unserer Albergue, um am Vormittag Männer, Frauen und kleine Kinder Quiquijanas zu untersuchen und am Nachmittag in die Augen, den Mund und auch auf die Haut unserer Kinder zu schauen. Die Mediziner haben nicht nur Zahnbürsten für lau an die Kinder verteilt, sondern hatten ebenfalls 1300 Brillen im Gepäck, wovon vieler unserer Kinder stolze Besitzer geworden sind. Wir Freiwilligen trugen vor allen Dingen die ehrwürdige Aufgabe, den zum Teil nur englisch sprechenden Ärzten das Krankheitsbild der Kinder zu übersetzen, durften aber auch unsere Zähne oder Augen kontrollieren lassen. Bei den Übersetzungen kam ich an der einen oder anderen Stelle schwer ins Stocken, da mir nach neun Monaten Spanisch die englischen Vokabeln mehr denn je fehlen. So habe ich oft die Sprache “Spenglish” erfunden - die wunderbar klingende Mischung aus Englisch und Spanisch. Als sich die Mediziner in einem Rutsch gegen halb fünf auf den Weg machten, die Albergue zu verlassen, konnte ich meinen Augen kaum glauben, als fast alle Kinder mit ihren Rucksäcken in der Hand in den Arbeitsraum schritten, um freiwillig ihre Hausaufgaben zu erledigen. Normalerweise ist es ein bombastischer Aufwand, jedes Kind dazu zu bewegen, den Saal zu betreten und ruhig zu arbeiten - Heute war es (natürlich mit einigen Ausnahmen) kein Problem. Sehr wichtig für die Kinder war es, glaube ich, zu erfahren, dass sie die englische Sprache brauchen, um sich beispielsweise mit diesen schlauen, helfenden Ärzten zu unterhalten. Auch hier kam ich an der einen oder anderen Stelle ins Staunen, als einige Kids die Ärzte wissbegierig fragten, wie sie denn hießen oder wie alt sie seien. (AUF ENGLISCH!)

Nachdem ich am Freitagmorgen die zuckersüße, wie ein kleiner Wasserfall redende Nataly, die Kleinste der Albergue, zum Kindergarten gebracht hatte, stand auf dem Programm mit Franca unten im Schwesternhaus zu waschen. Da mich eine neue Floh-Plage gepackt hat - alleine mein Rücken zählt mehr als 20 Stiche - wuschen wir neben vielen Klamotten auch meinen Bettbezug und so kann ich nur hoffen, dass die hässlichen Biester das Schleudertrauma in der Waschmaschine nicht überlebt haben; die restlichen juckenden Monster in meiner Matratze durch das Anti-Floh-Pulver gestorben sind.

Nachmittag waren erneut die Ärzte anwesend, die auf unserem Hof für Stimmung sorgten, indem sie gegen unsere Jungs ein Fußballtunier veranstalteten. Obwohl Peru seit 36 Jahren an keiner Weltmeisterschaft mehr teilgenommen hat, zogen unsere Jungs die Amerikaner ordentlich ab. Ein Amerikaner schaffte es jedoch eine Fensterscheibe mit dem Fußball zu zerschießen; hat aber ehrenvoll die 10 Soles, die jedes Kind in dem Fall bezahlen muss, auch den Schwestern für eine neue Scheibe gegeben. Mir hat die gute Stimmung auf dem Hof wahnsinnig gut gefallen. Viele Jugendliche voller Energie und Tatendrang auf einem Hof - Einfach eine tolle Sache. Außerdem haben sie viele Spielsachen an die Kinder verteilt, sodass diese auch ein großes Strahlen im Gesicht hatten.

 

Liebe Leute,

diese Woche hat mir wieder gezeigt, warum ich hier bin und wie sehr unsere Unterstützung vor Ort benötigt wird. Kann mir nicht vorstellen und mag mir noch gar nicht ausmalen, in 100 Tagen im guten, alten Deutschland zu sein – ohne die zuckersüßen Rabauken, die mich zwar hin und wieder um meinen Verstand bringen, aber einfach durch und durch liebenswürdig sind. Bin fast ein wenig eifersüchtig auf die neuen Freiwilligen, die mit den Kindern zusammen arbeiten werden; mit den Schwestern lachen und das Leben in den Anden genießen. Andererseits freue ich mich auch bald wieder bei euch zu sein; auch auf der Straße meine Muttersprache zu sprechen und dass für das Erste die Sprachvermischung- und verwirrung ein Ende hat.

Ich wünsche euch einen sonnigen, liebenswürdigen Tag.

 

Eure Anna.

Auch wenn die Qualität nicht die Beste ist. ♥
Auch wenn die Qualität nicht die Beste ist. ♥
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Teil 1 meiner unvergesslichen Reise. ♥

Liebe Leute,

 

Die Zeit rast!

Das habe ich vor allen Dingen sechs Wochen lang erfahren dürfen: Die Wochen meines Urlaubes, in denen ich sehr viele Orte Südamerikas bereisen durfte. Orte, die mir den Atem raubten. Orte, die ich niemals vergessen werde. Orte, in denen ich so viele liebenswürdige Menschen aus aller Welt kennenlernen durfte. Die letzten Wochen habe ich noch gewiss benötigt, um all die Bilder, die ich sehen durfte, zu sortieren und in meinem Hinterkopf einzubrennen, bevor ich euch jetzt hier ausführlich berichten kann.

Um zunächst einen kleinen Überblick zu verschaffen, hier ein kleiner Abriss meiner Reise:

 

Titicacasee – Isla del Sol – La Paz – Salar de Uyuni (Salzwüste) – San Pedro de Atacama (Chile/ Atacamawüste) – Arica und Tacna – Cusco – Lima – Ica/ Paracas/ Islas Ballestas – Iquitos – Lima

 

Über die einzelnen Orte und Augenblicke werde ich in den folgenden Zeilen ausführlicher berichten. So werde ich übersichtshalber für jeden Ort einen kleinen Artikel schreiben. Viel Spaß beim Lesen! ♥

Der Titicaca-See!

Zusammen mit Anna-Maria bin ich am 17. Januar nach Copacabana gefahren. Copacabana ist ein ruhiger, kleiner, touristischer Ort am Titicacasee, der unmittelbar hinter der Grenze zu Peru auf der bolivianischen Seite liegt. Den ersten Tag haben wir beide hauptsächlich damit verbracht, die Sonne zu genießen, am Steg zu sitzen, in einem kleinen Restaurant bei Live-Musik zu essen und Tagebuch zu führen, was ich mir für diesen Urlaub vorgenommen habe. Außerdem haben wir mehr oder weniger auf Regina gewartet, die erst einen Tag später zu uns stieß. Anna-Maria und ich fuhren auf die kleinen schwimmenden Inseln, die man von der Seite des Sees erreichen kann, tankten auf dem Boot das erste Titicacasee-Wasser und holten uns in diesen Stunden den ersten kleinen Sonnenbrand. Die mitten im Schilf gelegenen, kleinen, schwimmenden, auf Brettern aufgebauten Inseln, die hauptsächlich aus Stroh und Bambus bestehen, waren eindrucksvoll. Fotos machen konnte ich hier leider keine, da mein Handyakku leer war und meine Kamera vor einigen Tagen den Geist vollkommen aufgab – Eine Schande für die Reise. Dort gab es aber einfach so viel zu bewundern: die tolle Aussicht über den See, die aus Stroh modellierten Tiere, Fische, die in einem kleinen Teich in der Mitte der Insel gefangen gehalten wurden, und kleine Souvenirs.

Die erste Urlaubsbekanntschaft machten wir beide auch schon einige Zeit später mit Erika, einer lieben Peruanerin, die an diesem Tag ihren 25. Geburtstag feierte. Mit ihr waren wir am Abend eine Kleinigkeit essen, nachdem wir die Kathedrale am Berg der Stadt besucht hatten. In dem Restaurant sangen alle Kellner und Besucher ihr ein Ständchen und wir verbrachten auch noch die ganze Nacht mit ihr, da wir uns das Hostelzimmer zu dritt teilten.

 

Am nächsten Morgen traf dann mit einiger Verspätung Regina zu uns, mit ihr kauften wir uns das günstigste Ticket auf die Isla del Sol (Sonneninsel), auf der wir die nächsten drei Tage und zwei Nächte verbrachten.

Isla del Sol, Titicacasee. ♥

Nach einer kurzen Bootsfahrt sind wir auf der Insel angekommen und leider hat es wieder prompt angefangen zu regnen. Dennoch haben wir unseren kleinen Marathon in Angriff genommen: auf die Suche nach dem Hostel "Walter", das uns von Anna-Marias Schwester empfohlen wurde. Und wir haben es auch nach ein bisschen Wandern und rund 200 Höhenmetern, die wir zurückgelegt haben, gefunden: auf dem Weg begegneten uns spuckende Lamas, drei schreiende Esel und viele unterschiedlich große Steine - und kein eigentlicher Weg -, sodass der Aufgang teilweise sehr anstrengend, aber auch sehr amüsant war. Oben angekommen war ich von der Aussicht mehr als überwältigt – der See, die Inseln und die Berge im Hintergrund. Kaum Boote mit Touristen, sondern vollkommende Ruhe, Stille - Zeit zum Entspannen und Nachdenken. Zuerst habe ich mir meine Polaroid-Kamera geschnappt, mein Tagebuch und ein bisschen was zu essen und begann zu schreiben. Allerdings war der Wind zu stark, aber vor allem kalt, sodass ich es nicht mehr als 10 Minuten draußen aushielt. Papa, an diesem Tag hattest du Geburtstag. Auch hier Alles, Alles Liebe nachträglich! ♥ Ich hab dich lieb!

Die Spaziergänge durch die Berge, Steine und Felder waren wunderschön; die Aussicht, das Wetter, das Zusammenleben mit den Tieren. Mit Eseln, Lamas, Vögeln, Schafen und auch Schweinen. Das Leben auf dieser Insel ist geprägt vom Zusammenleben und Vertrauen, vom miteinander arbeiten und aufeinander angewiesen sein. Um Lebensmittel zu kaufen, muss man aufs Festland fahren. Wenn man krank ist, auf seine Freunde und Verwandten hoffen, die Medikamente besorgen. Diese Stille, kein Auto weit und breit. Das Rauschen des Sees und das Plätschern des Wassers, das Toben der kleinen Kinder und die Tierlaute überall. Die sternenklare Nacht und der wolkenlose Himmel. Hier hätte ich euch gerne einfach aus meiner Hosentasche gezogen und euch diesen Ort gezeigt, denn es war sicherlich einer, der mir mit am besten meiner Reise gefallen hat.

Im Großen und Ganzen haben wir drei auf der Insel nicht viel unternommen. Sind viel spaziert und haben über Gott und die Welt nachgedacht, waren in einem ganz tollen Restaurant „Las Velas“ - das seinen Namen aus dem einfachen Grund trägt, dass es nur mit Kerzen (span. »las velas«) beleuchtet wird - essen und die absolute Stille der Insel genossen.

 

Aus meinem Tagebuch möchte ich eine Passage gerne mit euch teilen, die ich über das Leben auf der Insel geschrieben habe: „Das einfache Leben beeindruckt mich immer wieder - wie man abgeschattet von der Welt, ohne fließendes Wasser und oft auch ohne Strom, ohne gesicherte Nahrung, aber durch viel miteinander Jahre, Jahrzehnte zusammen leben kann, ohne die industrialisierte Welt zu kennen. Viele von den Menschen auf der Insel haben wahrscheinlich noch nie das Festland betreten, kennen es nicht zu reisen, sondern genießen in vollen Zügen ihre Sesshaftigkeit. Ich kann mir vorstellen, dass auch viele Menschen nicht von hier weg wollen; dankbar sind, was sie haben und von der Welt, die sie - glücklicher Weise - nicht kennen, erschlagen werden würden. Eine Schar von Männern macht sich gerade auf den Weg von einem der höchsten Punkte der Insel das Dorf oder das Wasser zu erreichen. Auf ihren Schultern tragen sie Tüten, Werkzeug und vor allem ihre Jacken. Ich vermute, dass sie seit frühen Morgenstunden gearbeitet haben und gerade das erste Mal am Tag zu ihren Familien zurückkehren. Weit hinter ihnen folgen die Frauen, in ihren typischen lateinamerikanischen Trachten, in denen ich bei diesem Wetter eingehen würde. Alle von ihren trugen um den Hals gebunden ihre Tücher: teilweise ihre kleinen Babys, die hoffentlich eine gesund Zukunft haben werden, Lebensmittel oder Dinge, die sie zum Überleben brauchen.“

Am dritten Tag morgens um 6 Uhr sind wir mit unserem netten Hostelbesitzer zurück zum Festland gefahren. Allerdings mit einem kleinen ungeplanten Umweg, da der Sprit in seinem Tank nicht ausreichend gefüllt war, um die komplette Strecke bis nach Copacabana zu fahren. So brachte er uns an ein nähergelegenes Ufer, um von dort aus mit dem Taxi nach Copacabana zu düsen, den Ausgangspunkt für die Weiterreise nach La Paz. Zwar haben wir dadurch ein wenig mehr Geld bezahlt, andererseits noch andere Teile des Landes Bolivien bestaunen können und bemerkt, dass es rund um den See die Armut Boliviens gegenüber Peru deutlich spürbar ist.

La Paz - Die Stadt des Friedens.

Für die Fahrt nach La Paz haben wir nur rund vier Stunden benötigt. Am ersten Tag machten wir dort nicht viel; suchten uns ein Hostel, gingen essen und ruhten uns ein wenig aus. Erst am zweiten Tag nahmen wir ein einer sogenannten „Free Walking Tour“ teil, durch die wir die wichtigsten und imposantesten Teile der Stadt kennenlernen durften: Große Plätze und Markthallen, der Hexenmarkt, viele historische Gebäude und Aspekte und auch über die Geschichte La Paz und insgesamt Boliviens lernten wir an diesem Nachmittag viel. Auch haben wir das höchste Gebäude der Stadt von innen besichtigen können, sodass wir auch einmal die Stadt von „oben“ sehen konnten. Jedoch erschreckt sich die Stadt über so viele Höhenmeter, sodass kein Gebäude dieser Welt einen kompletten Ausblick über die Stadt verschaffen könnte. Die liebenswürdigste Bekanntschaft unseres Urlaubes machten wir am nächsten Morgen mit drei Chilenen, die auch wie wir mit Rucksäcken bepackt quer durch Bolivien, Chile und Peru reisten. Zusammen mit ihnen waren wir in zwei Museen und haben von einem Aussichtspunkt erneut die Stadt bewundert. Leider hatten wir nicht so viel Zeit, da unsere Tour zum Salar de Uyuni bevorstand. Kontaktdaten ausgetauscht und verabschiedet haben wir uns dann schnell, damit wir drei Mädels uns das Ticket in die Salzwüste sichern konnten.

Wenn man durch die Straßen zog, bemerkte man wie arm die bolivianische Bevölkerung ist. Jeder versuchte dir Dinge wie Cola oder Chips zu verkaufen, andere wollten deine Schuhe putzen. Außerdem gab es unheimlich viele Jongleure auf den Straßen, um Geld zu verdienen, andere bitten in sehr armer Kleidung um ein bisschen Geld, um überleben zu können.

Salar de Uyuni - drei Tage durch den Salzsee, Lagunen und Wüsten. ♥

Auf dieser Fahrt wurden wir von einem netten Brasilianer (Victor), einer liebenswerten Kolumbianerin (Marisol) und einer Polin (Joana), mit denen wir uns auf Anhieb gut verstanden haben, begleitet. ♥

 

Bienvenidos en Salar! Mit 12.000 Quadratkilometer der größte Salzsee der Welt. "der Ort, an dem Himmel und Erde verschmelzen und eins werden!" Also Zeit für verrückte Fotos, barfuß über das Salzwasser zu laufen und die Aussicht zu genießen.

An diesem Tag prasselten wieder so viele neue Eindrücke auf mich hernieder, die alle sortiert werden mussten: Es berühren sich Himmel und Erde!, Herden von Schweinen und Rudel von Hunden rennen durch die Straßen, Flamingos stehen auf einem aus Regen entstandenen See; wenn man über den Tellerrand (der Straße) hinaussieht, sieht man die unberührte Natur – außer hin und wieder einer Stromleitung gibt es nichts.

Doch ehe wir den eigentlichen Salzsee sahen, besuchten wir einen alten »Zugfriedhof«, auf dem viele alte Wagons ruhen, mit denen früher Güter durch das Land choffiert wurden. Der Salzsee bot dann allerlei Möglichkeiten: verrückte Fotos zu machen, Salz selbst abzubauen und zu klauen, die Faszination begreifen.
Lange Zeit beschäftigten wir uns allerdings mit dem ersten Punkt: Hier sind all die Fotos entstanden, auf denen wir springen, hüpfen und tanzen. Da aber auch die Fläche nahezu ebenmäßig ist, kann man gut mit optischen Täuschungen arbeiten. So wirkt eine Person, die mehrere Meter von der Linse entfernt ist, winzig klein und kann von einer anderen Person beispielsweise zerdrückt werden (um das besser zu verstehen, schaut doch einmal in meinem Bilderordner vorbei). Leider habe ich im Vorfeld ncht genügend Ideen gesammelt, wie man diese Bilder gestalten kann, denn im Internet gibt es noch viele weitere richtig coole Ideen.

Am nächsten Tag war der Tag der Lagunen und der wunderschönen Berge. Die Landschaft ist ein Traum: Hohe Gletscher mit Schnee bedeckt, die Felder reichen bis zum Horizont - erstrahlen in allen Farben, die man sich vorstellen kann. Die Lagunen sind je nach Windrichtung und -stärke unterschiedlich koloriert, es ist wunderschön! Einige schimmern rötlich oder haben einen Gelbton, andere sind schwarz wie die Nacht. Der Berg der sieben Farben raubte mir ebenfalls nahezu den Atem; wie er in den unterschiedlichsten braun/ gelb/ rot/ schwarz/ orange/ weiß/ und grün – Tönen erstrahlt.

Dort hielt ich das erste Mal das Gefühl inne, "das andere Ende der Welt" kennenzulernen. Geprägt von diesem Nichts, dieser Ruhe, dieser Gelassenheit.
Mittlerweile sind wir direkt an der Grenze zu Chile. Kann gar nicht fassen, so weit schon gefahren zu sein. Peru habe ich schon hinter mir gelassen; Bolivien ist kurz davor.

Allerdings erlebte ich in meinem letzten Tag in Bolivien auch sehr viel Tolles: Angefangen von wahnsinnig eindrucksvollen Geysiren, durch die die Sonne wie der Mond erschien; knallrote Lagunen; ein zu 90% wolkenloser Himmel; heiße Quellen, die zum Baden einluden; die kleinen Seen, die die Berge und den Himmel wiederspiegeln; einfach ein Traum!

So endete diese Tour durch den Salar de Uyuni und ich hätte niemals erwartet, dass ich hier so viele verschiedene Dinge erleben würde. Der Polizist an der Grenze zu Chile stempelte meinen Reisepass ab; ich stieg nur noch mit Regina in den Bus nach San Pedro de Atacama und genoss die Fahrt in die Sonne! Anna-Maria verabschiedete sich hier von uns beiden, da sie in Richtung Sucre weiterfuhr.

Ganz, ganz große Liebe: Die Atacama-Wüste!

Schon nach 40 Minuten Fahrt kamen wir in der trockensten Wüste der Welt an; die Sonne schien und meine lange Jeans musste schnell gegen eine kurze Hose weichen. Endlich! ♥ Nachdem wir dann schnell ein Hostel gefunden haben (das beste Hostel der ganzen Reise!) mieteten wir beide uns je ein Fahrrad, um eine kurze Tour durch das „Tal des Todes“ zu machen. Es war so eindrucksvoll. Wenn du nicht gerade gefahren bist und mit den Reifen Geräusche erzeugt hast, konnte man einfach die absolute Stille genießen. (Und mit Stille, meine ich Stille!) Nach einem leckeren Stück Melone und einem Abendessen verabschiedete ich mich schon wieder von Regina, die nicht so viel Zeit wie ich für die Tour hatte.

Abends im Hostel buchte ich noch eine Sandboardingtour für den nächsten Tag. Und so klang der erste Abend in der Sonne mit 28 Grad um 23:26 Uhr aus.

Und ich sage euch, liebe Leute, Sandboarding macht so viel Spaß! Auch wenn die Fotos ein bisschen mehr versprechen, als es wirklich war, will ich es unbedingt noch einmal machen! Außerdem war unser Guide der allerbeste. Anstatt dass er deutsche Wörter wie „Hallo, wie geht es dir?“ auf Deutsch versteht und beantworten kann, sprach er nur von „Kartoffelsalat“, „Mopsgeschwindigkeit“ oder „Schweineköpfen“.

Im Anschluss fuhren wir zum Valley de la Luna (zum Mondtal), um dort einen wundervollen Sonnenuntergang mit einem Pisco Sour in der Hand zu bewundern. Wenn ich mir nicht vor Augen geführt hätte, dass auf dem Mond die Sonne nicht untergehen kann und dass auf dem Mond so etwas wie Schwerelosigkeit herrscht, hätte ich wirklich geglaubt, dort zu sein. Alleine in der Stadt San Pedro de Atacama hat das Land Chile so viel zu bieten, dass ich unbedingt noch viel mehr von dem Land sehen möchte. (Im Juni geht es vielleicht nach Santiago! ♥)

 

 

Leider war danach schon die Reise durch San Pedro de Atacama vorbei, da ich deutlich mehr Zeit für die nächsten beiden kleinen Reiseziele eingeplant hatte. Ich fuhr weiter über Arica und Tacna, zwei Städte direkt im Grenzgebiet Chile/ Peru, über die es aber nicht sehr viel zu berichten gibt, da sie mir einfach nicht gefielen.
Allerdings entstand hier mein Masterplan für einen Jahreswechsel: Sollte ich noch einmal Silvester in Lateinamerika verbringen und feiern, möchte ich es in diesen beiden Städten tun. In beiden gleichzeitig? Jain. Da aber zwischen Peru und Chile zwei Stunden Zeitverschiebung liegen, jedoch nur eine halbe Stunde Autofahrt, kann hier mein Träumchen erfüllt werden, einmal den Start ins neue Jahr zweimal zu feiern.

Arequipa und drei kurze, schöne Tage in Cusco. ♥

Dadurch war ich schon zwei Tage später in Arequipa, in der weißen Stadt, in der meine Gastschwester Fio studiert. Umgeben von drei Vulkanen ist die Stadt die wohl schönste Stadt Perus, die ich in meinem Urlaub gesehen habe. Neben einer sehr eindrucksvollen Kathedrale gibt es noch ein eindrucksvolleres Kloster, durch das ich sogar eine deutsche Führung bekam. Die Nonnen, die hier lebten, hatten gewiss nicht so ein schreckliches Leben, wie es die Bewohner der Stadt annahmen. Das Leben war pompös und sie hatten alles, was das Herz begehrte. Neben Geschirr aus Russland, China und Deutschland, hatte jede Nonne zwei Sklavinnen, eine eigene kleine Wohnung mit ihrer eigenen Küche und großem Wohnzimmer; jedoch nur einmal im Monat Kontakt zu ihrer Familie oder Freunden.

Außerdem habe ich mich hier mit Fio getroffen, mit ihr Ceviche (das Nationalgericht Perus) und ein Eis gegessen, habe eine Stadttour durch Arequipa gemacht, auf dem Plaza de Armas Tauben beobachtet, die Sonne genossen und Brote, die ich mir im Supermarkt gekauft habe, gegessen.

Denn schon danach fuhr ich rund 10 Stunden lang zurück nach Cusco, um mir vor allen Dingen einen neuen Reiserucksack zu kaufen, da meiner die Tour nicht überlebt hat; heimisches Leben bei meiner Gastmutter zu genießen; mit meiner Familie zu skypen und meine peruanische Heimatstadt zu bewundern. Allerdings hielt es mich dann doch nur sehr kurze Zeit "zu Hause", denn schon drei Tage später stieg mein Flugzeug in die Lüfte, das mich fix nach Lima gebracht hat. ♥ Und von dieser Reise - Von Lima, der Paracas-Region und Iquitos schreibe ich euch in einigen Tagen, oder vielleicht auch Wochen. 

Das war der erste, sehr imposante Teil meiner Reise vom 17. Januar bis zum 7. Februar 2014. Ich hoffe, euch hat meine Berichterstattung gefallen! ♥ Falls ihr Fragen habt, schreibt mir! Innerhalb kurzer Zeit sollte der zweite Teil auch folgen. Liebe Grüße aus Cusco, eure Weltenbummlerin! ♥

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Toben, Lachen, Lernen. ♥

Liebe Leute,

 

Jetzt ist die Albergue endlich wieder das, was sie einmal war. Seit diesem Sonntag sind wieder die meisten Kinder in unserer Albergue in Quiquijana angekommen! ♥ Das fröhliche Lachen und Toben, die Herzlichkeit und Liebenswürdigkeit der Kinder haben mir in den letzten Wochen sichtlich gefehlt, sodass ich mich jetzt in vollen Zügen auf die nächsten, und leider auch letzten, 3 1/2 Monate freuen kann. Sie einfach wieder zu sehen, mich mit ihnen zu unterhalten und zu lachen, Quatsch zu machen und die lange Begrüßungsumarmung war für mich eine ganz, ganz tolle Sache und ich freue mich wahnsinnig auf die nächste Zeit, in der wir zusammen arbeiten werden. Auch haben wir bisher sieben neue Kinder in der Albergue. Leider haben wir nur die kurze Zeit „die Neuen“ gut kennenzulernen, aber ich bin mir sicher, dass wir diese Zeit nutzen werden. So glaube ich auch vielleicht nächstes Wochenende einmal in Quiquijana zu bleiben, um mit den Kindern zu spielen und zu toben und die Zeit, die uns gemeinsam verbleibt, zu genießen.

Am Sonntag haben wir uns noch einmal vorgestellt bei den Kindern, vor allen Dingen aber bei den sieben neu Hinzugekommenen. Eigentlich ist es schon ein bisschen erschreckend, dass viele der Kinder, mit denen wir schon rund ein halbes Jahr zusammengearbeitet haben, unsere Namen durch die zwei Monate vergessen haben.

Unter den neuen Kindern, sind auch drei zuckersüße fünf-jährige Kinder. Zwei von ihnen sind trotzdem schon eingeschult worden und die dritte, Nataly, bringen Franca und ich momentan abwechselnd zum Kindergarten; am Nachmittag holen die, die im Schwesternhaus wohnen, die Liebe wieder ab. Die Kleine zaubert mir schon jeden Morgen ein Lächeln ins Gesicht, wenn sie sich auf den Kindergarten freut.

Am Montag war der Tag der Hitze in dieser Woche. Da unsere drei Instrumentalisten wieder bei einem Fest auf dem Marktplatz spielen durften, waren Anna-Maria, Florian und ich alleine auf der Chacra, auf der wir unendlich viel ernten mussten. 10 Salatköpfe, rund 30 Rote Beete Knollen, 8 Blumenkohl, ganz viel Petersilie, 7 Meerschweinchen und zwei große Eimer Tomaten durften wir mit dem Triciclo zur Albergue bringen, was bei der Hitze und vor allem den vielen Sachen nicht einfach war. Die anderen wurden währenddessen von der Sonne auf dem Marktplatz gequält, auf dem sie aufgrund des „Festes der Frau“ spielen sollten. Nachmittags läuft im Moment wieder vieles abseits des offiziellen Arbeitsplanes, da die Kinder keine Hausaufgaben in der Schule aufhaben (die erste Woche nach den Ferien werden sie offensichtlich stark verschont) und außerdem am Dienstag und Mittwoch Herr Gravenkötter in der Albergue war und sich die Kinder in Form von Tänzen und Gesängen, Briefen und kurzen Dankesreden bei ihm am Mittwochnachmittag bedankt haben. So bereiteten wir am Anfang der Woche Vieles für diesen Tag vor, halfen den Kids beim Anfertigen der Briefe, die alle zuckersüß geworden sind, und unterstützten die Schwestern beim Aufbauen der Feier.

Das Fest war auch wirklich ein voller Erfolg, auch wenn Anna-Maria, Regina und ich im Endeffekt nicht getanzt haben, obwohl wir einige Stunden des Vortages in einen typisch cusquenischen Tanz investiert haben.

Bevor dann am Donnerstagmorgen Herr Gravenkötter zusammen mit Herrn Siepelmeyer zurück nach Lima geflogen ist und wir sie mit einem schönen Gruppenfoto verabschiedet haben, durften wir ordentlich auf der Chacra arbeiten. Dieses Mal stand eine absolut „fernab vom Plan“- Aufgabe auf dem Programm: Wir mussten mit Spitzhacke und Schaufel die „Quelle“ unserer Bewässerungskanals der Chacra von Sand befreien, da das Wasser nicht mehr ohne Probleme angekommen ist. Um mit dieser Aufgabe jedoch überhaupt erst zu beginnen, mussten wir zusammen mit Pavela und Romolo – die uns den Weg wiesen – eine halbe Stunde durch die Felder und Berge Quiquijanas laufen. Mir hat diese Aufgabe wirklich gut gefallen und mich würde es freuen, wenn wir in den nächsten Wochen und Monaten auch noch einmal so etwas machen dürfen.

Am Freitagnachmittag fuhren wir wieder nach Cusco. Hier habe ich an diesem Wochenende auch mal endlich ein bisschen mehr vor.

 

Ich verabschiede mich für diese Woche

mit ganz lieben Grüßen und Umarmungen,

 

eure Anna

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Hogar, dulce hogar! / Home, sweet home! / Zuhause, schönes Zuhause!

Liebe Leute,

da der Blogeintrag über meinen Urlaub noch in Bearbeitung ist; ich euch aber nicht länger ohne Informationen über mein Leben in Peru dastehen lassen möchte, berichte ich euch heute ein wenig über die Woche vom 03. – 07. März, von der ersten Woche wieder zurück im Projekt „Albergue Uñacha“, in der sehr vieles Unerwartetes passiert ist.

 

Die erste Ausnahme in dieser Woche ist, dass wir momentan Besuch von unserem Chef Herrn Dr. Gravenkötter haben, der von unserem zweiten Vorsitzenden der Kinderhilfe Cusco-Peru Herrn Siepelmeyer begleitet wird. So zeigten wir beispielsweise Herrn Siepelmeyer, der das erste Mal das Projekt vor Ort besucht, die Arbeit auf der Chacra, das Dorf mit dem heimischen Leben im Andenhochland und selbstverständlich all das, was die Kinderhilfe hier vor Ort ermögicht hat.

 

Außerdem wurde auch hier in Quiquijana ordentlich Karneval gefeiert; jedoch ganz anders, als man sich das als Deutscher, wohnend am Niederrhein, vorstellt. Es gab keine Wagen, auf denen die jecke Meute stand; sondern es liefen hauptsächlich unendlich viele Kinder mit Eimern, Wasserpistolen und Wasserbomben bewaffnet durch die Straßen und warfen unschuldige Menschen ab. Neben dem vielen Wasser gab es auch wundervolle Schaumkanonen. Damit wurde ich auch nicht nur einmal getroffen; am Rücken, an den Armen, aber vor allen Dingen auch im Gesicht. Durch diesen Tag wurden die Freiwilligen aus Deutschland definitiv im ganzen Ort bekannt.

 

An Aschermittwoch besuchten wir alle zusammen die Messe um 10 Uhr morgens, die sehr, sehr eindrucksvoll war. Dieses Mal hat der Pfarrer die komplette Predigt auf Quechua gehalten, damit die indigene Bevölkerung auch versteht, worum es in den nächsten vierzig Tagen geht. Als eine Frau mitten in der Predigt die Kirche betrat, unterbrach der Pastor seinen Gedankengang und führte die alte, zerbrechliche Frau auf seinen Platz im Altarbereich, da die Reihen in der Kapelle bis auf den letzten Platz gefüllt waren. Sein einziger Kommentar dazu war, dass sie doch beim nächsten Mal ein bisschen früher zur Messe kommen solle.


Franca, Polly und Benjamin begleiteten die Messe mit ihren Instrumenten; es war wirklich schön. An der Messe nahmen so viele Frauen in ihren teilweise wirklich schmutzigen Trachten teil. Hier wurde es noch einmal deutlich, dass ungemachte Haare oder die Kleidung - Eine Frau hatte sogar noch ein Salatblatt im Gesicht kleben – vor Gott keine Rolle spielen. Es kommt darauf an, wie und in welcher Form man an Gott und an die große Institution Kirche glaubt, anstatt den Mitchristen zu zeigen, was man hat und wie viel die Kleidung wert ist; oder sich vielleicht für Gott „schick zu machen“.

 

Am gleichen Tag besuchten wir noch die Grundschule am Ende des Dorfes, um den Kindern und Lehrern mit einem Wasserrucksack PAUL zu erfreuen. Der Schuldirektor hat sich sichtlich gefreut, nun auch in Besitz eines solches Lebensverbessers zu sein, durch den hoffentlich einige Krankheiten verschwinden, sofern er denn wirklich täglich genutzt wird.

 

Nach einem supertollen Mittagessen, Chacraarbeit mit allen Kindern (es durften wieder alle Tomatensträucher zurückgeschnitten werden), und ein wenig ausruhen, durften vier von uns noch einen Text im Radio vorlesen; im Anschluss lud uns der Pfarrer zum gemeinsamen Abendbrot ein.

 

Am Donnerstag habe ich nachmittags auf der Chacra den härtesten Regenguss meiner Peru-Zeit erlebt. Wenn man sich in den Gewächshäusern aufgehalten hat (was man musste, um nicht zu 100% nass zu werden), konnte man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. So verlängerten wir unsere Arbeit um rund eine halbe Stunde – bis sich das Wetter ein bisschen beruhigt hatte – und gingen zurück zur Albergue, wo eine mehr oder weniger wärmende Dusche auf mich wartete.

 

Außerdem unterrichten wir in dieser Woche oft vormittags, da die Kinder morgens deutlich lernbereiter sind, als nach dem Mittagsessen. Im Moment haben wir das Glück genau sieben Kinder zu haben, sodass jeder Freiwilliger und Pavela mit je einem Kind zusammen arbeiten kann. Ich arbeite mit dem kleinen Alex zusammen, der erst seit Januar bei uns in der Albergue lebt. Er ist wirklich pfiffig und es macht Spaß mit ihm zu lesen oder Mathematik zu üben.

 

Apropos „nur sieben Kinder“. Am Sonntag (09. März) werden alle Schulkinder zurück zur Albergue kommen, weil am folgenden Montag die Schule wieder beginnt. Neben den bekannten rund 70 Kindern werden wir in den nächsten 3 ½ Monaten noch mit rund zehn weiteren zusammenarbeiten, die auch am Sonntag in das Schloss Quiquijanas einziehen werden. Ich freue mich auf sie! Allerdings noch mehr die bekannten Gesichter wiederzusehen, die ich wirklich in den letzten Wochen sehr vermisst habe.

 

So verabschiede ich mich für diese Woche mit urlaubsreichen Grüße aus Cusco,
ganz liebe Grüße in die Welt!

Eure Anna.

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Ich bin kurz wieder da!

Hallo Lieblingsmenschen,

 

für sehr kurze Zeit bin ich wieder hier in Cusco gestrandet, habe eine wunderschöne erste Urlaubshälfte genossen und viel Sonne getankt.
In wenigen Tagen geht es schon weiter, ich fliege an die Küste Perus und erobere ebenso den Urwald des Landes; ich fliege in die Stadt Iquitos, in der meine Großtante zu Hause war.

Leider fehlt mir eindeutig die Zeit, meine Erlebnisse der letzten drei Wochen in Worte zu fassen, sodass ihr bitte entschuldigt: Der Blogeintrag wird erst Anfang März hier erscheinen können.

 

Damit ihr jedoch schon einmal ein Gefühl für meinen Urlaub bekommen könnt, werde ich im Folgenden ein paar Bilder hochladen. Außerdem hört euch doch das Lied "We had today" von Rachel Portman bei Youtube an. (Leider fehlen mir die Rechte, es hier öffentlich hochzuladen.) Dieses Lied hat mich an allen Orten und Situationen meines Urlaubs begleitet, die ich entweder schlichtweg schön fand oder auch an jenen, die mir den Atem raubten.

 

Ich umarme euch,

eure Weltbummlerin Anna!

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Vor-Urlaubs-Zeit! ♥

Liebe Leute,

schon wieder ist eine Woche rum und das bedeutet, dass ich euch erneut ein bisschen über mein Leben in den Anden berichten möchte und werde:
Nachdem in der letzten Woche vieles einfach ausgefallen ist, ohne ein Alternativprogramm zu haben, verlief diese Woche doch ziemlich abwechslungsreich, sodass keine Langeweile aufkommen konnte. (An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, wie froh ich bin, in einem so strukturierten und abwechslungsreichen Projekt zu sein! Von vielen anderen Freiwilligen aus der ganzen Welt höre ich, dass sie von großer Langeweile täglich geplagt werden. Danke, dass ich dieses Gefühl in der letzten Woche das erste und wahrscheinlich letzte Mal verspürt habe!)

 

Als erstes möchte ich aber noch zwei Dinge aus der letzten Woche nachtragen, die ich (skurriler Weise) in meinem letzten Blogeintrag schlichtweg vergessen habe zu erwähnen. Zum einen haben wir momentan Besuch von einer Nonne aus Kolumbien, die sehr liebenswert und freundlich ist. Sie ist immer fröhlich, grüßt freundlich zurück und versucht stets ein nettes Gespräch mit uns zu führen. Im „Schlepptau“ hat sie eine (offensichtlich) zukünftige Nonne, die ungefähr in meinem Alter ist. Bisher trägt sie kein Ornat, jedoch erzählte uns Pavela am Montagvormittag auf der Chacra, dass sie das Leben als Nonne in Betracht ziehe.


Außerdem hatte meine Kollegin Anna-Maria in der letzten Woche Geburtstag. Da es ein ganz normaler Arbeitstag war, hatte wir keine Möglichkeit ihren Geburtstag groß zu feiern. Jedoch hat Erick (ein Bekannter aus Cusco) eine große und eine kleine Torte vorbeibringen lassen – Die große Torte zum Essen und die kleine Torte für Anna-Marias Gesicht. Mit großer Freude habe ich ihr die Torte ins Gesicht geschmiert – Eine Sache, die ich zugegebenermaßen schon immer einmal machen wollte.

Nun aber zu dieser Woche.


Am Montag auf der Chacra stand mal wieder unsere Lieblingsaufgabe „Unkraut jäten“ auf dem Programm. (Achtung, sehr viel Ironie!). Als wir aber gerade in unserem Element vertieft waren, stand Pavela in der Tür, mit der wir uns anschließend viel unterhalten haben. Wir erfuhren Dinge, die wir eigentlich schon längst hätten wissen sollen, jedoch bisher nichts davon mit bekommen haben. So erfuhren wir beispielsweise, dass die krebskranke Mutter einer unserer Nonnen am 1.Januar verstorben ist – Auch jetzt noch wirft mich diese Info aus der Bahn.
Sonst unterhielten wir uns viel über das Weihnachtsfest in Peru und wie wir in das neue Jahr gerutscht sind. Pavela baut gerade ein wenig ihre Wohnung um, ist demnach voll eingespannt und war daher nur am Montag auf der Chacra.
Am Nachmittag schauten wir noch mit den wenigen Kindern einen Film.

 

Am Dienstag schufteten wir morgens wie gewohnt auf der Chacra. Auch heute ging es dem Unkraut an den Kragen. Ein Vorher/Nachher-Bild habe ich euch in der Fotogalerie hochgeladen. Am Nachmittag putzten wir dann mit den Kindern und Schwester Cecilia den Essensraum – Anschließend spielten wir mit den Kindern, schauten wir einen Film, aßen zu Abend und gingen wieder einmal einigermaßen früh schlafen.

 

Am Mittwoch war es in den Gewächshäusern gar nicht auszuhalten; die 50°C Marke wurde überschritten und ich fühlte mich wie in einem schwarzen Auto, das  in der prallen Sonne für mehrere Stunden stand, eingesperrt. So arbeiteten Anna-Maria und ich auch nicht viel – Mein Kreislauf ging zwischenzeitlich ziemlich den Bach runter, wollte aber auch einfach nicht aufhören, weiterzuarbeiten, da ich mich nicht mehr lange Zeit mit Unkraut jäten beschäftigen möchte. In der Sonne habe ich mir dann noch einen kleinen Sonnenbrand geholt. Als ich zurück in mein Zimmer gehen wollte, traf ich im Mädchenschafsaal einige Kinder zusammen mit Schwester Delfina, die gerade dabei waren die Betten der Mädchen umzustellen und unter jedem Bett eine Grundreinigung vorzunehmen. Meine Hilfe wurde beim Verschieben der Betten benötigt und ich bin mir schon jetzt sicher, dass mich morgen ein Muskelkater plagen wird, nachdem rund 25 Hochbetten an den rechten Fleck verschoben werden wollten.


Am Nachmittag waren wir (Anna-Maria und ich) mit den Kindern alleine und bekamen die Aufgabe, den Computerraum mit den Kindern zu putzen. Daraus wurde dann allerdings doch nichts, da im ganzen Jugendhaus der Schlüssel des Raumes nicht aufzufinden war, sodass wir mit den Kindern im „Raum für alles“ Fernsehen schauten, ich zusammen mit Juan Carlos auf dem Hof Fußball spielte und wir sehnlichst auf die Rückkehr der Schwestern hofften – vergeblich. Jedoch bin ich froh darüber, diese Aufgabe dann am Donnerstag gemacht zu haben. An einem Tag, an dem die Schwestern immer in Reichweite waren, da ich schon ein mulmiges Gefühl bei der Sache verspürte, einen Raum mit so vielen Kabeln zu putzen.

 

Als wir damit dann fertig waren, halfen wir drei Kindern bei ihren Hausaufgaben, da die Armen eine Ferienschule besuchen müssen und dann auch noch am Nachmittag Hausaufgaben zu bearbeiten haben. Glücklicherweise waren das nicht viele, sodass alles schnell über die Bühne ging, aber trotzdem tun mir die Kinder wahnsinnig Leid. An diesem Donnerstag bekamen wir außerdem Zuwachs von einem Jungen namens Alexander, der ab nächsten Schuljahr die Schule in Quiquijana besuchen wird. Im Laufe der Wochen wird auch seine kleine vier jährige Schwester aus Lima (Geburtsort der beiden) anreisen, die zunächst noch ein Jahr den Kindergarten besuchen wird.

 

Wie ihr merkt, gab es auch in dieser Woche nicht sehr viel Aufregendes zu berichten, sodass ich mich jetzt sehr auf meinen Urlaub freue, der genau heute (!) beginnt. Am Freitagabend stieg ich in den Bus ein, um sieben Stunden lang an die bolivianische Grenze zu fahren. – Zunächst steht der Titicacasee auf dem Programm.

 

Bis Mitte Februar wird es also keine neuen Blogeinträge geben. Nach meinen ersten Wochen allerdings einen umso längeren Eintrag. Hin und wieder werde ich in ein Internetcafé gehen. – Habt ihr also Fragen oder möchtet wissen, wo ich gerade bin, schreibt mir. Ich werde so schnell wie möglich antworten.

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Erste Arbeitswoche im neuen Jahr, Urlaubsplanung. ♥

Liebe Leute,

Heute auf den Tag genau bin ich 6 Monate unterwegs! Halbzeit!
So blicke ich auf wundervolle 183 Tage zurück, in denen ich bisher ein ganz neues Land kennenlernen durfte, das ich mir gewiss in vielen Punkten ganz anders vorgestellt habe; auf wundervolle Augenblicke mit den Kindern in der Albergue, aber auch auf Momente der Verzweiflung, des Heimwehs, des Vermissens.

Jedoch freue ich mich jetzt auch auf weitere tolle Wochen und Monate, in denen ich ganz gewiss einen tollen Urlaub erleben, weitere unvergessliche Augenblicke mit den Kindern teilen und viele lustige oder spannende Gespräche zu euch in die Heimat führen werde.


Diesmal melde ich mich von einer sehr entspannten Woche zurück und möchte euch ein wenig davon berichten. Wie ihr schon wisst, wohnen zurzeit in der Albergue nur eine Hand voll Kinder, sodass die Aufgaben „Hausaufgabenbetreuung“, „Brotbacken“ und „Englischunterricht“ entfallen. Somit arbeiten wir morgens auf der Chacra und ernten statt nur montags und mittwochs jeden Tag ein bisschen – der übrige Rest, wie beispielsweise tausende Tomaten, werden verkauft. Außerdem haben Anna-Maria und ich in dieser Woche alle vier Mangoldfelder gesäubert, was durchaus einige Zeit in Anspruch nahm.

Generell ist vieles in den Ferien lockerer – So schlafen wir morgens noch ein bisschen länger als gewohnt; das Mittagessen, das uns die Schwestern kochen, gibt es auch manchmal einfach später und am Nachmittag stehen keine offiziellen Aufgaben für uns an, sodass wir mal hier und da mit den Kindern puzzeln, mit ihnen im Computerraum sind oder in unserem Zimmer sitzen und einen Film schauen.


Vor einigen Wochen habe ich von meinem Frühling hier berichtet. Da sich dieser doch mittlerweile stark verändert hat, möchte ich heute ein zweites Mal meine Beobachtungen mit euch teilen. Während wir am Anfang unseres Jahres über die braunen Felder geschaut haben, sind mir mittlerweile vor allen Dingen die Maispflanzen über den Kopf gewachsen und vereinzelt sieht man wunderschöne Blumen. Natürlich findet man hier keine Krokusse oder Hyazinthen, aber andere schöne Blumen, die mir persönlich sehr gut gefallen. In den Bergen, die man soweit das Auge reicht bewundern kann, werden Herzen oder Sprüche wie „Viva in Peru“ gemäht, sodass man sie auch aus der Ferne belächeln kann. In letzter Zeit fliegen auch wahnsinnig viele Papageien – vor allen Dingen grüne – durch die Luft, die sehr lustige Geräusche machen. 
Leider nimmt auch die Regenzeit stetig zu, sodass es viele Tage gibt, die in den Gewächshäusern einfach unerträglich heiß sind – vor der Tür aber einfach nur nass, feucht und unangenehm. Wenn man an einem sonnigen Morgen mit dem Optimismus aus dem Haus geht, man brauche keine Regenjacke, erhält man ganz gewiss wenige Stunden später die Quittung dafür.
Mich hat mal jemand gefragt, ob es hier nach Frühling riecht. Meine Antwort lautet nach den vielen Beobachtungen: Leider nein.


Wie versprochen möchte ich in diesem Blogeintrag auch von meiner bombastischen Urlaubsplanung berichten. In der folgenden Woche werde ich noch zusammen mit Anna-Maria im Projekt arbeiten, um im Anschluss mit ihr und der lieben Regina nach Bolivien zu düsen. Nachdem wir den Titicaca-See und La Paz einige Tage unsicher gemacht haben, geht unsere Reise im Jeep zum Salar de Uyuni, der Salzwüste. Hier trennen sich auch schon unsere Wege – Mein Weg führt mich weiter nach Chile, in die Atacama-Wüste. Von dort aus fahre ich mit dem Bus über Arica und Tacna nach Arequipa. Hier bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich den Collca Caynon – die zweittiefste Schlucht der Erde – in meine Reise einbeziehe. Nachdem ich von Arequipa aus wieder zurück nach Cusco gefahren bin, geht meine Reise mit dem Flugzeug weiter. Ich verwirkliche mir meinen Traum nach Iquitos zu fliegen und dort unter anderem den Amazonas zu bewundern.

Ich freue mich auf eine ganz gewiss atemberaubende Reise, in der ich bestimmt ganz viele Fotos machen werde und mich mein Leben lang zurückerinnern kann. Ein wenig traurig bin ich über die Tatsache, dass meine Zeit für Ica und Umgebung nicht ausreicht, aber zurzeit bin ich mir sicher, dass es mich im Laufe meines Lebens noch einmal nach Peru verschlagen wird.

Endlich halte ich mein Versprechen und es gibt einmal einen kürzeren Blogeintrag,

aus den gerade sehr verregneten Anden,


in Liebe,
Anna!

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Silvester und das neue Jahr in Peru!

Liebe Leute,

 

nach etwas Blog-Schreib-Abstinenz möchte ich euch heute von den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr berichten, sowie von meinem Silvester, das ich zusammen mit Regina bei einigen peruanischen Bekannten gefeiert habe.

 

Wie ihr schon von meinem letzten Blogeintrag wisst, habe ich in diesem Jahr dreimal gebürtig Weihnachten gefeiert. Zuerst, am 20. Dezember, mit allen Kindern und einigen Eltern der Albergue, das zweite Mal am 23. Dezember mit den Ordensschwestern, der Köchin, Juana, Pavela und der Psychologin Rosa und das dritte Mal in feierlichster Stimmung mit meiner sehr liebgewonnenen Gastfamilie. Neben meinen Gasteltern war auch noch meine Gastschwester Fio, mein Gastgroßvater Oscar und zwei weitere Söhne samt Familie anwesend. Es war einfach schlichtweg eine tolle Stimmung, sodass nur in einem klitzekleinen Augenblick die heimische Familie und die Stimmung zu Hause vermisst werden konnte.

(Da ich im letzten Blogeintrag das Fest ausführlich beschrieben habe, möchte ich an dieser Stelle gar nicht mehr weiter darauf eingehen, sondern ...)

 

von den Tagen "zwischen den Tagen" (wie ich sie immer so gerne nenne) berichten. Eigentlich stand in meiner Ferienplanung, dass ich mir die Tage nach Weihnachten und vor Neujahr frei genommen habe, da die Schwestern aber von Anfang an sagten, dass wir unsere Urlaubstage nicht ins Detail genau einhalten müssen, nahm ich die erste Veränderung vor. Und zwar arbeitete ich doch am 30. und 31. Dezember in Quiquijana - zusammen mit Regina. Genau das war der Grund für die Umdisponierung, da ich sonst am zweiten und dritten Januar alleine hätte arbeiten müssen. Um es kurz zu machen: Regina und ich hatten auf der einen Seite wahnsinnig viel Spaß mit den übrig gebliebenen Kids, aber auf der anderen Seite viel Freiraum zur Gestaltung, da neben der Chacraarbeit alle typischen Aufgaben entfielen.

Statt Hausaufgabenbetreuung: im Park Quatsch machen. Statt Englischunterricht: Fußball spielen und toben und am Dienstagmorgen auch statt Chacraarbeit ein Picknick mit den Kindern im Park machen. - Es waren zwei wundervolle Tage mit den wenigen, sehr liebenswürdigen Kindern! Man erfährt von Ereignissen in der Vergangenheit der Kinder, die man sich niemals vorstellen könnte und von Visionen der Zukunft, die Tränen ins Gesicht zaubern.

 

Nachdem wir dann am Dienstagnachmittag wieder nach Cusco zurückfuhren (und glücklicherweise nicht - wie angekündigt - für die Schwestern und uns kochen mussten), waren Regina und ich abends bei peruanischen Bekannten eingeladen. Da sich Franca, Benjamin, Florian und Anna-Maria schon zu dieser Zeit auf dem Kontinenten Südamerika verteilt hatten (oh, da Florian in Costa Rica ist muss ich das Gebiet auf "Amerika" ausweiten), erlebten sie auf ganz unterschiedliche Art und Weise dieses Fest in das neue Jahr 2014.

Zu dem Fest gibt es eigentlich nicht sehr viel zu berichten, da es gar nicht so unterschiedlich zu dem verlaufen ist, was ich bisher kannte. Zwei kleine Ausnahmen gab es jedoch schon: Zum einen feierten wir in einem Haus, das eine perfekte Aussicht über ganz Cusco bot. Einfach der Wahnsinn! Man konnte aus jeder Richtung die Böller fliegen sehen und musste dabei keine Angst haben, von einem getroffen zu werden, wie es an Weihnachten auf dem Plaza de Armas der Fall war.

Die andere Ausnahme finde ich persönlich sehr verrückt, aber auch sehr schön, da ich generell sehr sehr gerne Rituale mag: Bevor um Mitternacht mit Champagner, Sekt oder Wein angestoßen wird, werden zwölf Trauben gegessen. Für jede Traube steht ein Monat des neuen Jahres und bei jedem Bissen darf man sich eine Sache wünschen. Zugebenermaßen habe ich mich bei einigen Monaten sehr schwer getan, mir sinnvolle Dinge zu wünschen, da zwölf Wünsche auf einen Streich schon eine Menge sind. Bei zwei Wünschen habe ich sogar fast Angst, dass sie in Erfüllung gehen, da es einfach so ein Quatsch ist, was mir zu diesem Zeitpunkt durch mein kleines Spatzenhirn flog. :)

(Aber ihr wisst ja, man darf nichtsdestotrotz nichts verraten, und da bin ich dann doch ziemlich streng mit mir ♥)

Die Tage nach Silvester bis heute ist nichts Großartiges passiert. Viel war ich mit Regina unterwegs, die sich gerade in Ica und Umgebung aufhält, lag aber auch leider Gottes viel in meinem warmen Bett, um gesund zu werden, da ich mal wieder ohne etwas zu essen, irgendetwas nicht vertragen habe, sodass ich im Bett liegen bleiben musste. Schade, wenn so der Urlaub Stück für Stück kleiner wird.

 

Aber ich habe mich auch wahnsinnig gefreut über die Briefe, Karten und Pakete, die mich in diesen Tagen aus der Heimat erreicht haben. Ich kann meine Freude gar nicht richtig ausdrücken, habe ich oft das Gefühl! Danke an alle, die an mich gedacht haben, die mich durch liebe Zeilen oder liebenswerte und tolle Pakete ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Danke! Ihr seid die Besten!

 

Bald muss ich dann auch wieder los in meine andere, neue, liebgewonnene Heimat namens Quiquijana, auf die ich mich schon wirklich freue, da die Arbeit mit den Kindern einfach sooo viel Spaß macht!

Bei meinem nächsten Blogeintrag informiere ich euch dann ein wenig über meine wahnsinnig tolle Reiseplanung, bei der ihr aus dem Stauen gar nicht mehr rauskommen werdet.

 

Bis dahin,

ganz liebe Grüße aus den Anden,

dicken Kuss,

 

eure Anna.

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Weihnachten in Lateinamerika. ♥

Liebe Blogleser,

aber insbesondere an diesen Tagen liebe Familie und Freunde,

 

ich hoffe, ihr hattet alle ein schönen und besinnlichen heiligen Abend unter dem Tannenbaum im Kreise eurer Liebsten. Heute berichte ich euch ein wenig von meinem Weihnachtsfest in einer anderen Kulter, in der Kultur der Inkas.

Großartig anders verlief es nicht und ich bin fast etwas traurig darüber, dass die Adventszeit, die mir in der Albergue wahnsinnig gut gefallen hat, vorbei ist. Die Novena (das gemeinsame Treffen mit vielen Kindern, um ihnen eine Bibelstelle rund um Jesus Geburt nahe zu bringen), das Wichteln mit den Schwestern, die äußerst schiefe Weihnachtsmusik überall in Cusco und die wahnsinnig stressige Weihnachtsgeschenk-Jagd für meine beiden Wichtel, Anna-Maria und Schwester Cecilia sind nun endgültig vorbei und ich finde es schon ein bisschen schade.

 

Am 23. Dezember (am Montag) fuhren wir das letzte Mal in diesem Jahr alle gemeinsam nach Quiquijana, um zusammen mit den Schwestern, den Psychologin, der Köchin und Juana (der Bäuerin auf der Chacra) Weihnachten zu feiern. Nach einem Festmahl aus vier Meerschweinchen, Hähnchen, Kartoffeln, Mais, Salat (und vielen anderen leckeren Dingen), durften wir der Reihe nach unseren geheimen Freund, unseren "amigo secreto" erraten. Für Schwester Cecilia hatte ich ein Parfüm mit einer passenden Körperlotion, worüber sie sich glücklicherweise auch gefreut hat. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass Benjamin mich gezogen hatte. So war es aber und er schenkte mir neue Handschuhe und Socken, sowie eine Creme gegen Moskitostiche, da ich ja einen großen Teil meines Urlaubs im Regenwald verbringen werde und für Stiche solcher Art sehr anfällig bin! Nach dem großen Schenken, tanzten wir noch ausgiebig mit den Schwestern, aßen selbstgebackene Plätzchen und erfreuten uns an dem letzten Tag in der Albergue für die nächste Zeit. Vielen fällt es vielleicht schwer sich tanzende Ordensschwestern vorzustellen, aber ich muss dazu sagen, dass es mit ihnen sehr, sehr viel Spaß gemacht hat!

 

Ich bin mir sicher, dass es ein wenig anders werden wird, wenn wir wieder nach Quiquijana im März alle zusammen zurückkehren, nachdem wir unseren Urlaub ausgekostet haben. So weiß ich jetzt schon, dass ein Junge nicht mehr wieder kommen wird und die Kleinsten sich in den acht Wochen sicherlich verändert haben werden. Ich mag den Gedanken nicht, dass noch ein weiteres Kind nicht wiederkommt, bei dem ich nicht die Chance hatte, mich zu verabschieden, ich es jedoch in den letzten fünf Monaten liebgewonnen habe.

 

Am 24. Dezember ging in Cusco die Post ab. Ausschließlich an diesem Tag findet auf dem Plaza de Armas ein Weihnachtsmarkt statt, dessen Größe einfach unbeschreiblich beeindruckt ist. Auf den Rat Pavelas und Lilis sind wir schon recht früh dorthin gegangen: Dieser Markt war einfach unglaublich - Neben Taschen, Schals, Keramikgeschirr und Mützen gab es auch viele Stände mit Holzartikeln , Krippen & entsprechenden Figuren oder Spielsachen. Auch unsere Gastmutter Lili verkaufte an einem Stand zusammen mit ihrer Tocher Fiorella ihre heißbegehrten Cupcakes, Macarons und andere niedlich verzierten Dinge. Aufgrund des wechselhaften Wetters machten sich jedoch schließlich nicht so viele Personen auf den Weg - Ein Glück für uns. Belächelt wurde ich von den Menschen, als ich nur im kurzärmligen T-Shirt vom Regen überraschte wurde, obwohl wenige Minuten vorher die Sonne wunderschön schien. Nichtdestotrotz habe ich mir von dem Wetter nicht die Laune verderben lassen, habe allen Menschen ein frohes Weihnachtsfest gewünscht und bin mit einem breiten Grinsen durch die Straßen gelaufen - (Menschen, die die Schultern hochziehen, müssen nicht glauben, dass sie dadurch nur einen Tropfen weniger vom Regen abbekommen. ♥)

 

Abends gegen 22 Uhr begannen wir dann mit dem Festessen Lili's. Neben einem typisch peruanischen Braten, gab es einen typisch-deutschen Nudelsalat mit Apfelkompott, da sich unsere Gastmutter beides gewünscht hatte. In lusiger Runde saßen wir mit unseren Gasteltern, unserer Gastschwester, unserem Gastopa und zwei weiteren seiner Söhne am Tisch, bis die drei kleineren Kinder um die Bescherung baten, die vor einer echten, aus dem Garten gefällten Tanne, stattfand. (Die meisten Tannen in Peru sind leider unecht!) Für mich gab es von meinem geheimen Freund Florian eine Alpacadecke (hihi, Bruderherz!) und ich habe meinem Wichtel Anna-Maria ein Monopoly-Spiel sowie ein Notizbuch geschenkt, worüber sie sich glücklicherweise auch gefreut hat.

Der große Reinfall war an diesem Abend die Mitternachts-Christmette, die nicht stattgefunden hat. Dennoch haben wir eine schöne neue Erfahrung gemacht, da an diesem Abend viele Menschen auf dem Plaza war und mit Feuerwerkskörpern das Fest ausklingen ließen. Oft war es sehr unkontrolliert, sodass nicht nur einmal eine Rakete drei Meter neben mir in die Luft schoß oder auch einmal eine Rakete in der Horizontale das Weite suchte. Um es kurz zu machen: Ich hatte zwar Angst, aber mir ist nichts passiert.

Beeindruckt war, dass sehr viele Menschen in Decken eingemummelt auf den Straßen schliefen, da sie entweder nicht mehr genügend Zeit hatten, um in ihr Heimatdorf zurückzukehren oder überhaupt kein Zuhause haben. Auch viele Kinder und Hunde schliefen bei den armen Frauen und Männern. Eine echt große Armut, die ich hier an Weihnachten auch erfahren habe.

 

Die Tage nach Weihnachten bis zum Neuen Jahr habe ich mir freigenommen, sodass ich vielleicht Zeit finde mit dem ein oder anderen zu telefonieren, unbeantwortete Mails zu beantworten oder auch einfach Zeit für mich zu finden. Zeit, um eine Studienentscheidung zu treffen; Zeit, um einen Brief zu schreiben; Zeit, zum Nachdenken.

Die Leute, die ich weder bei Skype noch via E-Mail vor Weihnachten erreiche, wünsche ich einen guten Rutsch in das neue Jahr 2014. Das Jahr, in dem wir uns wiedersehen werden.

 

Bis zu meiner Rückkehr wünsche ich euch noch einmal einen lieben Schutzengel, der auf euch aufpasst. Gesundheit, Liebe und Glück, um alle Situationen gut zu meistern, die das Leben uns stellt.

 

Ich denke an euch,

besonders beim Start in das neue Jahr 2014.

 

In Liebe,

eure Anna aus dem Land der Inkakönige. ♥

 

 

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Sumaj kausay kachun Navidad ch'sisipi ♥

Hallo meine fleißigen Blogleser,

Entschuldigung! Entschuldigung an alle, die letzte Woche vergeblich auf meinen Blogartikel gewartet haben. Da in der vorletzten Woche nicht außerordentlich viel passiert ist, wollte ich erst diese Woche wieder einen Blogeintrag hochladen, der über die letzten beiden Wochen berichtet. (Das nächste Mal werde ich euch schreiben, wenn es nichts zu erzählen gibt! Versprochen!)

 

So langsam komme auch ich hier in Peru bei Sonnenschein und 15° bis 20°C in Weihnachtsstimmung. Ich habe schon einige Weihnachtsgeschenke besorgen können, Weihnachtsplätzchen gebacken und gegessen sowie Weihnachtsmusik gehört. Weihnachten bedeutet gerade für mich nicht nur, dieses Fest das erste Mal in meinem Leben ohne meine Familie zu feiern, sondern auch, dass die erste Hälfte meines Auslandsjahres vorbei ist. Die zweite Hälfte wird bestimmt auch so schnell vergehen: Es folgen zwei Monate Ferien, in denen ich Bolivien, Chile und Peru unsicher machen werden – und dann gibt es nur noch 4 Monate im Projekt. Gerade kann ich nicht glauben, die Rabauken acht Wochen lang nicht zu sehen, umso mehr freue ich mich jetzt auf meinen Urlaub und dann auch auf den 1. März, wenn die Arbeit wieder beginnt.

 

Begonnen hat die vorletzte Woche schon am Montagabend (9. Dezember) sehr adventlich, da ab diesem Montag jeden Abend eine „novena“ stattfindet. Dabei stellt jeden Tag eine Gruppe der Kinder einen biblischen Textauszug vor, wir beten alle zusammen das Vater unser, singen viel gemeinsam und genießen anschließend die von Schwester Cecilia ausgeteilten Süßigkeiten. Daher kommen auch viele Kinder der Umgebung um sich das kleine Theaterstück anzusehen, viele sehr kleine, aber auch schon größere Schüler und Schülerinnen. Am letzten Donnerstag waren auch wir Freiwilligen an der Reihe über einen Textauszug aus dem Lukasevangelium zu sprechen, der über die Hirten handelt, die von dem Engel die frohe Botschaft verkündet bekommen haben. (Lk 2, 8-16) Also spielten Benni und ich zwei wahnsinnig gutaussehende Hirten und Regina war unser süßes Schaf, das hin und wieder geblökt hat, wenn sie von unserem Hirtenstab geschlagen wurde.

 

Außerdem haben wir an diesem Tag unseren geheimen Freund, unseren Wichtel gezogen. Es macht große Freude, in dem kleinen Karton dem „amigo secreto“ etwas zuzustecken und nachher die Verwirrung oder Verwunderung in den Augen des Beschenkten zu betrachten. Froh bin ich keinen meiner Mitfreiwilligen gezogen zu haben.

Am Dienstag fand eine Firmung in Quiquijana statt, bei der zwei unserer Jungs – Orlando und Cristian – aus der Albergue das heilige Sakrament empfangen haben. Unser Trio Franca (Klavier), Regina (Geige) und Benjamin (Gitarre) spielten auf dieser Firmung auch wieder, sodass die Hausaufgabenbetreuung mit drei statt sechs Leuten ziemlich unterbesetzt war. Dennoch verlief alles ohne Probleme – Im Anschluss lud die Familie Orlandos uns zu einem Festmahl ein, bei dem es Lammfleisch, Kartoffeln und Inka Kola gab.

 

Das Wochenende war wirklich wahnsinnig schön! Perus Spontanität wurde einmal wieder groß geschrieben, indem Regina am Samstagabend zu mir ins Zimmer kam und mich mit dem Vorhaben zu heißen Quellen zu fahren, überraschte. Am Nachmittag hatten das unsere peruanischen Freunde vorgeschlagen – Regina und ich fanden die Idee so verrückt und cool, dass wir uns nicht zweimal haben bitten lassen. Typisch peruanisch trafen wir uns dann doch um erst 23 statt um 21 Uhr, kauften noch einige Sachen ein und fuhren los – 2 ½ Stunden mitten in den Regenwald, Richtung Abancay. Als wir ankamen, war alles stockdüster und kaum ein Auto war auf den Straßen unterwegs. Diese heißen Quellen sind jedoch nur nachts geöffnet, da es tagsüber von Moskitos nur so wimmelt. Fünf Stunden lang tobten wir uns im Wasser aus und spielten mit einem Ball, den eine Familie dort vergessen hatte. Um 6 Uhr in der Früh ging schlagartig die Sonne auf – Die Landschaft hat mich SO beeindruckt, dass ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr rauskommen würde, wenn ich hier einmal beginnen würde. Direkt neben uns strömte ein Fluss dahin; umgeben von hohen Bergen und vielen grünen Papageien. Einfach traumhaft schön. Daher störte es mich zunächst auch nicht allzu sehr, dass unser Auto einen Platten hatte, weshalb wir aber schließlich um 14 Uhr erst wieder zu Hause bei Mama Lili ankamen, anstatt wie geplant um 9 Uhr. Die Jungs haben erst einige Luft mit einer normalen Luftpumpe in den Reifen gepumpt, sodass wir den Weg immerhin bis zur nächsten Werkstatt geschafft haben. Dort warteten wir eine Weile – ich habe mir einige Brötchen zum Frühstück gekauft, mit Regina Quatsch gemacht und einfach nur die Landschaft in vollen Zügen genossen.

 

Außerdem haben wir noch an diesem Morgen gegrillt. Irgendwann kehrten wir in eine kleine Bucht ein, bauten uns aus Steinen einen Grill und haben dort unser Fleisch, unsere Kartoffeln und unsere Würstchen gebraten. Es war richtig lecker! Abgesehen davon, dass ich an diesem Ort wieder von mehr als 20 Moskitos geärgert wurde, war das wohl mein mit Abstand bester Samstag hier in Peru.

Auch haben wir an diesem Sonntagnachmittag noch mit unsere Gastmutter Lili gewichtelt. Am 24.Dezember findet dann hier nach der Christmette um 24 Uhr das große Schenken statt.

 

Auf der Chacra passiert momentan nicht wahnsinnig viel. Die meisten Tage bestehen aus Ernten und Löcher hacken und diese anschließend mit Dünger wieder zu schließen. Damit ihr wisst, was wir momentan alles anbauen, folgt jetzt eine kleine Aufzählung: Tomaten, Mangold, Bohnen, Kohl, Gurken, Spinat, Paprika, Radieschen, Blumenkohl, Petersilie, Basilikum, Thymian, Cilantro, Minze und Zitronenmelisse.

 

Am Montag in der Früh haben wir uns viel mit Pavela unterhalten. Thema dieses Gespräches waren im Prinzip unsere Waisenkinder der Albergue und ihre Geschichten. Ein Junge beispielsweise verlor als er drei Jahre alt war sein linkes Augenlicht. Eines Tages soll er nach Cusco fahren und sich das Auge, das zu großen Teilen weiß ist, schwarz tätowieren lassen. Hier in Peru muss man unversehrt sein - zu mindestens scheinbar - um einen guten Job zu bekommen. Da der Junge auch nicht in den Ferien etwas anderes als Quiquijana sehen kann, hat Pavela ihn und einen weiteren Jungen für eine Woche mit nach Cusco genommen, um ihm das Leben dort zu zeigen. Diese Nächstenliebe zu den Kindern lässt sie für mich noch beeindruckender sein. Pavela ist hier einfach die Frau und Mama für alles und jeden!

 

Ein anderes Mädchen, das mit am längsten in der Albergue lebt, lernte vor rund zwei Jahren ihre Mutter kennen, die sich vierzehn Jahre lang überhaupt nicht um sie gekümmert hat. Heute sind die beiden Feuer und Flamme, was einerseits sehr erfreulich ist – und auch mich freut –, andererseits aber der ein oder andere kein Verständnis dafür hat, dass das heute sechszehn jährige Mädchen ihre Mutter in hohen Tönen lobt, die über die ganze Kindheit hinweg keine Zeit gefunden hat.

Abends fand dann die letzte Englischstunde für dieses Jahr mit den Großen statt – also haben wir noch einmal für den Sing-Wettbewerb am Mittwochabend geübt, ein bisschen Quatsch gemacht und nachdem die Kinder die deutschen und englischen Lieder einigermaßen gut konnten, wurden wir von ihnen unterrichten – Sie brachten uns ein Lied auf Quechua bei!

 

Hanaq pancha gloriamanta

qhapaq Diospa churin hamun (2x)

runa munaq sonqollanwan

kay pachaman uraykamun (2x)

achachalloú sumaq Niño

ima sumaqta k’anchanki (2x)

Llama micheq somiyoq runa

hakuchun Belen portalman (2x)

Belen portalman chayaykupa

kamaqnenchispa kusichisun (2x)

achachalloú sumaq Niño

ima sumaqta k’anchanki. (2x) ♥

 

Ich muss sagen, dass es mir sehr gut gefällt.

 

Mein Dienstag ging im Allgemeinen drunter und drüber und war absolut mit Stress in Verbindung gebracht. Morgens auf der Chacra gab es eine Menge zu tun. Zuerst hackten wir rund 60 Löcher, die wir anschließend alle mit Dünger füllten. Neben diesen 60 Löchern gab es aber noch einige andere Löcher von dem vorherigen Tag zu schließen, sodass diese Arbeit, die ich gerade in zwei Sätzen zusammengefasst habe, sage und schreibe drei Stunden beanspruchte. Zudem waren wir wieder nur zu Dritt, da die anderen bei einer Messe im Rathaus gespielt haben. Anstatt meiner Mittagspause ging ich zusammen mit Florian zu einer Reunión – Mehr als Zuhören sollten wir eigentlich nicht tun, was sich aber als sehr schwierig erwies, da die Lehrerin für die Mütter und Väter der Kinder hauptsächlich Quechua sprach. Am Ende bezahlten wir noch 1,50 Soles, damit die Klassenlehrerin für den letzten Schultag vor den zwei Monate langen Ferien Schokolade und eine Art Brot, die traditionell gegessen wird, kaufen konnte.

 

Als ich wieder in der Albergue ankam, war meine Mittagspause fast rum. Während meiner Hausaufgabenbetreuung unterstützte ich meine Schüler bei ihren Englischaufgaben. Dieses Mal mussten sie über ein beliebiges Thema ein Plakat malen und beschriften.

Nachdem die Novena beendet war, die um 17 Uhr anfängt und ungefähr zwanzig Minuten später wieder endet, musste ich noch im Internetcafé einige Dinge erledigen. So druckte ich noch beispielsweise ein weihnachtliches Arbeitsblatt für Gruppe B, die jüngeren Schüler, aus und vervielfältigte diese später noch im Schwesternhaus.

 

Nachdem ich dann noch mit allen jüngeren Kindern, Franca, Regina und Florian im Park war, ein wenig Fußball gespielt und mir die Haare haben flechten lassen, gingen wir zurück zur Albergue, aßen ein wenig und gaben im Anschluss wieder Unterricht. Dieser war sehr entspannt, die Kinder hatten große Freude an dem Arbeitsblatt, sodass die Stunde wahnsinnig schnell verstrich. – Und im Anschluss fiel ich halbtot in mein Bett.

 

Am Mittwochmorgen besuchte keiner von uns sechsen die Chacra, sondern wir tobten uns wie die Engel in der Weihnachtsbäckerei aus, in der an diesem Morgen neben vielen Brötchen auch einige Mürbeteigplätzchen für die Kinder gebacken wurden. 6kg Mehl wurden dabei mit 24 Eiern, 2 kg Butter und 3 Kg Zucker verknetet – Per Hand! Verfeinert wurden diese Plätzchen durch Hermana Cecilia, die unter den Teig noch ein wenig Muskatnuss rieb – Der Geruch; ich liebe ihn! Im Anschluss an das große Backen nahmen Franca und ich die Kekse in unser Zimmer, das dadurch sehr weihnachtlich duftete.

 

Nachmittags fand anstatt der Hausaufgabenbetreuung der Sing-Wettbewerb statt, bei dem die Kinder der Albergue je ein Lied auf Quechua, ein spanisches, ein englisches und ein deutsches Lied gesungen haben. Unterteilt haben die Schwestern zwischen der Grund- und der weiterführenden Schule. Der Erst-Platzierte gewann 15 Soles, der zweite 10 Soles und der dritte 5 Soles. Aber selbst das hat die Kinder nicht sehr motiviert zu singen – nur 10 Kinder von unseren 68 erklärten sich zum Singen bereit und diese wurden dabei von Francas, Reginas und Bennis Instrument begleitet.

Bei der Novena, die direkt danach stattfand, gab es noch eine Besonderheit: Da Hermana Polly zum Ausdruck bringen wollte, dass Weihnachten Freude bedeutet, zogen unter anderem wir Freiwilligen uns bunte, verrückte Masken an, tanzte und zappelten ein wenig durch die Gegend, sodass sogar die Schwestern ordentlich lachen mussten. Ziel erreicht!

 

Der Donnerstagmorgen begann mit ein wenig Verwirrung, ob wir nun zur Chacra gehen müssen oder nicht. Im Endeffekt wurde das Mittelding entschieden, dass wir nur kurz hingehen, um ein wenig Gemüse zu ernten. Daher waren wir schon wieder um 9:15 Uhr zurück in der Albergue – Zeit um sich von dem bevorstehenden anstrengenden Tag auszuruhen! – Die Promotion eines Junges der Albergue stand bevor.

 

Als wir um 14 Uhr in der Grundschule von Jesus angekommen sind, war noch niemand da. Nur Franca, er selbst, ein Freund von ihm und ich. Nach einigem Warten und auf der Bank sitzen mit Franca, habe ich ein paar Fotos von der Schule gemacht, die mir eigentlich recht gut gefällt. Äußerlich ist sie in rot/ rosa Tönen gehalten, auf dem Schulhof gibt es einige Blumenbeete, die mit Flaschenzäunen abgegrenzt werden. Nach und nach kamen noch einige Freunde und Klassekameraden mit denen er einige Zeit Fußball gespielt hat. Es war süß ihm zuzuschauen, da er sich nach jedem Schuss seine Anzugshose sauber gerieben hat. Er sah insgesamt wahnsinnig schick in seinem Anzug aus.

Gegen 15 Uhr kamen einige Frauen mit Essen zu der Schule, denen wir beim Transportieren der Sachen halfen, einige Tische aus den Klassenräumen und der Bibliothek trugen. Gegen 16 Uhr begann dann die Feier. Rund 20 Kinder waren in der Klasse 6a - 5 Mädchen und der Rest Jungs. Als erstes trat Jesus selbst nach vorne und betete ein kurzes Gebet vor, anschließend beteten wir alle zusammen das Vater unser und das Ave Maria. Hinterher sangen die, die es konnten, die peruanische Nationalhymne mit der rechten Hand auf der Brust. Ein anderer Junge trug ein Gedicht vor; der Klassensprecher bedankte sich bei seinen Klassenkameraden und seiner Lehrerin. Auch die Kinder sagen ein Lied - A Cappella! Und dafür fand ich das echt eine gute Leistung.

Als ein Bilderrahmen mit dem typischen Promotionshut und einem Klassenfoto verteilt worden ist, gingen auch die Eltern mit nach vorne, um der Lehrerin für die letzten sechs Schuljahre zu danken. Manche Eltern fehlten an allen Ecken und Enden die Worte, da sie eigentlich nur Quechua sprechen. Als Jesus aufgerufen worden ist, waren auch Franca und ich an der Reihe und wurden mit "die zwei Mamas" vorgestellt. Nachdem Franca den Kindern als erstes allen einen herzlichen Glückwunsch gewünscht hatte, richtete sie das Wort an die Klassenlehrerin. Der ganze Saal war plötzlich ruhig und lauschte, was das hellhäutige Mädchen zu sagen hatte – im Anschluss klatschten alle sehr kräftig.

Nach einigem Tanzen, Essen und Trinken war Jesus hundemüde und wir gingen zurück zur Albergue. Ich bin froh, dass er so einen schönen Tag hatte und glücklich, aber total erschöpft in sein Bett fallen konnte. Jesus ist ein wahnsinnig taffer und starker Junge für sein Alter, der auch ohne die Hilfe seiner Eltern einer der Besten seiner Klasse ist.

 

Der Freitag war wohl der schönste Tag in den letzten Wochen, denn wir haben zusammen mit allen Kindern und vielen Eltern Weihnachten gefeiert. Begonnen hat der Morgen damit, dass wir Schwester Delfina beim Schmücken der Räume geholfen haben; viele Luftballons wurden aufgeblasen und Plakate auf denen „Feliz Navidad“ gemalt war, aufgehängt. Im Anschluss halfen Franca und ich noch in der Küche und haben dort rund 40 Zwiebeln geschnitten. Freunde der Nacht, ich habe noch nie so stark geweint und wenn ich an meinen Händen rieche, die seitdem mindestens sechs Mal gewaschen wurden, könnte ich gleich wieder anfangen.

 

Das Fest begann mit einem Gottdienst, in dem fünf Kinder unserer Albergue getauft wurden (plus zwei Geschwisterkinder). Außerdem empfangen vier von ihnen die erste heilige Kommunion. Der Gottesdienst war auch sehr auf diese Feste ausgelegt und war eigentlich nicht so weihnachtlich wie ich es mir vorgestellt hatte.

Als der Gottesdienst zu Ende war (den ich in großen Teilen gefilmt habe, aber das Video viel zu groß ist, um es hochzuladen), gingen wir in den Essensraum der Kinder, in dem wir alle einen großen Teller mit Hähnchen, Kartoffeln, Salat und Mais bekommen haben. Viele Eltern waren begeistert von dem Essen, dass sie sich gewiss sonst nicht leisten können.

Spannend wurde es für die Kinder als Sör Nelly die Geschenke überreichte und jedes Kind einzeln nach vorne rief. Jeder von ihnen bekam eine große Tüte mit Kleidung und Süßigkeiten, der eine hatte zusätzlich ein Deo geschenkt bekommen, der andere eine Kleinigkeit zum Spielen. Aber im Endeffekt waren alle zufrieden. Wir Freiwilligen haben allen Kindern etwas zusammen geschenkt: ein Volleyballnetz, Filme für das abendliche Filmschauen, ein Springseil, Kreide, Seifenblasen und zwei Bälle, die die Schwestern zwar ausgepackt haben, wir aber einen wahnsinnig lauten Applaus von den Kindern geschenkt bekamen. Auch die selbstgebackenen Kekse kamen super an – die meisten haben sie noch vor Ort verdrückt.

 

Jetzt kann ich kaum fassen, dass ich die ganzen liebgewonnen Rabauken ganze zwei Monate nicht sehen werde. Auch wenn ich im neuen Jahr während der Ferien zur Albergue zurückkommen werde, werden nur fünf bis sechs Kinder da sein. Zum großen Teil sind das Kinder, mit denen ich bisher nicht viel zu tun hatte, sodass ich mich aber freue, sie in diesen Wochen besser kennenzulernen.

Als die Kinder zusammen mit ihren Familien nach Hause gegangen sind, kam noch ein Junge aus meiner Hausaufgabenbetreuung zu mir und wünschte mir schöne Ferien. Im Anschluss umarmte er mich und sagte mir, dass er mich vermissen wird. Oh ja, liebe Kinder, ich euch auch! ♥

 

Die erste Oktave des diesjährigen Weihnachtsfestes ist vorbei – Am Montag werden wir dann Weihnachten mit den Schwestern in der Albergue feiern, am Dienstag (Heiligabend) mit unserer Gastfamilie und im Anschluss habe ich bis Neujahr erst einmal frei.

 

Ich wünsche euch ein wunderschönes, besinnliches, frohes Weihnachtsfest. ♥

Liebste Grüße aus den Hochanden Perus,

in Liebe,

Anna

 

Feliz Navidad! ♥
Feliz Navidad! ♥
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Das Jugendhaus Quiquijanas ist der Machu Picchu Cuscos. ♥

Hallo meine Lieben in der großen, weiten Welt.

 

Eigentlich hatte ich mich dazu entschlossen, diese Woche keinen Blogeintrag zu schreiben. Ich hatte meinen Laptop sogar in Cusco gelassen, um während der Mittagspause mal ein Buch zu lesen oder ausführlicher Tagebuch zu schreiben. Da allerdings in dieser Woche wahnsinnig viele schöne Dinge passiert sind, die ich euch nicht vorenthalten möchte, schreibe ich ihn doch. – Viel Spaß beim Lesen!

 

Die Woche begann am Montagmorgen zunächst damit, dass ich nicht wie gewohnt im Schwesternhaus aufgewacht bin, sondern im Zimmer hinter dem Mädchenschlafsaal in der Albergue, da ich am letzten Freitag mit Regina die Zimmer getauscht hatte. Mir gefällt dieses Zimmer wahnsinnig gut, weil es klein und gemütlich ist. Schon am letzten Freitag habe ich viele Bilder an den Wänden aufgehängt, habe meinen schönen Adventskalender in Szene gesetzt, sodass ich das Gefühl habe, in diesem Zimmer voll und ganz zu Hause zu sein.

Auch wenn das Zimmer weniger luxuriös als das im Schwesternhaus ist, habe ich hier eher das Gefühl „anzukommen“. Leider gibt es weniger Platz, um seine Dinge zu verstauen, aber das eigentliche Problem ist das Badezimmer, das eher schlecht als recht funktioniert.

Warmes Wasser gibt es eigentlich nicht, da die rund vierzig Mädchen, wenn sie morgens aufstehen, das warme Wasser verbrauchen. Wenn man Glück hat, ist das Wasser lauwarm, geschweige denn, es kommt überhaupt. Besonders schön ist es, wenn man von der Chacra kommt, sich duschen möchte beziehungswiese muss und es überhaupt kein Wasser gibt - weder zum Duschen noch zum Händewaschen, was nach der Chacraarbeit jedoch immer bitternötig ist.

In einem Gespräch mit Pavela in der letzten Woche haben wir auch über dieses Thema gesprochen. Sie hat mehrmals betont, dass es sehr wichtig ist, dass es uns gut geht, damit wir den Kindern in der Albergue helfen können. Mir persönlich macht es nicht so viel aus, dass wir hier in Peru im Vergleich zu unserer Heimat einfacher wohnen. Manchmal tut es mir sogar weh, wenn ich sehe, in welcher Armut die Menschen um uns herum wohnen, wir jedoch, einen hohen Lebensstandard erfüllt bekommen.

Vielleicht haben wir aber im nächsten Jahr die Möglichkeit das einfache Leben in den Anden kennenzulernen, in dem wir für ein Wochenende in einer Hütte einer Familie abseits von Strom und fließendem Wasser leben.

Natürlich gibt es immer wieder Tage, an denen man krank im Bett liegt; trotzdem gefällt mir die Arbeit in Quiquijana wahnsinnig gut. Wenn ich abends durch den regen und munteren Mädchenschlafsaal gehe, von allen Seiten ein freundliches „Gute Nacht, Anna“ zugerufen bekomme, fühle ich mich am richtigen Ort – zur richtigen Zeit.

Während tagsüber im Mädchenschlafsaal nichts los ist, und es auch abends sehr schnell ruhig wird, wachen wir morgens meist immer um halb 6 oder früher vom lautem „Levantense!“ („Aufwachen!“) Schwester Cecelias auf, die die Kinder weckt. Von jetzt auf gleich beginnt der Lärm und alle Mädchen machen sich fertig und duschen laut.

Trotz alledem muss ich sagen, dass ich in diesem Zimmer besser schlafe als im Schwesternhaus. ♥

 

Mein Montag – die Reunión und die wohl schönste Messe. ♥

Unser Montagmorgen begann wie gewohnt mit der Arbeit auf der Chacra. Allerdings blieben wir dort nicht wie gewohnt bis 11:30 Uhr, sondern machten uns schon eine Stunde früher auf den Rückweg, um uns mit den Schwestern zu treffen, um über Weihnachten zu sprechen.

 

Am 20. Dezember werden wir mit allen Kindern und ihren Familien in der Albergue Weihnachten feiern, worauf ich mich tierisch freue! Außerdem werden wir am nächsten Montag mit den Schwestern, der Psychologin Rosa, der Köchin und Juana wichteln. Hier heißt diese Art des Schenkens „amigo secreto“, wobei man auch die Möglichkeit hat, dem geheimen Freund während der Adventszeit Kleinigkeiten zu schenken, wobei man sich natürlich nicht erwischen lassen darf. Seit dieser Reunión freue ich mich sehr auf die Adventszeit! Außerdem werden die Kinder ab nächstem Montag zehn Tage lang in vielen Gruppen je ein weihnachtliches Thema besprechen, das sie anschließend vorstellen werden. Bestimmt wird auch das richtig cool.

 

Da am Abend der Strom ausfiel, fand die Messe am Abend bei Kerzenlicht statt. Es war wunderschön! An diesem Tag hatten wir zudem etwas zu feiern: Da es hier üblich ist, anstatt dem Geburtstag die Taufe groß zu feiern, fand an diesem Montagabend die Messe zu Ehren Sör Nellys statt. Angél, ein Junge der Albergue war auch Messdiener und der Pastor hat eine sehr gute Predigt über den biblischen Satz „Herr ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, …“ gehalten. Durch diese Messe bin ich mir nun hundertprozentig sicher, mich für den richtigen Studiengang entschieden zu haben.

 

Mein Dienstag: Advent, Advent ein Lichtlein brennt …

Bei der Hausaufgabenbetreuung hatte ich an diesem Dienstag wahnsinnig viel Spaß. Zum einen las Pavela zusammen mit Schwestern Delfina das Evangelium des ersten Adventsonntags vor und brachte den Kindern bei, was das Wort „Advent“ überhaupt bedeutet. Am späten Abend habe ich noch mit einem Schüler einen Adventskranz gebastelt, habe viel mit ihm gelacht, sodass die doch eher mühselige Arbeit aus Pappe einen Adventskranz herzustellen, schnell vorüber ging. Geschockt war ich, als ich unter einer Englischhausaufgabe einer Schülerin sah, dass sie statt 20 Punkten nur 18 Punkte von ihrer Lehrerin bekam, obwohl sie alle Aufgaben richtig bearbeitet hatte. Grund für den Punktabzug war es, dass sie an zwei Stellen mit Tipp-Ex gearbeitet hatte.

 

Mein Mittwoch:

Alles Liebe zum Namenstag, Oma! ♥

 

Auch mein Mittwoch war richtig schön. Während Florian, Anna-Maria und Franca Brötchen buken, war ich mit Regina und Benjamin alleine auf der Chacra, wobei wir richtig viel gearbeitet haben. Zuerst haben wir mindestens dreißig Bohnensträucher aus der Erde gerissen, um anschließend die Bohnen zu ernten. Im Anschluss ernteten wir auch noch sehr viel Mangold, den wir am Tag zuvor gesäubert hatten, Tomaten, Rote Beete, Kohl, Minze, Petersilie und Cilantro. Außerdem gruben wir wieder allerhand Löcher, um diese in den nächsten Tagen wieder mit Dünger zu füllen.

An diesem Abend gaben wir keinen Unterricht, da viele unserer Schüler wahnsinnig viele Seiten bis zum nächsten Morgen abschreiben mussten. Clemente musste 18 Seiten abschreiben, wobei es absolut egal ist, ob sie verstehen, was die dort abschreiben. Die Hauptsache ist, dass alles fein, ordentlich in ihren Heften steht.

 

Dennoch fanden wir die Zeit ein wenig Quatsch zu machen und über Gott und die Welt zu reden. So erfuhr ein Schüler von mir, dass ich geboxt habe und wollte sofort von mir unterrichtet werden. Allerdings glaube ich, dass es nicht sinnvoll ist, ihnen meine Boxkünste beizubringen, sodass ich ihnen vielleicht einmal die Grundstellung und beiden verschiedenen Gangarten zeigen werde; jedoch nicht die Schlagtechniken.

 

Mein Freitag: - Krippenaufbau!

Nein, den Donnerstag habe ich nicht vergessen. An diesem Tag geschah jedoch nichts besonders, sodass ich darüber nicht berichten werde.

Mein Freitag war dafür umso interessanter: Morgens brachte ich zuerst Francas und meine Wäsche zum Schwesternhaus, die Anna-Maria und Florian wuschen. Gegen 10 Uhr machte ich mich auf den Rückweg zur Albergue, um dort Pavela beim Krippenaufbau zu unterstützen.

Am Anfang durfte ich zum ersten Mal den Jungenschlafsaal sehen, da dort oben in einem Raum im Dachgeschoss alle Krippenfiguren aufbewahrt werden. Einige Figuren waren wirklich sehr schwer. Im Anschluss haben wir aus Vulkansteinen eine Art Höhle gebaut, in der Maria und Josef ihr Plätzchen gefunden haben und die heiligen drei Könige ihr Ziel einen Monat früher als erwartet erreichten. Dennoch machte es sehr viel Spaß, die Krippe aufzubauen, auch wenn wir die meiste Zeit im Regen arbeiten mussten. Nächste Woche möchte ich ein Foto von dieser Krippe machen – Vorausgesetzt ich finde meine Speicherkarte wieder ;-)

 

Damit verabschiede ich mich von heute,

ganz liebe Grüße in die weite Welt

und in das verschneite Deutschland ganz besonders,

 

eure Anna!

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Liebe Grüße aus den Anden!

Hallo meine Lieben,

 

Nachdem ich doch recht lange nichts mehr über meine Wochenenden in Cusco geschrieben habe, möchte ich das heute ein wenig nachholen und von zwei sehr warmen, erfolgreichen Tagen berichten.

 

Da wir am Freitag auch noch nachmittags unsere Kräfte auf der Chacra schwinden gelassen hatten, gingen wir es am Freitagabend erst einmal ein bisschen gemütlich an. Regina und ich entschlossen uns dazu, eine kleine Pizza in unserem kleinen Stammrestaurant zu essen, in dem wir schon sehr freundlich von dem Besitzer begrüßt wurden. Anschießend verbrachte ich einige Zeit im Internet, schrieb die eine oder andere Mail und freute mich auf gleichem Wege über viele.

 

Momentan habe ich einfach das große Problem, dass ich weder in Quiquijana unter der Woche noch in Cusco an den Wochenenden gut schlafen kann. Egal zur welcher Uhrzeit ich mich ins Bett lege, um Punkt 8 wache ich auf und kann anschließend partout nicht mehr einschlafen. Aus diesem Grund helfe ich morgens oft meiner Gastmutter Lili beim Frühstückstisch decken, gehe Brötchen kaufen oder frühstücke schon mit ihr in aller Seelenruhe. An diesem Samstagmorgen machte ich mich anschließend auf den Weg zur Post – Leider stand ich zusammen mit Franca vor verschlossenen Türen. Jedoch wollte ich nicht bei dem wunderschönen Sonnenschein direkt wieder zurücklaufen, sodass ich ein wenig durch die Straßen schlenderte. Es tat wirklich gut mit Musik auf den Ohren durch die Straßen zu ziehen und die Stadt zu bewundern. Später habe ich mir noch zwei Croissants und einen frisch gepressten Saft gegönnt, was beides wirklich einfach himmlisch war.

 

Im Reisebüro habe ich mich noch kurz über einen Kurztrip nach Santa Cruz in Bolivien schlau gemacht, um eine Bekannte, die ich beim Vorbereitungsseminar in Köln kennengelernt habe, an einem verlängerten Wochenende einmal besuchen zu können. Preislich ist die Lage vollkommen in Ordnung, allerdings ist die Frage, ob es nicht zu viel Zeit beansprucht, da man in der bolivianischen Hauptstadt La Paz einen Zwischenstopp einlegen muss.

 

Nachdem ich meinen kleinen Snack bei Lili genossen hatte und ein wenig mit der einen oder anderen Person geskypt oder geschrieben habe, machte ich mich ein zweites Mal auf in die Stadt, um einfach mehr frische Luft zu schnappen. Dieser Tag wäre einer der Tage gewesen, an denen ich unheimlich gerne zu Hause gewesen wäre, weil einfach so vieles gleichzeitig war: Die Galasitzung unserer RKG, die Boxveranstaltung meines Vereines oder das Traumtheater in der Schule – Alles Dinge, an denen man in den vorherigen Jahren immer auf mich zählen konnte.

 

Während die drei anderen Mädchen zusammen mit Florian Salsa tanzten, genoss ich die abnehmende Wärme auf dem Plaza de Armas in einem Café, trank eine heiße Schokolade und schrieb ein bisschen Tagebuch. – Einfach Wahnsinn, wie lange ich es nicht mehr gemacht habe.

 

Abends trafen wir uns alle zusammen mit einigen Jungs aus ACUPARI, die man mittlerweile fast als Freunde bezeichnen konnte. Obwohl der eigentliche Plan lautete, Salsa zu tanzen, entschlossen wir uns erst dazu einen Hamburger zu essen (Der beste Hamburger, den ich je gegessen habe!) und anschließend in einen Club zu gehen. Es hat wirklich wahnsinnig viel Spaß gemacht, sich zuerst eine Weile mit den Jungs zu unterhalten und anschließend auf Popmusik richtig feiern. Wenn mich meine Bauchschmerzen nicht so geplagt hätten, wäre ich auch sicherlich noch länger geblieben.

 

Und auch obwohl ich in dieser Nacht erst um halb 4 wirklich bettfertig im Bett lag – Um Punkt 8 war ich wieder wach und konnte nicht mehr schlafen. Daher machte ich mich später direkt ein zweites Mal auf den Weg zur Post; auch dieses Mal vergeblich. Heute war das Problem, dass sie keine Briefmarken mehr zur Verfügung hatten. Manche Situationen kann ich einfach nicht verstehen. Auf der Post in einer so großen Stadt gibt es keine Briefmarken mehr?

 

Ein wenig sauer über diese Tatsache machte ich mich auf den Rückweg und skypte wieder einige Zeit, bis ich mich schließlich noch dazu aufraffen musste, einkaufen zu gehen. Als das endlich erledigt war, packte ich schnell meine sieben Sachen zusammen und unsere zweite Heimat, Quiquijana, rief schon lauthals nach uns.

 

In dieser Woche ist wirklich nicht wahnsinnig viel passiert:

Am Montag auf der Chacra gingen wir unserer gewöhnlichen Arbeit nach – und da sogar am Wochenende das Wasser angeschaltet war, mussten wir durch die Fahrradpumpe die Pflanzen nicht gießen. Am Dienstag- und am Mittwochnachmittag arbeiteten all meine Jungs auf der Chacra, um das Maisfeld erneut von Unkraut zu befreien, sodass meine Hausaufgabenbetreuung noch ruhiger verlief als gewohnt – Meiner Meinung nach sogar ein wenig zu ruhig. Allerdings hatte ich aus diesem Grund genug Zeit, die Familienverhältnisse der Kinder aufzuschreiben. So weiß ich jetzt – Dank der Hilfe eines lieben Mädchens – welche Schwester welchen Bruder hat und habe immerhin einmal alle Namen aufgeschrieben.

 

Unser Mittwoch war ein wenig abwechslungsreicher.

Nachdem ich zusammen mit Benni und Regina Brot gebacken hatte, von dem sogar Schwester Cecilia begeistert war, und nur auf sehr wenige Kinder bei der Hausaufgabenbetreuung aufgepasst hatte, wurden wir vom Pfarrer Quiquijanas zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Er hat ein wirklich riesiges Haus und von seinem Musikzimmer waren wir alle schlichtweg begeistert. Neben vier verschiedenen hochwertigen Gitarren, besitzt er auch eine Harfe und ein E-Piano. Er selbst hat vor einigen Jahren zusammen mit verschiedenen Freunden zwei CDs aufgenommen und uns diese nach einem kleinen Festmahl gezeigt. Wir waren alle so begeistert, dass er uns eventuell noch eine CD schenken wird. Im Anschluss fand um sechs Uhr die Messe statt. – Allerdings leider ohne Kinder, was mich ein wenig enttäuscht hatte. So saßen wir nur zusammen mit den Schwestern und einigen Bewohnern Quiquijanas in den Bänken, um eine Messe zu feiern. Mittlerweile habe ich es mir angewöhnt, die Gebete auf Deutsch mitzubeten, die ich auf Spanisch nicht verstehe oder in der Schnelligkeit nicht mitbeten kann. So habe ich das Gefühl, aktiver am Messgeschehen teilnehmen zu können, was mir – wer mich kennt – immer wieder ein bisschen Kraft gibt.

 

Im Anschluss zur Messe unterhielten wir uns noch lange mit Pavela, die zu sehr vielen Scherzen aufgelegt war. Es machte richtig viel Spaß sich mit ihr zu unterhalten, obwohl es mir zu diesem Zeitpunkt nicht sehr gut ging und meine Magenschmerzen mich nicht in Ruhe lassen wollten.

 

Am Donnerstagabend spielten Regina und Benjamin noch eine gute Stunde mit Schwester Polly kirchliche Lieder, wobei sehr viele kleine Kinderohren den schönen Klängen gelauscht haben. Solche Momente erfüllen mich immer wieder. Um Schwester Polly sind wir alle sehr dankbar und freuen uns, wenn sie mit ihrem Charme die Albergue zum Strahlen bringt. Leider – ich glaube, ich habe es schon einmal geschrieben – geht es ihrer Mutter momentan überhaupt nicht gut, sodass sie die meiste Zeit in der Woche bei ihr in Cusco verbringt. Ist sie jedoch da, erfreuen wir uns alle an ihrer lustigen, aufheiternden Art.

 

Jetzt kann ich euch noch ein wenig von meinem Freitag erzählen.

Da jetzt schon wieder zwei weitere Monate verstrichen sind, haben wir an diesem Freitag erneut die Zimmer getauscht. Regina war es wichtig, einmal im Schwesternhaus zu schlafen, in dem man nahezu immer Anspruch auf warmes Wasser hat, aber auch ich wollte einmal in das Zimmer in der Albergue, das hinter dem Mädchenschlafsaal liegt. Dadurch, dass das Zimmer viel kleiner ist, wirkt es gleich viel wohnlicher und freundlicher. Ich freue mich darauf in diesem Zimmer zu schlafen, in dem man hin und wieder wirklich auf das Wichtigste reduziert lebt. – Nicht selten ohne Wasser und ohne Storm.

 

Außerdem wuschen Anna-Maria und ich an diesem Morgen und nahmen dies zusätzlich zum Anlass, einen Frühjahrsputz durchzuführen. Ich selbst hatte schon am Vorabend all meine Sachen gepackt, sodass nicht mehr viel im Weg stand, sodass die Grundreinigung durchgeführt wurde.

 

Damit verabschiede ich mich für diese Woche,

wünsche euch allen einen schönen Start in die Adventszeit.

Trinkt auf den Weihnachtsmärkten einen Glühwein für mich mit,

Ganz liebe Grüße aus den Anden,

eure Anna

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Das Wetter in Peru und die neue Fahrradpumpe auf der Chacra

Guten Morgen/ Tag/ Abend/ Nacht allerseits!

 

Heute möchte ich euch nicht von meinem Wochenende berichten, sondern eher von den Wetterunruhen erzählen, die sich momentan ereignen. So erlebten wir vor allen Dingen am letzten Samstag ein Unwetter der besonderen Art: Als Franca, Regina und ich abends in einem kleinen Laden, der wundervolle Säfte verkauft, saßen (ich wollte nicht Saftladen schreiben! ;-)), begann es urplötzlich in Strömen zu regnen, aber auch stark zu hageln. Kaum hatten wir den Laden verlassen, waren wir sehr nass – besonders weil nachmittags noch strahlend die Sonne schien und wir daher an Regenjacken nicht gedacht hatten.

 

Kurzer Einschub: Da mich immer so viele Menschen fragen, welche Temperaturen hier momentan herrschen: Leider ist mein inneres Thermometer defekt, sodass ich euch die Frage nicht genau beantworten kann. Allerdings kann es nachts nur mit der Decke im Schwesternhaus und ohne Heizung doch ziemlich kühl werden, man jedoch am gleichen Tag sehr schwitzen, wenn man durch die Straßen Quiquijana geht oder mittlerweile auch hin und wieder mit dem reparierten Fahrrad fährt.

 

Da Cusco eine Stadt mitten in den Anden ist, die sich über sehr viele Höhenmeter erschreckt, wurden aus den Straßen Wasserfälle und die Autos (wir haben uns auch für eine Taxifahrt entschieden) kamen kaum voran, da sich das Wasser auf den ebenen Straßen doch sehr staute. Erst da bemerkte ich, dass die Stadt Cusco beispielsweise kaum Abwasserkanäle oder Gullys besitzt und bemitleidete die vielen Obdachlosen auf den Straßen, die sich an der einen oder anderen Stelle unterstellten.

Lili, unsere Gastmutter, sagt uns immer, dass dieses feuchte und vor allen Dingen hagelreiche Wetter, auf eine sehr heftige Regenzeit hindeutet, da diese offiziell noch gar nicht richtig begonnen hat. Im Prinzip gibt es in Peru auch keine vier Jahreszeiten, wie wir sie kennen. Denn die Peruaner (und generell die meisten Südamerikaner) unterscheiden nur zwischen zwei Situationen: Zwischen der Regen- und der Sonnenzeit. Trotz alledem kann man momentan morgens die Vögel in den nicht vorhandenen grünen Bäumen zwitschern hören und die Frühjahrsgefühle der Menschen beobachten, die im Allgemeinen verrücktspielen. So kann man im Augenblick noch mehr küssende Paare am Straßenrand antreffen, als es eh schon der Fall ist.

Obwohl hier, nach unserer Denkweise, momentan der Frühling beginnen würde, bekommt man davon nicht viel mit. Vereinzelt darf man mal eine schöne, blühende Blume betrachten – Allerdings eine rare Ausnahme! So vermisst im momentan ein wenig die roten Blätter des Herbstes und die Krokusse und Hyazinthen des Frühlings. Auch hätte ich gerne einen Adventskranz, um mir wenigstens durch ihn vor Augen führen zu können, dass wir uns fast in der adventlichen Vorweihnachtszeit befinden.

 

Auch dieses Mal möchte ich nicht ausführlich von jedem Tag der Woche berichten, sondern entweder nur durch einen Satz auf kuriose oder nervige Erlebnisse hinweisen oder im Detail außergewöhnliche, spannende Dinge berichten.

 

Kurios jedoch begann unsere Busfahrt nach Quiquijana am Sonntagabend. Später als gewohnt machten wir uns auf den Weg zu unserer Busstation und sahen mit großen Augen auf die Menschenmassen, die alle mit den Bussen fahren wollten, mit denen wir auch wöchentlich nach Quiquijana touren. Ein wenig lustlos standen wir uns an die mindestens 150 bis 200 Meter lange Schlange an, als wir plötzlich unsere beiden Jungs weiter vorne in der Reihe entdeckten. Im Verlauf eines Gespräches zwischen Anna-Maria und den Jungs stellte sich heraus, dass sie seit über einer Stunde, fast zwei, warten. Ohne dass wir auf die Idee gekommen wären, boten sie uns freundlicherweise an, ein Ticket für uns mit zu kaufen, obwohl wir schon damit gerechnet hatten, drei Busse später als sie im Projekt anzukommen.

 

Als wir dann endlich einen Sitzplatz hatten und die Fenster mit Gewalt aufbekamen, um dem schrecklichen Geruch des Busses zu entfliehen, nahm eine Frau mit ihrer ungefähr 9 Jahre alten Tochter auf dem Gang Platz, die beide ein Babyschaf mit sehr weichen Fellen auf ihrem Schoß trugen. Zwischendurch blökten die Tiere gerne, weil sie tierischen Durst hatten. Und ich konnte sie verstehen.

 

In Quiquijana angekommen wurden wir ein weiteres Mal von keinem Strom überrascht, der jedoch morgens früh wieder zu benutzen war, wodurch mein MP3-Player aufgeladen werden konnte und sich meine Laune sehr besserte.

Eine weitaus größere Überraschung bot mir an diesem Abend unsere Oberordensschwester Sör Nelly, die mir ein Paket aus Deutschland überreichte. Es ist von dem lieben Cousin meiner Mutter, der mir einen zweiten Vogel auf einem Keilrahmen zugeschickt hat, den ich einmal quer durch Peru fliegen lassen werde. (Vielen Dank, Willi!)

Außerdem wurde der kleine Weg zur Haustür der Albergue an diesem Wochenende wieder benutzbar gemacht. Allerdings hoffe ich sehr, dass die Bauarbeiter den Weg noch einmal komplett bearbeiten, da man momentan bis zu den Knien im Schlamm steckt, wenn es geregnet hat. Ihr möchtet nicht wissen, wie all meine Schuhe momentan aussehen.

 

Am Dienstagmorgen besuchten wir alle nicht die Chacra, sondern besuchten den Plaza de Armas, auf dem Regina, Franca und Benjamin ein kleines Konzert gaben, da der Bürgermeister der Stadt sowie die Pyschologin Rosa dazu eingeladen hatten. An diesem Tag/ Vormittag fand der „Tag der Rechte des Kindes“ statt, sodass ein Clown die Kindergartenkinder Quiquijanas belustigte, mit ihnen einige Spielchen spielte und es einen kleinen Umzug der Kinder über den Hauptplatz gab, wobei die Kinder mit Plakaten in der Hand die Straße hinauf marschierten. Auf diesen Plakaten standen kurze Sätze wie „Ich habe das Recht auf Nahrung“, „Ich habe das Recht mit meiner Familie zusammenzuleben“ oder „Ich habe das Recht auf Spielen mit meinen Freunden“. Diese drei Sätze sind nur Beispiele für die vielen, bunt verzierten Plakate, die die Kinder mit Stolz, aber auch ein bisschen mit Ehrfurcht trugen. Am Ende der Straßen wurde ihnen dann eine Tüte mit Popcorn und Himbeergelatine überreicht. Immer mal wieder spielten Benjamin, Franca und Regina einige einstudierte Stücke wie „El condor pasa“. Leider funktionierte die Musikanlange a) nicht so, wie die drei sich es vorgestellt hatten und b) durften sie nicht all ihre Stücke spielen, da dafür schlichtweg keine Zeit blieb. Darüber ein wenig verärgert und trauernd über die verlorengegangene Zeit, in denen sie die Stücke einstudiert hatten, fuhren wir später zurück zur Albergue.

 

An diesem Tag war die Laune unserer Vorgesetzten gewiss nicht die beste, wobei wir auch dazu sagen müssen, dass wir einige Fehler gemacht haben. So regten diese sich beispielsweise über den vielen Dreck auf, der durch die unfertige Straße zur Haustür hin, im ganzen Haus verteilt wurde. Außerdem ist ein Schlüssel abgebrochen, der zu dem Raum führt, in dem unsere Fahrräder untergestellt werden. Heute summierten sich viele Kleinigkeiten, die zu einem angespannten Verhältnis geführt haben.

 

Mit meinen kleinen Rabauken der Hausaufgabenbetreuung klappt es momentan aber richtig gut. Obwohl nicht viele meine Hilfe bei ihren Hausaufgaben in Anspruch nehmen möchten, freue ich mich doch, wenn ich dem ein oder anderen bei komplizierten Aufgaben helfen kann. Zu dem ein oder anderen fehlt mir immer noch ein gewisser Draht, andere hingegen stellen mir sehr persönliche Fragen. Besonders mit einem Jungen, er heißt Clemente, komme ich super zurecht und konnte ihm heute sogar bei einer schwierigen Matheaufgabe helfen. Obwohl im deutschen Curriculum alles was mit Polynomen-Division zu tun hat, gestrichen wurde, konnte ich mir das Thema auf Spanisch anlesen und ihm gut helfen. Zwischenzeitlich habe ich mich sogar selbst überrascht auf das richtige Ergebnis gekommen zu sein, da Mathe gewiss noch nie meine Stärke war.

 

Außerdem ist der neue Flyer der Kinderhilfe Cusco-Peru e.V. fertig, der eine Jahresbilanz über das vergangene Jahr 2013 zieht. Unter meinem Blogeintrag steht dieser zum Download bereit.

 

Am Mittwochmorgen waren wir nur zu dritt auf der Chacra, auf der an diesem Tag Hochleistungssport betrieben wurde. Die Arbeit, die wir am Montagvormittag zu acht bearbeitet hatten, machten wir an diesem Tag nur zu dritt (später zu fünft, da Pavela und Juana mithalfen) und ernteten dazu noch eine Menge. Insgesamt waren wir aber schneller fertig als am Montag, was mich auf der einen Seite sehr erfreute, aber auf der anderen sehr zum Schwitzen brachte.

 

Meine Erkältung hat hoffentlich mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht, sodass sie in den nächsten Tagen immer mehr abklingt.

Abends, als ich alleine auf den Straßen Quiquijanas unterwegs war, um zum Schwesternhaus zu gehen (Anna-Maria ist mit dem Fahrrad gefahren), kam mir ein kleines, ungefähr zwei bis drei Jahre altes kleines Mädchen entgegen. Auf meine Fragen „Wohin gehst du?“ „Wo ist deine Mama/ dein Haus?“ oder „Wie heißt deine Mama“, hat die Kleine entweder total schüchtern auf Spanisch geantwortet, sodass ich sie nicht verstand, oder aber sie sprach ausschließlich Quechua. Da ich mir nicht anders zu helfen wusste, brachte ich das süße Mädchen zu dem nächsten, geöffneten Laden, in dem zwei Frauen saßen. Zwar wussten die beiden Damen auch nicht, woher das Mädchen kommt oder wer ihre Mutter ist, allerdings nahmen sie die Kleine liebevoll an sich.

 

Donnerstag, 21. November 2013

An dieser Stelle möchte ich auch hier meiner lieben Mama zum Geburtstag gratulieren, die ich besonders an diesem Tag sehr vermisst habe. Alles Liebe und Gute, Mama! ♥

 

Nichtsdestotrotz ging die Arbeit auf der Chacra weiter. Jedoch nicht Wasser schleppend, sondern Tomaten- und Bohnensträucher zurückschneidend verstrichen die Stunden. Anschließend holten wir noch eine Pumpe, die ab morgen mit einem Fahrrad angetrieben wird, und einen Schlauch, um die Pumpe mit dem Brunnen zu verbinden. So werden wir ab morgen kräftig in die Pedale treten, um die Pflanzen in den Gewächshäusern zu bewässern. Ich bin gespannt, wie gut die Konstruktion funktionieren wird. Hoffentlich denke ich an meine Kamera, um euch ein Foto davon zu zeigen.

 

Abends waren wir noch mit allen Kindern im Gottesdienst. Ich liebe diese Tage, wenn ich mir ein oder zwei Kindern an der Hand durch die Straße Quiquijanas laufe und die Bewohner mit einem freundlichen "Buenas tardes" begrüßen kann. Obwohl ich dieses Mal nicht viel in der Messe verstanden habe, hat mir diese wirklich gut gefallen. Unter anderem durfte der kleine Abel (ein Jungs der Albergue) messdienen, was er wirklich sehr ehrfurchtsvoll gemacht hat und drei Kinder sowie zwei Erwachsene trugen eine Fürbitte vor, die sie sich kurze Zeit vorher selbst ausgedacht hatten. Beispielsweise betete ein kleiner Junge für alle kranken Menschen auf der Welt. Momentan ist unsere liebgewonne Schwester Polly nur sehr selten in Quiquijana, um ihre krebskranke Mutter in Cusco zu pflegen. Beispielsweise in den Messen fehlt sie uns sehr, da sie das Geschehen immer mit ihrer Gitarre und ihrer tollen Stimme untermauert hat.

 

Als ich von der Albergue wieder zurück zum Schwesternhaus lief, gab es im ganzen Dorf keinen Strom. Ich mag Stromausfälle, weil man dadurch immer wieder vor Augen geführt bekommt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist zur jeder Tages- und Nachtzeit Strom beanspruchen zu können. Außerdem regnet es seit gut einer Stunde. Da wir immer mit offenem Fenster schlafen, hört man das Geplätscher ziemlich deutlich. Auch das mag ich irgendwie. Abends schrieb ich noch einen Brief, den ich auch am Wochenende verschicken werde.

 

An diesem Freitag stand die Welt in Quiquijana, und vor allem auf der Chacra ein wenig auf dem Kopf. Morgens lief ich zusammen mit Benjamin, Florian und Anna-Maria zur Chacra, auf der wir zuerst einmal nicht zu arbeiten begannen, da wir auf Pavela warten mussten, die einige Teile für eine Fahrradpumpe (hier auch gerne Bicibomba (von Bicicleta = Fahrrad) bezeichnet) gekauft hat. Als diese dann da war, begannen wir das schwere Gerät zu installieren, was sich gar nicht als so einfach erwies. Nachdem Florian schon einmal in den Brunnen klettern musste, um ein Gelenk des Schlauches, aus dem Brunnen zu fischen, das Pavela versehentlich in das vier Meter tiefe Loch fallen ließ, brauchten wir noch sage und schreibe 3 ½ weitere Stunden, damit die Fahrradpumpe ihren Dienst aufnehmen konnte. Da die Pumpe nicht stark genug dafür war, das Wasser vier Meter in die Höhe zu pumpen, ließen wir in ein zementiertes, quadratisches Loch Wasser ein, sodass die Pumpe daraus effizient Wasser durch einen Schlauch fließen lässt, der die Pflanzen in den Gewächshäusern bewässert. Leider kann man die Fahrradpumpe nicht an das Schlauchsystem anschließen, sodass immer noch drei Personen jeden Montag, Mittwoch und Freitag beansprucht werden: Einer, der wie wild in die Pedale tritt; ein zweiter, der das Wasser aus dem Brunnen in das zementierte Loch füllt und ein dritter, der mit dem Schlauch alle Pflanzen begießt.

Da wir den Vormittag nur dafür verwendet haben, das Gerät zu installieren, mussten vier von uns (dieses Mal Regina, Benni, Florian und ich) am Nachmittag ein zweites Mal die Chacra besuchen, während Franca und Anna-Maria die Hausaufgabenbetreuung der Waisenkinder alleine übernahmen. Begrüßt wurde ich von Romolo (der Ehemann der Bäuerin Juana), der gerade dabei war, eine kleine Schlange zu ermorden. Ich wollte gar nicht zusehen, wie er auf das arme Tier mit dem Stein einschlug. Die Frage, ob die Schlange giftig sei, verneinte er. Und so kann ich noch weniger verstehen, warum er das Tier getötet hat.

 

Im Anschluss trat ich zuerst für eine dreiviertel Stunde ordentlich in die Pedale, bis mir mein Po unheimlich wehtat (Er tut es immer noch!). Nach einer kurzen Verschnaufpause übernahm ich dann die Arbeit von Florian, der Romolo dabei assistierte den Schlauch so zu halten, dass viel Wasser aus dem Schlauch kam und keine Pflanzen verletzt wurden.

Für jedes Gewächshaus brauchten wir je eine Stunde, bis die schweißtreibende Arbeit beendet werden konnte. Als wir die Fahrräder in der Albergue wieder verstaut hatten und ich in Windeseile meine Tasche für Cusco gepackt hatte, fuhren wir zurück zu unserer Gastfamilie nach Cusco, worauf ich mich sehr freute.

 

Mir gefallen die Wochenende in Cusco in letzter Zeit sehr, da wir abends bis spät in die Nacht hinein unserer Gastmutter Lili beim Backen und Zubereiten ihrer Bestellungen für Geburtstage, Taufen und Co. helfen dürfen, tagsüber gemütlich in ein Cafe sitzen und Briefe schreiben, durch die Stadt schlendern, Besorgungen machen, uns manchmal mit peruanischen Freunden treffen, in Lilis Küche Nudeln kochen oder einen gemeinsame Film schauen.

 

Diese Woche ist wirklich wahnsinnig schnell vergangen. Jetzt ist es fast nur noch ein Monat bis Weihnachten, woran unsere Ferien anschließen. Ich kann es gar nicht fassen, wie schnell die Zeit doch vergeht und dass uns nach den Ferien und dem Zwischenseminar in Lima nur noch weitere fünf Monate bleiben – Die Zeit, die wir bisher hier sind.

 

Ganz liebe Grüße aus dem Andenhochland!

Besonders an meine Familie und Freunde. Ich schicke euch eine fliegende Umarmung,

eure Anna

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Flyer der Kinderhilfe 2013
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Alles nimmt seinen gewöhnlichen Gang ..

Hallo ihr! Hier meldet sich die Weltenbummlerin!

 

Mein letztes Wochenende ist sehr, sehr ruhig verlaufen: Krank und richtig erkältet in meinem Bett. Aus diesem Grund war ich am Sonntagnachmittag bei einer deutschen Ärztin in Cusco, da ich vor allen Dingen meine Kopf- und Halsschmerzen nicht mehr ausgehalten habe. Die letzten Nächte habe ich teilweise nur 4 Stunden geschlafen, sodass sie mir einige Medikamente gegen meine Grippe verschrieb. Am Montag blieb ich noch in Cusco – schlief also noch eine weitere Nacht bei meiner Gastfamilie und wurde dabei liebevoll von meiner Gastmutter Lili umsorgt, die sich wirklich immer sehr fürsorglich um uns kümmert. So fuhr ich erst am frühen Abend zurück ins Andendorf und kam dort an, während die anderen gerade dabei waren die letzten Minuten des Englisch- und Computerunterrichts zu erteilen. Meine Kollegen haben an diesem Montagmorgen anstatt die Chacra zu besuchen, eine Erstkommunion in der Grundschule von Quiquijana mitgefeiert. So eine Feier hätte ich wirklich gerne einmal miterlebt und genau an diesem Tag lieg in krank, mit Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen und dem vollen Programm im Bett. Schön war, als mich die Ärztin in Cusco auf Typhus getestet hat: Die Begründung alleine „Sie leben in Quiquijana“ reichte für sie aus, mir Blut abzunehmen und es auf Erreger zu testen, sodass ich eine weitere halbe Stunde im Krankenhaus saß und auf mein zum Glück negatives Ergebnis zu warten.

 

Mittlerweile haben wir schon November, meine vierzehnte Woche hier oben in den Anden ist angebrochen und es schien an vielen Tagen die Sonne in ihrer vollen Pracht. An anderen Tagen schüttete es jedoch aus Eimern – Das Wechselbad des Wetters und den damit verbundenen Gefühlen kann man momentan wirklich mit unserem deutschen Herbst vergleichen. Da fehlen nur die wunderschönen bunten, aber vor allen Dingen knallroten Blätter der Bäume, die einem durch die Haare und ins Gesicht fliegen, während man durch die Straßen geht. – In Deutschland mit Mütze und Schal und hier mit kurzärmligen T-Shirt.

 

Nachdem ich all meine Sachen in Quiquijana ausgepackt hatte und mich gerade in mein kuschelig, warmes Bett legen wollte (da es auf 3500 Höhenmeter in der Nacht doch sehr kalt wird), klopften die beiden Jungs an unserer Zimmertür und brachten uns ein kleines Geschenk vorbei: Eine dicke, richtig rote und große Spinne, in einem Trinkglas gefangen gehalten. Richtig angewidert wollte ich den Jungs schon die Tür vor der Nase zu machen, als die anderen doch noch auf die Idee kamen von dem prächtigen Tier einige (leider verwackelte) Fotos zu machen. Im Anschluss tötete Anna-Maria das Vieh mit dem nahegelegensten Schuh und die Sache war glücklicherweise vom Tisch.

Außerdem möchte ich in diesem Bericht nur sporadisch von meinen Erlebnissen dieser Woche erzählen, damit keine Langeweile aufkommt, da momentan alles seinen mehr oder weniger gewöhnlichen Gang nimmt.

 

Eine durchaus gravierende Neuigkeit gibt es aber für uns, da momentan der kleine Weg zur Haustür der Albergue erneuert wird. Aus diesem Grund müssen wir seit Montag einen kleinen Umweg laufen. Das Problem ist, dass es für die Tür, durch die wir jetzt immer gehen müssen, am Anfang der Woche nur einen einzigen Schlüssel gab. Aus diesem Grund riefen wir meist die beiden Mädels, die im Schwesternhaus wohnen an oder hofften auf ein hellhöriges Kind, das uns die Tür aufmachte. Am Mittwochvormittag dann, gab Sör Nelly drei nachgemachte Schlüssel – für jedes Zimmer einen.

 

Eine richtige Gänsehaut bekam ich durch zwei Situationen in dieser Woche:

Die erste ereignete sich am Dienstagabend, als ich mit einer Schülerin, die sehr lange mit ihren Hausaufgaben beschäftigt war, zusammensaß, um ihre Englischaufgaben, die sie einfach nur abschreiben wollte, erledigt habe. Eine Aufgabe dabei war es, eine kleine Geburtsurkunde über die eigene Person anzufertigen. Als wir bei dem Thema „Name des Vaters“ angekommen waren, zuckte sie zunächst mit den Achseln; trug anschließend den ersten Namen ein, radierte ihn allerdings wenige Sekunden später wieder aus – Diese Prozedur wiederholte sich genau zwei Mal. Schließlich einigten wir uns darauf, alle drei Namen in das vorhergesehene sehr kleine Kästen einzutragen, als sie fast weinend vor mir saß und meinte „Mi mamá no está segura“ (Meine Mama ist sich nicht sicher). Diese hieß übrigens genau wie ich Anna.

 

Der zweite sehr schockierende Moment erlebte ich am Mittwochabend: Regina und ich waren an der Reihe Englischunterricht zu geben, da uns aber unser Heft fehlte, mit dem wir die Anwesenheit der Kinder kontrollieren, lief ich noch einmal schnell hoch, um dieses zu holen. Zu diesem Zeitpunkt war die Treppe schon voller Blut und ich erschrak wie noch nie. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die kleine Babykatze, die wir alle so süß finden, aus dem Gesicht stark blutete, da wahrscheinlich ihre Mutter sie verstoßen hat und außerdem ihr Schwanz gebrochen ist, was wiederrum darauf hindeutet, dass ein Kind über sie gestolpert ist. Als ich jedoch im ersten Moment nur dieses Blutbad auf der Treppe sah, kribbelte es bei mir am ganzen Körper, wurde an einen schlechten Krimi erinnert und konnte daher später kaum schlafen.

 

Am Donnerstagmorgen wiederholten wir die Arbeit von letztem Dienstag: Obwohl Pavela mit den Bauarbeitern in der Stadt gesprochen und sie gebeten hat, dass das Wasser für ein paar Stunden am Tag angemacht wird, da unsere Pflanzen bei dieser heißen und sehr trockenen Luft in den Gewächshäusern sonst eingehen, mussten wir an diesem Tag ein zweites Mal alle Tomaten-, Mangold-, Gurken- Salat-, Zucchini- und diversen anderen Pflanzen durch unsere kleinen Tassen begießen (Nebenbei erwähnt: So etwas wie Gießkannen besitzen wir nicht!). Dieses Mal beträufelten wir jede Pflanze mit 3 Tassen (ungefähr 750 ml), da bei letzten Mal unser halber Liter Wasser nicht ausreichend für die Pflanzen war. Glücklicherweise arbeiteten an diesem Morgen noch mehr Hände als beim letzten Mal mit, sodass wir nicht ganz 3 Stunden für die ganze Arbeit benötigt haben. Sehr froh sind wir darüber, dass das Abkommen mit den Bauarbeitern an den restlichen Tagen geklappt hat: Denn sonst wären wir jeden Tag ausschließlich damit beschäftigt, die Pflanzen zu gießen und hätten keine Zeit für die anderen wichtigen Aufgaben wie Säen, Ernten oder Pflanzen zu säubern.

 

Das Schlauchsystem, das normalerweise an jede Pflanze bis zu einem Liter Wasser pro Tag spendet, lernen wir erst jetzt richtig zu schätzen. Auch für die Kanäle, an denen wir jeden Tag vorbeigehen müssen, um zum Gewächshaus zu gelangen, sind wir jetzt richtig dankbar. Allerdings sind diese momentan durch die Arbeiten leer, wodurch das Problem überhaupt entstehen konnte.

 

Im Laufe der Woche brachten zwei von uns die Fahrräder, die sich einmal vorherige Freiwillige gekauft hatten, zur Reparatur, sodass nun der Weg vom Schwesternhaus zur Albergue einfacher und kürzer ist. Für sage und schreibe 4,20 Soles (1,10 €) wurden beide Fahrräder auf Vordermann gebracht, sodass wir ab Donnerstagnachtmittag durch die Straßen Quiquijanas rasen, anstatt langsam und gemütlich die Straßen entlang zu schlendern.

 

Am Freitagnachmittag putzten wie dieses Mal nicht den Comedor (Essensraum der Kinder), sodass wir direkt mit der Anfertigung der Hausaufgaben beginnen konnten. Glücklicherweise ging auch das schneller als sonst voran! Also fuhren wir dieses Mal etwas früher als gewöhnlich nach Cusco, erlebten eine schrecklich enge Busfahrt von Quiquijana nach Urcos, um dort in einen anderen, leereren Bus umzusteigen. Sehr froh war ich bei dieser Hitze 1 Liter Wasser dabei gehabt zu haben, um nicht auszutrocknen.

 

Als wir in Cusco angekommen waren und wir kein Taxi gefunden hatten, der uns alle sechs mit nach „Hause“ nimmt, fuhren wir in zwei Touren. Während das Taxi, in dem Franca, Benjamin und ich saßen von der Polizei angehalten worden ist (Standartkontrolle mit Führerschein vorzeigen), fuhr der Taxifahrer der anderen drei einen riesen Umweg, sodass sie dachten, gar nicht mehr an ihrem Ziel anzukommen. Das war auch ein Erlebnis!

 

An alle einen lieben Gruß,

eure Anna

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Eine "normale" Woche in Quiquijana - aber was heißt schon normal?

Hallo ihr Lieben,

 

schon wieder melde ich mich aus dem Andenhochland, um euch von meiner vergangenen Woche und vor allem auch von meinem langen Wochenende in Cusco zu erzählen. Damit möchte ich auch gleich anfangen: Da am Freitag ein wichtiger Feiertag (Allerheiligen) war, fuhren wir bereits am Donnerstagnachmittag zurück zu unserer Gastfamilie, um ein verlängertes Wochenende in der Inkahauptstadt zu verbringen.


Als wir Mädels am Donnerstagabend zusammen Pizza essen waren, konnten wir einige Kinder beobachten, die wild verkleidet, die Straßen unsicher machten. In Deutschland konnte ich mich ja noch nie mit dem Fest „Halloween“ anfreunden, da jedoch hier sogar die Kinder Autos anhalten und um Süßigkeiten bitten, verschlug es mir die Sprache. Ich jedoch musste absolut nicht um Süßigkeiten schnorren, da ich an diesem Wochenende endlich das langersehnte Paket meiner Großeltern im Empfang nehmen konnte. Auch hier noch einmal, vielen lieben Dank!


Am Freitag hatten, obwohl Allerheiligen als ein sehr wichtiger Feiertag angesehen wird, fast alle Geschäfte – auf jeden Fall bis zur Mittagszeit – geöffnet. So schlenderte ich ein wenig durch die Straßen, entdeckte eine schöne Laufstrecke, die ich am nächsten Wochenende ausprobieren möchte und setzte mich in ein Restaurant, um eine Kleinigkeit zu essen, sowie ein Buch, das man sich dort ausleihen konnte, zu lesen. Meine Gastmutter Lili erzählte mir, dass es in Peru nicht unbedingt üblich ist, an Allerheiligen in die Kirche zu gehen, allerdings seien sehr viele Menschen auf dem Friedhof bei ihren verstorbenen Freunden und Verwandten.


Als ich einmal zusammen mit ihr und ihrer Tochter Fiorella (die in Arequipa studiert) den Friedhof besucht habe, durfte ich in eine ganz andere Kultur eintauchen, die mir jedoch sehr gut gefiel. Anstatt dass es auf diesem Friedhof vorgesehen ist, zu schweigen und die Ruhe zu suchen, saßen viele Menschen mit einem Picknickkorb vor den Gräbern und aßen Dinge, die sie mit dem Verstorbenen in Verbindung bringen und unterhielten sich dabei fröhlich. Zudem wird das Grab des Verstorbenen drei Mal mit Wasser begossen und bei jeder Wiederholung ein Vater Unser sowie ein Ave Maria gebetet, wenn ich mich recht erinnere.


Am Samstag war ich nur schnell bei der Post und einkaufen, um anschließend mir wieder leckere Nudeln zu kochen. In der Zwischenzeit tauschten Anna-Maria und Regina ihre Zimmer, sodass Regina ab diesem Wochenende im Einzelzimmer schlafen wird und Anna-Maria, Franca und mir Gesellschaft leistet. Von meinem Samstag lässt sich jedoch eigentlich nur viel über den Abend, die Nacht, erzählen, da wir zusammen mit unserer Gastmutter bis in die Nacht Cocktails gemixt und Karaoke gesungen haben. Dabei durften wir unsere Barkeeper-Künste bei einem Pisco Sour austesten und da jeder einmal seine Künste unter Beweis stellen sollte, tranken wir gleich sieben. Mitten in der Nacht überkam uns dann noch der kleine Hunger, sodass wir uns entschlossen, eine kleine Nachtwanderung durch Cusco zu machen. Auf dem Plaza de Armas angekommen, aßen wir alle eine Kleinigkeit, um anschließend sehr müde in unsere weichen Betten zu fallen.


Dass diese Betten wirklich sehr weich und gemütlich an diesem Tag waren, zeigte sich vor allen Dingen dadurch, dass ich bis zwölf Uhr mittags schlief, obwohl ich an den vorherigen Tagen immer bereits um acht Uhr morgens aufgewacht bin und durch das laute Bellen meines Lieblingshundes Cocaine auch nicht mehr einschlafen konnte.


Auch sonntags haben hier in Peru viele Geschäfte geöffnet, sodass ich zusammen mit Regina durch die Straßen lief. Das eigentliche Vorhaben Falafel essen zu gehen, scheiterte jedoch aus dem absurden Grund, dass der Laden doch geschlossen hatte, sodass wir kurzerhand umdisponierten. Ein wenig gestärkt liefen wir jedoch weiter, kauften uns beide je zwei Schals, aßen noch ein Stück Torte und versuchten uns – ebenfalls mehr oder weniger vergeblich – in einem Reisebüro über unsere Ferien im Januar und Februar zu informieren. Nachdem ich dann bei Lili meinen Rucksack für Quiquijana gepackt habe, für die Homepage der Einen-Welt-AG unserer Schule einige Texte geschrieben habe und mich von meinen Gasteltern verabschiedete, traten wir unsere Rückfahrt nach Quiquijana an und hofften auf eine spannende und abwechslungsreiche Woche!

 

Hinsichtlich des Wetters begann die Woche auf jeden Fall wieder sehr abwechslungsreich. Während wir in den Gewächshäusern schufteten und viele Früchte (die Diskussion war groß, ob Tomaten Früchte oder Gemüse sind) und Gemüse wie Mangold, Paprika und Blumenkohl ernteten, schien die Sonne so extrem, dass wir an den Brunnen liefen, um uns Wasser über unsere Köpfe zu schütten. Kaum waren unsere Haare nass, nahm nicht nur die gefühlte Temperatur ab, sondern auch die wahrhaftige: Denn urplötzlich fing es an zu regnen, obwohl der Himmel noch strahlend blau war! Da Juana und Pavela von jetzt auf gleich nicht mehr da waren und wir nicht wussten, welche weiteren Aufgaben anstanden und darüber philosophierten, ob heute wieder eine Reunión stattfindet (da ein neuer Monat begonnen hat) oder nicht, gingen wir mit unserem Geernteten zurück zur Albergue, stellten fest, dass wir uns heute nicht mit den Schwestern zusammensetzen und genossen aus diesem Grund eine sehr wohltunende Dusche! (Für die sich erstmal keine Zeit gefunden hätte, hätte die Reunión stattgefunden.)

 

Jedoch spiegelte das wechselhafte Wetter auch das abwechslungsreiche Projekt wieder, da ich an diesem Montagnachmittag zusammen mit Benjamin keinen Hausaufgabenbetreuung gab, sondern auf der Chacra unseren Jungs über die Schulter schauen durfte. Wenn es um das Arbeiten auf den Feldern geht, packen die Kinder immer sofort mit an, obwohl es an einigen Tagen sehr schweißtreibend sein kann. Richtig schrecklich finde ich es immer, wenn ein Kind gerade Pause machen möchte, aber wenn wir hinsehen, sofort weiterarbeitet, aus Angst, dass wir schimpfen. So war es leider mit einem Jungen an diesem Tag gleich zwei Mal, sodass ich am Ende des Tages ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber hatte.
Nebenbei schnitten wir mit einer kleinen Sense Gras und Kräuter zurück, die an die Meerschweinchen in den nächsten Tagen verfüttert werden. Als ich zurückkam – klitschnass selbstverständlich, da man hier momentan nicht erwarten kann, dass zwei Stunden am Stück die Sonne scheint – war die Hausaufgabenbetreuung auch schon beendet. Zusammen mit Anna-Maria kochte ich mir eine Suppe, da die anderen den Kindern ein Konzert geben wollten. Jedoch verlief das nicht so, wie sich das meine Kollegen gewünscht haben, denn die meisten Kinder hielten sich zwar im „Konzertsaal“ auf, hörten jedoch nicht zu und schlugen sich stattdessen. Im Anschluss gab ich noch zusammen mit Regina den Englischunterricht bei den Größeren, der aber gut verlief. Es mag unter anderem daran liegen, dass wir mit ihnen heute die Farben erneut besprochen haben – Ein Thema, das ihnen mehr oder weniger liegt.
Mittlerweile regnet es seit mehr als fünf Stunden ununterbrochen und dabei ist absolut kein Ende in Sicht: Hoffen wir einmal, dass sich das Wetter bis morgen beruhigt hat, sodass ich nicht schon durchnässt bei der Arbeit auf der Chacra aufkreuze.

 

Am Dienstagmorgen strahlte der Himmel wieder in voller Pracht. Die Maispflanzen haben gefühlt einen richtigen Sprung durch den vielen Regen in der Nacht gemacht, wohingegen die Pflanzen in den Gewächshäusern momentan nahezu eingehen, da das Bewässerungssystem nicht mehr funktioniert. Ganz in der Nähe zu unseren Gewächshäusern wird eine neue Straße gebaut (wobei die Fertigstellung mit Spitzhacken und Schaufeln noch viel Zeit in Anspruch nehmen wird), sodass wir vor einem ziemlich großen Problem standen. Aus diesem Grund schleppten wir heute von unserem kleinen Brunnen 20 Liter Eimer Wasser zu den Gewächshäusern und schütteten je ungefähr 500 ml (zwei Tassen) an jede Pflanze. Bei einer ungefähren Fläche von 1000 m² könnt ihr euch vielleicht bildlich vorstellen, wie viele Eimer Wasser wir benötigten und wie sehr die Kräfte unserer Oberarme schwanden, als wir immer wieder den „weiten Weg“ (der in Wahrheit nicht länger als 150 m beträgt) laufen mussten. Um uns jedoch ein wenig zu entlasten, konstruierten Juana und Pavela ein Wasserleitsystem vom Brunnen zu den Gewächshäusern, sodass immer nur einer bei den Eimern sitzen musste, um sie zu befüllen und zwei weitere Personen beansprucht wurden, um das Wasser a) aus dem Brunnen zu hieven und b) das Wasser in die Rohre zu schütten. Besonders große Freude hat es gemacht, die Bohnen- und Zucchinipflanzen zu bewässern, da beide eine so große Blüten- sowie Blätterpracht zeigen, dass man nicht unbedingt jede Pflanze ohne Blessuren (sei es an der Pflanze oder an dir) überstand.


Da bei meiner Hausaufgabenbetreuung sowie beim abendlichen Film schauen nichts Besonderes, Erwähnenswertes geschah (wie so oft), werde ich in Zukunft meist die Berichterstattung dieser Themen auslassen – Also nicht wundern, wenn ich nicht darüber schreibe, stattgefunden hat sie ziemlich sicher! (sonst erwähne ich es)

 

Am Mittwochmorgen packte mich dann erneut der Krankheitswicht, der mich dazu verdonnert hat, im Bett liegen zu bleiben. Kopfschmerzen, Schwindel, eine verstopfte Nase und richtig starke Halsschmerzen hielten mich davon ab, der morgendlichen Arbeit auf der Chacra nachzugehen. Während wieder drei Personen von uns Brötchen buken, schufteten Benjamin und Regina in den Gewächshäusern, schnitten Bohnen- und Rote Beete-Pflanzen zurück und ernteten eine Menge - beispielsweise Blumenkohl. Und ich muss zugeben, dass ich am Ende des Jahres der absolute Profi in den Spielen „FreeCell“, „Spidersolitäre“ oder „Solitäre“ sein werde, wenn ich weiterhin so oft krank bin oder ich nicht einen Geistesblitz bekomme, wie ich meine Mittagspausen anders gestalten kann.

Erst zur Hausaufgabenbetreuung konnte man wieder nach meiner Person verlangen, während ich zum siebten Mal das gleiche Arbeitsblatt in Englisch bearbeiten durfte, in dem es darum geht, englische Freizeitbeschäftigungen in einem Suchfeld zu finden. Schon in der Schule konnte ich es nicht leiden, wenn Wörter sträwkcür in diesen Feldern versteckt sind, geschweige denn rückwärts und diagonal. Aber das war meine Aufgabe und ich musste mich bei der letzten Schülerin, der ich half, in Acht nehmen, ihr nicht alles ausnahmslos vorzusagen, da ich genau wusste, wo welches Wort steht. Der offizielle Unterricht hat an diesem Abend auch wirklich großen Spaß gemacht. Vor längerer Zeit haben wir ein Plakat entworfen, auf dem die Fragen festgehalten wurden, die dazu dienen, die eigene Person vorzustellen. Fragen wie „Wie heißt du?“, „Wo kommst du her?“, „Wie alt bist du“ oder „Wie geht es dir?“ haben wir dadurch noch ein zweites Mal besprochen und baten, die Kinder im Anschluss es in ihre Hefte zu übertragen. Wussten sie zum Beispiel nicht, was „glücklich“ oder „krank“ auf Englisch heißt, spielten wir mit ihnen Galgenmännchen. Dadurch, dass die Kinder das Wort aus diesem Grund immer wieder lesen und mitfiebern, ob der nächste genannte Buchstabe im Wort vorkommt, erhoffen wir uns, dass sich die Schüler dieses Wort merken. Warten wir einmal ab, ob sich Fortschritte zeigen.

 

Am Donnerstagmorgen hieß es den restlichen, überflüssigen Rote Beete Blättern an den Kragen zu gehen und das Ausmaß der Zucchinipflanzen sowie des Kohls zu verringern, indem wir viele Blätter zurückschnitten. (Vielleicht ist es bei der ein oder anderen Kohlpflanzen zu viel des Guten gewesen!)

 

Besonders als ich heute zum tausendsten Mal den Weg vom Schwesternhaus zur Albergue bzw. zu den Gewächshäusern entlang gegangen bin, fiel mir auf, was für eine große Baustelle Quiquijana momentan eigentlich ist. Natürlich habe ich heute nicht zum ersten Mal bemerkt, dass zurzeit die alte, große Kirche renoviert und die große Markthalle neu errichtet wird oder zwei Straßen momentan mit Spitzhacken und Schaufeln gebaut werden. Allerdings bekommen im Moment einige Familienhäuser (bzw. bekamen in den letzten Wochen) einen neuen Anstrich, wodurch Teile des Ortes schon in einem ganz anderen Licht erstrahlen. Jedoch bemerkte ich besonders heute, dass anstatt eine Baustelle beendet wird, immer wieder neue Dinge dazukommen, die zu bearbeiten sind. So wurde  beispielsweise mit den Renovierungsarbeiten der Kirche bereits im Jahre 2007 begonnen. (Unser Gottesdienst mit den kleinen Kindern findet immer in einer ganz kleinen Kapelle statt. Minimal größer als die St. Josefs Kapelle in Altmyhl, obwohl die Stadt Quiquijana eine große Kirche in der Nähe des Plaza de Armas zu bieten hätte). Wenn wir durch die Straßen laufen und die Menschen grüßen, die gerade diese harte Arbeit verrichten, merkt man hin und wieder, wie sehr sie sich über diesen freundlichen Gruß freuen. Denn beispielsweise die Frauen, die jeden Tag mit einem Triciclo durch die Straßen fahren und den Müll der Menschen aufsammeln, werden nur selten bis gar nicht gegrüßt. Das Lächeln, was uns erwidert wird, lässt mein Herz immer nochmal ein kleines Stück weiter aufgehen. Andererseits habe ich das Gefühl, dass die Bewohner der kleinen Stadt ihre Freundlichkeit mit der Zeit ein wenig uns gegenüber ablehnen, denn statt dem liebevollen „Chau, Amor“ hört man von Jugendlichen mittlerweile viel häufiger „Gringa“, was so viel bedeutet wie „die weiße Ausländerin da“. Auch wenn mein Reiseführer mir verspricht, dass diese Aussage nicht negativ gemeint ist, fühlt es sich schon ein wenig befremdlich und diskriminierend an, wenn aus einer kleinen Gasse solche Rufe kommen.

 

Für die, die mir bevor ich nach Peru gegangen bin, gesagt haben, ich sei doch viel zu dünn (und auch an die, die mich per Email bitten mehr Torten zu essen, weil ich zu dünn sei): Heute Morgen unterhielten sich Anna-Maria und ich mich mit Pavela über unsere Hautveränderungen. Da Anna-Maria, seitdem wir hier in Peru sind, das zweite Gerstenkorn plagt, durfte sie schon allerhand Tricks von Pavela und Juana ausprobieren: Angefangen von warmem Meerschweinchenkot bis hin zur Inhalation von heißem Wasser. Pavela fand die Erklärung für diese Hautveränderung in der Nahrung, die wir hier zu uns nehmen. Plötzlich fragte Pavela auch mich, ob ich irgendwelche Probleme hätte. Und auf meine Antwort „Nein, es ist alles in Ordnung“, erwiderte sie ohne zu Zögern, allerdings mit lautem Lachen: „Kein Wunder, du hast hier ja auch schon zugenommen!“. Liebe Leute, macht euch also bitte keine Sorgen. Solange mir am Ende meines Jahres noch meine Hosen passen, ist alles im dunkelgrünen Bereich.

 

Freitags ist bekanntermaßen Wasch- und Putztag. Ein wenig zurückerinnert an Erzählungen meiner Großmutter, als man zu gewissen Zeiten nur an bestimmten Tagen baden und waschen durfte, putzten wir auch wieder an diesem Freitag unser Zimmer blitzeblank und wuschen dabei unzählige Waschmaschinen Wäsche. Große Freude bereitete das Putzen unseres Zimmer an diesem Tag: Da unser Wasserkocher nach und nach immer mehr den Geist aufgab und es begann aus der Steckdose zu qualmen, entschlossen wir uns dazu, in Pavelas Küche Waser aufzukochen. Leider Gottes dauerte dies aber wahnsinnig lange, sodass ich mich gefühlte Stunden in ihrer Küche aufhielt. Und das obwohl die Siedetemperatur bei 85°C liegt! ;-)

 

Nachdem wir wieder einmal mit großer Freude und sehr viel Wasser den Essensraum der Kinder geputzt und mit dem ein oder anderen Kind, das auch am Wochenende in der Albergue wohnt, die Hausuaufgaben besprochen haben, fuhren wir um vier Uhr zurück nach Cusco. Hier ist es wieder sehr kalt, aber ich freue mich am Wochenende mit dem ein oder anderen skypen und schreiben zu können, sowie einige Dinge zu erledigen, die in Quiquijana nicht möglich sind.

 

Herzlichste Grüße aus dem Andenhochland,

an meine Freunde und Familie: Weckt für mich den Hoppeditz ordentlich auf! :) Lieber Klaus und liebe Heike: Ich wünsche euch eine fabelhafte Session! Ich finde es wirklich schade, nicht dabei sein zu können! Einen lieben Gruß aus den Anden!

Eure Anna! ♥

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Eine verkürzte Arbeitswoche

Hallo meine lieben Menschen in der Heimat,

schon wieder ist ein Monat vorbei und ich kann es kaum glauben, dass es mittlerweile schon November ist und wir im Prinzip in strammen Schritten (erst auf St. Martin) und dann auf Weihnachten zugehen! Allerdings ist das doch noch eine Weile hin, sodass ich hier und jetzt von meinem zwar verkürzten, aber etwas spannenderen Wochenende in Cusco erzählen möchte.

 

Mein (verkürztes) Wochenende in Cusco

Wie ihr bereits in meinem letzten Blogeintrag erfahren habt, sind wir dieses Mal erst am Samstagmorgen nach Cusco zurückgefahren, da wir den Freitag damit verbrachten, den Kindergeburtstag rund vierzig Kinder zu feiern. Weil wir aber schon um 8 Uhr in der Früh in unserer Gastfamilie in Cusco ankamen, konnten wir den Samstag komplett nutzen: Zusammen mit Franca, Regina und Anna-Maria war ich zuerst eine Kleinigkeit in unserem süßen französischen Café essen und direkt danach bei der Post, bei der ich vergeblich versuchte das Paket meiner Großeltern entgegenzunehmen. Im Anschluss schlenderte ich zusammen mit Regina durch die großen Markthallen, in der sie eine peruanische Blockflöte für sich entdeckte. Nach einigen Skype-Gesprächen und faulenzen, rafften wir uns gegen 19 Uhr erneut dazu auf das Haus zu verlassen, da eine Einladung zum 23. Geburtstag der Sprachschule ACUPARI in unserem Email Postfach war und wir dieser gerne nachgehen wollten. Allerdings musste ich dafür ein wenig Überwindung entgegenbringen, da es seit mehreren Stunden in Strömen regnete und ich partout nicht das Haus verlassen wollte. Nach einigem hin und her, Stromausfall unter der Dusche und starkem Frieren entschieden wir uns schließlich doch dazu. Bei einer guten deutschen Bratwurst und Glühwein (!) – den man bei den eiskalten Temperaturen gut trinken konnte – unterhielten wir uns mit einigen anderen Schülern der Sprachschule sowie auch vielen Einheimischen, was durch und durch eine gute Stimmung erzeugte. Trotz alledem blieben wir auf Grund der Kälte und Nässe nicht lange vor Ort, um uns bei einem leckeren Erdbeer-Pancakeund einer heißen Schokolade aufzuwärmen.
Der Sonntagmorgen verwirrte mich zunächst mit der Tatsache, dass in Deutschland die Uhr umgestellt wurde, sodass ich ab diesem Tag nur noch sechs Stunden hinzurechnen muss, um die deutsche Uhrzeit zu erfahren. Als ich also ein wenig mit meinen lieben Eltern in herbstlichen Deutschland sprach, ging ich an diesem Morgen erneut in die Artesanias, in der Franca und Anna-Maria bereits warteten. Nach einiger Überlegung entschloss ich mich dazu, ein paar typische, peruanische, blaue Schuhe zu kaufen, die es sogar ausnahmsweise in meiner Größe gab! Total stolz präsentierte ich diese später bei meiner Gastmutter, die gerade dabei war, ihre Küche zu putzen, da in der letzten Woche endlich ihr heißbegehrter, neuer Herd ankam! Nachher ging ich noch mit den Mädels was essen, machte mich fertig für Quiquijana und fuhr hoch in die Anden, wobei ich mich auf eine schöne, kinderreiche Woche freute!

 

Otra vez: Ein bisschen Krank sein!

Die Nacht von Sonntag auf Montag wurde jedoch wieder von starken Bauchschmerzen geprägt, sodass ich kaum schlafen konnte und stattdessen bis in die frühen Morgenstunden wach lag. Obwohl Anna-Maria mir am frühen Morgen eine Schmerztablette gab, wurden die Schmerzen zunächst nicht weniger, sodass ich mich dazu entschloss, noch eine Weile zu schlafen. Nachher raffte ich mich aber doch dazu auf, die Kinder bei ihren Hausaufgaben zu unterstützen, wobei ich besonders mit einem Schüler einige Zeit lang zusammenarbeitete, der sich in der englischen Sprache auf einem sehr niedrigen Niveau befindet, jedoch auch nicht sonderlich dazu bereit ist, Neues dazu zu lernen. So hieß seine Antwort auf jede Frage „No se“ (Ich weiß nicht), obwohl wir zwei Minuten zuvor die gleiche Vokabel besprochen hatten. Ein wenig verärgert stellten wir jedoch die vier zu bearbeitenden Seiten in seinem Workbook fertig, sodass ich mich im Anschluss nur noch mit denen anderen Freiwilligen ein wenig zusammen saß und mit ihnen über unser Projekt und die Arbeit hier quatschte. In der Albergue gibt es seit Samstagmittag keinen Strom mehr, sodass wir abends auch keinen Unterricht geben konnten und bei Kerzenschein zu Abend aßen. In dem Schwesternhaus fiel der Strom erst montagnachmittags aus, war glücklicherweise aber am Montagabend schon wieder da, worüber Anna-Maria und ich mich sehr freuten, da unsere Laptops bis auf den letzten Tropfen Strom ausgesogen waren.

 

Unser Dienstag: Helfende Hände auf der Chacra

Am Dienstag überraschten uns viele kleine helfende Hände auf der Chacra, da aus irgendeinem unerklärlichen Grund die Grundschule ausfiel. Nachdem wir Freiwilligen in den Gewächshäuser viele Löcher mit Dünger gefüllt haben, Mangold gesäubert, Zucchini zurückgeschnitten und hochgebunden haben sowie an der ein oder anderen Stelle Reste von Salatblättern und ähnlichem an die Kuh verfütterten, halfen wir den fleißigen Mädchen und Jungen bei der Aufgabe, die Maisfelder erneut von Unkraut zu befreien. Dabei bekamen wir außerdem Unterstützung von einem freundlichen Pastor aus Urubamba, der für einige Tage angereist ist. Zudem erfreuten wir Freiwilligen uns über drei süße kleine Babykatzen, die in der Nacht von Sonntag auf Montag geboren wurden. Sie sind einfach nur winzig-klein, aber sehr niedlich! Während die Katzen auf der Chacra gerade geboren wurden, bekamen die Babykatzen in der Albergue gerade ihre Namen: Die eine wurde auf den Namen Pisco (das Nationalgetränk Perus) getauft und die andere auf den Namen Chunka“ - die quechuanische Zahl „zehn“. Jedoch möchte sich mein Kopf diesen Namen einfach noch nicht merken. In der Albergue steht es um den Strom seit heute auch wieder besser, da er wie aus dem Nichts am Nachmittag wieder da war, nachdem es rund 90 Stunden keine Elektrizität gab, wodurch es außerdem auch kein bzw. sehr wenig Wasser gibt. Während der Hausaufgabenbetreuung unterhielt ich mich mit meinen Großen und beantwortete ein Fragebogen einer Schülerin, indem ich beantworten sollte, warum ich nach Peru gereist bin, wie ich mich mit den Kindern verstehe, welche Vorteile ich in meinem Auslandsjahr sehe sowie wie ich meine Zukunft ausgemalt habe. Nachdem ich über diese Fragen doch einige Zeit nachdenken musste, einige Vokabeln gelernt habe und der einen oder anderen Schülerin bei ihren Hausaufgaben über die Schulter sah, war die Hausaufgabenbetreuung schon beendet, sodass wir uns zum Abendbrottisch aufmachten. Da die Jungs ihre Leidenschaft fürs Angeln entdeckt haben, saßen nur wir Mädchen zu viert am Tisch, unterhielten uns ein wenig und bereiteten uns innerlich auf das Abendprogramm vor. Heute habe ich mal wieder frei, sodass ich den Abend damit verbringen werde, mir die Haare flechten zu lassen und zudem einen Film zu schauen – Ich freue mich!

 

Der Mittwoch: Backe, backe große Brote!

Da der Storm am Mittwochmorgen wieder da war, stand dem Brotbacken nichts im Wege, sodass ich zusammen mit Regina, Cecilia, dem netten Pastor und Benjamin den Backlöffel schwang. Obwohl ich mich anfangs immer sehr gefreut habe mittwochs Brot zu backen, kann ich mittlerweile getrost darauf verzichten und gehe schon lieber auf die Chacra, da immer rund 700 Brötchen (zugegebenermaßen auf mehrere Personen aufgeteilt) auszurollen, nicht so mein Ding ist. Da macht es mir momentan mehr Spaß auf der Chacra meine Kräfte schwinden zu lassen, mich körperlich zu betätigen und mein Werk im Nachhinein stolz zu bewundern. Wenn wir Löcher hacken, sehe ich es fast als einen Ausgleich zu meinem Sport an, den ich doch mit der Zeit wahnsinnig sehr vermisse! Nichts desto trotz haben wir an diesem Morgen erneut 15 kg Teig/ 592 Brötchen gebacken, die zunächst bis nächsten Samstag (Allerseelen) ausreichen sollen.

In einem Gespräch mit Pavela erfuhren wir noch ein wenig mehr über peruanische Traditionen: So kaufen beispielsweise viele Mädchen am 2. November (Allerseelen) ein Brot, das in Form einer Puppe gebacken ist, und die Jungs eines, welches die Form eines Pferdes hat.

Aus diesem Grund buken wir auch an diesem Vormittag einige Brote in Form von Puppen und Pferden. Auch wenn die Brote für die Jungs nicht unbedingt einem Pferdchen ähneln, hat es doch eine Menge Spaß gemacht! Rund 10 Kilo Teig wurden für diesen Anlass erneut verwendet, einige süße Perlen zur Dekoration genutzt und wunderschöne Puppen- sowie Pferdeköpfe auf das eine Ende des Brot gesetzt. Nachdem wir den Teig im Mixer durchkneten gelassen haben und ihn in einiger Kraft ausrollten, schnitten wir mit einer Schere den Rand ein und setzten in die Mitte einige Kreuze. Am Ende durften wir mit einem Mangoldblatt jedes Brot mit flüssigem Ei bestreichen – Die Schwestern wissen sich wirklich stets zu helfen: Gibt es keinen Kochpinsel, mit dem man das Ei verteilen kann, nehmen wir doch ein Mangoldblatt.

Eine weitere Tradition ist, dass an Allerheiligen – das wichtigste Fest nach Ostern und Weihnachten der katholischen Kirche – die Töchter und Söhne in diesem Jahr verstorbener Elternteile ein Fest ausrichten müssen, zu dem sie alle Freunde und Verwandten einladen. Dies erfuhren wir allerdings schon während unserer Sprachschulzeit, wobei uns eine Lehrerin ACUPARIs erklärte, dass sie für dieses Fest einen Kredit aufnehmen muss, da es in einem so großen Ausmaß gefeiert wird/ gefeiert werden muss. – Wahnsinn!

Im Verlaufe des Mittwochnachmittags geschah soweit nichts Ausgewöhnliches: Ich betreute meine Kinder in der Hausaufgabenbetreuung, wobei ich wieder viel in der englischen Sprache unter die Arme griff und lernte neue Vokabeln. Manchmal ist es echt lustig, dass mir die englische Übersetzung für das spanische Wort einfällt, das deutsche mir jedoch entfallen ist. Oder ich sicher weiß, was das englische Wort in der deutschen Sprache heißt, jedoch mir das Spanische fehlt. So wühle ich abwechselnd in zwei verschiedenen Wörterbücher um die jeweilige Entsprechung nachzusehen.

Offiziell stand auf dem Tagesplan abends die Messe zu besuchen: Als wir jedoch alle Kinder zusammengetrommelt haben und alle in der Kirche Platz genommen haben, stellte sich heraus, dass der Pastor in einer anderen Gemeinde Messe feierte, sodass wir ohne einen religiösen Input zurück zur Albergue liefen. So konnte auch problemlos der abendliche Englischunterricht stattfinden, den ich zusammen mit Franca gab. Die Kinder waren mal wieder ein wenig lustlos und Franca und ich bemühten uns erneut mit ihnen ein Lied zu singen, das sie anschließend in ihre Hefte übertragen sollten. Jedoch können wir durch die neu angeschafften Hefte nun vernünftig mit den Kindern arbeiten, da sie alles sauber und ordentlich dokumentieren können. Beim Gestalten der Heftseiten erweisen sich die Kinder als sehr kreativ und sind äußerst darauf bedacht, ihre Seiten schön zu gestalten. Auch für uns ist es sehr schön, denn wenn wir die Hefte einsammeln, kann man die Kinder auch durch ihre Zeichnungen noch einmal besser kennenlernen, wie ich bereits beim letzten Eintrag beschrieb. Beim Abendbrot aßen wir von den Broten, die wir heute gebacken haben, was auch eine gute Abwechslung zu den täglichen Brötchen, die es in der Albergue gibt, gab.

 

 

Der Donnerstag: Auf, auf nach Cusco!

Am Donnerstagmorgen besuchte ich wieder zusammen mit Anna-Maria und den beiden Jungs die Chacra, während Regina und Franca Wäsche wuschen. Nachdem Benni, Florian und ich in der prallen Sonne die Löcher mit Dünger gefüllt hatten, die Anna-Maria zusammen mit Franca und Florian am Tag zuvor gegraben haben, setzten wir uns mit Juana und Pavela vor die Gewächshäuser und unterhielten uns mal wieder über einige Dinge, da es in den Gewächshäusern heute unerträglich heiß war. Im Anschluss bekamen wir noch eine gute Stärkung von Juana, die uns leckeres, selbstgebackenes Brot zum Probieren gab. Anna-Maria und Benni machten sich anschließend mit Pavela auf den Weg einige Dinge für die Chacra, wie beispielsweise Dünger und Schaufeln, zu kaufen, indem sie mit den Triciclo durch das Dorf fuhren und an einem kleinen Laden, alles was sie benötigten, hielten. Währenddessen misteten Florian und ich den Meerschweinchenstall aus, quatschten noch eine Runde mit Juana und machten uns danach auch auf den Weg zum Schwesternhaus. Nach einem erneuten, jedoch kurzen Stromausfall machten wir uns erst auf zum Mittagstisch und betreuten einige Kinder, die noch nicht in ihre Heimatdörfer zurückgegangen sind, bei ihren Hausaufgaben. So durfte beispielsweise ein kleiner Schüler die Vierreihe von 1 bis 900 aufschreiben, wobei ich ihn tatkräftig unterstützte. Benjamin und Regina sollten eigentlich mit rund fünfzehn Jugendlichen der Albergue auf der Chacra arbeiteten, wurden jedoch von einem sehr starken Regen überrascht, sodass sie sich nur kurz in Juanas Haus unterstellten, um nicht völlig durchnässt in der Albergue zurückzukehren. Da die meisten Kinder schon den Weg in ihre Heimatdörfer aufgenommen hatten, durften auch wir Freiwilligen zurück nach Cusco fahren. In dieser Stadt ist der absolute Halloween-Fever ausgebrochen! Viele kleine Kinder laufen mit ihren Eltern durch die Straßen, bunt und angsteinflößend kostümiert und bitten und betteln sogar bei vorbeifahrenden Autos um Süßigkeiten.  

 

Meine lieben Leser,
das war wieder einmal meine Woche, um genau zu sein meine zwölfte im Projekt, und ich hoffe, dass euch meine Berichterstattung gefallen hat.


Ganz, ganz liebe Grüße aus dem kalten Andenhochland,

eure Anna!

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Endgegner: Unkraut und der Geburtstag der Kinder

Da es dieses Mal nichts von unserem sehr unspektakulären Wochenende zu berichten gibt, meine lieben Leser, möchte ich dieses Mal vorab von einer typisch südamerikanischen und doch auch peruanisch geprägten Busfahrt von Cusco nach Quiquijana erzählen.
Nachdem wir uns wie an jedem Sonntagnachmittag/ -abend von unserer Gastfamilie mit einem Taxi für wenig Geld zur Busstation bringen ließen, kaufen wir vor Ort ein Ticket für je 5 Soles (1,30 Euro), wodurch uns auch ein Sitzplatz in dem mehr oder minder bequemen Bus gesichert wird. Mit diesem Ticket in der Hand steigt man anschließend in den meist schon überfüllten Bus, wartet jedoch noch einen kurzen Augenblick bis der Bus auch wirklich proppenvoll ist. Ist dies der Fall fährt der Bus los und passiert viele kleine Orte der peruanischen Hochanden. Hie und da steigen Menschen aus, wobei zeitgleich auch noch viele andere Passagiere neu hinzusteigen. Im Laufe der Fahrt, – wenn man gewiss schon eingeschlafen ist – kommt ein freundlicher Mann vorbei, der dich an Zugfahrten der deutschen Bahn erinnern lässt, da er dein Ticket sehen möchte und dich nicht unbedingt liebevoll aus deinen Träumen reißt.
Besonders lustig ist der Halt in einem Dorf namens Urcos: Da in diesem kleinen, beschaubaren Ort jeden Sonntag ein großer Markt stattfindet, rennen viele Verkäufer und Verkäuferinnen auf den eintreffenden Bus zu und versuchen ihr Teigwaren, Getränke, Eis oder ähnliches an die müden Businsassen zu verkaufen – Und tatsächlich hat immer mindestens ein/e Verkäufer/in Glück und reicht die Ware durch die offene Fensterscheibe in den Bus. Kurz bevor unsere Crew den Bus verlässt, weist ein freundlicher Mann mit hoher Stimme darauf hin, dass wir auch wirklich da sind. Falls man noch nicht durch die vielen Erhebungen auf der Straße geweckt wurde, ist man spätestens durch das laute „Quiquijana, Quiquijana“! Auf den Straßen unseres Wohnortes angekommen, treffen wir hin und wieder noch einige Kinder, ältere Frauen und arbeitende Männer, die uns alle eine „Buenas Noches“ / „Gute Nacht“ wünschen.

 

Montag, 21. Oktober 2013

Obwohl wir wahrscheinlich auch ohne den heutigen Vormittag den Titel „Die verrücktesten Freiwilligen aus Deutschland“ verliehen bekommen hätten, haben wir unserem Grad der Verrücktheit ein i – Tüpfelchen aufgesetzt. Da uns Juana und Pavela eingeräumt haben, die Chacra an diesem Vormittag eine Stunde früher zu verlassen, sind wir sechs zusammen mit Romolo zum nahegelegenen Fluss gewandert, um dort schwimmen zu gehen! In voller Montur (zugebenermaßen haben wir uns vorher Schuhe und Socken ausgezogen) sprangen wir in den wirklich richtig, richtig kalten Fluss, der nebenbei erwähnt in den Amazonas im Norden des Landes mündet. Meine Hose, die anschließend selbstverständlich klitschnass war, klebte am ganzen Körper. Dennoch würde ich diese Aktion hundertprozentig noch einmal wiederholen – vielleicht denke ich dann nur an Wechselkleidung!
Dass Peru wirklich durch sehr wechselhaftes Wetter auffallen kann, durften wir besonders heute erfahren: Während des Schwimmens habe ich mir doch allen Ernstes einen Sonnenbrand eingefangen und keine zwei Stunden später (während des Mittagessens), regnete und hagelte es in Strömen! Wirklich unfassbar!
In der Hausaufgabenbetreuung half ich meinen Kids bei der Anfertigung ihrer Mathematikhausaufgaben, wobei ich zuerst einmal sehr lange in meinem mathematischen Hinterkopf kramen musste, wie man denn beispielsweise den Mittelpunkt eines Dreieckes bestimmen kann. Dies war einerseits ziemlich lustig, aber auch anstrengend, da meine Gruppe heute irgendwie einen riesengroßen Clown gefrühstückt hat. Zu dieser Zeit erfuhr ich allerdings auch von einer Mitschülerin, dass eine Jugendliche zusammen mit ihrer Schwester nicht mehr in die Albergue zurückkehren wird, was ich absolut nicht verstehen kann. Die Große hatte wirklich Talent und war schlau, hätte den Worten Pavelas nach zu urteilen sogar die Möglichkeit einen Studienplatz zu bekommen, gehabt. Das Skurrile an der ganzen Sache ist allerdings besonders, dass drei weitere Kinder dieser Familie noch bei uns wohnen, denen nach wie vor die Option zur Schule zu gehen, nicht genommen wird!

 

Dienstag, 22. Oktober 2013

Der Dienstagmorgen war wirklich ein sehr verregneter und hässlicher Morgen. Wie ich bereits schon einmal erwähnt habe, fängt zurzeit die Regenzeit in Peru an, während in Deutschland der Herbst einsetzt und die Bäume ihre Farbenpracht präsentieren. Momentan ist es für uns unmöglich, das Haus ohne eine Jacke unter dem Arm zu haben, zu verlassen. Obwohl gerade in dem Augenblick noch die Sonne scheint und du dich ärgerst, dass du dich nicht mit Sonnencreme eingecremt hast, regnet oder hagelt es im nächsten Augenblick. Einmal, es war vor zwei oder drei Wochen, hagelte es sogar so stark, dass die Decke in Lilis frisch renovierten Hauses in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Nachdem wir dann heute in den sehr kühlen Gewächshäusern Löcher mit Dünger gefüllt und die Beete von Unkraut befreit haben, gingen wir im Nieselregen zur zum Schwesternhaus. Viele LKWs, die Richtung Sicuani unterwegs waren, spritzten mich zusätzlich nass, sodass ich im Endeffekt klitschnass und eiskalt war. Leider hatte die Sonne am heutigen Tage auch so wenig Kraft, sodass das Wasser unter der Dusche nicht zum Aufwärmen meines Körpers beitragen konnte. Zudem erfuhren wir die Tage, dass wir für Freitag (am Geburtstag der Kinder) einige Tänze einstudieren sollen, weil sich das die Kinder, die für dieses Fest schon fleißig üben, so gewünscht haben. Ich bin sehr gespannt, was das wird! Da meine Kids der Hausaufgabenbetreuung heute wieder nahezu alle die Erlaubnis bekamen, mit anderen Kindern, die nicht in der Albergue leben, in Gruppenarbeit außerhalb der Albergue zu arbeiten, hatte ich heute das Vergnügen mit nur vier Kindern meiner Gruppe. Ziemlich tiefenentspannt arbeitete ich zusammen mit zwei Mädels ihre Englischhausaufgaben ab, die allerdings wieder einmal nur „unterrichtet“ (enseñame!) werden wollten, anstatt wirklich nach zu denken. Als ich also die Frage stellte, was beispielsweise „house“ auf Spanisch bedeutet, schüttelten sie ohne zu Zögern den Kopf und warteten gebannt darauf, dass ich ihnen die Antwort vorsage, anstatt das Wörterbuch zu ihrer rechten zu benutzen. Da ich dieses Spielchen aber nicht mehr mitspiele und sie die Wörter nachschlagen ließ, war ich sofort wieder ein böses Mädchen, das ihnen nicht helfen möchte. Dieses Mal endete die Hausaufgabenbetreuung wieder schon um fünf Uhr, da Pavela alle Mädchen zusammenrief, um über ihre Worte, die sie verwenden, zu sprechen. Nachdem ich wieder einige Vokabeln gelernt und zu Abend gegessen hatte, stand auf dem Programm mit den Kleinsten einen Film über Disneys Weihnachtsgeschichte zu schauen.

 

Am Mittwoch, 23. Oktober 2013

wurde das Ritual mittwochs Brot zu backen, ausgeweitet. Denn an diesem Mittwoch gab es wieder einmal eine Besonderheit: Die drei, die backen durften (Anna-Maria, Franca und Florian) buken neben den rund 700 Brötchen auch Kuchen, die für Freitagnachmittag angedacht sind. Regina und ich machten uns allerdings wie gewohnt auf den Weg zur Chacra, wobei wir in den Gewächshäusern wieder Bohnen zurückschnitten, ernteten und Unkraut jäteten. Außerdem erfuhren wir von Pavela und Juana, dass der Hagel in der letzten Woche viele Maispflanzen zerstört hat, sodass beispielsweise einige Blätter in mehrere Teile geteilt wurden. Wahrscheinlich dürfen wir aus diesem Grund erneut jede Pflanze düngen, indem wir den noch flüssigen Kot von der Kuh mit Wasser verdünnen und mit einer Tasse jede Pflanze beträufeln. Ich sag euch, liebe Leute, da kommt Freude auf! Nach getaner Arbeit auf der Chacra, schaute ich noch den anderen über die Schulter, die in Massen Torten buken; verabschiedete mich allerdings nach einigen Minuten, um mich von der nassen Erde der Chacra zu befreien. Nach dem Mittagessen wurde mir allerdings wieder richtig schlecht, sodass ich mich auch wieder einmal übergeben musste. Aus diesem Grund fiel für mich die Hausaufgabenbetreuung aus, da ich versuchte durch heißen Tee gesünder zu werden. Abends unterrichtete ich allerdings zusammen mit Franca die Großen in Englisch, wobei wir erneut das englische Alphabet wiederholten und zudem Hefte austeilten, in die sie all unsere Tafelbilder abschreiben sollen. Nachdem sie ordentlich das Alphabet aufgezeichnet hatten und in Lautschrift die Aussprache aufschrieben, gaben wir ihnen die Erlaubnis die erste Seite zu bemalen und ein Titelbild zu erstellen. Es ist wahnsinnig schön zu sehen, wie kreativ die Kinder sind! Allerdings auch wie sehr sie an „Ritualen“ festhalten: So hat sich ein Junge partout dagegen gewehrt, die ersten Seiten zu beschriften, da diese heilig seien und man sie aus diesem Grund nicht berühren dürfte. In all ihren Schulheften sind die ersten Seiten dafür reserviert, die peruanische Nationalhymne sowie die Hymne von Cusco ordentlich aufzuschreiben sowie eine Lobpreisung an die Lehrerin und dem Versprechen, dass sie ihr stets gehorchen werden. Ich weiß noch nicht genau, was ich genau davon halten soll. Ein anderer Junge schrieb in Rot auf die erste Seite: „Ich liebe die Einrichtung, durch die ich lernen und jeden Tag etwas zu essen bekomme“. Als ich dies las, musste ich auch erst einmal schlucken und mir überlegen, ob ich diese Aussage als gut betiteln soll.

 

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Noch zwei Monate, dann ist Weihnachten!
Nachdem sich die Annahme, heute die Torten, die gestern begonnen wurden, fertigzustellen und zu verzieren, nicht bewahrheitete, ging ich zusammen mit Anna-Maria und Florian auf die Chacra, um dem Unkraut an den Kragen zu gehen. Man weiß genau: Dürfen wir Unkraut jäten, gibt es keine andere Aufgabe mehr für uns, sodass die Lust nicht sehr groß ist, das nervige Kraut in den Tod zu stürzen. Die eine Seite des zweiten Gewächshauses habe ich allerdings trotz alledem von ihm befreit, was jedoch nicht eine sehr saubere Angelegenheit war, da die Erde momentan sehr nass und glibberig ist. Da es zurzeit hin und wieder in Strömen regnet und die Wände des Gewächshauses nicht an jeder Stelle dicht sind, bekommt die Erde einen Extraschub Wasser ab. Zudem wurde die Arbeit dadurch erschwert, dass wir alleine mit unseren Händen arbeiten mussten, da Juana den Schlüssel des Geräteschuppens verlegt hat, sodass uns der Zugang zu den Spitzhacken verwehrt blieb.
Nachmittags wandelte sich der Tag allerdings zu einem Tag zu, der mir sehr gefallen hat: Nachdem ich zusammen mit Schwester Polly und Anna-Maria die Torten verziert habe und eine Cremefüllung für die Torte zubereitet hatte, probten meine Kollegen für den morgigen Tanz, an dem Benni und ich nicht teilnehmen werden. Zuzusehen hat aber auch wahnsinnig viel Spaß gemacht, sodass die Vorfreude auf den Geburtstag der Kinder stieg. Am Abend durfte ich zusammen mit Regina die kleineren Jugendlichen in Englisch unterrichten, was sehr gut geklappt hat. Nachdem wir mit ihnen erneut „(to) be“ besprochen hatten und mit ihnen die Begrüßungen der englischen Sprache wiederholten, durften sie es in ihre Hefte übertragen. Dabei hatten selbst die Jungs große Freude und verzierten neben der eigentlichen Verb-Tabelle die Seite aufwendig mit Engeln, Blumen oder bunten Federn. Richtig schön!
Im Anschluss fiel ich jedoch schon in mein Bett, in der Gewissheit, dass mit dem morgigen Geburtstag der Kinder ein anstrengender Tag bevorsteht.

Am Freitag, 25. Oktober 2013
ging ich alleine mit Franca und Regina auf die Chacra, auf der uns keine Juana erwartete, sodass wir erneut selbst Initiative zeigten, indem wir uns den Mangoldfeldern sowie unserem lieben Freund, dem Unkraut widmeten. Während sich Franca und Regina noch einmal jedem einzelnen Blatt der Mangoldpflanzen beschäftigten und sie anschließend an die Kuh verfütterten, riss ich dem unlieben Kraut hinterhältig den Kopf ab, sodass es sich hoffentlich sehr lange nicht mehr traut ans Tageslicht zu treten. Im Vergleich zu den letzten Tagen war es heute unwahrscheinlich heiß, sodass ich sogar hin und wieder mit meinem Kreislauf Probleme hatte. Es ist einfach unfassbar, wie kalt es in den Gewächshäusern war (ohne Pullover bekam man eine Gänsehaut) und wie schrecklich heiß es heute war! Wenn man heute einen Pullover getragen hätte, wäre man zu einer 100%igen Sicherheit einfach umgekippt. Allerdings zwei gute Sachen hat das warme Wetter ja: (1) Es gibt warmes Wasser unter der Dusche und (2) freut sich doch jeder, wenn am Geburtstag der Kinder (Cumpleaños de los Chicos) auch die Sonne scheint. Allerdings fand dieser trotzdem hauptsächlich in dem von uns geschmückten Raum statt. Mit vielen bunten Luftballons, Luftschlangen und Girlanden haben wir in unserer „Mittagspause“ den Raum dekoriert, in dem anschließend viele der Kinder für eine Modenschau liefen und auch zwei Gruppe einen Tanz vorführten, der unter anderem von mir benotet wurde. Obwohl ich mich bei der Punktevergabe ein wenig schwer getan habe, da sich wirklich alle Kinder sehr viel Mühe gaben (okay, ein/ zwei Ausnahmen gibt es immer), bin ich doch mit den Platzierungen durchaus zufrieden. Auch die Kinder machten einen glücklichen Eindruck, als wir im Anschluss die Feier in den Essensraum verlegten, in dem es unsere sehr süßen, aber sehr leckeren Torten gab. Auch wir bekamen ein großzügiges Stück ab, tranken dazu Limo sowie Cola und die Schwestern verteilten an alle Kindern noch ein paar Kekse. Besonders spannend für die Kinder und Jugendlichen war natürlich die Vergabe der Geschenke, die an alle Kinder, die in den Monaten Juli bis Dezember Geburtstag haben, verteilt wurden. Neben vielen Kosmetikartikeln wie Shampoo, Zahnpasta oder einer Zahnbürste gab es für jedes Kind außerdem noch ein T-Shirt und andere, kleine, liebevolle Aufmerksamkeiten. Nachdem alle Kinder reich beschenkt wurden, bekamen auch wir Freiwilligen ein kleines Präsent, womit wir wirklich nicht gerechnet hätten! Sowohl Franca, Benjamin und ich bekamen einen Hartseife sowie eine große Shampoo-Flasche, wie auch Regina, Anna-Maria und Florian, die gar nicht in den Monaten Juli bis Dezember Geburtstag haben. Auf jeden Fall haben wir uns wirklich riesig gefreut, was wir auch den Schwestern durch ein großes Dankeschön und ein Umarmung zum Ausdruck brachten. (Wenn ich dieses Geschenk nicht bekommen hätte, hätte ich am Wochenende Shampoo kaufen müssen)
Zudem zeigte sich an diesem Tag erneut, dass Peru das Land des vielen Essens und nicht Dickwerdens ist: Denn kaum waren die vier Torten ohne weiteres verdrückt, gab es zum Abendbrot einen großen Teller Milchreis mit einer sehr, sehr süßen Soße, die aus Chicha Morada bestand. Danach tanzten wir mit den Kindern noch ein bisschen auf dem Hof, um anschließend Richtung Schwesternhaus zu gehen, unsere Taschen zu packen, damit wir heute morgen um 6 Uhr in der Früh ins Taxi steigen konnten.

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Eine Woche wie jede andere - Von Ausnahmen geprägt!

Hallo meine lieben fleißigen Leser,

Mittlerweile, nachdem ich bereits seit zwei Monaten in diesem sehr abwechslungsreichen Projekt arbeite, bin ich mir – sind wir uns – sicher, dass es wahrscheinlich keine Woche geben wird, die genauso abläuft, wie es unser Arbeitsplan vorgibt: Viel zu oft streikt die peruanische Lehrerschaft, sodass Kinder früher in ihre Heimatdörfer reisen, sehr häufig entfällt der abendliche Unterricht aufgrund dem gemeinsamen Messbesuch oder die Schwestern schütteln eine Überraschung für uns aus dem Ärmel, wie beispielsweise der Besuch der Primiz in der letzten Woche oder dem gemeinsamen Brotbacken, was jedoch schon zu einem "Mittwochvormittag-Ritual" geworden ist.

Jedoch möchte ich euch in diesem Blogeintrag zuerst mein Wochenende in Cusco schildern, bevor ich von meiner letzten Woche berichte:

Nachdem wir, wie ich bereits im letzten Blogeintrag geschrieben habe, am Freitagabend zusammen mit den Vieths in einem gemütlichen Restaurant in der Nähe ihres Hotels essen waren und den Abend gemütlich ausklingen ließen, startete am Samstag ein Tag, an dem vormittags rein gar nichts funktionierte: Nachdem ich vergeblich an gefühlten dreißig öffentlichen Telefonzellen versucht habe, zwei gute Freunde im guten, alten Deutschland zu erreichen, streikte zu allem Überfluss sehr lange mein Internet, sodass meine Laune dem Nullpunkt entgegenlief. Nachmittags trafen wir Mädels uns mit zwei deutschen Freiwilligen aus der Nähe von Bielefeld. Mit ihnen zusammen tranken und aßen wir etwas in einem schönen Café namens Cappuccino und genossen bei einem lockeren Gespräch vor allem die wunderbare Aussicht auf den Plaza de Armas. Im Anschluss trennte sich unsere Gruppe, da Anna-Maria und ich mich auf den Heimweh machten, jedoch die anderen beiden - Regina und Franca - den beiden Bielefeldern die Artesanias zeigten, da man dort alles, was das Mädchenherz begehrt, kaufen kann. Später bin ich noch einmal alleine losgezogen und hatte dabei ein richtiges Erfolgserlebnis: Mit einem netten, höflichen Peruaner, der sehr schöne Armbänder und Taschen verkaufte, habe ich mich mindestens über eine halbe Stunde über die Welt unterhalten. Natürlich versuchte er seine Ware - die leider überdurchschnittlich teuer war - an mich zu verkaufen und griff dabei immer wieder auf ein Armband zurück, das im Muster der Regenbogenflagge gestickt war. Jeder Peruaner sieht diese Farbkombination als Flagge des Inkareiches und als Symbol der Stadt Cusco an, wobei mitunter meine Assoziation ist, dass es auch die Flagge der Schwulen- und Lesbenbewegung ist. Als ich ihm dies erklärt habe, dass diese Flagge sowohl für Cusco als auch vor allen Dingen in europäischen Ländern mit diesem Thema assoziiert wird, bekam er sich vor Lachen kaum noch ein und meinte, dass er jetzt den Grund verstehen könne, warum so wenige Menschen dieses Armband käuften. Dank der Hilfe von Paula, Julia und Christoph, die wir in der Sprachschule ACUPARI kennengelernt haben, kam ich glücklicherweise aus diesem doch eher langwierigen Gespräch heraus, sodass ich mit ihnen zusammen einen Fruchtsaft am Plaza de Armas getrunken habe, wobei wir uns gemütlich über unsere Projekte in Cusco und Sicuani (eine Nachbarstadt Quiquijanas) sowie auch über mein Projekt ausgetauscht haben, was durch und durch sehr lustig war!

Nach einem sehr verregneten und feuchten Sonntag – an dem aus diesem Grund nicht sehr viel passierte – fuhren wir dieses Mal wieder recht spät nach Quiquijana zurück, sodass ich kurze Zeit später ziemlich müde und erschöpft in mein Bett fiel.

Am Montagmorgen hieß es nur für Anna-Maria und mich auf der Chacra zu arbeiten. Während Benjamin, Regina und Franca bei einer Erstkommunion mit ihren Instrumenten für Stimmung und Harmonie sorgten und diesmal Florian krank das Bett hütete, ging es in den Gewächshäusern vor allen Dingen der Rote Beete an den Kragen, indem wir jeder Pflanze gefühlte dreißig Blätter ausrissen. Währenddessen unterhielt ich mich eine Weile mit Juana, der Bäuerin vor Ort, über verschiedenste Dinge: So erzählte sie mir beispielsweise, dass sie, bevor sie jetzige Stelle bekommen hat, nicht nur Köchin arbeitete, sondern auch in einer Fabrik, die Nudeln herstellte, in einer Kinderkrippe (WawaWasi) und auch als Putzfrau ihren Lebensunterhalt verdiente. Seit nunmehr zwei Jahren wohnt sie nun auf diesem kleinen Bauernhof, in dem immer Arbeit anfällt, wobei ihr der Job sehr gut gefällt, allerdings auch nichts gegen die anderen Jobs einzuwenden hatte.

Um zu unseren Aufgaben an diesem Morgen zurückzukehren:

Wir schnitten auch wieder sehr viele Tomatensträucher zurück und ernteten erneut viel Mangold, Salat, Petersilie, Rote Beete und Kräuter, die zur Herstellung von Tee verwendet werden. Dieses Mal durften wir beide schon gegen 10:30 Uhr die Gewächshäuser verlassen, da uns zusammen mit den Schwestern eine Réunion in der Albergue erwartete:

 

Zunächst stand die Planung der großen Geburtstagsfeier der Kinder im Mittelpunkt. Hier wird es so gehandhabt, dass zwei Mal im Jahr Geburtstag gefeiert wird, wobei dieses Mal die Kinder beschenkt werden, die in den Monaten April bis Oktober Geburtstag haben/ hatten. So wurde uns die Aufgabe zu Teil uns für den 25. Oktober 2013 Spiele auszudenken, die wir mit den Kindern an diesem Tag spielen möchten. Die Schwestern werden sich darum kümmern, eine große Torte aufzutreiben und im Allgemeinen das Essen zu planen, was ich doch mal als eine faire Aufgabenverteilung ansehe. Zudem brachten wir allerhand Dinge zur Sprache, die in dem letzten Monat angefallen sind. Erfreulich war der Moment, als Sör Nelly aus ihrem Büro zwei Glühbirnen für unsere Zimmer brachte, worum wir sie vor einigen Wochen gebeten hatten. Manche abendlichen Augenblicke im Bad waren ohne Licht in unserem Zimmer sehr lustig, weshalb wir uns sehr darüber gefreut haben.

 

Die Hausaufgabenbetreuung war auch wieder sehr von den Englischhausaufgaben der Kinder geprägt, da ich mit einem siebzehn (!) jährigen Jungen, Dinge wie dem persönlichen Stammbaum besprochen habe, sowie die Personalpronomen in der Englischen Sprache. Obwohl wir auch bereits Worte wie „Bruder“ und „Schwester“ im abendlichen Unterricht angesprochen haben, konnte er selbst diese Worte nicht übersetzen, sodass ich ihn jedes Wort emsig nachschlagen ließ, in der Hoffnung, dass sich die Vokabeln dadurch wenigstens ein bisschen festigen.

Abends, im Englischunterricht Nummer 2, sangen wir erneut ein Lied, wobei wir meist jedoch jedes Wort zwanzig Mal in der Aussprache geübt haben. Anschließend besprachen wir mit der Gruppe die Farben, wobei kein Kind die Farbe „Beige“ kennt! Erstaunlicherweise wussten sie aber sehr viele andere Dinge, worüber ich mich einerseits sehr gefreut habe, andererseits wurde es dadurch tierisch laut, da uns jedes Kind sein Wissen preisgeben wollte. Mein Kopf, einige Stunden nach dem Unterricht, schmerzt immer noch unheimlich und meiner Stimme/ meinem Hals geht es auch nicht viel besser! Zudem ist genau zu dem Zeitpunkt, als der Unterricht beendet war, der Storm erneut ausgefallen, sodass ich mir mit dem Licht meines Mp3-Players den Weg zu meinem Zimmer bahnen musste – eine heikle Angelegenheit, wenn dir ein fahrendes Auto ohne Scheinwerferlicht entgegenkommt!

 

Am Dienstagmorgen waren wir auch wieder nur zu zweit auf der Chacra: Regina und ich befreiten viele Zucchinipflanzen von ihren schlechten Blättern und banden die Sträucher anschließend hoch. So einen starken Temperaturunterschied zwischen der Temperatur in den Gewächshäusern und in der freien Natur habe ich noch nie erlebt, sodass mir jedes Mal von jetzt auf gleich schwindelig wurde, als ich das Gewächshaus betrat. Anschließend mussten Regina und ich dann mit der Aufgabe beginnen, die wir seit Wochen belächelt und gefürchtet haben: Das große, überdimensionale Maisfeld wollte von Unkraut befreit werden! Über diese schöne Aufgabe vergaßen wir doch sogar noch glatt die Zeit, sodass wir uns erst zwanzig Minuten später als geplant auf den Rückweg zur Albergue machten.

In der Hausaufgabenbetreuung lief alles wie gewohnt ab – Mit einem Mädchen machte ich ihre Englischhausaufgaben, viele andere hatten nichts auf und waren nach einigen Minuten verschwunden. Allerdings musste ich meine Hilfe auch auf 1 ½ Stunden verkürzen, da im Anschluss Pavela mit allen Jungs der Albergue eine Unterrichtseinheit zur Sprachwissenschaft/ Linguistik durchführte. Das war aber nur ihre Bezeichnung für die Stunde: Offiziell hat sie die Jungs in dieser Stunde sehr zusammengestaucht, dass es nicht sein kann, welche Worte sie momentan täglich in den Mund nehmen. So hören wir auch oft von den Kindern, dass wir eine „mala chica“ (böses Mädchen) sind oder bekommen auch Worte wie „fea“ (hässlich) an den Kopf geworfen. Obwohl die Kinder das eigentlich gar nicht so meinen (wenn man sie fragt, warum sie das sagen, antworten sie immer: „Nein, du bist eine ganz, ganz liebe“), stört uns dieses Verhalten ungemein, sodass wir sehr froh darüber waren, dass sich durch Pavelas Hilfe die Worte verbessern.

Während dieser Unterrichtseinheit wurde mir die Möglichkeit geboten, mit allen kleinen Mädchen der Albergue den Park, der sich ganz in der Nähe befindet, zu besuchen. Nach viel Toben, Haare flechten, Schaukeln und Herumtragen gingen wir wieder zurück und erfuhren von einer besorgten Pavela, dass ein Kind der Albergue seit dem offiziellen Unterricht in der Schule nicht mehr zur Albergue zurückgekehrt ist, obwohl es mittlerweile schon halb sieben war. Franca, die sich sicher war, dass dieses Mädchen noch in der Schule ist, - da sie sie am Nachmittag auf der Straße antraf und ihr erzählt wurde, dass sie noch Unterricht nachholen muss - machte sich direkt auf den Weg um sie zu suchen – Zunächst vergeblich. Als die Kleine vom Hunger geplagt am späten Abend vor uns stand, berichtete sie uns, dass sie aufgrund einer verpassten Unterrichtswoche den kompletten Nachmittag in der Schule bleiben musste. Normalerweise sollte dieser Nachholunterricht um 16 Uhr enden, jedoch musste sie noch viele weitere Aufgaben erledigen, sodass sie das erste Mal am Tag abends um 19 Uhr etwas aß – Einfach schrecklich und unfassbar!

Dieses Mal durfte ich zusammen mit Benjamin einen Film mit den Kleinen schauen, wobei man sich lange auf keinen Film einigen konnte. Da Florian gestern mit den Kindern einen Film geschaut hat, der besonders auf den Geschmack der Jungs zutraf, waren heute die Mädels dran, einen Film zu bestimmen. Ob es jedoch Schneewittchen und die sieben Zwerge, Alice im Wunderland oder ein anderes kindlich verfilmtes Märchen werden sollte, war lange unklar. Schließlich und endlich wurde es dann dieses andere Märchen, das ich nicht kannte, wobei ich auch das Gefühl hatte, nichts in meiner Kindheit verpasst zu haben.

Am Mittwochvormittag überraschten wir zunächst Franca, die an diesem Tag Geburtstag hatte. Zum Frühstück gab es zunächst nur ein kleines Ständchen und ein gemeinsames Frühstück. Da aber Geburtstag haben, trotz alledem arbeiten bedeutet, machten wir uns – ausnahmsweise vollzählig – auf den Weg zur Chacra, da wir bereits am Dienstagnachmittag Brot buken, da es nicht mehr genügend für Dienstagabend und den folgenden Mittwochmorgen gab. Dass die Arbeit jedoch an diesem Morgen mit zwölf tatkräftigen Händen unterstützt werden konnte, zahlte sich aus: Ungelogen JEDE Mangoldpflanze sollte gesäubert werden! Außerdem stand auf dem Tagesplan Salat, Tomaten (jedoch nur einige wenige), Paprika, Mangoldblätter und Cilantro zu ernten. Zwischendurch arbeiteten wir wie gestern auf dem Maisfeld, in dem wir die Maispflanzen, die mittlerweile schon sehr groß sind, von Unkraut befreiten. Nach einer angenehmen Dusche gingen wir alle zum Mittagstisch, der zeitgleich zu Francas Gabentisch wurde. Wir überreichten unsere kleinen Geschenke, über die sie sich sichtlich freute, sodass meine Laune auch wieder um einige Prozentpunkte anstieg.

Auf meinem Nachttisch in Quiquijana steht ein kleiner Jahres-Sprüche-Kalender, auf dem ich nahezu jeden Tag einen neuen Spruch zum Thema „Glück“ lese. Der heutige gefällt mir besonders gut:

„Wenn ich ein großes Problem habe, stelle ich mir die Erde von einem fernen Punkt im Weltall aus betrachtet vor: Wie klein ist sie doch, und wie klein ist mein Problem!“ (Friedrich II)!

 

Also genoss ich eine schöne Mittagspause, um anschließend meine Großen bei der Arbeit auf der Chacra zu motivieren, die heute die Aufgabe zugesprochen bekamen, den Teil vom Maisfeld, der noch nicht bearbeitet worden ist, von Unkraut zu befreien. Es ist unfassbar wie schnell einige meiner Jungs gearbeitet haben, sodass mir selbst beim Zusehen die Puste ausblieb. Später, als die Arbeit beendet war, half ich noch ein wenig bei den Hausaufgaben, die für den nächsten Tag anfielen. Mittlerweile geht mir die Aussage „Enseñame, enseñame en ingles!“ ziemlich gegen den Strich: Denn obwohl die Aussage wörtlich übersetzt heißt „Unterrichte mich in Englisch“ verdrehen sie den Sinn hinter dem Wort „unterrichten“ und möchten meist, dass man ihnen schlichtweg alles vorsagt, ohne dass ihnen viel Nachdenken und Wissen abverlangt wird. So freue ich mich immer wieder, wenn mich die Großen fragen, ob ich ihnen helfen (ayudame!) kann, in dem ich mit ihnen Wörter im Wörterbuch nachschlage, eine Aufgabenstellung erläutere oder ich mit ihnen ihre Fehler berichtige. „Ayudame“ symbolisiert nahezu, dass sie sich die Lösungen selbst erarbeiten wollen.

Ohne Vorwarnung musste ich jedoch die Hausaufgabenbetreuung abbrechen, da – wie fast an jeden Mittwoch – der Messbesuch in der kleinen Kapelle in der Nähe des Schwesternhauses stattfand. Obwohl ich meist nur damit beschäftigt war, die beiden kleinen Zappelphilippe, die neben mir saßen, dazu aufzufordern aufzupassen, muss ich mal wieder sagen, dass mir diese Messe wieder sehr gut gefiel. Nicht nur, dass Regina, Polly und Benjamin die Messe begleiteten, sondern auch, dass beispielsweise das Vater unser und das Ave Maria auf Quechua gebetet wurden. In dieser Sprache beten sogar die Kleinsten der Albergue mit und die Stimmung wirkt dadurch sehr harmonisch und friedlich. Der kindliche Klang dieser Gebete hat mich sogar sofort an meinen Weltjungendtag in Madrid erinnert! Jedoch bleibt nach wie vor der Friedensgruß in südamerikanischen Ländern das schönste an einem Gottesdienst: Wenn dich eine alte, zerbrechliche Frau umarmt, um dir den Frieden zu wünschen und dich ein kleines Kind nicht mehr loslassen möchte, obwohl das Messgeschehen wieder seinen Lauf nimmt.

Da der Gottesdienst vor dem Abendbrot der Kinder stattfand, die Zeit aber ziemlich fortgeschritten war, mussten wir heute keinen Unterricht geben. Dadurch saßen wir noch in unserem Esszimmer ziemlich lange zusammen, unterhielten uns und aßen dazu noch ein gutes Stück Schokolade aus der Heimat.

Am Donnerstagmorgen erwartete uns keine Juana und keine Pavela auf der Chacra, sodass wir erst einmal eine Weile in Juanas Wohnzimmer saßen, da die Gewächshäuser momentan so sauber wie noch nie sind. Nach einigem Überlegen entschlossen wir uns dazu, einige Tomaten- und Bohnenpflanzen zurückzuschneiden, während ein anderer Teil von uns ein wenig Unkraut jätete. Nachdem Juana doch wie aus dem Nichts auftauchte, gruben wir noch einige Löcher mit ihr um. Allerdings sollen wir das nächste Mal lieber warten, bis uns jemand eine Arbeit zuweist, da es nicht nötig gewesen sei, die Pflanzen zurückzuschneiden. Im Gegenteil haben wir durch das Zurückschneiden einige Bohnenpflanzen zerstört und unser gut gemeintes Vorhaben wurde kritisiert. – Gut gemeint bedeutet eben noch lange nicht „Gut gemacht“.

Dieser Donnerstag war zudem der Geburtstag unserer Oberordensschwester Sör Nelly. Unser Vorhaben für sie ein Lied zu singen, konnten wir aber nicht in die Tat umsetzen, da wir am Morgen über Pavela erfuhren, dass sie den ganzen Tag auswärts sein wird. – Schade!

Während der ersten Stunde der Hausaufgabenbetreuung half ich Franca und Florian bei den Kleinen, da meine Jugendlichen noch länger in der Schule bleiben mussten, da dort eine Sonderveranstaltung stattfand. Nachdem ich also mit einem kleinen Mädchen der Primaria Zahlen der Große nach geordnet habe (am Ende der Stunde wollte sie mir immer noch nicht glauben, dass die Zahl 3,4 größer ist als 3,158), half ich meinen Jugendlichen vor allen Dingen im Fach Biologie, wobei mir sehr, sehr viele Vokabeln fehlten. (Allerdings weiß ich jetzt, was Lungenflügel und Zellatmung auf Spanisch heißt!) Im Anschluss gaben Franca und ich den Englischunterricht, in dem wir den kleineren Jungs und Mädels das englische Alphabet beibrachten, da sie uns darum baten. Es war wohl die mit Abstand lustigste Englischstunde, die ich bisher geben durfte: Nachdem wir jeden Buchstaben in Lautschrift aufgeschrieben und ausgesprochen haben (zum Beispiel: h = eidsch), sangen wir den bekannten englischen Alphabet-Song, bei dem die Kinder lauthals mitgrölten. Ein bisschen heiser und mit ziemlichen Halsschmerzen ging ich zusammen mit Anna-Maria zurück ins Schwesternhaus. In unserem Zimmer ließen wir den Abend gemütlich bei einer heißen Tasse Tee ausklingen.

Am Freitagmorgen wusch ich zusammen mit Franca wieder einmal unsere Wäsche und ich putze zudem einmal komplett durch mein Zimmer durch, das sehr unter der täglichen Chacraarbeit leidet. Da wir jeden Tag mit der dreckigen Kleidung (und vor allem mit den dreckigen Schuhen) von der Chacra zurückkehren, bleibt uns fast keine andere Wahl, als jede Woche einmal zu putzen. Mit viel Musik gaben wir zunächst drei Maschinen Wäsche bei, schauten zusammen einen Film, ich wusch durch mein Zimmer, bis schließlich die anderen von der Chacra kamen. Wie gewöhnlich gingen wir um 12:30 Uhr zum Mittagessen in die Albergue, genossen unsere Mittagspause und putzten auch den Essensraum, in dem die Kinder ihre Mahlzeiten zu sich nehmen. Diese Prozedur solltet ihr einmal sehen: Nachdem der Boden einmal komplett eingeseift und mit einem Schrubber gereinigt wurde, gießen die Schwestern in den Raum so viel Wasser, sodass er an jeder Stelle gefühlt zu einem Zentimeter bedeckt ist. Da dort jeden Tag achtzig Kinder essen könnt ihr euch vorstellen, wie riesig der Raum ist! Wenn alle Besen und Schrubber an den Mann gebracht sind, heißt die Aufgabe, das Wasser aus den Türen hinauszukehren. Man muss wirklich sagen, dass es jedes Mal eine lustige Aufgabe ist! Nachdem diese nasse Angelegenheit gemeistert war, halfen wir den Kindern, die auch am Wochenende in der Albergue leben, bei ihren Hausaufgaben. Normalerweise geht dies immer recht schnell, da aber sehr viele Hausaufgaben in dieser Woche anfielen, kamen wir erst um halb sechs in Quiquijana los, sodass wir um halb acht in Cusco eintrafen!

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Langweile in Quiquijana ist wie Chacraarbeit ohne zu Schwitzen!

¡Hola a todos!

Zurückblickend muss ich sagen, dass meine ersten drei Monate in Peru wahnsinnig schnell vergangen sind. Ehrlichgesagt ist es für mich kaum nachvollziehbar, dass ich bereits seit 94 Tagen im Land der Inkakönige lebe - auf der anderen Welthalbkugel, in einer vollkommen anderen Welt; in einer Welt, die ich mir niemals so vorgestellt hätte! Ebenso wenig kann ich begreifen, dass ich vor vierzehn Wochen meine Heimat mit all meinen Freunden und meine Familie zurückgelassen habe, wobei ich zugeben muss, dass ich diese durch diese drei Monate umso mehr schätzen gelernt habe.

 

Das Wochenende, an dem ich die meiste Zeit verschnupft und erkältet in meinem Bett lag, verstrich wahnsinnig schnell mit einem typischen, skype-lastigen Tagesablauf. Am Sonntagnachmittag holte ich dann ein befreundetes Ehepaar Herrn Gravenkötters zusammen mit Sör Nelly und Hermana Cecilia am Flughafen in Cusco ab, um mit ihnen zu fünft nach Quiquijana zu fahren, wo das Ehepaar - Herr und Frau Vieth - für zwei Tage Urlaub machen werden, um im Anschluss eine Südamerikatour in Bolivien und Chile anzuschließen. Sehr viel Freude hatten wir dabei unser vielseitiges, abwechslungsreiches und kunterbuntes Projekt vorzustellen: Neben dem Schwesternhaus präsentierten wir ihnen die Albergue, wobei das Ehepaar von dem Lachen der Kinder ebenso begeistert war wie wir selbst. Außerdem erklärten wir schon zu diesem Zeitpunkt eine Menge und führten sie durch das Anwesen. Natürlich wurden die beiden Gäste ununterbrochen nach ihrem Namen gefragt, sowie wir alle zwei Minuten gefragt wurden, wessen Vater bzw. Mutter hier zu Besuch seien.

Der Montagmorgen begann dann wieder einmal typisch untypisch, indem ich zusammen mit Regina, Sör Nelly und dem Ehepaar Vieth den Kindergarten besuchte. Herr Vieth ist begabter Fotograf und möchte für die Kinderhilfe Cusco-Peru einen Jahres-Wand-Kalender veröffentlichen, in dem vor allem viele Kinderportraits abgelichtet sein werden. Aus diesem Grund spielten wir mit den Kinder des Kindergartens einige Zeit, sodass einige schöne, ungestellte Fotos entstehen konnten. Völlig fasziniert von der großen Kamera, rollten sich die Kinder in einem Sitzkreis unter anderem einen Ball hin und her, wobei jedes Kind aus voller Kehle »a mí, a mí« (dt. (Wirf den Ball) zu mir, zu mir!) rief, um auf sich aufmerksam zu machen, was allerdings den Lautstärkepegel ins Unermessliche stiegen ließ. Im Anschluss liefen wir zusammen zum WawaWasi, zur Kinderkrippe, die allerdings an diesem Montagmorgen verschlossen blieb. Aus diesem Grund verabschiedeten wir Sör Nelly ohne deren autoritäre Anwesenheit, die Kindergärtnerinnen wahrscheinlich keine Fotos zugelassen hätten. Voller Stolz und Freude zeigten wir Herrn und Frau Vieth anschließend die Arbeit auf den Chacra, wobei die Gewächshäuser wieder einige Punkte auf dem Thermometer aufwiesen, sodass der Rest unserer Gruppe bereits zum Zeitpunkt unserer Ankunft ziemlich rot im Gesicht und verschwitzt war. Am Nachmittag fand die Nachmittagsbetreuung wie gehabt statt; die Zusammenarbeit mit meinen Jungs und Mädels klappt von Woche zu Woche besser, da sich mittlerweile auch die verschlossenen Mädchen meiner Gruppe öffnen, sodass ich einen Zugang zu ihnen finde, hin und wieder mit ihnen lachen kann und sie auch Hilfe bei ihren Hausaufgaben zulassen.
Abends sangen viele Kinder wieder zusammen mit Schwester Polly und das Geschehen wurde von ihrer und Benjamins Gitarre wie auch von Reginas Geige untermauert. Aus diesem Grund fiel der abendliche Englisch- bzw. Computerunterricht aus und wir verschwanden alle nach und nach in unsere Betten, da der Wecker um 6:45 Uhr zum Aufstehen ermunterte.


An diesem Dienstag, am 08. Oktober, war ein traditioneller Feiertag in Peru. Anders als jedoch an vielen anderen Orten haben wir zusammen mit den Kindern und unseren Ordensschwestern den 95. Geburtstag der Gründerin des Ordens „Siervas de Cristo Sacerdote“ gefeiert. Aus diesem Grund trafen wir uns bereits um 7:30 Uhr an der Albergue, um zuerst ein gemeinsames Gruppenfoto zu machen, das freundlicherweise Herr Vieth mit seiner Kamera aufnahm. Anschließend liefen wir zusammen zum Plaza de Armas in Quiquijana und verteilten uns auf verschiedene Fahrzeuge, die uns zu unserem Ziel, einem kleinen Wallfahrtsort in der Nähe von Cusco, bringen sollte. Da der Bus kleiner als erwartet ausfiel, nahmen die Kinder in dem Bus zu viert auf den Zweierplätzen Platz, die größten Jungs der Albergue fuhren mit einem gesonderten Kleinbus, Regina mit dem Jeep der Schwestern und Anna-Maria, das Ehepaar und ich mit einem Taxi. Kurz bevor wir an unserem eigentlichen Ziel ankamen, machten wir einen kurzen Halt, um auf den etwas langsameren Bus zu warten. Von dort aus konnten wir viele Frauen und Männer beobachten, die den Fahrern Blumen und Kerzen verkaufen wollten und sich dabei sehr geschickt anstellten: Nachdem sie den Autos, die auf dieser Straße nur langsam vorankamen, ungefähr zehn Metern hinterherliefen, entschieden sich einige Kurzentschlossene zu einem Kauf, wobei dies problematisch wurde, wenn statt nur einem Verkäufer plötzlich sieben oder acht die Ware gegen Geld tauschen wollten.
Im Anschluss nahmen wir an einem Gottesdienst in einer Kapelle teil, die sich oben auf diesem Berg befand und das Hauptaugenmerk des Ortes ist. Neben vielen Texten die Sör Nelly über die Gründerin  Magarita Fornesca des Ordens verlas, lasen Anna-Maria und Florian je eine Fürbitte vor und Benjamin, Schwester Polly und Regina spielten die noch am Vortag geübten Stücke und Lieder, die zudem von vielen Kindern der Albergue gesanglich unterstützt wurden. Als diese Messe schließlich mit einer Segnung mit Weihwasser abgeschlossen wurde und sich die Menschen danach sehnten wirklich mit dem heiligen Wasser geweiht zu werden – anstatt wie in Deutschland förmlich unter die Bänke zu kriechen – bekamen alle Kinder einige Schokoladenkekse und ein kleines Eis von den Schwestern.


Auf einem Feld, das keine zwei Gehminuten entfernt gelegen war, spielten wir mit den Mädchen und Jungen einige Spiele: Neben Eier-Wettlauf (allerdings mit Orangen, die auf einem Löffel, der zwischen die Zähne geklemmt wurde, transportiert wurden) waren einige auch mit der Aufgabe beschäftigt, die schöne Landschaft zu zeichnen und wiederum andere durften mit Knete Gegenstände modellieren, was den meisten Kindern große Freude bereitete. Nur noch besser gefallen hat den Kindern ein Hula-Hopp Wettbewerb und Tauziehen, wobei Jungs gegen Jungs und Mädchen gegen Mädchen antraten. Oft bekamen beide Parteien Unterstützung von Schwester Polly oder Schwester Cecilia, was die Angelegenheit nur noch verrückter werden ließ. Auch wir Freiwilligen ließen uns den Spaß nicht nehmen, gegeneinander anzutreten, wobei wir erst ein unfaires Duell Jungs (Florian und Benjamin) gegen Mädchen (Franca, Anna-Maria, Regina und ich) durchführten und im Anschluss Benjamin, Franca und Anna-Maria gegen Florian, Regina und mich antrat, wobei ich mich ein zweites Mal in der glücklichen Gewinnermannschaft befand. Die Schwestern und die Kinder konnten sich vor Lachen absolut nicht mehr halten, als sich Benni und Flo an den Hula-Hopp-Reifen versuchten, was zugebenermaßen sehr lustig aussah.


Der Nachmittag begann leider im einsetzenden Regen, wurde allerdings auch glücklicherweise nur im Nieselregen beendet. So saßen wir auch auf dem Bürgersteig des Dorfes und aßen eine Kleinigkeit, die die Schwestern in einem großen Topf auf der Ladefläche des Jeeps transportiert hatten. So bekamen die ungefähr hundert Anwesenden (Die Kinder der Albergue, die beiden Köchinnen und ihre Kinder, die vier Schwestern, Pavela, das Ehepaar und wir Freiwilligen) je ein Stück Hähnchen, zwei Kartoffeln, viele Maiskörner und ein hart gekochtes Ei. Besonders beeindruckend war, dass die Kinder, die das Essen nicht aufessen konnten, sich kleine Tüten sammelten, um die Reste mit nach Hause zu nehmen. Sie würden niemals auf die Idee kommen, die übrig gebliebene halbe Kartoffel einfach wegzuschmeißen und bewahren sie stattdessen für eine spätere Mahlzeit auf: Die Kinder haben schon einmal erlebt, was es bedeutet, Hunger zu haben!

 

Der Mittwochmorgen begann wieder einmal mit Brotbacken: Allerdings bekam an diesem Morgen Schwester Cecilia nur von zwei Leuten Unterstützung, nämlich von Florian und mir, da Franca, Regina und Benjamin krank in ihren Betten lagen und Anna-Maria das Ehepaar Vieth nach Cusco begleitete, da sie dort ihre Reise zum Machu Picchu fortführen werden. Am Dienstagabend, nach dem Abendbrot, haben wir von den beiden noch viele typisch-deutsche Schokoladentafeln geschenkt bekommen (unter anderem meine Lieblingsschokolade von Lindt ), worüber wir uns wahnsinnig freuten! Richtig cool war auch, dass sie uns den Focus und den Spiegel aus dem Flieger hier gelassen haben, sodass wir noch ein wenig mehr von dem deutschen politischen Geschehen mitbekommen. An diesem Mittwochmorgen verabschiedeten wir Herrn und Frau Vieth fürs Erste, da wir sie am Freitagabend wiedertrafen und mit ihnen in einem kleinen, gemütlichen Restaurant zusammen essen waren.
Der Mittwochmorgen an sich verlief allerdings etwas chaotisch, da auch Florian und ich die Vieths dabei unterstützten, die schweren Koffer zu den Taxen zu bringen und aus diesem Grund mit ein wenig Verzögerung Cecilia beim Backen halfen. An diesem Morgen buken wir zu dritt 728 Brötchen in ungefähr 2 Stunden, was selbst Cecilia als eine stramme Leistung ansah! Da ich ihr erzählte habe, dass mit das spanische Wort „rapido“ (dt. schnell) gefällt, fand sie sofort eine große Freude daran, es mir im Sekundentakt zuzurufen, was die Arbeit jedoch an sich auch schneller vorangingen ließ.

 

Am Donnerstagmorgen war ich das erste Mal in dieser Woche arbeitend auf der Chacra, nachdem ich am Montag den Rundgang mit Herrn und Frau Vieth getätigt habe, am Dienstag Feiertag war und am Mittwoch Brötchenbacken auf dem Tagesplan stand. (Wie ihr im weiteren Verlauf des Textes erfahren werdet, arbeitete auch am Freitag niemand in den Gewächshäusern) Glücklicherweise war es nicht besonders heiß, jedoch brachte uns die Aufgabe 144 Löcher in den Boden zu graben, sehr zum Schwitzen, wobei man ehrlicherweise dazu sagen muss, dass Romolo mindestens achtzig dieser Löcher grub. Während er mit dem fünften Loch zu Gange war, stellte ich im Prinzip das erste fertig, was zwar ein wenig deprimierend war, jedoch auch zum schnelleren Arbeiten antrieb. Im Anschluss durften wir wieder eine Menge (zwei Säcke) Mangoldblätter sowie Petersilie, Salat und Rote Beete ernten und zur Albergue fahren. Am diesem Tag mussten wir auch das Essen für uns selbst zubereiten – die Schwestern hatten den größten Teil schon vorbereitet – da sie selbst (außer Hermana Polly) an einer Réunion teilnehmen mussten, sodass sie zu Mittag auswärts aßen. Schön war es, zusammen mit Polly am Tisch zu Mittag zu essen, sodass wir uns eine Weile mit ihr buchstäblich über Gott und die Welt sprachen. Unter anderem berichtete sie uns, wie sie sich dazu entschied, in dem Schwesternorden einzutreten: „Am Anfang gefiel mir die Kleidung ziemlich gut und dann wollte ich wissen, ob ich auch mit dem Lebensstil zurechtkomme!“. Dieser Satz ist wohl einer der Sätze, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde. Mit Polly verstehen wir uns alle wirklich wahnsinnig gut, sie hat einen tollen Draht zu den Kindern und zur Musik, macht sehr viel Quatsch mit uns und wir lachen sehr viel miteinander und freundschaftlich übereinander.


Außerdem darf ich an dieser Stelle die freudige Botschaft überbringen: Die Katzenbabys sind da! Obwohl uns vier Katzenbabys versprochen wurden und stattdessen nur zwei geboren wurden, freuen wir uns über den niedlichen Zuwachs sehr!

 

Am Nachmittag stand der Tag wieder einmal Kopf, da drei Viertel der Kinder sich bereits auf den Heimweg gemacht haben, da am Freitag der Unterricht erneut ausfiel. Also machten wir nur mit den Kleinsten Mathe und Deutschhausaufgaben und spielten mit ihnen eine Weile, während die anderen wieder Musik machten. Die Kinder lieben es zu puzzeln, auch wenn die meisten das Handwerk nicht wirklich beherrschen. Die Grundregeln, die die Angelegenheit um einiges einfacher werden lässt, zuerst den Rand fertig zu stellen, ignorieren die Kleinen gekonnt, sodass man das ein oder andere Mal an seine Grenzen stößt. Nach 2 ½ Stunden Hausaufgabenbetreuung und Kinderbelustigung, aßen wir in der Küche eine Suppe, quatschten noch ein wenig über die ein oder andere Sache, ich besuchte nach längerer Zeit einmal das Internetcafé und fiel anschließend in mein Bettchen.

 

Am Freitagmorgen um 10 Uhr fand die Primiz eines neuen Priesters im Nachbardorf Ttio statt, sodass Franca und Regina die Aufgaben zu Teil wurden, dort mit ihrer Geige und ihrem Piano die Messe zu begleiten. Nach einem hektischen Morgen, da wir eigentlich zusätzlich vor dem Gottesdienst unsere Wäsche waschen wollten, fuhren wir mit dem Pastor Quiquijanas in den Nachbarort Ttio. Die Fahrt war schon sehr lustig, da uns der Pater versuchte auf Deutsch zu erklären, warum wir heute in dieses Dorf fahren. Nachdem wir das Verb „haben“ einmal komplett durchkonjugiert hatten, Schwester Cecilia sich auf der Rückbank sehr belustigt fühlte und wir die Feststellung ans Tageslicht brachten, dass das Wort „Messe“ in jeder Sprache sehr ähnlich klingt, kamen wir an einem großen Platz an, auf dem sich schon viele Menschen versammelten. Mit ein wenig Verzögerung – zugebenermaßen nach über einer halben Stunde Wartezeit – begann der Gottesdienst, an dem alleine dreizehn Pastöre teilnahmen. Franca und Regina spielten zusammen mit Hermana Polly sehr schöne Spanische und Quechuanische Lieder, zwei Mädels der Albergue unterstützten dies gesanglich und Sör Nelly verlas einige biblische Impulse. Meist waren sich die Pastöre und Polly nicht einig, wenn die beiden Mädels spielen durften und wann nicht, was die Sache auch hin und wieder sehr lustig werden ließ.

 

Anna-Maria und ich fuhren auch mit dem Hintergedanken zu diesem Gottesdienst, die Messe gesanglich zu untermauern. (Für alle, die meine Gesangkünste kennen: Ich habe selbstverständlich nur den Mund auf und zu gemacht, ohne Töne zu erzeugen, um zu verhindern, dass der Priester seinen ersten Gottesdienst vor einer leeren Kirchen halten muss).
Nach einem schönen, langen Gottesdienst, der nach ungefähr 1 ½ Stunden zu Ende war, gab es ein großes Festmahl für alle Anwesenden. Nach einer reichhaltigen Suppe (durch die ich schon voll und ganz gesättigt war), gab es für jeden ein großes Stück Schweinefleisch, viele Kartoffeln und ein gutes Stück Brot. Und mit groß meine ich riesengroß! Als wir das Stück Fleisch auf unserem Teller sahen, haben wir offensichtlich so große Augen gemacht, dass uns die Psychologin der Albergue, Rosa, die uns gegenüber saß, richtig ausgelacht hat. Nach einem Schnaps, der sich gewaschen hatte und einigen langen, jedoch auch lustigen Gesprächen fuhren wir wieder zurück nach Quiquijana: Auch das war wieder eine heikle Angelegenheit, da wir zu acht auf der Ladefläche des Jeeps Platz nahmen, wobei dort ebenfalls Pollys Gitarre, das E-Piano von Franca und sonst einige Kleinigkeiten verstaut waren, sodass ich bei jeder Kurve Angst hatte, einen Rückwärtssalto auf die Straße zu machen, da ich nur auf der Kante des Jeeps sitzen konnte, der Wind mir ins Gesicht blas und einige Tränen durch die hohe Reibung flossen. Allerdings heile am Schwesternhaus angekommen, wuschen wir noch ratzfatz unsere Wäsche, die wir am Morgen nicht mehr bewältigen konnten, putzten im Schnelldurchlauf unser Zimmer, sodass wir uns um halb vier wieder auf den Rückweg nach Cusco zu unserer lieben Gastfamilie machten. Um acht Uhr trafen wir dann noch einmal das Ehepaar aus Deutschland zum gemeinsamen Essen und ließen den Abend fröhlich ausklingen.

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Nur noch zu Sechst im Bunde!

Hallo meine lieben, fleißigen Blogbesucher,

 

dieses Mal gibt es wirklich nur sehr wenig vom Wochenende in Cusco zu berichten. Eigentlich war dieses Wochenende endlich mal wieder ein Wochenende an dem wir etwas geplant hatten, da wir am Sonntag bei der Schwester von Lili schwimmen und Volleyball spielen wollten. Leider wurde dieses Vorhaben gecancelt, da die Schwester nun doch keine Zeit mehr für uns entbehren konnte, sodass das Wochenende im Prinzip wieder nur aus schlafen, essen, Kaffee trinken mit Marina zum Abschluss ihres sechs wöchigen Peru-Praktikums und einer kleinen Shoppingtour, die im Regen stattfinden musste, bestand. Am Sonntagabend, kurz bevor wir uns auf den Rückweg nach Quiquijana machten, verabschiedeten wir Marina, die am Montagnachmittag zurück nach Deutschland flog, da ihre Zeit hier bereits beendet ist. Marina, falls du das hier liest, wünsche ich dir, dass du gut zu Hause angekommen bist und du in Stendal einen guten Semesterbeginn hast! Genieß das warme Wasser in der Dusche und vor allen Dingen das leckere, deutsche Frühstück!

 

Für mich war es am Montagmorgen wirklich merkwürdig an Marinas Zimmer vorbeizugehen, ohne ihr einen „Guten Morgen“ zu wünschen, am Mittag eigenartig ohne sie zum Essenstisch zu streiten und abends seltsam, nur noch zu sechst am Tisch zu sitzen. Andererseits bin ich auch froh, mal wieder nur „unter uns Freiwilligen“ zu sein, die ein Jahr lang in Peru zusammen leben und arbeiten werden. Ich fühle mich momentan wie in einer großen Wohngemeinschaft aufgehoben, mit Leuten, die mir schon wirklich sehr ans Herz gewachsen sind.

 

Als Anna-Maria, meine neue Zimmergenossin, und ich uns am Montagnachmittag auf den Weg zur Hausaufgabenbetreuung machten, durften wir eine sehr lustige Situation erleben, da zwei kleine Schweinchen in einem Sack gefangen gehalten worden. Diese grunzten natürlich was das Zeug hielt und versuchten mich Ach und Krach sich aus dem kleinen, luftundurchlässigen Sack zu befreien. Im ersten Augenblick habe ich gar nicht verstanden, woher dieses Grunzen kam, bis uns allerdings eine nette Frau lächelnd, jedoch peinlich berührt, ansah, sodass auch ich die Situation verstand und ziemlich lachen musste.

 

Bei der Hausaufgabenbetreuung fand nun auch die Änderung statt, von der ich euch bereits im letzten Artikel berichtet habe. Der Montag dieser Woche war beispielsweise ein Tag, an dem nur sechs meiner vierzehn Schüler Hausaufgaben machen mussten, bei denen ich sie allerdings nicht großartig unterstützen konnte. Aus diesem Grund habe ich Franca und Florian in der Primaria, bei den Grundschülern geholfen, indem ich besonders mit einer Schülerin schriftlich addiert, multipliziert und dividiert habe. Leider hatte sie sehr große Probleme mit den Multiplikationstabellen, wie der Fünfer-, Achter-, oder Neunerreihe, sodass dies einige Zeit beanspruchte. Mein Ziel ist es, dass sie am Ende des Schuljahres durch meine Hilfe diese Tabellen auswendigkann und nicht mehr heimlich fuscht, indem sie die Lösungen aus ihrem Heft abschreibt. Später, als ich wieder am Tisch der Sekundaria saß, unterhielt ich mich eine Weile mit meinen Mädchen und Jungen, die mir einige Fragen zum Schulbesuch in Deutschland stellten. Zudem sprachen wir eine Weile über verschiedene Sportarten und blieben bei meinem Sport, dem Boxen, stecken. Ein Junge aus meiner Gruppe forderte mich sofort zum Armdrücken auf, sodass er im Endeffekt eine haushohe Niederlage einstecken musste, schadeee! Eine meiner Schülerinnen, Delia, versicherte mir, dass ich am Ende meines Jahres hier in Peru mindestens sehr gut Spanisch sprechen werde und sie wieder sehr große Fortschritte in meiner Sprache festgestellt hätte, worüber ich mich sehr freute!


Am nächsten Tag gab es in meiner Gruppe der Sekundaria wirklich viele Aufgaben, sodass ich diesmal Franca und Florian nicht unterstützt habe. Viele Matheaufgaben habe ich mit den Jugendlichen gelöst und vor allen mit den Mädchen Englischhausaufgaben gemacht, in denen sie einen englischen Text ins Spanische übersetzen mussten. Dabei ist mir wieder aufgefallen, wie wenig sie von dem Inhalt des abgeschriebenen Textes verstanden haben, da fünf von sechs Sätzen keinen Sinn ergaben, da ein Wort fehlte, ein Punkt weggelassen und manchmal auch verschiedenste Worte zusammengeschrieben wurden, sodass auch ich einige Zeit überlegen musste, wie ich den Satz richtig übersetzen kann und ob meine Interpretation der Worte richtig ist.


Am Abend, bevor wir zu Abend aßen und den offiziellen Englischunterricht gaben, gingen wir mit allen Kindern in die Messe. Hermana Polly, Regina und Benjamin haben diesen wieder mit ihren Instrumenten begleitet, sodass die Stimmung einfach herrlich war. Die Predigt, in dem es darum ging, dass ein jeder Mensch einen Schutzengel hat, hat mir besonders gefallen und der Friedensgruß berührt mein Herz auch jedes Mal aufs Neue! So liefen zu dem Zeitpunkt der Messe mindestens sieben Kinder auf mich zu, um mich zu umarmen und mir den Frieden zu wünschen. Die Lebensfreude der Kinder finde ich immer wieder erstaunlich. Denn obwohl sie alle ein sehr schweres Schicksal mit sich tragen, sind sie stets fröhlich und lachen mit uns.

 

In den Gewächshäusern gab es besonders am Dienstag viel Arbeit, da wir jede Bohnenpflanze sowie einen überdimensionalen Tomatenstrauch zurückgeschnitten haben, jede Maispflanze von ihren abgestorbenen Blättern befreiten und gefühlte vierzig Tomatensträucher mit Bändern hochbanden, damit diese in Zukunft nicht auf dem Boden lungern werden, sondern ihre Blütenpracht der Gewächshausdecke präsentieren. Insgesamt verging dieser Tag jedoch wahnsinnig schnell, da die Temperaturen sehr angenehm waren.

Auf dem Rückweg zurück zum Schwesternhaus musste ich das erste Mal seit sehr langer Zeit wieder meine Jacke tragen, da es sonst zu kühl gewesen wäre – Und das in der Mittagssonne!

Ein Aufruf an den amtierenden Präsidenten Ollanta: "Keine weitere Korruption!"
Ein Aufruf an den amtierenden Präsidenten Ollanta: "Keine weitere Korruption!"

Auf diesem Weg ist mir zum ersten Mal dieses Graffiti an einer Mauer aufgefallen, die sich zwischen der Albergue und der Chacra befindet. Ich möchte gar nicht wissen, wie oft ich daran bereits blind vorbeigelaufen bin, obwohl das einen der sehnlichsten Wünschen der Dorfbewohner Quiquijanas ausdrückt. 

 

Da ich nicht weiß, in welchem Maße ich euch bereits über die Meerschweinchenzucht auf dem Bauernhof berichtet habe, möchte ich euch an dieser Stelle noch ein wenig darüber berichten: Neben Kühen, Katzen, wahnsinnig vielen Fliegen und einem Hund gibt es auf der Chacra einen großen Meerschweinchenstall in dem momentan 28 kleine Tiere gehalten werden, um sie bei einem späteren Festmahl, an dem auch Herr Gravenkötter, der Leiter der Kinderhilfe Cusco-Peru e.V., teilnehmen soll, zu essen. Juana und Romolo sind zurzeit damit beschäftigt diesen Stall auszubauen und auszubessern, da es bis zu diesem Tage, an dem sie aufwendig zubereitet und anschließend verzehrt werden, mindestens dreißig Stück werden müssen. Außerdem bestand der Stall bisher nur aus provisorisch zusammengenagelten Kisten, die mit Stroh und Gras gefüllt waren.


Da ich diese süßen, lieben und zierlichen Tierchen bereits einmal probiert habe und von dem Geschmack nach wie vor nicht sonderlich begeistert bin, würde es auch reichen nur 29 anstatt 30 Meerschweinchen zu züchten. Jedoch möchte ich auch versuchen, mich vor dem Schlachten zu drücken, da ich generell ein Problem damit habe, etwas zu essen, was ich zuvor lebendig gesehen habe.

 

Aus einer verrückten Idee heraus, haben sich Anna-Maria und ich uns dazu entschieden, einige Zeit vegetarisch zu leben. Da mir aufgefallen ist, dass in Cusco mein Stammrestaurant das Vegetarische Restaurant ist und ich in Peru auch stets ohne Fleisch koche – da der Anblick des Fleisches im Supermarkt mit den Appetit verdirbt – wollte ich dies auch in Quiquijana probieren und sehen, wie lange das gutgeht. Mir geht es dabei nicht um den Hintergedanken, dass dadurch weniger Tiere sterben, dass es moralischer ist oder jeglichen Gedanken in diese Richtung, sondern nur um die Tatsache, dass man in Peru gut fleischlos leben kann und ich dies in meinem Leben einmal ausprobieren möchte. – Damit ihr es nicht falschversteht: Ich habe mich auch nicht wegen den Meerschweinchen dazu entschlossen, wirklich!

 

Am Mittwoch- und Donnerstagvormittag habe ich mal wieder nicht die Chacra besucht, da wir am Mittwoch mit Schwester Cecilia Brot gebacken haben und am Donnerstag zusammen mit Pavela nach Huathua Laguna gefahren sind, in dem ungefähr fünfzehn Kinder der Albergue leben.


Auf das Backen in dieser Woche möchte ich dieses Mal nicht im Detail eingehen, da es keinen Unterschied zu den letzten Malen gab, außer, dass ich es mal wieder erwähnenswert finde, 663 Brötchen gebacken zu haben. Weitaus interessanter war der Donnerstagmorgen: Da dieses Dorf normalerweise für „weiße Menschen“ verboten ist, da man nicht möchte, dass es eine Touristenattraktion wird, haben wir bereits am Mittwochnachmittag je zwei Kilo Nudeln, Reis und Zucker gekauft, die wir als „Dankeschön“ den Familien, die dort leben geschenkt haben.


Weil wir nachmittags dennoch den Kindern bei der Anfertigung ihrer Hausaufgaben helfen sollten, mussten wir schon um halb acht an der Albergue sein, um von dort aus mit dem Jeep der Schwestern nach Huathua Laguna zu düsen. Dabei hatte Florian zusammen mit Franca und mir das Privileg auf der Ladefläche des Jeeps zu sitzen, sodass wir die Berge und die Felder, die den Bewohnern dort gehören, mit großen Augen bewundern konnten.

 

Kurzer Einschub: Die Kinder, die in diesem Dorf wohnen, werden natürlich nicht jeden Freitag mit einem Auto abgeholt, sondern müssen mehr als vier Stunden lang diesen Berg hochlaufen, um nach Hause zu kommen. Jetzt mag nochmal ein deutsches Kind meckern, das vielleicht zehn Minuten lang auf „Taxi Mama“ nach der Schule warten muss!

 

Obwohl es für mich süßen Langschläfer eher ein Problem darstellte, bereits um 6:45 Uhr aufzustehen, (Ja, ich weiß, dass mich mein Busfahrer in Deutschland bereits zwei Minuten später liebevoll erwartete und zur Schule brachte!) ♥, hat sich das frühe Aufstehen ausnahmsweise wirklich gelohnt:

Nach einer Stunde Fahrt mit dem Jeep der Schwestern, in der tausend Höhenmeter zurückgelegt wurden, kamen wir in dem SCHÖNSTEN DORF, DAS ICH JE GESEHEN HABE, an.

Die Straße wurde hin und wieder von Pferden, Eseln und Schafen – meinen Lieblingstieren –, vor allem aber von Alpakas und Lamas, versperrt, die alle wahnsinnig friedlich im Hochandenland zusammenleben und um die Wette grasen, was für mich die Idylle schlichtweg symbolisierte.

Aufgrund einer Baustelle mitten auf der Straße - selbstverständlich wurden statt Baggern hauptsächlich Spitzhacken verwendet - gingen wir das letzte Stück zu Fuß. Vor uns befand sich eine Grundschule und ein Kindergarten, die zwar sehr einfach eingerichtet waren, aber durch viel Liebe zum Detail auffielen: Es gab keine freie Fläche in dem Klassenraum, die nicht mit liebevoll verzierten Plakaten der Kinder, einem überdimensionalen Geburtstagskalender, dem Alphabet oder den Zahlen von eins bis zehn verziert war. Auch die kleinen Kinder, die auf dem Vorhof der Schule spielten und aßen, zeichneten sich durch eine unvorstellbare Freundlichkeit aus, sodass mir ein Junge sogar den einzigen Keks, den er besaß, schenken wollte, da ich hungrig und müde aussah.

Nach einem Gespräch mit zwei Lehrern dieser Schule, kamen wir an dem blausten See, den ich je gesehen habe, an. Diese glasklare, blaue Lagune wird von Bergen umzingelt, in denen Goldvorkommen entdeckt wurde! Die Bewohner des Dorfes würden dieses Gold jedoch niemals zu gewinnbringenden Zwecken verwenden, sondern bauen nur so viel ab, wie sie gerade zum Überleben benötigen. Diese - nahezu - unberührte Natur hat mir wirklich den Atem geraubt!

 

Normalerweise ist es verboten, dass weiße, hellhäutige Menschen diesen Ort besuchen aus der berechtigten Angst heraus, dass dieses Dorf eine weltweite Touristenattraktion wird. Außerdem haben die Ureinwohner des Dorfes wohl im heutigen Quiquijana gewohnt wurden und bei Ankunft der Spanier enteignet, sodass sie Zuflucht in den Bergen gesucht und sich dort ein neues Leben aufgebaut haben. Daher hegen die Bewohner ein großes Misstrauen gegen Europäer, jeoch auch, weil "Weiße" immer wieder versucht haben, den heiligen Berg mit dem großem Kupfer- und Goldvorkommen auszurauben.

 

Aus diesem Grund haben wir ein Schreiben unserer Ordensschwester Nelly bekommen, in dem der Inhalt vermittelt wurde, dass wir deutsche Freiwillige sind, die das Dorf besuchen möchten, um den Wohnort vieler Kinder, die bei uns in der Albergue unter der Woche leben und die wir daher ein Jahr lang betreuen, kennenzulernen - Was auch voll und ganz der Wahrheit entspricht!

 

Wiederrum einige Zeit später - nachdem wie zwischen dem heiligen Goldberg und dem schönsten See der Welt gepicknickt haben (die beiden Jungs und Anna-Maria waren sogar unter Beobachtung der Bewohner im Wasser: Sie rannten allerdings nur einmal schnell in das Wasser hinein, um kurze Zeit später – mehr oder weniger erfroren – zurück an Land zu schwimmen. Sie versicherten sich bei den Zuschauern, ob diese Tat eine verbotene war, worauf die Leuten erwiderten: „Nein, war es nicht. Aber der Präsident des Dorfes wäre schon unterwegs, um sich die Situation anzusehen!“. Lachend und frierend, kamen die drei zu uns zurück, woraufhin wir unseren Spaziergang durch die Berglandschaft fortführten.)

Wir gingen zu einer netten Frau namens Regina und unterhielten uns eine Weile mit ihr. Das Gespräch, das hauptsächlich auf Quechua stattfand, ging im Groben um Ganzen um sie und ihre Familie, die aus ihrem Mann und vier Kindern besteht. Die kleinste, Florita, war maximal drei Jahre alt und klammerte sich während des Gespräches ängstlich an das Bein ihrer Mutter. Im Laufe des Gespräches stellte sich heraus, dass ihre Mutter eine Frau ist, die nicht weiß wie alt sie ist, geschweige denn, wann sie Geburtstag hat!

Ihr war eine gute Schulbildung in Quiquijana von ihrer Mutter nie ermöglicht worden, ihr Vater war rund um die Uhr betrunken. Ihr Geld verdient sie durch ihre acht Alpakas, dessen Wolle und Fleisch sie günstig verkauft. Ihr Mann arbeitet im Moment zeitweise an einer Straße, die in einem neuen Dorf errichtet wird, die aber bald befahrbar und fertiggestellt ist. Normalerweise werden arbeitslose Frauen mit Kindern von Quiquijana mit 100 Soles (ungefähr 30 Euro) im Monat unterstützt. Regina allerdings ist in dieses Programm nicht eingetragen und hat daher noch nie etwas von diesem Geld gesehen, welches sie sehr gut gebrauchen könnte. Pavela hat sich nun dieser Sache angenommen und versucht ihr Bestes, dass Regina bald unterstützt wird.

Unsere Absicht, ein typisches Haus in den Hochanden Perus von innen zu sehen, scheiterte, da Regina ihr Haus, das aus Lehm und Steinen zusammengezimmert wurde, nicht präsentieren wollte. So erfuhren wir nur, dass es in diesem Haus, in dem sechs Personen leben, nur zwei Zimmer gibt, wobei man aber um die Dusche oder Toilette zu benutzen, in den „Garten” des Hauses gehen muss.

Damit ihr euch so einen Garten bildlich vorstellen könnt, versuche ich euch ihn bestmöglich, aus meiner Erinnerung heraus, zu beschreiben:

Es ist ein durch Steine abgetrennter Bereich, der ungefähr sechs Quadratmeter einschließt. Die Steine sind aus unterschiedlicher Größe aufeinander gesetzt ohne auf irgendeine Weise mit einander verbunden zu sein. Die Beschaffenheit des Bodens ist im Inneren dieser Abgrenzung nicht anders als an anderen Punkten des Dorfes. Jetzt mag man sich vielleicht vorstellen, dass dort Gras wächst - stattdessen ist jeder Punkt mit einer zweihundert Jahre alten kaktusartigen Pflanze übersät, sodass sich das Sitzen oder Abstützen mit den Händen nicht als angenehm erwies. Der einzige Unterschied zwischen „Garten” und „Nicht-Garten” war wohl, dass auf dem Privatgrundstück unzählige Spielsachen der Kinder lagen: Neben einer Puppe ganz viele bunte Plastikbänder!

Ohne Pavela hätten wir uns wahrscheinlich kaum verständigen können, da die meisten Ureinwohner Huathua Lagunas nur Quechua sprechen und Spanisch nur vereinzelt und sehr schlecht verstehen. Da war ich sehr glücklich, »Iman sutiyki?« - „Wie heißt du?“, die kleinen Bewohner des Dorfes fragen zu können, da mir das die Kinder der Albergue vor einigen Wochen beigebracht haben.

Als wir von unserem Spaziergang an den Alpakas vorbei fortgeführt haben, fanden wir eine Menge Gebisse und Knochen toter Artgenossen dieser schönen Tiere, sodass wir am Ende des Tages nahezu ein Skelett hätten nachbauen können.

 

Am Ende der Tour haben wir den Bewohnern Huathua Lagunas (um den komplizierten Namen noch einmal zu erwähnen) eine Freude gemacht, indem wir zuerst eine Forelle für wenig, aber gutes Geld aßen und ihnen anschließend je zwei Kilo Zucker, Nudeln und Reis schenkten. Darüber freuten sich die beschenkten Frauen natürlich sehr; ich jedoch fand es ein sehr befremdliches Gefühl, einer Frau etwas zu geben, während die Frauen, die links und rechts neben ihr saßen, mit leeren Händen ausgingen. Auch wenn mir mein gesunder Menschenverstand sagt, dass sie sich die Zutaten untereinander freundschaftlich und gerecht aufteilen werden, tun mir nach wie vor die Frauen Leid, die mich mit einem traurigen Blick ansahen.

 

 

Wenn ihr diesen Artikel gelesen habt, habt ihr die wohl spannendste Reise meiner Peru-Reise mitverfolgt, wobei die Machu Picchu Tour nach wie vor ein heißer Konkurrent ist!

¡Me encanta eso paisje! ♥
¡Me encanta eso paisje! ♥

Am Nachmittag geschah nichts Besonderes: Ich half meinen Kindern bei den Mathehausaufgaben, alberte ein wenig mit ihnen herum und war damit beschäftigt, meine Kamera bei mir zu behalten, da die Kinder, die aus dem Dorf stammen, mir diese klauten, um sich die Bilder ihres Heimatdorfes anzusehen.

Im Laufe des Tages nahmen meine Kopfschmerzen leider stetig zu, die auf der Rückfahrt nach Cusco ihren Höhepunkt erreichten. Regina und Franca ging es auch nicht viel besser, sodass Schwester Polly nach einem Blick in mein Gesicht sagte, dass der Englischunterricht für diesen Abend entfallen wird, sodass ich auf schnellstem Wege zum Schwesternhaus lief, um zu schlafen!

 

Am Freitagmorgen sah meine Kopfschmerzenwelt nicht viel besser aus, dennoch entschloss ich mich dazu zur Chacra zu gehen, da Franca sonst alleine hätte arbeiten müssen. Regina und Anna-Maria machen sich an diesem Wochenende auf den Weg nach Bolivien, um Reginas Visum zu verlängern. Da sie nicht volljährig ist, hat sie am Anfang des Jahres kein Jahresvisum bekommen, sondern musste diese Woche das erste Mal ausreisen, um ein Neues zu beantragen. Die beiden Jungs wuschen fleißig unsere Wäsche und putzen ihr Zimmer, das jetzt in ganz neuen Farben erstrahlt.

Auf der Chacra war die Arbeit für uns heute ziemlich anstrengend, da jede Bewegung schmerzte. Wir hatten zwar eine körperlich nicht sehr anstrengende Arbeit, die allerdings meinem Körper, der ziemlich schwach war – sehr zusetzte, sodass ich viele Pausen einlegen musste.

Neben zehn neuen Babyhühnern auf der Chacra, die momentan noch in einem Karton gehalten werden, gibt es in der Albergue ein kleines, armes Schaf, dass von dem Muttertier verstoßen wurde. Es blökt 24 Stunden rund um die Uhr, was wohl vor allem daran liegt, dass es auf dem einen Auge blind ist und dem kleinen Tier beide Ohren fehlen! Natürlich haben Franca und ich, als wir es entdeckt haben, erst einmal auf den Arm genommen, wodurch es ziemlich still und anschmiegsam wurde! Ich hoffe sehr, dass es mit der Zeit beispielsweise auf der Chacra bei seinen Artgenossen leben wird und dort von den Kollegen liebevoll behandelt wird.


Ich schicke euch zum Abschluss meines Berichtes dieser Woche eine herzliche Umarmung zu und hoffe, dass ihr einen annährtert so schönen Tag der deutschen Einheit hattet, wie ich! Mich erfreut es immer wieder, wenn ich höre, wie viele Menschen meinen Blogeinträge lese, wodurch ich auch immer wieder dazu ermuntert werde, ausführlich zu schreiben.
Un fuerte abrazo,


eure Anna aus dem Land der Inkakönige!

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Abwechslung Pur: Die Abwechslung von der Abwechslung

Unser sechstes Wochenende in Cusco: Molino, Lili's Geburtstag und die besten Cupcakes weit und breit!

Dieses Wochenende begann für Franca und mich im Prinzip schon am Donnerstagmittag, als wir aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Telefonisch habe ich mit den anderen Freiwilligen abgeklärt, dass es nicht sinnvoll ist, für weniger als 24 Stunden hoch nach Quiquijana zu fahren und ihnen gesagt, dass ich mich dazu entschlossen habe, Franca, die immer noch ziemlich schlapp und entkräftet war, weiterhin Gesellschaft zu leisten. Daher haben wir am Donnerstag schnell etwas eingekauft und unsere Rucksäcke zu unserer Gastfamilie gebracht, um direkt im Anschluss in Lilis Küche etwas zu Essen zu kochen. Im Supermarkt "Mega" haben wir sehr leckere Vollkornnudeln ergattern können, die wir mit einer feinen, gutschmeckenden Tomaten-Zucchini-Soße kombiniert haben und anschließend genießen konnten. Außerdem ging ich zusammen mit Franca in ein liebevoll gestaltetes französisches Café, in dem ich einen Trüffel-Cupcake gegessen, sowie einen sehr leckeren Kakao getrunken habe! Sie bestand allerdings darauf, mich dazu einzuladen, da sie ja die letzten vier Tage stets begleitet habe.

 

Am Freitagmorgen, am Frühlingsanfang der südlichen Welthalbkugel, bin ich für meine Verhältnisse schon früh aufgestanden, um mit meinem Lieblingsbruder skypen zu können, sodass ich aber auch das Privileg hatte, zusammen mit Lili und Bico zu frühstücken, die jeden Tag um 9:30 Uhr das Haus verlassen, um arbeiten zu gehen.

Mittlerweile wissen wir auch, dass Bico hinter Lilis Optikerladen eine kleine Tischler-Werkstatt gehört und ursprünglich Architektur studiert hat. So haben wir über seine Frau erfahren, dass die gesamte Küchen- und Wohnzimmereinrichtung von ihm gebaut worden ist und auch, dass er für die Gestaltung unseres Zimmers verantwortlich ist. So hat er beispielsweise mein Schlafdomizil mit eigenen Händen zusammengebaut, meinen Schrank angefertigt und die Treppe, die zu Francas und Reginas Zimmer führt, geplant und gezimmert.

Anschließend bin ich mit Franca losgezogen, um im Molino etwas für Lilis Geburtstag am Montag zu kaufen - Leider vergeblich! An dieser Stelle möchte ich kurz das Molino beschreiben, das man als das „peruanische Einkaufszentrum“ bezeichnen könnte. Neben vielen Elektronikgeräten wie Kameras, Controller oder Fernseher, können an vielen kleinen Ständen, die dicht an dicht aufgebaut sind, auch Dinge wie DVDs, CDs und Computerspiele – ein Traum für Benni und Florian – erworben werden, allerdings auch Kinderspielsachen, Kleidung und Schuhe. In einem Teil des Molinos werden auch verschiedenste Obst- und Gemüsesorten verkauft, die nur so leuchten und viel größer sind, als die Früchte, die nach Deutschland importiert werden. Jedoch kann man dort nicht nur Obst kaufen, sondern sich auch mit Mais und Kartoffeln, die in überdimensional großen Säcken aufbewahrt werden, eindecken. Besonders beeindruckend ist auch die Gewürzabteilung, in der man alles was das Feinschmeckerherz begehrt, entdecken kann. Ich bin mir sicher, dass ich das ein oder andere Gewürz am Ende meiner Reise mit nach Deutschland nehmen werde, um mich dort an dem Geruch täglich zu erfreuen.

Für mich war dieser Tag ein Glückstag, da ich 5 Filme – unter anderem Ich Einfach Unverbesserlich 2 – für weniger als 60 Cent kaufen konnte! Direkt im Anschluss machten wir uns auf den Weg zu unserem Stammrestaurant, dem "Encuentro", das nur vegetarische, wahnsinnig leckere Gerichte anbietet. Mal wieder sehr gut gestärkt fuhren wir zurück zu unserer Familie und verbrachten den weiteren Tag mit Warten auf unsere Kollegen aus Quiquijana. Abends - es sollte eine Überraschung werden - habe ich für alle Pfannkuchen gebacken, worüber sich der größte Teil der Gruppe auch wirklich gefreut hat. Glücklich und zufrieden fiel ich anschließend mit einem viel zu vollen Magen in mein Bett.

 

Den Samstagmorgen haben wir erst einmal sehr ruhig angehen lassen: Nachdem wir erst einmal bis 15 Uhr sage und schreibe nichts gemacht haben – außer selbstverständlich essen, schlafen und im Internet surfen – machten wir uns im Anschluss mit alle Mann auf zum Christo Blanco, da man von dieser weißen Gottesstatur aus einen wundervollen Blick über die Stadt hat. Besonders Marina, die in der letzten Woche Geburtstag hatte und diese Woche bereits ihre Heimreise antritt, äußerte diesen Wunsch. Daher wanderten wir einen sehr steinigen, steilen und unbefestigten Weg durch das Gestrüpp entlang, um schließlich und endlich an unserem Ziel anzukommen, die Aussicht zu genießen und uns zu ärgern, nichts zum Picknicken mitgenommen zu haben. Nach wenigen Minuten sprach uns ein Mann an, ob wir nicht Lust hätten, mit einem Pferd durch die peruanische Landschaft bei Sonnenuntergang zu reiten, wovon sich Marina und Regina überzeugen ließen. Wir anderen fünf fuhren allerdings mit einem Taxi für je 44 Cent zurück in die Stadt. Bei Lili angekommen, kochte ich zusammen mit der lieben Franca das gleiche Rezept von Donnerstag ein wenig abgewandelt mit zusätzlichen Möhren. Anschließend gönnten wir uns noch einen durchaus lecker gewordenen Instant-Kaffee und warteten sehnsüchtig auf die Berichterstattung Reginas, wie das Reiten durch die Berge geklappt hat.

Voll und ganz begeistert von der Landschaft und dem Gefühl auf einem Schimmel in den peruanischen Anden zu sitzen, war sie auch froh über die Tatsache, schon in Deutschland einmal auf einem Pferd gegessen zu haben. Obwohl ich direkt neben einem Reitstall in meiner Heimat wohne, habe ich dies bisher noch nie gemacht, worüber ich mich das erste Mal in meinem Leben geärgert habe.

Bevor wir uns am Sonntagabend wieder auf den Weg nach Quiquihama (♥)machten, feierten wir morgens am Frühstückstisch Lilis Geburtstag, indem wir von unserem selbstgebackenen Sandkuchen mit Orangengeschmack aßen und zu Lilis Ehren ein deutsches sowie ein spanisches Geburtstagslied sangen. Eigentlich hat sie erst am nächsten Tag, am 23. September Geburtstag, allerdings ist es in Peru typischer einen Geburtstag einen Tag vor- anstatt eine Woche später nachzufeiern. Zu diesem Zeitpunkt wurden wir von ihr zu ihrer Schwester für nächsten Sonntag nach Urubamba eingeladen, um dort Volleyball zu spielen, in einem Pool zu schwimmen und generell die Familie Lilis besser kennenzulernen. – Ich freue mich schon sehr!

Später bin ich mit Anna-Maria zusammen zur Post gefahren, um für 47 (!) Euro ein 1,23 Kilo schweres Paket nach Deutschland zu verschicken. Ein wenig geschockt von der hohen Geldsumme gingen wir im Anschluss zusammen zum Gottesdienst, von dem ich leider diesmal nur sehr wenig verstand. Als wir zurückkamen, informierte ich mich noch kurz über die erfreuliche Prognose der Bundestagswahlen in Deutschland, aß zusammen mit den anderen etwas beim peruanischen McDonalds namens „Bembos“ und ruhte mich so lange aus, bis wir uns um 17:30 Uhr auf den Weg zu unserer Projektstelle machten.

Auf, auf nach Quiquijana!

Als wir gegen 19 Uhr in Quiquijana eintrafen, ich meinen Fuß aus dem Bus gesetzt hatte und ich das Dorf nach über einer Woche wiedersah, freute ich mich wahnsinnig auf die Woche hier, auf die Zusammenarbeit mit Marina, unsere Arbeit im Projekt und auch auf unser liebevoll eingerichtetes Zimmer. Mittlerweile entsteht ein Gefühl des „Nach-Hause-Kommens“, wenn man in Quiquijana ankommt, die vielen Kinder auf der Straße sieht und generell das vollkommen andere Leben in dem kleinen Andendorf aufs Neue entdecken darf, ohne ständigen Internetkontakt nach Deutschland zu haben, ohne sauberes Wasser und ohne jeglichen außerordentlichen Luxus. Ich mag das Gefühl, wieder hier anzukommen, genauso wie ich das Bewusstsein nicht missen möchte, jeden Freitagmittag zurück nach Cusco zu fahren; in die Stadt, in der eine liebe Gastfamilie auf dich wartet und die Möglichkeit besteht, mit Freunden und Familie zu skypen. Ich bin froh darüber, im Moment drei „zu Hause“ zu haben: Eines, in Ratheim, bei der wundervollsten Familie der ganzen Welt, eines in Cusco bei unserer Gastmutter Lili und auch eines oben im Andendorf bei den Kühen, Schafen, der erfüllenden Arbeit und den vielen kleinen Kindern!

El día del Estudiante! - Der Tag des Schülers

Der 23. September war nicht nur für mich ein besonderer Tag, da ich das erste Mal Marina zum Kindergarten begleitet habe, sondern auch für alle Schüler und Kindergartenkinder Perus, weil dieser Tag der Tag war, an dem sie – ohne Wenn und Aber – gefeiert wurden und ihnen die Ehre der Großen galt. So kam ich gegen halb 9 Uhr im Kindergarten an, wobei ich mich zuerst einmal bei den Erzieherinnen vorgestellt und ihnen erklärt habe, dass ich diejenige bin, die Marina in der folgenden – und zeitgleich Marinas letzten – Woche begleiten wird. Während die 32 Kinder des Kindergartens gefrühstückt haben (Es bestand aus einem Grießbrei mit Apfelstückchen), unterhielt ich mich noch eine Weile mit Marina, ohne dass unsere Arbeit in irgendeiner Weise gefordert wurde; außer, wenn sich mal wieder zwei der Kinder geschlagen haben, wobei meist Banalitäten mit Fäusten aus der Welt geschafft werden sollten. Meine Aufgabe war es – selbstverständlich – die Kinder voneinander zu trennen und sie auf ihre Plätze zu setzen, damit sie ihre Schüssel mit dem Brei auch wirklich leeressen. Nachdem die Kinder zu Gott gebetet und einige Lieder gesungen haben, sowie die Anwesenheit der Kinder überprüft wurde, gingen alle Kinder zusammen auf einen Hof, der sich im Kindergartengelände befand, um dort zu tanzen, zu singen und „die Reise nach Jerusalem“ zu spielen. Im Hintergrund liefen viele spanische und englische Geburtstagslieder, da der Tag wie ein Geburtstag für alle Schulkinder gefeiert wird. Alle Kinder fanden es sehr lustig, wie ich mit ihnen getanzt und Blödsinn gemacht habe, wobei ich mich wieder an ihrem Lächeln erfreute, welches sie mir daraufhin schenkten.

 

Später, das war für die Kleinen ganz offensichtlich das Highlight des Tages, gab es ein großes Gefäß aus Pappe, das mit Süßigkeiten gefüllt war. (Ich kenne leider keine Übersetzung für das Wort Piñata) Meine Aufgabe bestand darin es festzuhalten, damit die Kinder der Reihe nach dagegen schlagen konnten. Sie hatten eine riesengroße Freude daran, auch wenn die meisten Mädchen gar keine Kraft in ihren Armen hatten und der ein oder andere Junge eher meine Hüfte anstatt das eigentliche Zielobjekt getroffen hat.

Mein persönliches Highlight war jedoch ein kleiner Junge, der leider am Down Syndrom erkrankt ist, dem ich die Schuhe gebunden habe, aus Angst, dass er einige Zeit später hinfallen könnte. Daraufhin wollte er mich gar nicht mehr loslassen und nur noch mit mir spielen, hat mich durch den kompletten Hof des Kindergartens gewirbelt und lachte dabei aus voller Kehle. Er lachte und lächelte, als gäbe es kein Morgen mehr und hat mit mir zusammen sehr viel Spaß daran gefunden, mit dem bunten Zaun des Kindergartens zu spielen, indem er die Flaschen, die an Drahtseilen befestigt sind, immer wieder zum Drehen brachte.

Um 12 Uhr endete meine Arbeit dort, sodass ich zusammen mit Marina zum Schwesternhaus gelaufen bin, mich kurz umgezogen habe, um anschließend auch mit Franca, die an diesem Tag noch nicht wieder auf der Chacra mitgearbeitet hat, zum Esstisch in der Albergue zu streiten. Um 15:30 Uhr – zur der Zeit, zu der normalerweise die Hausaufgabenbetreuung beginnt – stand dieser Tag auch auf dem Kopf, da wir auch in der Albergue mit unseren Kindern ihren Feiertag gefeiert haben. Mit der Ansage „Der Tag des Schülers ist zeitgleich der Tag der neuen Spielsachen“ nahm Pavela neue Hula-Hopp-Reifen, Seilchen, Twister, Bälle und vieles andere aus zwei großen Beuteln. Die Kinder stürzten sich selbstverständlich auf die neuen, kunterbunten Spielsachen und hatten damit große Freude. Besonders großen Anklang fand das Spiel Twister, sodass ich auf den Boden ein größeres Spielfeld mit Kreide gemalt habe, wobei die Kinder mich tatkräftig unterstützten, sodass anschließend mehrere Kinder zeitgleich spielen konnten. Außerdem gab es neue Tischtennisschläger und -bälle. Die größten Jungs der Albergue nahmen deshalb einen kleinen Holztisch aus dem Arbeitsraum, zogen in der Mitte des Tisches eine rote Linie aus Kreide und das Spiel konnte beginnen.

 

Es war sehr schön und rührend zu sehen, wie die Kleinen und Großen auf Franca und mich zuliefen, uns umarmten und uns zum Ausdruck brachten, dass sie sich über unsere Rückkehr zur Albergue freuen, nachdem sie eine Woche alleine arbeiten mussten.

 

Zudem tanzten wir alle zusammen zu Musik, wozu auch Videos auf dem Fernseher liefen. Dabei hatte jeder von uns mindestens eine Hand voll Kinder um sich herum, mit denen wir meist einfach nur im Kreis liefen, ein wenig auf und ab sprangen und unseren Spaß hatten. Manche Kinder konnte man nicht recht dazu motivieren, ihr Tanzbein zu schwingen, allerdings funktionierte das Druckmittel, dass es sonst keine Süßigkeiten für ihn/ sie gäbe, eigentlich immer.

 

Nach einiger Zeit des Tobens, des Spielens und des Tanzens, gaben Franca, Regina und Benjamin ein Konzert. Sie gaben ihrer Band den Namen „Los fabulosos Voluntarios“ und spielten wunderschöne südamerikanische Stücke, wie zum Beispiel das peruanische Stück „El condor pasa“. Alle waren wieder hellauf begeistert und einige Kinder schafften es sogar, das komplette Konzert aufmerksam zuzuhören.

Als wir gegen 18 Uhr zum Abendbrot stritten, saß Anna-Maria bereits zusammen mit Florian am Abendbrottisch und bastelten Rosenkränze, da sie dies in der letzten Woche bereits von Hermana Polly gelehrt bekommen haben. Auch ich habe daran große Freude gefunden und war stolz wie Oskar, als ich meinen ersten selbstständig angefertigten Rosenkranz in den Händen hielt.

Der Stromausfall der ganz besonderen Sorte

Während wir zusammen am Tisch saßen, Rosenkränze banden und nebenbei auch ein bisschen was aßen, fiel plötzlich der Strom aus und viele Kinder begannen lauthals zu schreien, da zeitgleich ein Gewitter mit stärkstem Regen einsetzte. Anna-Maria, Franca und ich, die gerade dabei waren, Rosenkränze zu binden, waren von dieser Tatsache ein bisschen genervt, da die Arbeit ohne Licht nicht unbedingt leichter von der Hand ging. Zu allem Überfluss nahmen uns die Schwestern unsere Kerze weg, um selbst ein wenig Licht in der Küche zu haben und brachten sie uns erst eine halbe Stunde später zurück. Improvisierfreudig wie unsere Gruppe aber doch ist, haben wir schnell eine Lösung gefunden und ich konnte meinen Rosenkranz doch noch – mehr oder weniger schön – zu Ende bringen. Zusammen mit Franca wusch ich noch sehr romantisch unser Geschirr im Kerzenschein ab, um anschließend im strömenden Regen zum Schwesternhaus zurückzukehren. Klitschnass angekommen und Gott sei Dank nicht von einem rasenden Auto überfahren, zog ich mich in Windeseile um, kuschelte mich in mein Bett und erfreute mich an der Tatsache, dass mein Laptop ausnahmsweise keinen leeren Akku aufwies.

Der Kindergartenbesuch!

Wie hat man sich einen peruanischen Kindergarten vorzustellen?

Im Allgemeinen ist ein peruanischer Kindergarten ziemlich anders als ein deutscher aufgebaut, was mir vor allem an der Tatsache aufgefallen ist, dass die Gruppe, die ich leider nur zwei Tage lange betreuen durfte, ausschließlich aus vierjährigen Kindern besteht. Es gibt aus diesem Grund auch nur zwei weitere Gruppen: Eine, in der die dreijährigen Kinder betreut werden und eine andere Gruppe mit den fünfjährigen Mädchen und Jungen, die auf die Schule noch intensiver vorbereitet werden, als die aus meiner Gruppe.

Die erste Tätigkeit am Morgen besteht darin zu frühstücken und im Anschluss zu Gott zu beten, wobei auch viel gesungen wird. Normalerweise denkt man sich jetzt, dass Spielen auf dem Tagesplan der Kinder steht, aber leider irrt man sich dort gewaltig: Die Erzieherinnen, die nebenbei von den Kindern als „Professoras“ / „Lehrerinnen“ angesprochen werden, stellen den Kindern Aufgaben, die sie bearbeiten müssen: Sie malen den Kleinen einen Kreis vor, den sie anschließend ausmalen oder bekleben sollen, sie stempeln ihnen etwas in ihr Arbeitsheft, was die Kinder nachzeichnen oder mit Buntstiften verschönern dürfen oder die Lehrerin klebt ihnen ein Arbeitsblatt in dieses Heft, auf dem sie beispielsweise alle Dreiecke anmalen müssen. Auffällig ist wohl, dass viele Kinder nicht in der Lage sind, eine Schere an einer Linie entlang zu führen und sehr, sehr willkürlich das Blatt zerschneiden. Außerdem stecken sie wirklich ausnahmslos alles in den Mund: Neben Kleber und Papierkügelchen aßen andere auch Wachsmalstifte oder Styroporkügelchen.

Nicht nur die Tatsache, dass die Kinder die Erzieherinnen als Lehrerinnen bezeichnen und dass sie viel weniger spielen als in einem deutschen Kindergarten, lässt den Kindergarten wie eine Schule wirken. Nein, an den Wänden hängt unter anderem auch eine Tafel, die immer mit einem Thema bestiftet ist, dass die Kinder – meiner Meinung nach – in diesem Alter überfordert. Wenn die Lehrerin dann an der Tafel steht und die Kinder genau wie in einer deutschen Grundschule unterrichtet, melden sich die Kinder eifrig und wenn sie eine falsche Antwort nennen, schreien die Erzieher sie laut an. Allerdings fand ich es erschreckender wie oft den Kindern gesagt wurde, dass sie anständig auf ihrem Platz zu sitzen haben. Kaum war einer der Kleinen aufgestanden, wurden sie sofort auf ihren Platz zurückgewiesen, durften keine zwei Minuten sich mit einem anderen Kind unterhalten, sondern mussten die Aufgaben mindestens sehr gut erfüllen. Sie bekommen täglich Hausaufgaben auf und besprachen in einer Woche, in der Marina dort war, die Organe des Menschen. Außerdem müssen sie täglich (!) eine Uniform tragen, die sehr der Uniform der Grundschule gleicht! So trägt jedes Mädchen einen grauen Rock mit einer weinroten Strumpfhose und Pullover, wobei die Mütter jeden Morgen sehr viel Wert auf die Frisuren der Kleinen legen. Die die kleinen Männer unter ihnen tragen eine graue Hose mit einem Pullover, in dem gleichen Farbton der Uniform der Mädchen. Selbstverständlich tragen sie darunter ein Hemd mit Krawatte – und das jeden Tag, wobei man allerdings hinzufügen muss, dass keine Pflicht für die Kinder besteht und manche Kinder auch zivil im Kindergarten aufkreuzen. Im Innenhof des Kindergartens, von dem ich schon berichtet habe, da dort die Kinder den Día del Estudiante zelebriert haben, gibt es kaum Grünflächen, sondern der größte Teil der Fläche besteht aus Betonboden. Auf diesem Innenhof gibt es gar keinen Sand zum Spielen, keine Klettergerüste, keine Schaukeln, und generell eher nichts, was ein Kinderherz höher schlagen lassen könnte. In den zwei Tagen, in denen ich den Kindergarten besuchen durfte, haben die Kinder insgesamt weniger als 10 Minuten gespielt, wobei sie mit Wäscheklammern meist Waffen und Flugzeuge gebastelt haben.

Am Dienstag, – es war leider mein letzter Arbeitstag im Kindergarten, da die Erzieherinnen von Mittwoch bis Freitag an einem Sportfestival teilnahmen – wurde ich von einer Erzieherin gefragt, ob ich nicht Erziehungswissenschaft studiert hätte, da ich so liebevoll mit den Kindern umgehen und so erklären könnte, dass die Kinder mich sogar verstehen. Natürlich habe ich mich über dieses Lob gefreut, als ich jedoch erwiderte, dass ich dieses Jahr erst Abitur gemacht habe und vorhabe, Journalismus zu studieren, sah sie mich mit sehr großen Augen an und konnte die Welt für einen Augenblick nicht mehr so recht verstehen.

Ich hätte mich sehr gefreut, noch zwei bis drei weitere Tage den Kindergarten zu besuchen, um die Mechanismen dort besser verstehen zu können, da ich große Freude daran hatte, mit den Kleinen zusammen zu Blödsinn zu machen und ihnen die Arbeitsblätter zu erklären, die sie in weiten Teilen sehr überforderten. Außerdem fand ich es schade, dass ich die Kinderkrippe (WawaWasi) nicht besuchen konnte, in dem die unter Dreijährigen betreut werden. Vielleicht gibt es im Verlaufe des Jahres noch einen Vormittag, an dem meine Arbeit auf der Chacra nicht verlangt wird, sodass ich diese Erfahrung auch noch machen darf. Mal sehen, was die weiteren neun Monate meines Auslandjahres ermöglichen!

 

Der Mittwochmorgen: Guten Morgen, liebe Chacra!

Da ich schon über 1 ½ Wochen nicht mehr auf der Chacra mitgearbeitet habe, habe ich mich am Mittwochmorgen wirklich gefreut, als Beethoven – der Hund, der auf dem Bauernhof lebt – mir entgegenlief und mich liebevoll mit seiner nassen Schnauze begrüßte (und normalerweise kann ich Hunde nicht ausstehen!), sodass die Arbeit viel leichter von der Hand ging, obwohl die Sonne die beiden Gewächshäuser enorm aufheizte. Heute stand auf dem Tagesplan, die Arbeit von Florian und Anna-Maria vom gestrigen Tage fortzuführen, indem wir mit einer Seifenlauge jedes einzelne Blatt des Kohls wuschen. Die Arbeit gefiel besonders meinen Händen, die heute das erste Mal seit über einem Monat blitzeblank leuchteten. Durch die tägliche Arbeit mit der Erde verändert sich die Oberfläche unserer Hände enorm, sie sind rau, trotz mehrmaligen Händewaschens immer ein bisschen dreckig und nie vollkommen von Schmutz und Staub befreit. Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie meine Hände am Ende dieses Jahres aussehen werden!

Da wir jeden Mittwochvormittag immer ernten, durften wir wieder mit einem Triciclo zurück zur Albergue fahren. Allerdings mussten wir heute ein anderes benutzen, da den Kinder beim Spielen die Achse des Dreirades, welches wir normalerweise benutzen, zerbrochen ist und dieses daraufhin für einige Zeit nicht mehr funktionsfähig in der Ecke stehen wird.

Die Rückfahrt war aber besonders lustig, da Florian mich zusammen mit dem geernteten Gemüse (Mangold, Kohl, Paprika und Petersilie) auf der Ladefläche des Triciclos zurückfuhr, Regina uns beide noch zusätzlich anschob und wir ziemlich schnell durch die Straße rasten. Später, als ich mich zusammen mit Florian auf den Rückweg zum Schwesternhaus machte und dabei laut Musik hörte, war ich sehr stolz auf mich, heute gut gearbeitet zu haben und dieses Dorf durch meine Arbeit zu unterstützen. Das Gefühl, dass genau durch MEINE Arbeit etwas erreicht wird und nicht nur durch die Arbeit der gesamten Gruppe, fühlt sich richtig gut an. Natürlich bin ich ein Glied dieser Gruppe und wenn wir sechs Freiwilligen etwas zusammen erreichen, ist auch ein Teil des Erfolges mir zu verdanken, allerdings ist finde ich es auch hin und wieder wichtig zu bemerken, dass genau Ich, Anna, und mein Tun hier gebraucht wird, indem ich auf der Chacra mitarbeite, für die Kinder da bin und meine Ideen und Gedanken in die Tat umgesetzt werden.

Tief Durchatmen und auf geht's: Der Englischunterricht

Nachdem ich die letzte Woche bei Franca im Krankenhaus lag und Regina den Englischunterricht eine Woche lang alleine schmeißen musste, hieß es am Dienstagabend auch für Franca und mich wieder, die Zähne zusammen zu beißen und nicht auszurasten, als die Kinder erneut das Verb „(to) be“ nicht konjugieren konnten – nach fünf Wochen harter Arbeit. Mittlerweile kann ich mich gut in die Lehrer meiner eigenen Schulzeit hineinversetzen und kann verstehen, warum sie ab und an mit ihren Nerven und besonders auch in meiner Klasse mit ihrem Englisch vollkommen am Ende waren. – An dieser Stelle: Entschuldigung, liebe Lehrer! Wir sangen mit den Kindern ein Lied namens „Good morning, how are you? I’m fine, thanks, and you?“, besprachen die Frage „How are you?“ sehr ausführlich und stießen dabei allerdings stets nur auf Lachen der Kinder, die sich zudem miteinander unterhielten und unsere Autorität zwanzig Meter unter die Erde gruben. Eigentlich lautet unsere Theorie, dass man sich die Vokabeln und Zusammenhänge der englischen Sprache durch gemeinsames Singen besser merken kann, allerdings interessiert das die meisten Kinder, die wir unterrichten, nicht sonderlich. Nach einiger Zeit blieb uns keine andere Möglichkeit, als die stetige Drohung zu den Schwestern zu gehen, in die Tat umzusetzen, sodass ein Gespräch mit allen Kindern der Gruppe B, uns und den Schwestern angesetzt wurde, sodass der weitere Englischunterricht die Möglichkeit zugesprochen bekommen soll, erfolgreich(er) zu verlaufen.

Dies und Das

Außerdem ist diese Woche noch das ein oder andere passiert, von dem ich euch berichten möchte, was aber zu wenig ist, um jedem Thema eine neue Überschrift zu widmen. Zum Beispiel sind Franca und Anna-Maria diese Woche umgezogen, sodass ich mir jetzt zusammen mit Anna-Maria im Schwesternhaus ein Zimmer teile und Franca zusammen mit Regina in der Albergue, im kleinen Zimmer hinter dem Mädchenschlafsaal, wohnt.

Am Mittwochnachmittag fand ein Gespräch mit Pavela statt, in dem wir alles angesprochen haben, was uns während der Hausaufgabenbetreuung in den letzten zwei Monaten aufgefallen ist. Da ich ab und zu sehr wenig bei den ganz Großen zu tun habe, werde ich an solchen Tagen Florian und Franca unterstützen, die bei den Kleinen immer sehr viel zu tun haben.

Momentan ist es zudem in den Gewächshäusern unerträglich heiß, dass ich es am Freitag – als ich das erste Mal nicht mitgewaschen habe – dort nicht länger als eine halbe Stunde ausgehalten habe. Fix und fertig und vor allem mit stärksten Kopfschmerzen bin ich gegen 11 Uhr schon zum Schwesternhaus zurückgekehrt, um dort Franca, Regina und Anna-Maria Wäsche waschend anzutreffen.

Besonders lustig war Schwester Cecilia diese Woche, die den beiden Katzen Kiki und Stuart ernsthaft ein T-Shirt angezogen hat, damit den beiden nicht kalt wird. Warum sollten auch nur wir gestraft sein, denen es sogar im Moment in einem dünnen T-Shirt viel zu warm ist?

Ich weiß, dass ich nichts weiß!

Als ich in dieser Woche wieder jeden Tag mehrmals durch die Straßen Quiquijanas lief, um vom Schwesternhaus zur Albergue zu laufen, merkte ich, dass ich vom Alltag der Bewohner Quiquijanas nur sehr wenig mitbekomme. Die unübersehbare Armut, die in diesem Dorf herrscht, lässt sich leicht durch die nur improvisiert zusammen gebauten Häuser aus Lehm, Beton und Wellblechdächern erkennen und auch durch die Tatsache, dass jeder Mann und jede Frau tagtäglich Lebensmittel in seinem Laden verkaufen muss, um zu überleben. Diese Läden sind oft von einem penetranten Fleischgeruch geprägt, da meist ganze Schwein- oder Kuhschenkel an einem Haken befestigt von der Decke hängen. Daneben stehen viele Kartons mit Süßigkeiten wie Schokolade, Chips oder Keksen; randvoll gefüllte Kartoffel- und Maissäcke sowie viele Utensilien, vollkommen unsortiert, sodass das Geschäft kaum zu betreten ist. Viele andere Menschen leben auf der Straße und verkaufen dort Essen, wie Reis mit Fleisch und Kartoffeln, um sich ihr Leben zu finanzieren. Wiederum andere Menschen besitzen kleine Stände am Straßenrand, an dem sie ihre Cola, Kekse oder auch Dinge wie Batterien für wenig, aber sehr gutes Geld verkaufen. Leider kann man sich ziemlich sicher sein, dass diese Bewohner dort auch in der Nacht schlafen, wenn die Plane über den Stand gezogen wurde, um ein bisschen Privatsphäre zu signalisieren.

An vielen Häusern, an denen wir vorbeigehen, erkennt man, dass beispielsweise Kronkorken von Limonade oder Bier als Muttern verwendet werden oder, dass sich viele Türen der Häuser, an denen wir vorbeigehen, überhaupt nicht schließen lassen, sodass die Wärme in der Nacht in diesem Laden, an den unmittelbar der Wohnbereich anschließt, stark abnimmt.

Die Selbstverständlichkeit, die wir Deutschen für uns beanspruchen, zu jeder Tages- und Nachtzeit warmes Wasser und Strom benutzen zu wollen und zu können, kennen die Peruaner nicht. Stattdessen ist es hier nahezu ein Moment des Glücks, beides gleichzeitig in Anspruch nehmen zu können.

 

In unserem Dorf Quiquijana gibt es zwei Schulen – eine Grundschule (Primaria) am anderen Ende des Dorfes sowie eine weiterführende Schule (Sekundaria), die keine zwanzig Meter von der Albergue entfernt ist. Alle Schüler/innen dieser Schulen müssen eine Uniform tragen, wobei sich einige nur einen Jogginganzug leisten können, auf dem der Schriftzug der Schule aufgedruckt ist. Viele dieser Uniformen werden auch ohne zu Waschen mehrere Wochen lang getragen und andere haben riesige Löcher in der Kleidung, die aus Kostengründen nicht gestopft werden können.

Wenn wir Freiwilligen vom Schwesternhaus zur Albergue laufen, kommen wir jedes Mal an einer großen Markthalle in der Nähe des Plaza de Armas vorbei, in der Obst und Gemüse verkauft wird. Obwohl diese Halle meist kaum von Besuchern gefüllt ist, wird diese zurzeit renoviert, sodass viele Frauen anstatt in, vor der Halle ihre Waren zu verkaufen versuchen und selbst noch in der Nacht in Decken eingemummelt dasitzen und noch auf einen späten Käufer hoffen. Dabei werden sie oft von hunderten streunenden Hunden umzingelt, die ebenfalls kein Zuhause bei einer netten Familie haben.

 

All dies sind Dinge, die sich von außen leicht beobachten lassen. Aber was das wirklich für die Menschen bedeutet, wie sie mit ihren alltäglichen Problemen umgehen und was sie vielleicht auch für Lösungen finden für Dinge, die für mich auf den ersten Blick unvorstellbar erscheinen, kann ich noch längst nicht einschätzen. Dafür reicht ein flüchtiger Blick als Außenstehender eben doch nicht aus, was ebenfalls durch die uneinsichtigen Häuser erschwert wird.

 

Ich bin froh, dass mir noch einige Monate in Peru bleiben, denn erst mit der Zeit fallen mir bestimmte Dinge auf, auf die ich vorher nicht geachtet habe. Zu Beginn ist schließlich noch alles neu und es gibt so vieles zu sehen und zu entdecken. So hoffe ich, dass ich bald noch mehr Möglichkeiten bekomme, tiefere Einblicke zu gewinnen, um die Lebensweise der Menschen besser verstehen zu können.

_____Ich vermisse euch ______________________________

 

Dieser Bericht hat mal wieder ein sehr großes Ausmaß genommen. Ich hoffe trotzdem, dass ihn der ein oder andere liest und vor allem, dass alles verständlich erklärt ist. Sobald eine Frage auftaucht, schreibt mir gerne eine Mail oder kommentiert den Blogeintrag; ich freue mich auch über Feedback!

Liebe Familie, an dieser Stelle möchte ich euch vorwarnen: Die letzte Woche hat sehr viel Schokolade aus Deutschland beansprucht, um den Krankenhausaufenthalt der letzten Woche ein wenig spannender zu gestalten. Ich danke euch für die Massen an Schokolade, die allerdings immer und immer kleiner werden. ♥

 

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Peruanisches Krankenhaus testen!

Am Sonntagnachmittag, gegen 16 Uhr, habe ich mich zusammen mit Franca auf den Weg zu Frau Dr. Johanna Menke, einer deutschen Ärztin, gemacht, die hier in Peru arbeitet. Franca hat sich bei ihr einen Termin geben lassen, da sie seit Tagen von Bauchschmerzen, Fieber, Übelkeit und einem Schlappheitsgefühl gequält wurde.

 

Nach einer Unterhaltung mit dieser Ärztin, einer Laboruntersuchung und ein bisschen Wartezeit erreichte uns leider die Nachricht, dass sie für die nächsten 48 Stunden Infusionen und Antibiotikum bekommen sollte und demnach hier in das peruanische Krankenhaus eingeliefert werden muss, da sie die Diagnose Typhus bekam!

 

Glücklicherweise steht in jedem peruanischen Krankenzimmer ein Bett für Besucher zur Verfügung, sodass ich sie diese langweiligen 48 Stunden begleiten konnte, während sich die anderen Freiwilligen zusammen mit Marina schon auf den Weg nach Quiquijana machten.
Da das Krankenhaus das höchste Gebäude Cuscos ist, hatten wir aus dem zehnten Stockwerk im Zimmer 1001 einen wunderschönen Ausblick über die Anden: Das Stadtbild von Cusco erstrahlt in der Nacht mit tausenden von Lichtern und in der Ferne konnte man gut die Bergkette erkennen. Im Vordergrund gibt es noch einen großen Platz, auf dem immer was los war, da sich dort Leute treffen, zusammen Musik machen und tanzen oder den schönen Brunnen in der Mitte des Platzes bewundern. Von hier oben durften wir auch die eine oder andere Demonstration miterleben, an der mindestens tausend Leute teilnahmen, wodurch wir entweder frühzeitig geweckt oder erst verspätet einschlafen konnten.

 

Doch auch wenn der Ausblick mit einem Hotelzimmer aus dem Urlaub verwechselt hätte werden können, lagen wir zusammen im Krankenhaus, das jedoch sehr sauber und organisiert schien. (Der einzige Unterschied bestand wohl darin, sich das Toilettenpapier selbst mitbringen zu müssen.)

Alles in allem habe ich mir ein peruanisches Krankenhaus vollkommen anders vorgestellt: Einzelzimmer, in denen noch Platz für ein Besucherbett gibt, Wlan existiert und ein großer LG Flachbildschirm an der Wand hängt; Aufzüge, die bis in den zehnten Stock fahren können; ein Personal, das alle halbe Stunde Zeit hat, sich nach deinem Wohlbefinden zu erkundigen und wirklich leckeres Essen - abgesehen vom Frühstück.
Gegenüber des - wie ich erfahren habe Privatkrankenhauses - gibt es sogar zwei Supermärkte, sodass ich während Franca schlief oder mit ihren Eltern telefonierte, einkaufen ging. Neben Brötchen und Cola konnte ich am zweiten Nachmittag ein paar Kekse ergattern und der Tag war - definitiv für mich, die gar keine Schmerzen hatte - gerettet!

Am Montagnachmittag, der erste Nachmittag in diesem Krankenhaus, kam auch Lili und Bico Franca besuchen und erkundigten sich nach ihrem Wohlbefinden. Darüber hat nicht nur sie sich tierisch gefreut, sondern auch ich, die sehr froh ist, bei diesen Gasteltern zu wohnen. Leider verstrich in der kurzen Zeit, in der die beiden hier waren, Lilis Mittagspause, sodass sie sich schnell wieder auf den Weg zu ihrem Optikerladen machen musste.

 

Lustig war, als wir von einer Ärztin am zweiten Morgen geweckt worden sind: Mit lauter, spanischsingender Musik platzte sie in unser Zimmer, schloss Franca erneut an den Tropf, lächelte ein wenig - soweit man es durch ihren Mundschutz erkennen konnte - verließ das Zimmer und widmete sich dem nächsten, schlafenden Patienten, der sich sicherlich genau so sehr wie ich mich über diese Art des Weckens gefreut hat.

 

Nachdem ich mich voll und ganz darauf eingestellt hatte, am Dienstagnachmittag das Krankenhaus zu verlassen, kam leider Frau Menke in unser Zimmer und teilte uns mit, dass in Francas Magen noch ein weiteres Bakterium schwirrt, sodass ihre Entlassung um 48 Stunden nach hinten verschoben musste. Das bedeutete leider auch, einen neuen Zugang zu legen, da der erste nicht mehr für die nächsten beiden Tage ausreichend war. Dies gestaltete sich nicht als sehr einfach, da ihre Venen beim besten Willen nicht zum Vorschein treten wollten und ihre Hände viel zu kalt waren. - Der lustige Arzt, dem wir noch Englisch beibringen sollen und er uns im Gegenzug Quechua lehrt, nahm dies zum Anlass, um den ersten Zugang einfach ein neues Pflaster zu kleben, nachdem zwei Versuche an der anderen Hand/ Arm gescheitert sind.

 

Ich bin sehr froh darüber, dass es Franca schon viel, viel besser geht und dass ich wirklich gesagt habe, dass ich sie bei diesem Krankenhausaufenthalt begleiten möchte und werde! Auch wenn ich hin und wieder etwas von Langeweile geplagt wurde und mein Bett nicht das gemütlichste war, sah und sehe ich es nach wie vor als eine Selbstverständlichkeit an, da ich mich a) schon als ihre Freundin bezeichne und b) ich mir sicher bin, dass sie das Gleiche für mich getan hätte.

 

Gefreut haben wir beide uns auch über Pavelas Besuch, die am Mittwochnachmittag aus Quiquijana angereist kam, um mein krankes Mädchen zu besuchen. Mit ihr haben wir mindestens zwei Stunden lang wortwörtlich über Gott und die Welt geplappert und sie über unsere zukünftigen Berufswünsche unterrichtet. An dieser Stelle hat sie nochmal betont, dass die Kinder der Albergue fast alle nicht die Möglichkeit bekommen werden, zu studieren. Nur vier oder fünf Jugendliche konnte sie benennen, die aufgrund ihrer Intelligenz eine Chance dazu bekommen könnten.

Freundlicherweise hat sie uns auch ein Stück Torte mitgebracht über das wir uns sehr gefreut haben. Mit den Worten „Ich möchte, dass ihr mal etwas anderes zu essen bekommt“ hat sie uns dieses überreicht und ich musste darüber sehr lachen. Gut gestärkt kam wenige Zeit später auch das Mittagessen, das man sehr gut essen konnte.

 

Im Laufe des Aufenthalts hier bin ich sogar in einen Laden, den ich schon länger im Auge hatte, gelaufen, um dort für meine kranke Invalidin und mich Cupcakes und Croissants zu kaufen. So etwas Leckeres habe ich selten gegessen!

 

Außerdem bin ich froh und zugleich erleichtert, dass ich nun weiß, dass Typhus, wenn es richtig behandelt wird, nicht zum Tode führt und meine Horrorvorstellung, die mir Thomas Mann in seinem Buch "Buddenbrooks" mit der Person Hanno vermittelte, in den Wind geblasen werden konnte.

 

Im Moment wünsche ich mir nichts mehr als wieder in Quiquijana zu arbeiten und etwas gefordert zu werden! Aber die Stunden hier sind am Donnerstagmittag schon vorbei, denn ziemlich sicher wird Franca dann endlich entlassen und noch sicherer bin ich mir, dass ich am Montag bei der Arbeit in Quiquijana über die Aussage lachen werde, wieder arbeiten zu wollen!
Dort habe ich mir vorgenommen, falls meine Kinder meine Hilfe erneut nicht benötigen, Vokabeln zu lernen und somit in dieser Zeit meinen eigenen Horizont zu erweitern.

Obwohl ungewollt und ein wenig schockierend, war diese Woche wieder sehr abwechslungsreich, sodass ich nächste Woche Marina morgens in den Kindergarten begleiten kann, während die anderen auf der Chacra arbeiten. In der nächsten Woche wird dann höchstwahrscheinlich vielleicht mein Blogartikel lauten "Abwechlung pur: Statt Chacraarbeit, den Kindergarten besuchen!"

Liebste Grüße aus dem heute verregneten Hochandenland,

eure Anna!

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Eine weitere Woche mit sehr viel Abwechslung!

Als ich am Sonntagnachmittag froh und munter aus dem Wochenende kam, dachte ich mir eigentlich, dass ich diese Woche keinen Blogeintrag schreiben werde und möchte, da ich davon ausging, dass uns eine „ganz normale, peruanische Woche“ erwarten wird. Da sich dies aber nicht bejahrte und ich euch, liebe Leser, auch an dieser Woche teilhaben lassen möchte, folgt nun mein Bericht von meiner fünften Woche in Quiquijana, vom 09. bis zum 13. September 2013:

 

Am Montag, dem 09. September 2013
geschah auf der Chacra zunächst nichts Außergewöhnliches: Da Montag ja bekanntermaßen unser Erntetag ist, brachten wir nach getaner Arbeit neben Tomaten, Blumenkohl und Mangold zum ersten Mal auch Zuckererbsen und Paprika zur Albergue. (Zuckererbsen ernten macht wirklich Spaß, besonders wenn man hie und da eine probieren kann!) Anders als die beiden Jungs, die wieder unzählig viele Löcher in den Boden graben durften und anschließend mit Dünger füllten, hatten wir Mädchen die ehrenvolle Aufgabe Mangold zu ernten und zu pflegen – Meine Lieblingsaufgabe schlechthin!

Da Marina, die Studentin aus Stendal, die hier ein Praktikum absolviert, an diesem Montag krankheitsbedingt in ihrem Bett liegen bleiben musste, waren wir seit vier Wochen das erste Mal wieder vollzählig auf der Chacra – Sehr zur Freude Juanas und Pavelas.
Und dennoch hat mich die Arbeit auf der Chacra an diesem Tag ziemlich gefordert, sodass es umso schöner war, bei der Hausaufgabenbetreuung so gut wie nichts zu tun zu müssen, wodurch ich fröhlich malen konnte. Die Kinder arbeiteten fleißig und wenn sie eine Frage hatte (es kam sehr selten vor), sprachen sie mich an und ich versuchte ihnen so gut ich kann zu helfen.
Abends fiel für mich auch der Englischunterricht aus und ich durfte mit den Kindern der Primaria (Grundschule) einen lustigen Film schauen. Die Kinder ruhig zu halten war zwar hin und wieder etwas kompliziert, komplizierter ist jedoch die Aufgabe, dass die Kinder, die zu der Zeit den Englischunterricht besuchen sollen, dort auch wirklich hingehen. So hatten Anna-Maria und ich vor allem Probleme mit zwei Jungs, die partout nicht bereit waren, den Raum zu verlassen und zum Unterricht zu gehen. Wie sich im Nachhinein herausstellte, konnte ich mich sehr glücklich schätzen, an diesem Tag keinen Unterricht gegeben zu haben. Franca und Regina waren buchstäblich mit ihrem Spanisch und Englisch am Ende, da die Kinder – nach vier Wochen Unterricht – nicht in der Lage waren die Formen von „(to) be“ und „ser“ zu bilden. Selbst auf Spanisch beherrschen sie die Formen nicht, sodass wir in Zukunft unseren Unterricht anders aufbauen müssen.

 

Am Dienstag, 10. September 2013
sah die Welt der Chacraarbeit auch nicht sehr rosig aus. (Besonders weil Pavela in der letzten Woche die Rosenstöcke, die gerade so schön gekommen wären, radikal zurückgeschnitten hat! – Ich bin traurig).

Viele Mangoldblätter wurden von Florian, Regina, Franca und mir betuddelt und einige Tomatensträucher so zurückgeschnitten, dass die Pflanze mehr Kraft für ihre Früchte hat und wir in der nächsten Woche die schönsten Tomaten, die diese Welt je gesehen hat, ernten können. Weil es an diesem Tag wieder unsäglich heiß war, durften wir bereits eine halbe Stunde früher zurück zum Schwesternhaus laufen, was mir zunächst ziemlich gelegen kam, da ich dadurch die Zeit zum Duschen verwenden konnte. – Zu früh gefreut: Als wir im Schwesternhaus ankamen, musste ich leider feststellen, dass der Strom ausgefallen ist und dadurch die Motorpumpe, die das Wasser zu uns ins erste Stockwerk pumpt, nicht funktioniert.
Auf diesem Weg – von der Chacra zum Schwesternhaus – haben Franca und ich eine hübsch blau, weiß geschmückte Straße in der Nähe des Plaza de Armas bewundern dürfen. Außerdem kam ein kleines, niedliches Mädchen auf Franca zu, die ihre Hand nicht mehr loslassen wollte und mit ihr tanzte, obwohl die beiden sich gar nicht kannten.
In der Nacht feierten Frauen und Männer auf dieser Straße mit lauter Musik und viel Alkohol. Sie tanzten, lachten und schienen sehr viel Freude zu haben, auch wenn es ein bisschen zum Bedauern meinerseits verlief, da ich bei der Lautstärke der Musik Probleme hatte, einzuschlafen. Den genauen Grund des Festes konnte ich zwar nicht in Erfahrung bringen und leider konnte man am nächsten Tag gar nichts mehr von den Feierlichkeiten erkennen.
Bei der Hausaufgabenbetreuung ist an diesem Tag auch nichts Besonderes passiert, viele Kinder hatten auf Grund des Fußballspiels (Venezuela vs. Peru) keine Hausaufgaben, sodass ich mit ihnen Karten gespielt habe. Andere haben mir einige Wörter auf Quechua beigebracht und ich erklärte ihnen anschließend, was das ein oder andere Wort auf Deutsch bedeutet. Am meisten hat sie das Prinzip unseres Nachnamens interessiert, da viele beim besten Willen nicht verstehen konnten bzw. können, dass ich nur einen Nachnamen habe.

Da Franca und ich das neue Klavier bereits nach der heutigen Mittagspause vom Schwesternhaus zur Albergue trugen, konnte sie nach ihrer Hausaufgabenbetreuung mit der Primaria den Kindern zum ersten Mal vorspielen, wovon alle schlichtweg begeistert waren.
Im Anschluss fiel der Englischunterricht mit der Guten Gruppe, den Regina und ich gegeben hätten, aus, damit auch die Kinder die Möglichkeit bekamen das Spiel Peru gegen Venezuela zu schauen. Nach wenigen Minuten ging sogar Peru in Führung, sehr zur Freude der Schwestern die lauthals „GOAL! GOAL! GOAL!“ schrien, als das 1:0 durch einen peruanischen Stürmer namens Hurtado geschossen wurde. Regina und Benjamin machten zur gleichen Zeit mit Hermana Polly ein wenig Musik, wozu Franca, einige Kinder und ich sangen. Dabei sind viele lustige Videos entstanden, die ich euch gerne zeigen würde! Leider wurde zeitgleich auch von den Venezolanern das 1:1 geschossen. Der Endstand hieß trauriger weise 3:2 für Venezuela, was leider das AUS für Peru für die WM 2014 in Brasilien bedeutet.

 

Am Mittwoch, dem 11. September 2013
schoss mir – gleich als ich aufgestanden bin – 9/11 in meinen Hinterkopf, ein Tag der mittlerweile schon 12 Jahre in der Vergangenheit liegt und dennoch präsent ist.

An diesem Mittwoch hieß es nur für zwei von uns Freiwilligen, nämlich für Franca und Anna-Maria, dem Gewächshaus „Guten Morgen“ zu sagen, da Benjamin in dieser Woche Marina in den Kindergarten begleitet, sowie Florian, Regina und ich zusammen mit Schwester Cecilia in der hauseigenen Bäckerei Brot backen durften. In der Panderia (Spanisch und heißt „Bäckerei“) hat der Mixer diesmal für uns 15 kg Mehl verknetet, sodass „nur“ 587 Brötchen entstehen konnten. Zwar haben wir an diesem Mittwoch zusammen mit Schwester Cecilia keine bzw. sehr wenige Lieder gesungen, dennoch war es ein sehr lustiger Vormittag, da jeder von uns eine typische Schürze trug, Regina und ich sogar noch eine wunderschöne blaue Kopfbedeckung, die verhindert sollte, dass Haare in dem Brötchenteig landen. In meiner Fotogalerie findet ihr leider dazu kein Foto, da der Stick, auf dem die Fotos waren mit einem Virus verseucht ist. Da kommt Freude auf!

Mit Cecilia kann man aber wirklich viel Spaß haben, sodass wir hin und wieder mit dem Brötchenteig zu jonglieren versuchten oder andeuteten, dem anderen den Teig ins Gesicht zu werfen. Ihre Art mit uns umzugehen ist wirklich sehr locker und freundlich; das Arbeiten macht dadurch mit ihr sehr viel Freude. Besonders erfreut hat mich ihre Aussage, in der sie betonte, dass wir eine „coole Gruppe“ seien. Nachdem die Putzfeen Regina, Florian, Cecilia und Anna ihr Putzbein in der dreckigen Bäckerei geschwungen hatten, wurden wir auch schon zu Tisch gerufen und durften wieder einmal ein leckeres Essen genießen! Besonders lecker war die Kürbissuppe, die von Schwester Delfina zubereitet wurde. Anschließend gab es typisch peruanisch Reis mit pommesartigen Kartoffeln, ein Stück Fleisch und ein bisschen Salat.
Nach der Mittagpause half ich besonders einem Jungen bei der Anfertigung seiner Mathematik Hausaufgaben. Ich bin wirklich stolz auf uns beide, dass die Lösungen, die im Buch stehen mit unseren übereinstimmen, sodass der kleine Mann morgen stolz und zufrieden zur Schule gehen kann, ohne Angst zu haben, Ärger von seiner Lehrerin zu bekommen. Diese Aufgaben waren für mich wieder ziemlich schwierig, allerdings überforderte mich mehr die Anzahl der Aufgabenstellungen, da 72 Mathematikaufgaben meinen Horizont leicht überstreiten.
Leider nahm meine Gesundheit an diesem Tag von Stunde zu Stunde ab, sodass ich am Ende des Tages krank in meinem Bett lag und die beiden Mädels, Franca und Regina, den Englischunterricht alleine schmeißen lassen musste. Das tat mir wirklich sehr Leid, besonders weil sich Franca sehr auf ihren freien Abend mit den Kindern und dem lustigen Film gefreut hatte. Glücklicherweise kam sie nach der Englischstunde nicht sehr fertig und unzufrieden in unser Zimmer zurück. Daher werde ich morgen, am Donnerstag, den Unterricht zusammen mit Regina geben – und die Welt erstrahlt wieder kunterbunt.

 

Am Donnerstag, dem 12. September 2013
bin ich leider trotz einer langen – jedoch unruhigen Nacht – mit Bauch- und Halsschmerzen aufgewacht, sodass sich die anderen vier Freiwilligen alleine auf den Weg zur Chacra machten. Weiterschlafen konnte ich allerdings auch nicht, da ich jede Viertelstunde aufgewacht bin. Nach einigem Zeit totschlagen mit E-Mails schreiben (ich habe nur Antworten verfasst, versendet werden diese erst am Wochenende, wenn ich wieder Internet habe), einem Buch lesen und ein bisschen Blogschreiben, kam Franca von der Chacra und berichtete mir von der mühseligen Arbeit alle Bohnen- und Tomatensträucher zurückzuschneiden – bei brühender Hitze.

Das Schicksal meinte es allerdings nicht gut mit ihr, sodass sie sich im Anschluss nur mit sehr wenig eiskaltem Wasser duschen konnte, da erneut der Strom ausgefallen ist. Zunächst gab es noch einen dünnen, eiskalten Wasserstrahl, der sich nach weniger als einer halben Minute zu nur zwei, drei Wassertropfen verdünnisierte. Angenehm war dieses Duschen gewiss nicht, da kann man nur froh sein, sich nicht die Haare gewaschen und dadurch den Schaum des Shampoos noch in den Haaren zu haben.
Als ich mich zusammen mit ihr und Marina auf den Weg zur Albergue, um Mittag zu essen, gemacht habe, erfuhren wir von den Schwestern, dass auch im Jugendhaus es schlecht um den Strom steht. In solchen Augenblicken kann man sich glücklich schätzen, dass es hier beispielsweise Gasherde gibt und diese dadurch nicht auf Strom angewiesen sind.
Im Schwesternhaus trafen wir Pavela und unterhielten uns ein wenig mit ihr. Sie bot uns unter anderem an, ihre Küche mitzubenutzen, worüber Franca und ich sehr erfreut waren. Des Weiteren dürfen wir auch ihre Eier und ihre gekauften Früchte zum Kochen und Essen verwenden. Selbstverständlich bedankten wir uns recht herzlich für dieses Angebot und werden sicherlich das ein oder andere Mal darauf zurückkommen. Sie kochte für sich gerade ein wenig Reis mit Quinoa-Küchelchen, die mit selbstgeernteter Petersilie von der Chacra gefüllt waren. Auch davon durften wir einen – oder auch zwei – probieren. Nach dem Rezept habe ich sofort gebeten und jetzt kann ich nur hoffen, dass ich in Deutschland nach meiner Rückkehr einen Laden finde, in dem ich Quinoa kaufen kann!

Als wir beide auf unserem Zimmer angekommen waren, kam der Strom nach einiger Zeit wieder und ich freute mich zu früh auf eine warme Dusche, da er kurze Zeit später – gerade als ich das Licht im Badezimmer angemacht habe – erneut ausfiel. Dadurch hatte ich zwar etwas mehr Wasser als Franca, allerdings kein wärmeres. Mein Rekord: Duschen in unter 2 Minuten!
Als ich mit klitschnassen Haaren bei der Hausaufgabenbetreuung eintraf und mich wunderte, wo meine Schüler sind, weihte mich Benjamin zusammen mit Franca in das Geschehen ein, dass am heutigen Tage schon viele Kinder zurück zu ihren Familien gegangen sind, da morgen, am Freitag den 13., eine Versammlung der Lehrer stattfindet.
Daher waren nur noch ungefähr 30 Kinder in der Albergue anwesend: Mit den Kleineren sprangen wir zuerst ein wenig Seil und mit den Größeren spielten anschließend einige Zeit Volleyball. Nach kurzer Zeit ließen meine sportliche Kräfte allerdings nach: Die Kinder hatten sehr großen Spaß mir bei meinen untalentierten Versuchen zu baggern oder einen Aufschlag zu machen, zuzusehen, sodass ich schließlich und endlich aufgegeben habe. Schwester Polly und das ein oder andere Kind sind dabei in dieser Sportart sehr talentiert und es machte mir große Freude ihnen und den anderen Freiwilligen bei großen Engagement das Spiel für sich zu entscheiden, zuzusehen. Daraus resultierte der ein oder andere rote Arm, aber auch viel Freude und Spaß mit den Kindern.
Plötzlich hörte ich allerdings nur einen lauten Knall und alles schwieg: Eine Fensterscheibe der Bibliothek zerbrach, sodass die Kinder alle förmlich wegsahen, um zu symbolisieren, dass sie nicht der/ die Schuldige waren. Nur Hermana Polly lachte laut aus voller Kehle: Daraufhin setzte auch das Kindergelächter ein und alle spielten fröhlich weiter.
Später gab es für jedes Kind ein Eis aus der Tüte und ein kleines Bonbon, worüber sich alle Kinder freuten – Und wir „großen“ Kinder selbstverständlich auch!
Am späten Nachmittag wurden wir von den Schwestern gebeten, Stockbrotteig zuzubereiten, da der eigentlich Plan Mashmellows zu grillen nicht in die Realität umgesetzt werden könne, weil es – naja, keine gab. Also disponierten die Schwestern kurzer Hand um und entschieden sich dafür, dass Popcorn – typisch peruanisch gesalzen, aber auch typisch deutsch mit viel Zucker – und Stockbrot für die Kinder zubereitet wird.
Dieser Plan war allerdings auch nicht bis zum Ende durchgedacht, da es keine Stöcke für den Teig gab, sodass wir nur ungefähr 25 cm lange Bambusstangen zur Verfügung gestellt bekamen. Diese verwendeten wir aber trotzdem. Den Brotteig herzustellen erwies sich auch als ein wenig problematisch, da uns die Schwestern ein Veto auf unser Rezept eingelegt haben: So sollten wir statt Milch, Wasser verwenden und statt Butter auch Öl benutzen - Dass der Teig unter diesen Voraussetzungen nicht optimal wurde, kann man sich vorstellen.
Nachdem die Kinder viele Stöcke, Äste, Zweige, Holz und Papier gesammelt haben, konnten wir ein kleines Lagerfeuer im Innenhof der Albergue errichten, das sehr schön war!

Einigen Kindern gelang es später die Bambusstöcke mit Stockbrot an längere und dickere Äste zu binden, sodass sie sich ihre Finger nicht im Feuer verbrannten. Meine Konstruktion hielt allerdings keine 2 Minuten – Das Resultat: Einigen in den Augen brennenden Rauch, verbrannte Fingerkuppen und ein nur mehr oder weniger fertiges Brot, da meine Geduld sich dem Ende neigte.
Die Kinder tranken außerdem aus Schüsselchen einen Brei, der hier in Peru Tee genannt wird, und offensichtlich schmeckte es allen, da plötzlich alle still auf ihren Plätzen rund um das Lagerfeuer saßen.
Im Anschluss sagen wir noch viele lustige spanische Lieder zusammen mit Hermana Polly, die sich Benjamins Gitarre ausgeliehen hatte und die Kinder dazu ermutigte, das Tanzbein zu schwingen. Auch Regina begleitete sie mit ihrer Geige, sodass der Abend sehr gemütlich und wunderschön verlief! Bis 22 Uhr saßen wir mit den Kindern und Schwester Polly zusammen um das Feuer – eine Zeit, zu der die Kinder normalerweise seit 1 ½ Stunden schlafen müssten.
Für mich persönlich war dieser Abend mit Abstand der schönste in den letzten fünf Wochen und hätte ihn gerne mit vielen von euch geteilt. In einigen Momenten habe ich mich an meine Messdienerfahrten zurückerinnert, der ein oder andere Moment glich auch der Übernachtung mit der Einen-Welt-Ag in Brachelen.

 

Freitag, der 13. September 2013
war wirklich kein Unglückstag – in Peru ist dieser Tag auch gar nicht als Tag bekannt, an dem Pech und Ungutes widerfährt, sodass ich auch keine Angst hatte, dass beispielsweise der Bus liegen bleiben könnte. Dieser Freitag begann für uns ziemlich locker, da Franca und ich uns dazu entschlossen haben in unserem Zimmer zu frühstücken, um uns den morgendlichen, etwas kalten Gang zur Albergue zu ersparen. Vor einigen Tagen haben wir beide uns je eine Müslischale gekauft, um unsere in Cusco gekauften Cornflakes zu genießen.

Auch diese Woche durften wir beide zusammen mit Anna-Maria die Wäsche unserer sieben Freiwilligen waschen. Diese Woche hat keiner von uns seine Chacrakleidung zur Wäsche gegeben, sodass das mühselige Vorwaschen mit Seife und Handbürste entfiel. Während die Waschmaschine wieder stolze Arbeit leistete, genossen wir hin und wieder den schönen Ausblick über Quiquijana und die umliegenden Berge, die man von diesem Flachdach aus hat. Untermauert wird es von Francas oder meiner Musik und der Tag könnte nicht besser beginnen!

Nach dem Waschen und nach dem Mittagessen durften wir auch schon alle nach Hause fahren, da an diesem Tag die Lehrerversammlung stattfand, sodass die Hausaufgabenbetreuung der Waisenkinder entfiel und wir uns auf den Heimweg machten.

 

Ich grüße euch alle nach Deutschland, in die Tschechische Republik, Westafrika und in alle Länder, in die ihr euch zurzeit verteilt! Egal wo ihr gerade seid, genießt den einsetzenden Herbst: Hier wird es gerade Frühjahr und dadurch endlich etwas wärmer; die Gewächshäuser heizen sich jedoch bis zu 50°C auf, sodass das Arbeiten dort unerträglich wird und einige Pausen mit sich bringt. Andererseits muss man morgens nicht mehr in einer dicken Jacke eingemummelt das Haus verlassen und seinen einigen Atem bewundern, wie wir es aus dem tiefsten deutschen Winter kennen.
Von bunten Wäldern, wunderschönen Sonnenuntergängen und Laubschlachten könnt ihr mir, wenn ihr mir eine Freude machen wollt, gerne Bilder schicken!

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Unfassbar, aber wahr: Ich bin 19! ♥

Meine lieben Freunde, Verwandten, Bekannten und generell, alle die mich kennen!


Zuerst möchte ich mich bei Euch für die vielen Glückwünsche bedanken, die ihr mir auf verschiedeneste Art und Weise zukommen gelassen habt: Ob per Post, ob bei Facebook oder Skype oder auf die schöne Variante mir eine E-Mail zu schreiben. Eines sei gewiss: So viele E-Mails wie am heutigen Tage, habe ich noch nie in meinem Leben bekommen!
Mein Geburtstag begann für mich bei euch um 7 Uhr in der Früh, bei uns um Mitternacht mit einer süßen Überraschung meiner neuen Freunde hier aus Peru.
Neben einem kleinen, schönen und handlichen Portmonee und einer XXL- Packung Sublime habe ich von ihnen einen wundervollen & schönen blauen Peru - Pullover bekommen, der mich abends nun wärmen wird! ♥
Im Anschluss habe ich die drei Pakete aus Deutschland geöffnet, wobei ich mich alleine wahnsinnig gefreut habe, dass jedes Paket, das zu mir auf dem Weg war, rechtzeitig angekommen ist! So habe ich jetzt einen 4,2 Kilo schweren Schokoladenvorrat für die nächsten Wochen, einen Uhrersatz für meine Lieblingsuhr, die in Lima abhanden gekommen ist und ein paar süße Kleinigkeiten meiner lieben Mutter! :)

 DANKE an ALLE! :)


Später durften 14 kleine Freiwilligen-Hände Lili beim Kuchenbacken unterstützen und haben dadurch das erste Rezept stribizen können!
Als ich morgens um 9 Uhr in der Früh aufgestanden bin, habe ich zuerst vergessen, dass ich heute Geburtstag habe und es war schon ein komisches Gefühl, von Regina daran erinnert zu werden! Außerdem berichtete sie mir, dass ich diese Nacht auf Spanisch geträumt hätte, da ich mitten in der Nacht, gegen halb 3 Uhr, laut "Abajo, Chicas, Abajo" - "Unten, Mädchen, Unten" geruft hätte, was auf große Verwirrung ihrerseits gestoßen sei.
Gegen 11 Uhr machten Marina, Franca, Regina, Anna-Maria, die Jungs und ich auf den Weg zum Schokoladenmuseum, in dem ich mit allen anderen zusammen ein großes Schokoladenfondue gegessen und einen heißen Kakao getrunken habe. Anschließend war ich noch mit Franca, Marina und Regina in einem Hosenladen, in dem es ultraschöne und gemütliche Hosen gab - Und ja, ich konnte nicht widerstehen! Mein Geburtstagsgeschenk an mich selbst, ha!
Als wir danach uns auf den Weg zurück zu unserer Gastfamilie machten, habe ich ganz viele Mails und Facebooknachrichten beantworten können und habe mich sehr über die zahlreichen Glückwünsche gefreut! ♥
Nachmittags habe ich mich Regina alleine auf den Weg zur Post gemacht, einen Brief an eine unfassbar tolle Familie verschickt und anschließend leckeres Tamales gegessen (Es ist eine zusammengepresste, gekochte Maismasse, die sehr lecker ist!). Zudem sind wir noch durch den einen oder anderen Laden geschlendert und den Tag in vollen Zügen genossen!
Heute war außerdem ein Fest in Cusco, wodurch viele Frauen und Männer auf den Straßen unterwegs waren und in Gruppen formatiert tanzten - Im Prinzip kann man es mit unserem Karneval vergleichen. Und da ich von keinem Peruaner in Erfahrung bringen konnte, zu wessen Ehre dieser Festzug veranstaltet wurde, gehe ich jetzt ganz egoistisch davon aus, dass sie es nur für mich gemacht und nur auf Grund meines Geburtstages hier die Menschenmassen tanzen und feiern! :)
Gegen Abend - um die Uhrzeit, zu der mein Geburtstag in Deutschland bereits beendet war - haben die Mädels, Jungs und ich meine Geburtstagstorte zu verzieren begonnen und angefangen den Pizzateig herzustellen, sowie die Beläge für die Pizza kleinzuschneiden. Ich sag euch: Peruanern kann man im Pizzabacken rein gar nichts vormachen! Und meiner Gastmutter Lili beim Torten kreien erst recht nicht - Und im Geschmack bezüglich Getränken, die einige Pünktchen enthalten, ebenso wenig! So haben wir heute eine ultimative leckere Schokoladen-Karamell-Pisco-Torte essen, einen leckeren Martini sowie einen gut ausgewählten Wein probieren dürfen! Me gusta mucho!
Untermauert wurde der Abend von einer Live-DVD Bico's, auf der viele Konzerte vieler bekannter Rockbands aufgenommen sind. Queen, Lynyrd Skynyrd oder AC/DC, sowie viele, viele anderen!

Summa Summarum war es heute ein unvergesslicher 19! Geburtstag, den ich auch in 30 Jahren nicht vergessen werde - Am anderen Ende der Welt!
Vielen Dank an alle, die diesen Tag zu etwas besonderem gemacht haben. ♥

Und eines sei ebenso gewiss: Statt 24 Stunden, 31 Stunden Geburtstag haben, kommt auch nicht alle Tage vor!

Die Idee meiner süßen Eltern um Mitternacht in Deutschland!
Die Idee meiner süßen Eltern um Mitternacht in Deutschland!
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Einen Monat im Projekt - Zwei Monate in PERU!

Das abenteuerlustige Wochenende + Gottesdienst in Quiquijana

Da Peru einfach niemals langweilig werden kann, haben wir am letzten Wochenende wieder wahnsinnig viel erlebt! Eigentlich hatte ich zusammen mit Franca am frühen Samstagnachmittag vor, zum Friseur zu gehen, allerdings standen wir gegen 13:30 Uhr vor verschlossenen Türen, sodass wir kurzer Hand um disponierten und in der Artesanias, einer großen Kunstmarkthalle, shoppen gingen.

Da ich an diesem Tag sehr gut gelaunt und fröhlich gestimmt war, habe ich mir an diesem Tag einen roten Pullover, eine wunderschöne Kette - passend zu meinen Ohrringen - und ein Federmäppchen gekauft. Glücklich und zufrieden mussten wir beide uns aber trotzdem Richtung Gastfamilie aufmachen, da es noch ein bisschen Zeit totzuschlagen galt, bis unser Friseur seinen Laden öffnete.

In dem Supermarkt unseres Vertrauens bekamen wir alle Lebensmittel, die für unser leckeres Essen (Nudeln mit Erbsen und Kräutern) benötigten. Im Endeffekt hat die Zubereitung auch ganz gut geklappt, auch wenn die Nudeln nicht ganz unserem Geschmack entsprachen.

 

Kurzer Einschub: Am Sonntag haben wir, kurz vor unserer Abfahrt nach Quiquijana von unserer Gastmutter Lili, die das Wochenende in Lima verbrachte, erfahren, dass im Laufe der nächsten Woche ein neuer Herd geliefert wird, den sie für wenig Geld in Lima erworben hat. Auf diese Bereicherung in ihrer Küche freue ich mich schon sehr, da ich mich hin und wieder mit seinem Vorgänger streiten musste!

 

Im Anschluss an unsere Koch-und Zauberkünste, haben Franca und ich dann zusammen den wahnsinnigen Schritt gewagt, auch hier in Peru zum Friseur zu gehen. Das Ergebnis: Einige bibbernde Momente bei dem äußerst lustigen Friseur “César” und eine schicke mehr oder weniger lange Kurzhaarfriseur. Damit ihr aber keinen Schock bekommt: Seht in meiner Bildergalerie nach, wie ich mich zu einer Frau verwandelt habe, die bei Dirty Dancing hätte mitspielen können!

Auch Franca, die seit Jahren keinen Pony mehr trägt, hat sich hier in einem vollkommen anderen Land dazu entschlossen, dieser Veränderung zuzustimmen.

 

Aus diesem Grund haben sich - bisher - 5 von 6 Freiwilligen hier Frisur-technisch stark gewandelt!

Den Sonntag habe ich auch zusammen mit Francita verbracht: Nachdem wir uns eine Weile mit Lili über den neuen Ofen und über unsere neuen Frisuren unterhalten haben, einige Fotos aus Lima belächeln durften und zusammen die Vorfreude auf meinen 19. Geburtstag angesprochen haben, gingen wir zusammen erst eine leckere Schokotorte essen und direkt im Anschluss in unsere Stammpizzeria, in der wir schon von dem Besitzer mit “Una pinzetta, como siempre?” (Eine kleine Pizza, wie immer?) angesprochen wurden – Gerade sehe ich schon manch einen vor dem PC sitzen, der sich fragt, wie man ERST Schokotorte und DANN Pizza essen kann! ♥

 

Damit wir uns gegen 16 Uhr Richtung Quiquijana auf machen konnten, packten wir im Anschluss schnell all unsere Sachen und fuhren anschließend allerdings nur zu dritt - Marina, Franca und ich - ins Andenhochland. Vor allem freuten Franca und ich uns auf den Gottesdienst, den wir zusammen mit ein paar Kindern gefeiert haben. Da aber Schwester Polly noch ein verlängertes Wochenende in Cusco verbrachte, um ihre Mutter gesund zu pflegen, fiel dieser Gottesdienst ein wenig monotoner aus, da sie das Geschehen nicht mit ihrer Gitarre begleiten konnte. Der Pastor hatte stattdessen aber ein kleines Keyboard, mit dem er die Lieder - die die Schwestern nur mitsingen konnten - begleitet hat.

Jedoch war dieses leicht verstimmt und daher war es leider kein großer Genuss ihm zuzuhören.

 

Kurzer Einschub²: Zu meinem Bedauern gibt es in Peru – jedenfalls habe ich bisher nirgends eins gesehen – kein Gotteslob, sodass die Lieder schwierig zu erlernen sind.

 

Anschließend bekamen wir von Sör Nelly ihre Küche im Schwesternhaus zur Verfügung gestellt, in der wir uns ein Ei gebraten und uns einen heißen Kakao gekocht haben. In unserem schön mit Bildern dekorierten Zimmer konnten wir diese beiden Dinge gut genießen und schauten uns anschließend einen lustigen Film namens “Selbst ist die Braut” auf unserem Laptop an. Ziemlich müde fiel ich anschließend in mein Bett und hätte den Wecker umbringen können, als er uns bereits neun Stunden später zu wecken versuchte.

Die Chacraarbeit

Auf zur Chacra, die Arbeit ruft” dachte ich leise für mich und war im Laufe des ersten Vormittags geschockt, wie recht ich mit dieser Aussage hatte. Nachdem ich viele Tomaten gepflückt hatte, stand der Krieg mit dem Mangold auf dem Programm: Viele, meiner Meinung nach viel zu viele Mangoldblätter wollten geerntet werden oder sich von uns an die Kuh verfüttern lassen. Als wir schließlich dachten, dass sich diese Arbeit dem Ende geneigt hätte, erfuhren wir von Pavela und Juana, dass wir unsere Arbeit schlecht verrichtet haben, sodass wir jede Pflanze erneut bearbeiten mussten. Ich sage euch, Freunde der Nacht, es war richtig nervig!

Gegen 11 Uhr haben wir diese harte Arbeit aber beendet und ich weil heilfroh darüber, stattdessen mit den Schwestern über unsere Anliegen zu sprechen (siehe nächster Punkt: Reunión)

 

Am nächsten Tag, am Dienstag, war die Arbeit zwar ein wenig körperlich anstrengender, da wir die Löcher, in wir in der vorherigen Woche gegraben haben, mit einer Erd-Dünger-Mischung füllen und anschließend schließen durften, aber dafür abwechslungsreicher. Mit dieser Arbeit waren wir eine Zeit lang gut beschäftigt und im Anschluss rissen wir viele, hauptsächlich vertrocknete Tomatensträucher aus der Erde, die ebenfalls an die Kühe verfüttert werden. Vorher haben wir noch alle Tomaten – egal ob grün ob rot – von den Sträuchern geerntet. Pavela forderte uns dann dazu auf, einige grüne Tomate „como una manzana“ (wie einen Apfel) zu essen und betonte dabei, wie lecker und gut diese schmecken würden. Ich allerdings war nicht sehr von dem Geschmack begeistert, meine Angst krank zu werden stieg enorm und die Befürchtung, dass grüne Tomaten giftig sind, schoss in meinen Hinterkopf. Plötzlich stand eine kleine Herde von Kindern aus der Primaria aus der Albergue vor unserer Nase und erzählten uns lächelnd, dass am heutigen Tage die Schule auf Grund eines Lehrer-Streiks ausgefallen sei. So unterstützten uns viele kleine Kinderhände – allerdings nicht bei der Arbeit, sondern beim Essen der roten, leckeren und grünen, ihrer Meinung nach lustig schmeckenden, Tomaten.

Und als hätte ich es nicht besser gewusst, lag nachmittags die Erste von uns krank in ihrem Bett!

 

Kurzer Einschub³: Da ich nicht weiß, an welcher Stelle ich davon berichten soll, schreibe ich hier kurz darüber: Am Dienstagnachmittag fiel meinen Freunden und mir plötzlich auf, dass einer der Berge, die das Dorf Quiquijana umzäunen, brannte. Er schlug hohe Flammen und die Kinder erzählten uns, dass ein Helikopter in diesen Berg geflogen sei, andere hatten tierische Angst, dass ihr Dorf über Nacht Flammen fängt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ein Landwirt versuchte sein Feld, das sich oben im Berg befindet bzw. befand durch ein kleines Feuer von Bakterien zu befreien. Dies scheiterte offensichtlich und der Berg war nach wenigen Stunden kohlrabenschwarz – Allerdings hielt das Feuer mehrere Tage an! Der Rauch und die Flammen, die man von hier unten aus gut beobachten konnte, beängstigten auch mich ein bisschen, da das Feuer erst nach drei Tagen verschwunden war.

 

Am Mittwochvormittag erwartete uns so viel Arbeit wie schon lange nicht mehr: Die restlichen Tomatenpflanzen mussten vernichtet, viele Mangoldblätter gepflückt, eine Hand voll Spinat geerntet und wieder einige Löcher in die Erde gehauen werden. Außerdem hatten Anna-Maria und ich an diesem Tag das Privileg den Meerschweinchenstall zusammen mit Juana auszumisten! Obwohl es ziemlich gestunken hat, hat es auch Spaß gemacht, die Meerschweinchen auf den Arm zu nehmen, mit ihnen Fotos zu machen und anschließend ihr zu Hause zu säubern. Eine weitere Neuerung zu unseren Gunsten ist, dass Juana und Pavela in Zukunft Wasser abkochen werden: Dadurch erhoffen sie sich, dass wir seltener krank werden und tatkräftiger auf der Chacra mitarbeiten können.

Der Donnerstag: Anstatt 12 Hände, die zusammen die Arbeit auf der Chacra verrichten, fanden sich an diesem Vormittag nur vier zusammen, da die anderen an diesem Tag viele Brötchen in der Bäckerei, die in dem Jugendhaus integriert ist, gebacken haben.

So machten sich Benni und ich alleine auf den Weg zu Juana und wir durften einige Löcher mit Dünger bestreuen, danach umgraben und schließlich und endlich mit Erde füllen. Nachdem diese Arbeit beendet war, gab es keine Aufgaben mehr für uns – bzw. Juana und ihr Mann wollten uns keine mehr geben, da wir Pause machen sollten.

„Gar kein Problem“ dachte ich mir, schnappte mir meine Jacke als Kissen und döste eine Runde in der Sonne, sodass ich mich später unter der Dusche vergewissern musste, ob meine Arme wirklich so braun sind oder ob es doch nur staubiger Schmutz ist – Die Sonne hat mich wirklich braun gebrannt und an der einen oder anderen Stelle bin ich jetzt auch ein bisschen rot!

Reunión mit den Schwestern, Pavela und Juana

An jedem ersten Montag im Monat (in diesem Falle am 2. September) findet zusammen mit Pavela, den Schwestern und Juana eine Reunión statt: Ein Treffen, in dem alles angesprochen wird, was in dem letzten Monat gut und schlecht gelaufen ist, was in der nächsten Zeit besser gemacht werden sollte und welche Anregungen und Fragen sich von unserer Seite aus stellen.

Vor allem das Thema “Englisch- und Computerunterricht” und “Hausaufgabenbetreuung” waren dabei zwei große Themen, die zu besprechen galten: Zum einen setzen sich ab heute die Gruppen des Unterrichts ein wenig anders zusammen, meine Jugendlichen müssen nun ihre Handys am Anfang der Hausaufgabenbetreuung und des Englischunterrichts bei den Schwestern abgeben, wir haben die Erlaubnis bekommen, einen Kopierer zu benutzen, um Arbeitsblätter zu vervielfältigen und haben nun auch die Möglichkeit Plakate für die Kinder zu entwerfen.

Des Weiteren haben wir noch ein wenig über die Mülltrennung in Peru gesprochen, haben uns für das fantastische Essen bedankt und unsere Freude über die Vielfältigkeit unserer Arbeit zum Ausdruck gebracht! Währenddessen durften wir einen leckeren Schokoladen-Pudding essen und wurden von den Schwestern für unsere kommunikative Ader gelobt und auch dafür, dass wir meist die Arbeit sehen, die zu tun ist.

Neues aus der Hausaufgabenbetreuung und dem Englischunterricht

Die Mittagspause fand dem entsprechen kurz aus und die Hausaufgabenbetreuung und der Englischunterricht waren stattdessen umso anstrengender. Hausaufgaben hatten meine Kinder heute so gut wie keine, oder konnten sie alleine anfertigen, sodass sie meine Hilfe gar nicht benötigt haben. Die Kinder waren am Montag tierisch unruhig und ein Junge stritt sich ununterbrochen mit einem Mädel, was die anderen Kinder sehr störte - Im Englischunterricht haben uns die Kinder am Montag so auf der Nase herumgetanzt, sodass es schwierig war, einen einzelnen Satz ohne “Ruhe - Silencio” zu schreien, auszusprechen. Im Prinzip haben wir dank der neuen Gruppenkonstellation von Null angefangen, was natürlich zusätzlich ein wenig deprimierend war.

 

Nach der getanen Arbeit habe ich zusammen mit Franca meinen Lieblingsfilm “Forrest Gump” angefangen zu schauen, ihn jedoch um 22 Uhr abgebrochen, um fix und fertig in mein weiches Bett zu plumpsen!

 

Der Unterricht mit der etwas besseren Gruppe am Dienstag war um einiges besser, als die vorherige Stunde. Das Plakat haben wir ohne schwerwiegende Vorfälle vorgestellt und haben vier neue Fragen „What do you not like?“, „When is your birthday?“ „How many brothers and sisters do you have?“ und „Where do you live?“ eingeführt, da wir immer mehr auf einen Steckbrief der Kinder hinarbeiten. Stolz und zufrieden beendeten Regina und ich die Unterrichtsstunde, auch wenn ich am Ende gefragt wurde, warum ich zwischenzeitlich so laut um Ruhe gebeten habe.

 

Während der Hausaufgabenbetreuung am Dienstag habe ich mich ein wenig mit einem Arbeitsblatt einer Schülerin befasst, in dem es über unseren Papst Francisco und seine Aufgaben in Rom ging. Meinen Schülern und Schülerinnen war an diesem Tage nämlich auch gar nicht zu helfen, da ausnahmslos alle (!) vier Seiten Noten für den Musikunterricht in ihre karierten Hefte übertragen mussten, wobei viele nicht einmal wissen, was ein Takt ist, wofür ein Bindebogen steht, oder was dieser merkwürdige Punkt hinter einer Note zu bedeuten hat. Geschweige denn einen Hauch der Ahnung davon haben, wie diese Note heißt, die sie dort gerade abmalen.

 

4.Kurzer Einschub: In meinen Ohren hallen ununterbrochen die Worte meiner Musiklehrerin, die in diesem Falle ausgerastet wäre, Noten und Notenlinien mit einem Kugelschreiber zu zeichnen und kein perfektes Notenheft zu besitzen – Bin ich froh: Anderes Land, andere Prioritäten!

 

– und Mittwoch und Donnerstag sahen sehr, sehr ähnlich aus!

Jedoch war der Englischunterricht am Donnerstag, den ich wieder zusammen mit Franca gegeben habe, ein voller Erfolg: Nachdem wir die Kinder einen kurzen Test über das Wort „sein/ (to) be/ ser“ haben schreiben lassen und ihn anschließend mit ihnen zusammen korrigiert haben, sangen wir alle zusammen das Lied „head and shoulders, knees and toes“. Den Kindern hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht auch wenn der ein oder andere Junge es lustiger fand, das Lied auf Quechua anzustimmen. Obwohl meine Zeichnung (die ihr in der Bildergalerie bewundert könnt) auf lautes Gelächter stieß, war auch für mich die Stunde besonders schön, da man den Schülern anmerkte, dass ihnen so das Fach auch Spaß macht.

Der erste Wasserausfall!

Die Woche war im Allgemeinen von einem Umstand geprägt: An drei von fünf Tagen gab es kein Wasser, sodass uns die entspannende und angenehme Dusche nach der Chacraarbeit verwehrt blieb. An einem Tag bekam Anna-Maria jedoch das Privileg bei den Schwestern eine Dusche zu nehmen, um sich von dem vielen Staub, Dreck und Schweiß der Chacraarbeit zu befreien.
Am Freitag - welch ein Glück - gab es allerdings Wasser, sodass der Waschtag nicht in Wasser fallen musste - Spaß beiseite!
Glücklicherweise haben die Schwestern allerdings einen Wasseertank in der Küche. Daher wurden wir trotz alledem mit Essen und Tee versorgt.

Der Waschtag: Freitag!

Am Freitag ist der sogenannte Waschtag für uns Freiwillige. Diesmal haben sich Franca, Anna-Maria und ich zusammengetan, um unsere Wäsche und die Wäsche unserer Kollegen sauber und rein zu waschen. Nachdem ich die Hosen mit kochend-heißem (85°C warmen) Wasser vorgewaschen haben, übernahm die Waschmaschine mit kaltem Wasser die restliche Arbeit. Während diese ihre Arbeit verrichtete, haben Franca und ich unser Zimmer aufgeräumt, den Boden blitzeblank geputzt und die Betten minimal verschoben, sodass es noch ein wenig wohnlicher ist.

Als ich anschließend mit den Schwestern gesprochen habe, um nachzufragen, wann ich an diesem Freitag nach Hause fahren könne, räumten sie mir ein, dass ich bereits direkt nach dem Mittagessen, den Heimweg nach Cusco antreten darf, sodass ich noch vor 17 Uhr ankomme, um meinen Geburtstag um 17 Uhr zu feiern!

Am Sonntag, wenn wir gut gelaunt – und ein Jahr älter – aus dem Wochenende kommen, steht „Badputzen“ auf dem Programm.

 

Für heute verabschiede ich mich von euch nach wieder einmal über 2000 Worten Berichterstattung und hoffe, dass ich mit dem ein oder anderen am Wochenende skypen kann!

 

Ich schicke euch allen eine fliegende Umarmung nach Deutschland und in die ganze weite Welt, in der mein Blog gelesen wird!

 

Liebste Grüße und ähnliches,

 

eure ANNA!

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„Iman sutiyki?“ - Unsere dritte Woche im Projekt!

Das Wochenende in Cucso ♥

Obwohl dieses Wochenende nicht so actionreich wie das in der letzten Woche war, war es ein voller Erfolg mit sehr viel Spaß! Nachdem Franca, Florian und ich wieder mit dem Pickup der Schwestern “zu Hause” in Cusco angekommen sind, erfuhren wir zunächst, dass das sehr ersehnte Piano aus Lima angekommen ist! Franca, die seit ihrem sechsten Lebensjahr Klavier spielt und sich aus diesem Grund, ein Piano hier in Peru gekauft hat, war völlig aus dem Häuschen und konnte es kaum noch erwarten, den ersten Ton nach sieben Wochen zu spielen. Als das Klavier am Samstagvormittag von ihr und uns ausgepackt und mehr oder weniger aufgebaut wurde, hat Bico - unser Gastvater - sein persönliches Geburtstagskonzert bekommen. Zusammen mit Regina, die Violine spielt, wurden Stücken von Schumann über Tschaikowsky und Chopin gespielt - schlicht und einfach: wunderschön!

Nachmittags wurde der Grill aufgebaut, wobei Lili das erste Mal ihre Kochkünste unter Beweis gestellt hat. Nicht nur ihr Salat aus Avocado und Tomate war himmlisch, sondern auch das von ihr gewürzte Fleisch war schlichtweg nicht zu toppen! Zusammen mit der Familie, Bico’s Bruder und Vater und meinen Peru - Kollegen haben wir diesen Nachmittag ausklingen lassen, wobei auch ein bisschen Pisco durch die Adern floss.

Außerdem haben wir uns noch am Sonntagmorgen, auf dem Weg noch etwas Geld für die Woche in Quiquijana abzuheben, eine Tischdecke gekauft, damit der in unserem Zimmer nicht mehr so kahl und leer wirkt. Das Zimmer wurde außerdem mit einigen weiteren Fotos verschönert und durch eine nächtliche, spontane Putzaktion blitzeblank geputzt! – Naja, mehr oder weniger.

Unser Papa mit dem bombastischen Grill!
Unser Papa mit dem bombastischen Grill!

Der etwas ungewöhnliche Deal!

Anschließend stand ein etwas ungewöhnlicher Punkt auf dem Programm: Anna-Maria und Benjamin entschlossen sich dazu zum Friseur zu gehen, wobei Benjamin über die Frisur von Anna-Maria entscheiden durfte und Anna-Maria spielte im Gegenzug über Benni’s Haare Herrin. Regina, die die beiden begleitete, erzählt gerne davon, wie oft der Friseur nachgefragt hat, ob sich denn beide wirklich sicher seien, diesen Schritt zu wagen.

Als meine Namensvetterin abends mit einer Kurzhaarfrisur vor mir stand, konnte ich es einerseits nicht glauben, andererseits muss ich zugeben, dass es ihr richtig gut steht!

Für mich stellt sich jetzt ebenfalls die Frage, ob ich einer Veränderung hinsichtlich meiner Haare zustimmen soll. Wenn jemand einen Vorschlag für mich hat, ich habe jederzeit ein offenes Ohr dafür! ♥

 

Die für mich erfreulichste Nachricht dieses Wochenendes war die Aussage Lili’s, dass es am meinem Geburtstag - in einer Woche ;) - nicht nur Schokoladentorte a la Mamá gäbe, sondern wir außerdem Pizza in dem wundervollen Grill backen werden! Schon jetzt freue ich mich auf diesen Tag wie ein kleines Kind und kann es kaum erwarten, 19! zu werden.

Statt Englischunterricht, ein wenig Quechua gefällig?

Am Montag bei der Arbeit ist eigentlich nicht sonderlich viel passiert. Allerdings kommt durch die Arbeit mit den Kindern der Titel des Blogeintrags „Iman sutiyki?“ zu Stande, eine quechuanische Aussage, die so viel bedeutet wie „Wie heißt du?“. Mittlerweile kann ich sogar schon antworten: „Noqaq sutiymi Anna, qan pari?“ – „Mein Name ist Anna, und wie heißt du?“ Die Kinder haben einen riesen Spaß daran, uns einzelne Worte und Aussagen in ihrer Muttersprache beizubringen und sich anschließend über unsere merkwürdige Aussprache zu belustigen. Dass wir uns darüber nicht ärgern, wurmt sie ab und zu, sodass sie uns so lange und so oft bitten, Quechua zu reden, bis sie wieder etwas Neues zum Lachen gefunden haben.

 

Regina und Franca haben an diesem Abend zudem alleine den Englischunterricht gegeben, da wir von den Schwestern gebeten wurden, mit den Kleineren, die noch nicht unterrichtet werden, einen Film zu schauen. So haben wir uns dazu entschlossen, dass immer nur zwei Personen unterrichten und eine/ einer von uns den Film anschaut. Die Aufmerksamkeit kann meist jedoch nicht von den Kindern eingefangen werden, sodass es sehr anstrengend ist. Anstrengender sogar als den Jugendlichen Englisch beizubringen, die auch nicht die größte Motivation an den Tag legen.

Das kleine Missverständnis

In einem weiteren Gespräch mit unserer Freundin Pavela wurde uns mitgeteilt, dass am nächsten Tag, am Dienstag, keine Chacraarbeit auf uns warten würde, sondern, dass im Zentrum Quiquijanas ein Umzug mit Fußgruppen stattfände und es einen Platz gäbe, auf dem man viele verschiedene Tiere wie Cuys (Meerschweinchen), Alpacas und Lamas bestaunen könne. Daher gönnten Franca und ich es uns bis kurz nach 8 zu schlafen, bevor wir uns auf den Weg zur Albergue machten, um mit den anderen zusammen zu frühstücken. In einem Gespräch mit Schwester Polly stellte sich die Annahme Pavelas, dass das Fest am heutigen Tage sei, als falsch heraus. Dennoch brauchten wir um diese Uhrzeit nicht mehr zu den Gewächshäusern zu gehen, sondern bekamen an diesem Vormittag frei. Das nahmen Anna-Maria, Marina, Franca und ich als Möglichkeit den Markt am Plaza de Armas in Quiquijana zu besuchen und uns einige nützliche Dinge zu besorgen. Angefangen von Nähgarn, einer Schere, Tassen und Stiften sowie Batterien bekamen wir alles, was wir brauchten für insgesamt weniger als vier Euro - der Wahnsinn! Darauf gönnten wir uns noch ein leckeres Eis aus der Tiefkühltruhe, bevor wir zurück auf unsere Zimmer gingen.

Trauer und Tränen - Freude und Lachen

Nach dem Mittagessen stand ein sehr trauriger Punkt auf dem Programm:

Eine Beerdigung eines 19 jährigen Jungen, der bei einem Arbeitsunfall in Lima vom Dach gefallen ist und am Samstagsnachmittag noch vor Ort verstarb. Sein Bruder ist der älteste Junge in der Albergue, wodurch auch wir Freiwilligen arg betroffen und traurig gestimmt waren.

 

Die Beerdigung war für mich sehr traurig und die Art und Weise der Bestattung hat mich einerseits erfreut, da sie viel harmonischer und freundlicher gestaltet wurde, als ich es aus Deutschland kenne. Andererseits hatte man beispielsweise die Möglichkeit in den offenen Sarg einen Blick zu werfen, um dem Verstorbenen letzte Wünsche zukommen zu lassen. Als die ganze Gemeinde am Ende des Gottesdienstes nach vorne stürmten, um sich ein letztes Mal von dem Jungen zu verabschieden, sah ich mich ebenfalls gezwungen nach vorne zu gehen, damit ich ihm - wenn auch auf Deutsch - meinen Segen für das Leben im Himmel geben konnte.

Viele Mädchen und Jungen, Frauen und Männer umarmten den Sarg. Diesen Moment der Trauer und der Tränen werde ich sicherlich nicht mehr vergessen, da auch ich den Tränen sehr nahe war und das, obwohl ich ihn nicht kannte.

Anschließend bedauerte die Gemeinde vor allem die Geschwister des Jungen, da die Mutter bereits vor einigen Jahren verstorben ist und der Vater ein starkes Alkoholproblem hat, sodass er nicht bei der Beerdigung seines eigenen Sohnes in der Stadthalle teilnehmen konnte.

 

Nachdem der Gottesdienst zu Ende war, zog das ganze Dorf mit Blasmusik durch Quiquijana und hielt an einigen Orten einen Moment lang an, um dort das »Vater unser« sowie das »Ave Maria« zu beten: An der Kapelle im Ort, einem großen Kreuz am Plaza, sowie kurz vor dem Friedhof. Besonders erdrückend war für mich der Augenblick, als wir nach einigem Laufen durch den Regen - das Wetter spiegelte perfekt meine Stimmung wider - am Friedhof des Dorfes ankamen. Als selbst den Nonnen und dem Pastor Tränen in die Augen schossen, die Gemeinde stark gefroren hat und alle Menschen wie regungslos einfach nur dastanden. Wenn nicht hin und wieder ein Handy geklingelt hätte, das mich aus meinen Gedanken gerissen hat und meine Empörung steigen ließ, wäre ich dort sicherlich mit keinem trockenen Auge weggegangen.

 

Die Kleinen liefen die ganze Zeit auf uns zu und umarmten uns, wollten unsere Hand nicht mehr loslassen und ich hatte ab und zu wieder das Gefühl, dass ich gerade eine Mutter ersetzen soll, die den Kindern so sehr fehlt. Untermauert hat dieses Gefühl die vielen Menschen, die uns Freiwilligen immer wieder mit „Mama” angesprochen haben, um ihre Verbundenheit mit uns zum Ausdruck zu bringen. (Das Wort Mama wird in Südamerika sehr häufig verwendet. Eine Freundin wird so zum Beispiel oft „Tía“ (Tante) oder „Mama“ gerufen).

 

Hier gilt es als Ritual, der Trauergemeinde, etwas Essbares zu schenken, nachdem der Beerdigungsgottesdienst beendet ist. Ich fand es sehr befremdlich, als mir eine Fanta in die Hand gegeben wurde. Es soll im Prinzip ein Dankeschön dafür sein, dass ich dem Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen habe. Der Gedanke, dass jedoch alle Menschen, die vor Ort getrauert haben, gemeinsam etwas trinken oder essen und dabei an den Toten denken, gefällt mir.

 

Nach der Trauerfeier ging ich zusammen mit Franca und zwei Mädchen an der Hand zurück zur Herberge. An diesem Abend fielen zudem die Englisch- und Computerkurse aus. Stattdessen bekamen wir die Aufgabe abends die Hausaufgabenbetreuung nachzuholen, da viele Kinder und Jugendliche ihre Aufgaben sonst nicht fertiggestellt bekommen hätten. Da meine Gruppe nicht viel zu tun hatte, spielte ich mit den Kleinsten und wir machten einige Fotos, die ihr in meiner Bildergalerie bestaunen könnt.

 

Daher rührt auch die Überschrift für diesen Abschnitt: Dass Trauer und Freude und Tränen und Lachen hier sehr nahe beieinander liegen, erfuhr ich heute nicht das erste Mal. Mich reißt es jedes Mal mit, wenn ein kleines Mädchen oder ein kleiner Junge in solchen Augenblicken auf mich zuläuft und mich umarmt und mit mir spielen möchte, als sei es ein ganz normaler Tag. Die Kinder sind einfach wahnsinnig gefasst und taff für ihr Alter!

Verrückt sein mit den Kindern:)!
Verrückt sein mit den Kindern:)!

Peruanische Spontanität – Statt Chacraarbeit 696 Brötchen backen

Als wir am Mittwochmorgen mit dem Gedanken zur Chacra zu gehen aufgestanden sind, ahnten wir noch nichts von der Überraschung an diesem Tag statt Gemüse zu ernten und Löcher in die Erde zu graben, 696 Brötchen zu backen. Nachdem uns Schwester Cecilia vom Frühstückstisch abgeholt hat, gingen wir zusammen mit ihr in die Backstube, in der wir zuerst zehn Mal zwei Kilo Mehl abgewogen haben sowie 12 Liter Wasser, 1,5 Kilo Zucker, 120 g Salz, 750 ml Öl und je 150 g Speisestärke und Hefe in einen überdimensional großen Topf gegeben haben. Glücklicherweise übernahm ein Mixer die schwere Aufgabe den Teig zu kneten, sodass wir kurze Zeit später bereits beginnen konnten, den Teig in gleichgroße Stücke zu teilen. Eine weitere Maschine teilte dann diese großen, 1,5 schweren Teigklumpen in 30 kleinere Teigstücke, die wir Mädchen (Franca, Regina und ich) anschließend mit einem Metallstab zusammen mit Schwester Cecilia ausgerollt haben, um sie anschließend hörnchenformartig wieder aufzurollen. Diese Beschäftigung hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, besonders weil wir zusammen mit der Schwester Spanische, Quechuanische und Deutsche Lieder gesungen haben, wodurch die Arbeit leicht von der Hand ging. Bevor diese Ausgerollten und wieder zusammengerollten Brötchen gebacken wurden, wurden sie in einen geschlossen Raum geschoben, in der die Hefe durch Wasserdampf aufgehen konnte, sodass das Brot anschließend schön locker wurde. Nach dieser Prozedur kam der Teig für 20 Minuten in den Ofen, der einen rotierenden Motor besitzt für eine gleichmäßige Wärmeverteilung. "Listo!" - "Fertig", rief Schwester Cecilia uns zu und davon, dass das wirklich der Fall ist, durften wir uns kurze Zeit später überzeugen: Die frisch gebackenen Brötchen durften wir zusammen mit Butter und Marmelade essen und genießen! Muy, muy rico! (Sehr, sehr lecker!) Allerdings haben wir uns diese warmen Brötchen auch redlich verdient, da wir die große Küche mehrmals mit einem Besen und einem Wischmopp wischen durften. Die Schwester hatte dabei großen Spaß Fotos von uns zu machen, wie wir über den Boden rutschten und diesen wie beflügelt wuschen.

 

Der Tag ging im Allgemeinen drunter und drüber: Das Mittagessen wurde eine halbe Stunde nach hinten verschoben, bei der Hausaufgabenbetreuung waren nur eine Hand voll Kinder anwesend, der Computer- und Englischunterricht fiel für eine Messe in der Kapelle aus und für das Abendessen hatten wir nur sehr wenig Zeit, um mit den Kindern anschließend noch ein bisschen zu spielen.

In der Messe hat mich der Pastor der Stadt Quiquijana erneut beeindruckt, indem er sich im Verlauf des Gottesdienstes eine Predigt aus dem Ärmel geschüttelt hat, die perfekt auf die momentane Situation zugeschnitten war: Er hat die Kinder dazu aufgefordert, „Bitte“ und „Danke“ zu ihren Mitmenschen zu sagen und stets ältere Menschen zu grüßen und für seine gleichaltrigen Kollegen immer ein „Hallo, wie geht es dir“ übrig zu haben.

Der Pastor gestaltet die Messen stets fröhlich und kindgerecht, mit einem Hauch Humor und Witz, sodass der Besuch in der Kirche niemals langweilig wird. Selbst für die Kleinsten der Albergue nicht, wobei die meisten von ihnen Spanisch nicht sprechen können. Durch Klatschen und Singen werden aber auch diese immer mitgerissen und es macht ihnen Spaß zur Kirche zu gehen.

Die aufgegangenen Brötchen! ♥
Die aufgegangenen Brötchen! ♥

PERUANISCHE SPONTANITÄT² - Statt Chacraarbeit und Hausaufgabenbetreuung, Festlichkeiten im Dorf bestaunen

Die Blaskapelle Ququijanas, die mindestens 6 Stunden am Stück gespielt hat
Die Blaskapelle Ququijanas, die mindestens 6 Stunden am Stück gespielt hat

Der Donnerstagmorgen begann wieder einmal nicht so schön: Aufgewacht bin ich mit stärksten Kopfschmerzen, sodass ich mich dazu entscheiden musste, noch ein wenig zu schlafen und die anderen alleine zur Chacra zu schicken: Falsch gedacht, bereits gegen 10 Uhr in der Früh stand Franca wieder in unserem Zimmer und berichtete mir, dass Juana, die Bäuerin, gar nicht mit uns Freiwilligen gerechnet hätte, da wir am heutigen Tage - an den Fiestas de Santa Rosa, die Namenspatronin Quiquijanas - durch die Straßen mit den Bewohnern Quiquijanas ziehen und so die Gewächshäuser der Albergue/ die Gewächshäuser Juanas repräsentieren sollen. Außerdem seien bereits die meisten Kinder des Jugendhauses nach Hause abgereist, sodass für uns heute und morgen die Hausaufgabenbetreuung und der abendliche Englischunterricht ausfalle – und wir schon um 3 Uhr nach Cusco aufbrechen dürfen. Eine SMS an Mama Lili, auf zum Plaza die Feierlichkeiten bewundern und die peruanische Mentalität genießen: Es war richtig schön, auch wenn es nach 3 Stunden ziemlich anstrengend wurde. Das Wetter spielte anlässlich des Festes, an dem übrigens zusätzlich die Gründung Quiquijanas vor 188 Jahren gefeiert wird, auch mit. Besonders lustig war der Augenblick, als eine Fußgruppe Gemüse wie Möhren, Gemüsezwiebeln oder Mandarinen den Zuschauern zugeworfen hat. Außerdem gab ein eine Gruppe, die Meerschweinchen angepriesen und durch die Menschenmassen trug, eine andere wiederrum hat einen Tanz vorgeführt und die Menschen mit Bier geduscht. Jede Berufsgruppe und Institution war auf diese Art und Weise vertreten, - vo Ärzten über Bauarbeiter bis hin zu Landwirten - da jede Gruppe, die an diesem Umzug nicht teilnahm, eine Strafe zahlen muss, jedoch die Gruppe, die ihren Auftritt am kreativsten gestaltete, einen Preis verliehen bekommt. Viele Frauen und Männer jedes Alters kamen aus den Nachbarorten und den 18 Distrikten Quiquijana's gelaufen, um an diesem Tag Quiquijana zu ehren. Zwischendurch haben wir noch etwas zu trinken geschenkt bekommen, wobei wir das allerdings an ältere Herrschaften in unserer Umgebung weitergegeben haben. Nach einigem hin und her, erfuhren wir, dass niemand von uns mitmarschieren soll und darf, da unsere Kleidung für die Festlichkeit ungemessen sei. Zuerst hieß es, dass alle sechs Freiwilligen dem Dorf die Ehre erweisen sollen, wenige Zeit später nur noch die beiden Jungs Florian und Benjamin und schließlich durften auch die beiden nicht ihre Marschierkünste unter Beweis stellen, da Benni’s Hose zu bunt sei und Florians Schuhe keine Sandalen seien. Kein Problem – Das Fest ist auch aus der Zuschauerperspektive ein Augenschmaus.

 

Gegen halb 4 Uhr machten wir uns dann auf den Weg nach Cusco. Das erste Mal, dass auch ich gesund (!) erst mit dem Taxi nach Urcos und anschließend mit dem Bus nach Cusco gefahren bin. Die Fahrt von Quiquijana nach Urcos war sehr lustig und actionreich, da wir in einem Taxi, das für vier Personen vorgesehen ist, mit acht Platz genommen haben. Neben Marina und uns sechs Freiwilligen, fuhr außerdem Pavela mit nach Cusco, um ihre Mutter zu besuchen. Franca, Pavela und ich nahmen daher im Kofferraum des Taxis Platz und trugen auf dem Schoss die Rucksäcke unserer Kollegen. Ein Autofahrer fand es besonders lustig dicht aufzufahren, sodass ich bei jedem neuen Anfahren Angst hatte, dass die Autos aneinander tischen.

Wohlbehalten angekommen, bewunderten wir das frisch gestrichene Haus von Lili und Bico, schnappten uns unsere Laptops, um E-Mails zu checken.

 

Die Fahrt nach Cusco wurde von meiner tollen Musik untermauert, die ich mir am letzten Wochenende runtergeladen habe. An dieser Stelle ein liebes „Danke“ an meinen Bruder, durch den ich ein neues Lieblingslied habe, haha!

 

Auch wenn ich dieses Mal mein Versprechen gehalten habe, dass der Blogeintrag kürzer wird, versuche ich mich bei meinen nächsten Einträgen noch ein wenig kürzer zu fassen.

 

Liebe Grüße aus Cusco in die ganze weite Welt,

eure herzallerliebste Anna!

 

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Viele neue Erfahrungen!

Obwohl wir eigentlich alle, - uneigentlich alle außer Anna-Maria und Florian - noch ein wenig krank und erkältet waren, gingen wir am Samstagabend zu einem Konzert der Extraklasse! Für uns war hauptsächlich die letzte Vorband interessant, The Wailers (Auch bekannt unter “Bob Marley Band”), die viele bekannte Songs wie “Don’t worry, be happy”, “Buffalo Soldier” oder “One Love” von dem berühmten Club27-Mitglied gespielt haben.

Bei der Band, für die das Konzert ausgerichtet war, ist die peruanische Bevölkerung buchstäblich ausgerastet: Biergläser sind über das Festivalgelände geflogen, das Gelände bebte und viel Marihuana wurde geraucht, was meiner Nase nicht allzu gut gefiel.

Gegen halb zwei in der Nacht endete dieses Spektakel und ich war sehr froh, miterlebt zu haben, wie die peruanische Meute so ein Konzert feiert: Springend, hüpfend und singend.

 

Am nächsten Morgen durften die Mädels, Jungs und ich nicht nur unsere Taschen für die Fahrt nach Quiquijana packen, sondern auch Marina vom Flughafen abholen, die um 8:20 Uhr gelandet ist. Da Lili so freundlich war und mit dem Auto losgefahren ist, um sie abzuholen, konnten nur drei weitere Personen mitfahren. Anna-Maria, Franca und Regina machten sich also auf den Weg unsere siebte Person im Bunde abzuholen und sie ein wenig in das peruanische Stadtleben einzugewöhnen, während ich ausschlief – Manchmal mag das Leben mich!

 

Am Nachmittag gingen wir zu fünft, alle Mädchen, zusammen zu dem Markt an San Blas, um ihn Marina zu zeigen. Dort spielte zudem eine Band und eine Bühne war aufgebaut. Außerdem konnte man dort viele Kleidungsstücke von anderen Kulturen kaufen. So war beispielsweise Indien mit den weiten, coolen Hosen vertreten, die allerdings sehr teuer waren – Der Gedanke in Peru, in Südamerika indische, asiatische Kleidung zu kaufen, gefällt mir aber auch nicht.

Allerdings hatten Franca und ich vor am diesem Wochenende uns eine Tischdecke für unser Zimmer in Quiquijana zu besorgen; leider jedoch vergeblich.

Nach diesem anstrengenden Flug war Marina - irgendwie selbstverständlich - sehr müde und wir brachten sie noch zu ihrer Gastfamilie. Sie wird in den nächsten Wochen bei der Schwester von Lili (Betty) schlafen, deren Haus sich direkt neben dem Optikerladen befindet, der Lili gehört. Regina, Franca und ich haben dann noch für alle ein wenig Milch und Müsli für das Frühstück in Quiquijana gekauft, um eine Alternative zu Brötchen mit Erdbeermarmelade zu haben, die uns allen schmeckt.

 

Um noch einmal auf das Thema „Krank sein“ in Peru zurückzugreifen: Mittlerweile wissen wir auch alle, dass das Wasser hier in Quiquijana wirklich so schmutzig ist, wie uns bei uns der Vorbereitung auf unser Jahr in Südamerika verdeutlicht wurde. Dass wir allerdings dieses Wasser absolut unter keinen Umständen beispielsweise zum Zähneputzen benutzen dürfen, wurde uns erst klar, als wir das Wochenende flach in unseren Betten lagen.

Obwohl ich mir jetzt für diese Woche einen Wasservorrat gekauft habe und mein aus Deutschland mitgebrachtes Desinfektionsmittel benutze, hat es mich in der Donnerstagnacht das zweite Mal erwischt. Wir alle müssen unsere Lebensweise hier in dem vollkommen anderen Kontinent ändern und vorher versuchen zu prüfen, was wir vertragen und was nicht.

 

Am Sonntagnachmittag sind wir wieder zeitig von Cusco nach Quiquijana gefahren, da wir sehr gerne den Gottesdienst besuchen wollten, der uns am letzten Sonntag so begeistert hat. Allerdings wurden wir von den Schwestern dahingehend ein wenig enttäuscht, da uns von ihnen mitgeteilt werden musste, dass der Pastor von Quiquijana an diesem Sonntag verhindert ist.

 

Damit mein Blog aber trotzdem einen religiösen Hauch verliehen bekommt, möchte ich an dieser Stelle von der Predigt erzählen, die wir am letzten Sonntag hören durften:

Sie handelte von einem kleinen Jungen, der sich im Wald verlaufen hatte. Dort findet er einen Raum, in dem viele brennende Kerzen stehen, die alle von unterschiedlicher Größe sind. Manche Kerzen bzw. Öllampen haben noch eine lange Brenndauer, andere jedoch waren kurz davor, zu erlöschen. Im Laufe der Zeit erfährt der Junge, dass jede Kerze für ein Menschenleben steht. Manche Menschen werden noch lange leben - wahrscheinlich noch viele Jahre -, andere stehen kurz vor dem Tod. Der Pastor versuchte den Kindern damit zu verdeutlichen, dass man nie wissen kann, wann ein Leben zu Ende geht und dass man daher seine Familie lieben, Freunden helfen und das Leben voll und ganz ausschöpfen soll, weil man nie wissen kann, wann es zu Ende ist. - Ich für meinen Teil kann euch versichern, dass ich hier mein Leben in Peru in vollen Zügen genieße!

 

Da uns aber Schwester Polly mitteilen musste, dass uns für diese Woche dieser spirituelle Input verwehrt bleibt, entschieden wir uns dazu ein wenig früher als sonst zu Abend zu essen und anschließend auf unsere Zimmer zu verschwinden, da wir uns sicher waren, dass uns eine anstrengende Woche erwarten wird.

Gesagt, getan: Nach einer leckeren Gemüsesuppe aus dem Hause Knorr ging ich zusammen mit Franca und Marina zum Schwesternhaus und wir fielen kurze Zeit später in unsere Betten.

 

Obwohl wir uns am Ende jeder Arbeitswoche uns auf unser „zu Hause“ in Cusco bei unsere Gastmutter Lili freuen – meist aus dem Grund, dass die Zeit bei Lili „Freizeit“ und „Skypen mit meiner Familie“ bedeutet –, war ich diesen Sonntag auch wieder glücklich durch die Straßen Quiquijanas zu schlendern und die Kinder zu begrüßen, die uns wieder mit offenen Armen entgegenliefen.

 

Am Montagmorgen klingelte wie selbstverständlich unser Wecker gegen sieben Uhr, der uns dezent darauf hinweisen wollte, dass ein langer Arbeitstag beginnt.

Da wir in der letzten Woche noch keinen Computer- und Englischunterricht geben mussten und trotzdem abends fix und fertig in unsere Betten fielen, konnten wir uns gar nicht vorstellen, eine weitere Stunde zu unterrichten.

Um 7 Uhr morgens allerdings liegt der Englisch- und Computerunterricht - glücklicherweise - noch in weiter Ferne und so machten Franca, die Jungs und ich uns auf den Weg zum Frühstückstisch. Marina durfte sich ausschlafen, damit sie sich noch ein wenig besser an die Höhe gewöhnen konnte und die Kinderkrippe (auf Quechua Wawa Wasi genannt), in der sie arbeiten wird, würde für sie auch erst morgen beginnen, teilten uns die Schwestern mit.

 

Wir sechs Freiwilligen gingen also mit dem Triciclo bewaffnet zur Chacra, wo viel Arbeit auf uns wartete. Zum einen durften wir wieder viel ernten: Von Tomaten über Salat, Blumenkohl, Cilantro und Petersilie bis hin zu vielen großen Mangoldblättern. Andererseits durften wir auch die Wurzeln des Blumenkohls mit voller Kraft aus der Erde reißen, die rote Beete von übermäßig vielen Blättern befreien und hier und dort ein wenig Unkraut jäten.

Im Anschluss haben wir uns mit Pavela über die Kinder der Albergue unterhalten, von denen die meisten eine sehr schreckliche Geschichte tragen. Selbstverständlich werde ich an dieser Stelle nicht weiter ins Detail gehen. Ich kann für meinen Teil nur jetzt viele Kinder in ihrer Art und Weise besser verstehen und auch nachvollziehen, warum sie genau so handeln, wie sie handeln.

Pavela ist eine nette Person, die sich sehr liebevoll und fürsorglich um die Kinder kümmert. Sie sagt uns gerne, wie lieb sie diese Kinder hat und betont auch hin und wieder, dass es sich so anfühlt, als wären sie ihr eigenes Fleisch und Blut.

Mit uns versucht sie wie eine Familie, freundschaftlich zusammenzuarbeiten. Und bisher klappt das einwandfrei.

 

Am Freitagmorgen, als ich krank im Bett liegen musste, kam sie vorbei und erkundigte sich, wie es mir geht. Ich wurde zu heißem Wasser trinken verdonnert und selbstverständlich auch dazu gezwungen, eine Kleinigkeit zu essen. Sie erklärte mir erneut im Detail warum unsere deutschen Mägen das Wasser und das Essen in Peru nicht gut vertragen können – und dabei wollte ich nur eines: Schlafen, was mir die ganze Nacht nicht möglich gewesen ist.

 

Sie hat aber auch Recht, wenn sie sagt, dass es sich im ersten Moment so anfühlt als wäre man mit einer Zeitmaschine 40 Jahre in die Vergangenheit gereist, wenn man in das kleine Andendörfchen Quiquijana fährt. Diese Aussage ist mir vor allen Dingen am Dienstag wieder in den Sinn gekommen, als zwei Kühe dazu benutzt wurden, Kuhlen in die Erde zu pflügen, um dort Maissamen einzupflanzen. In Deutschland verwenden die Bauern dafür wie selbstverständlich ihre Maschinen und der Gedanke, dass das jedoch vor einem halben Jahrhundert genau so aussah wie hier, rüttelte mich aus der Illusion, dass bei uns schon lange alles “gut und besser” war - und damit sage ich nicht, dass es so ist oder dass ich das denke!

 

Am Dienstag wartete im Allgemeinen ein sehr harter Arbeitstag auf der Chacra auf uns, da der Mann von Juana begonnen hat mit einem Traktor das Feld für die Maissaat zu bearbeiten. Dabei ist sehr viel Rasen unter die gute Erde gemischt worden, der von uns Freiwilligen gefunden und weggetragen werden musste. Ich hätte niemals gedacht, dass sich in diesem Feld so viele Grasnarben befinden könnten, wie wir am Ende gefunden haben. Im Anschluss, wie ich bereits berichtet habe, haben die beiden Kühe Kuhlen in die vorbereitete Erde gepflügt. Während Anna-Maria und Florian damit beschäftigt waren, Maissamen und Dünger in die Kuhlen zu streuen, durften Regina, Benjamin und ich erneut die großen Erdklumpen zerkleinern, durch die die Maissamen keine Chance hätten zu gedeihen. Die kleine vierjährige Tochter von Juana, Cielo, hilft uns fast jeden Tag ganz fleißig bei der Gartenarbeit. Ihr Spezialgebiet ist das Unterscheiden von Unkraut (malas hierbas) und »guten Pflanzen«, wie zum Beispiel kleine Tomatenpflanzen, die hin und wieder versehentlich ausgerissen werden. Sie ist ganz schön pfiffig und schlau für ihr Alter und kann manch einem von uns auch bei der Gartenarbeit einen vom Pferd erzählen, ohne, dass wir es merken würden.

Heilfroh war ich, als Juana uns rief, eine Trinkpause einzulegen. Es gab von ihrem selbstgemachten weißen Chicha, der auch aus Mais hergestellt wird. Während die rote Variante von Chicha (Chicha Morada) sehr süß ist, ist der weiße Chicha sehr sauer und trifft nicht ganz meinen Geschmack. Kurze Zeit später durften wir uns auch auf den »Heimweg« zum Jugendhaus, bzw. zum Schwesternhaus machen.

 

Wenn wir dann durch die Straßen Quiquijanas gehen und die Menschen dort grüßen, werden wir immer noch ein wenig merkwürdig von der peruanischen indigenen Bevölkerung gemustert, obwohl wir uns an der ein oder anderen Stelle - wie beispielsweise bei der Polizei - als die “neuen Freiwilligen aus Deutschland” vorgestellt haben. Dennoch werden wir hin und wieder wie die Hauptattraktion des Jahres angesehen.

Ein Mann rief uns letztens von weitem “Immer diese Amerikaner” zu, allerdings bot sich für uns keine Gelegenheit, ihm zu erklären, dass wir aus Deutschland kommen und im Jugendhaus sowie auf der Chacra arbeiten, um sein Dorf zu unterstützen.

 

Um einmal zu einem ganz anderen Thema zu kommen:

Im Jugendhaus gibt es eine neue Schwester. Neben Cecilia und Sör Nelly, die aus Kolumbien kommen, bekommt Hermana Polly Unterstützung von Hermana Delfina, die ebenfalls wie sie aus Peru stammt. Delfina und Polly kann ich noch ein bisschen besser verstehen als Cecilia und Nelly, aber ich denke, dass ich im Laufe der Zeit auch den kolumbianischen Dialekt gut verstehen kann.

Ich finde es immer sehr süß, wenn die kleinen Mädchen und Jungen die Schwestern mit “Hermanita” ansprechen, was auf Deutsch so viel bedeutet wie “Schwesterchen”. In Peru benutzt man allerdings sehr häufig den Diminutiv: So heiße ich meist auch gar nicht mehr »Anna«, sondern »Anita«, meine Zimmergenossin Franca »Francita« oder besonders schön anzuhören ist es, wenn aus dem Namen »Anna-Maria«, »Anita - Marita« wird. ♥

 

Zudem hat am Dienstagabend um 19:30 Uhr endlich der Englisch- und Computerunterricht begonnen. Während Anna-Maria, Benjamin und Florian Computerunterricht erteilen, werden Franca, Regina und ich in dem ersten Halbjahr, in dem wir hier sind, jeden Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag Englischunterricht geben und den Kindern versuchen, die englische Grammatik schmackhaft zu machen.

Dass das nicht ganz einfach werden wird, stellten wir in der ersten Unterrichtsstunde bereits fest, in der wir ein wenig mit Schrecken bemerkt haben, dass es den 15 bis 17 jährigen Jugendlichen schwer fällt, auf Englisch zu sagen, wie sie heißen und wie alt sie sind.

 

Besonders freue ich mich darauf, den Unterricht für die Schüler zu planen, Plakate, Tafelbilder und Präsentationen zu entwerfen und vielleicht auch mal mit den Kindern zu singen. „Lemon Tree“ ist für mich ein heißer Favorit! Ich finde es ist ein tolles Gefühl, den Jugendlichen etwas beibringen zu können, vorne zu stehen und zu unterrichten, auch wenn man sich häufig durchsetzen muss und laut werden muss, um um Ruhe zu bitten.

 

Diesen Mittwoch wurden wir das erste Mal nicht von Wayra begleitet, als wir uns auf den Weg zur Chacra machten. Wayra ist der süße Hund der Albergue - ein mittelgroßer Haski mit blauen Augen. Sein Name bedeutet auf Deutsch »Wind« und der Name passt wie die Faust aufs Auge. Dass der Kleine noch von keinem Auto erfasst wurde, ist ein kleines Weltwunder, wenn man immer wieder sieht, wie er über die Straßen pest und die Autos, die dort fahren, schlichtweg ignoriert. In der Albergue gibt es außerdem mehrere Katzen und wir können es gar nicht erwarten, wenn eine von ihnen in drei Monaten Junge bekommt. Vielleicht wird es ein schönes Weihnachtsgeschenk, da man der Mutterkatze einen Monat Zeit geben muss, bis sie ihre Kinder an uns »frei« gibt.

Die meiste Zeit des Mittwochvormittags verbrachten wir damit, 46 Löcher in die Erde zu graben, in die in fünfzehn Tagen Salatsamen eingepflanzt werden. Zudem haben wir wieder sehr viel geerntet. (Von Blumenkohl und Mangold über Petersilie, Salat und Cilantro bis hin zu vielen, sehr vielen Tomaten)

 

An diesem Mittwoch hatte Cielo allerdings keine große Lust ihr Fachwissen zu benutzen, stattdessen lenkte sie uns von der schweren Arbeit, die Löcher zu graben, ab, indem sie mit jedem von uns ihr geliebtes Puzzle – selbstverständlich mitten im Feld – lösen wollte.

 

Seit meinem Missgeschick mit dem Triciclo habe ich das Gerät allerdings kein zweites Mal samt dem ganzen Gemüse bewegt - Für die Zukunft habe ich jedoch vor, noch einmal zu probieren, da ich mich nicht ein ganzes Jahr vor dieser Aufgabe drücken kann.

Besonders freue ich mich immer, wenn wir von der Chacra zurückkommen und eine warme Dusche auf mich wartet, was hier weitestgehend keine Selbstverständlichkeit ist.

Unser Bad ist hier zudem ziemlich groß und bietet genug Platz, für alle Dinge, die wir aus Deutschland mitgebracht haben.

 

Wie ihr bereits auf den Bildern sehen könnt, die ich gepostet habe, ist unser Zimmer im Allgemeinen sehr groß. Verschönert wurde es noch mit vielen Bildern von Franca und mir, die wir aus Deutschland mitgebracht haben. Wenn ich morgens aufwache, blinzle ich zuerst auf eine große Collage aus all meinen Freunden. Ein sehr schöner Start in den Tag! Wenn wir uns jetzt noch dieses Wochenende eine Tischdecke und zwei Tassen kaufen, hat das Zimmer endlich einen Touch der ganz persönlichen Note und wirkt nicht mehr so leer.

 

Um noch ein wenig von den Kindern zu berichten: Nachdem wir uns am Montagmorgen nach der Chacraarbeit mit Pavela über das Leid der Kinder unterhalten haben, gehen mir ihre Worte einfach nicht mehr aus dem Kopf. Auch wenn ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, dass mich ihre Vergangenheit traurig stimmt, sitze ich ab und zu am Abendbrottisch und bin wie in einem Bann gefangen. Während manche von ihnen auf dramatische Art und Weise beispielsweise ihren Vater verloren haben, sind andere Mütter alleinerziehend, da sie mit dem kleinen Säugling sitzen gelassen wurden. Nicht nur ein Kind wurde von den Eltern geschlagen, sodass das Projekt, in dem ich hier arbeite, ein Segen für viele ist, um menschenwürdig aufzuwachsen. Viele Mädchen und Jungen bekommen am Wochenende stets zu spüren, dass sie eigentlich gar nicht erwünscht sind und bloß wieder in die Albergue abhauen sollen, damit sie den Eltern nicht mehr im Wege rumstehen. Diese unterkühlte Beziehung zwischen Mutter, Vater und kleinem Kind schockt mich jeden Tag aufs Neue, auch wenn ich mir bewusst bin, dass in bei uns in Deutschland auch viele Mütter alleinerziehend sind oder ihre Babys in eine Kinderkrippe abgeben. Ich habe jedoch so viel Leid noch nicht auf einmal gesehen und mein Herz blutet, wenn die Kleinen mich anspringen und ich mir vergegenwärtigen muss, dass ihre Eltern „so etwas“ nie mit ihnen machen. Mich rührt der Gedanke, dass ich von manchen Kindern der Albergue als „Vorbild“ angesehen werde. Hinsichtlich, wie ich mein Leben gestalte und wie ich auftrete.

 

Die Hausaufgabenbetreuung ging mir diese Woche schon viel einfacher von der Hand, da sich meine Spanischkenntnisse stark geweitet haben. Das hat auch Pavela, die ebenfalls immer bei der Hausaufgabenanfertigung hilft, bemerkt und mir die Namen „kleiner Sonnenschein“ und „strahlendes Licht“ verliehen. Sie könne gar nicht glauben, dass ein Jugendlicher in einer Woche solche Fortschritte machen könne.

Meine Schüler, auf die ich ein wenig aufpasse – hauptsächlich mache ich mit ihnen zusammen ihre Englischhausaufgaben – respektieren mich jetzt auch deutlich mehr. Auch wenn sie gerne laut lachen, wenn ich mich im Spanischen verspreche, ein Satz gar keinen Sinn gibt oder ich absolut nicht verstehe, was sie mir gerade sagen wollen.

Hier kann ich auch eine kleine Anekdote erzählen, die sich so bei der Hausaufgabenbetreuung abgespielt hat: Die Schüler haben sich danach erkundigt, wer genau Marina ist und was sie hier tut. Wahrheitsgemäß habe ich ihnen geantwortet, dass sie eine Studentin aus Deutschland ist, die in Peru ein Praktikum absolviert und daher den WawaWasi besucht, die Kinderkrippe im Ort. Über meine Aussprache des Wortes „WawaWasi“ lachten die Jugendlichen besonders laut. Als ich sie allerdings darum gebeten habe auf Englisch „I am fifteen years old“ zu sagen, waren sie plötzlich ganz still und schienen begriffen zu haben, dass es für uns sehr kompliziert ist, Wörter auszusprechen, die aus der Sprache Quechua stammen, während sie große Probleme mit der Aussprache englischer Worte haben.

 

Diese Kinder – meine Jugendlichen, um die ich mich kümmere – lassen sich gar nicht anmerken, was sie in der Vergangenheit alles durchgemacht haben. Pavelas Worten nach zu urteilen, haben sieben von zehn Kindern, die in der Albergue leben, Probleme mit ihrem Vater, der sie schlägt, in großen Mengen Alkohol trinkt oder die Mutter verlassen hat.

 

Manchmal merkt man allerdings, dass die Kleineren ihren Eltern bzw. ihrem Vater nacheifern, in dem sie ihre Klassenkameraden und Freunde schlagen, da sie sie genau diese Verhaltensweise von ihren Eltern vorgelebt bekommen.

Von vielen Kindern kennen wir die „Lebensgeschichte“ nicht, von anderen kennen wir kurze Ausschnitte oder harte Phasen. Einerseits bin ich sehr gerührt, dass ich daran teilhaben darf und sie mir von diesen Erfahrung aus ihrer Vergangenheit erzählen, andererseits möchte ich ihnen dann die Liebe geben, die ihnen fehlt. Der Zwiespalt, der dadurch für mich entsteht, ist immens: Zum einen muss ich mir vergegenwärtigen, dass ich in elf Monaten Quiquijana wieder verlassen werde und ihnen keine weitere Enttäuschung zumuten kann und darf aber auf der anderen Seite kann ich nicht unterkühlt die Geschichten anhören und zusehen, wie sie – teilweise – daran innerlich kaputt gehen.

Viele der Kinder denken sich Geschichten aus, die sie uns erzählen, die ihre Traumwelt darstellen. „Die perfekte Familie aus dem Bilderbuch“, könnte eine Überschrift dieser Geschichten sein und man merkt deutlich, wenn die Kleinen fantasieren und wann nicht.

Die zerbrochenen Familien, die bei ihnen zu Hause vorherrschen, sind selten Gesprächsthemen. Häufiger hören wir uns eben diese Geschichten an und erfreuen uns an dieser träumerischen Fantasie.

 

Bei den Kindern, die glücklicherweise noch beide Elternteile haben und von ihnen geliebt werden, versuchen Mutter und Vater oft, ihnen eine gute Schulbildung zu ermöglichen, damit sie vielleicht einmal die Menschen sind, die Quiquijana verändern können, eine bessere, menschenwürdigere Zukunft haben und nicht mehr unter den armen Verhältnissen leben müssen, unter denen sie im Moment aufwachsen. Allerdings wurde uns von Pavela auch bewusst gemacht, dass die Männer und Frauen, die in Quiquijana arbeiten weniger als die Hälfte verdienen, als die Menschen, die eine Arbeit in Cusco haben.

 

Nach außen hin sind peruanische Mädchen und Jungen sehr tapfer und stark. Selten sieht man mal ein Kind weinen, es entspricht nicht dem Bild der heilen Welt. Letztens gab es ein Mädchen, dessen großer Zeh komplett offen war. Bei uns hätte dieses Mädchen wie am Spieß geschrien, ihr kullerten aber nur zwei, drei kleine Tränen über ihre Wangen und man konnte deutlich erkennen, dass es ihr sichtlich unangenehm war, vor uns zu weinen.

 

Als wir am Mittwochabend versucht haben den Englischunterricht für den Rest der Woche zu planen, hat uns Pavela deutlich erklärt, dass nicht alle peruanischen Schüler auf „so einem niedrigen Niveau“ Englisch sprechen, wie die Kinder, die in Quiquijana aufwachsen.

Die Schüler und Schülerinnen, die beispielsweise das Privileg haben in Lima zur Schule zu gehen, können weitestgehend so gut sprechen, wie deutsche Schüler, wenn nicht sogar besser, sagt sie. Das große Problem, das hier vorherrscht, ist vor allen Dingen die Aussprache. Sätze wie „I am“ bereiten den fünfzehn bis achtzehnjährigen in der Albergue schon immense Probleme – Nahezu unvorstellbar für unsereiner.

Ihre Idee den Unterricht zukünftig über PowerPoint zu planen, gefällt nicht nur uns sehr. Auch die Kinder werden schlichtweg begeistert sein, da sie alles was mit Technik und Computer zu tun hat, deutlich mehr interessiert als Englisch zu lernen.

 

Dass das aber eine hohe Priorität für die Kinder haben sollte, muss Pavela uns eigentlich nicht klar machen. Leider ist das aber noch nicht voll und ganz bei ihnen angekommen. Sie ist sich jedoch sicher, dass es die Kombination aus Englisch und Technik, also in unserem Falle PowerPoint, machen wird, um die Schüler der Albergue zu motivieren.

 

In einem anderen Gespräch hat sie uns die Problematik erläutert, dass viele Kinder und generell die meisten Männer und Frauen in Peru nicht wissen, „wo sie her kommen“. Sie meint damit, dass wir in Deutschland alle einen Stammbaum und ein Stammbuch besitzen, in dem wir nachlesen können, wer unsere Vorfahren waren. Hier in Peru gibt es Pavela nach zu urteilen so etwas nicht. Ihren einen Großvater kennt sie beispielsweise überhaupt gar nicht und der andere erzählte ihr nie die Wahrheit, als sie ihn fragte, in welchem Land er geboren sei. Ob er nun wirklich aus Chile, Peru oder Brasilien stammte, weiß sie nicht recht, aber ob er es überhaupt wusste, sei eine andere Frage. Und genau darin liegt das andere Problem: Acht von zehn Peruanern haben ein „ausländisches“ Elternteil. Das Nachforschen wird dadurch gewiss nicht vereinfacht und sie hat ein großes Problem mit dieser Materie, anders als ihre vier Schwestern.

Wenn wir die Kinder in der Herberge fragen, wie viele Geschwister sie zum Beispiel haben, antworten sie am ersten Tag meist etwas anderes als am folgenden. Da rührt meiner Meinung nach daher, dass eben diese ausführliche Dokumentation über Familie und Herkunft weitestgehend nicht ausreichend ist.

 

Am Donnerstag war unsere Gruppe nur zu dritt auf der Chacra vertreten und wir mussten feststellen, dass unsere Anwesenheit diese Woche von Tag zu Tag abgenommen hat: Am Montag sind wir noch in voller Besetzung zur Chacra gegangen, seit Dienstag begleitet Franca Marina zum Wawa Wasi, wodurch das morgendliche Ritual Unkraut zu jäten und Gemüse zu ernten wegfallen musste. Am Donnerstag waren wir nur noch zu dritt, da außerdem Regina und Benjamin gefragt worden sind in einem Trauergottesdienst für ein vierzehnjähriges Mädchen Geige bzw. Gitarre zu spielen, das in der vergangenen Woche verstorben ist.

 

Und am Freitag ist hier in Quiquijana Waschtag, was bedeutet, dass zwei von uns die dreckige Kleidung von uns sieben Mann mit warmen Wasser vorwaschen und anschließend in die Waschmaschine werfen, die allerdings mit kaltem Wasser betrieben wird. Eigentlich hatte ich mich zusammen mit Anna-Maria dazu bereit erklärt zu waschen, da ich jedoch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag kein Auge zu gemacht habe, schlief ich mich mehr oder weniger aus. Plötzlich stand Anna-Maria und Regina in meiner Zimmertür, die meine dreckige Wäsche abgeholt und mir erzählt haben, dass heute niemand auf der Chacra hilft, sondern alle zusammen waschen. Wenn ich mich nicht so schlecht gefühlt hätte – was ich durch den Gedanken, dass alle anderen hart arbeiten müssen, während ich schlafe, sowieso schon mehr tue – hätte ich auch geholfen. Aber alleine mein Schwindel ließ das an diesem Tag nicht zu.

 

Unser Gastvater Bico (padre cusqueño) hatte diesen Donnerstag (am 22. August) zudem Geburtstag, woraufhin wir ihm am Freitag eine Kappe geschenkt haben. Lili, seine Frau, hat uns empfohlen ihm eine zu schenken, da es ihm peinlich sei, eine Glatze zu tragen. Durch Kappen versucht er diese Unannehmlichkeit zu vertuschen. Ihm merkt man auch deutlich an, dass es ihm gut gefällt, das Wohnzimmer und die Küche unter der Woche wieder für sich und seine Frau zu haben. Jeden Tag sechs – mehr oder weniger – Fremde im Haus zu haben, die ihm die Haare – wortwörtlich – vom Kopf essen, stelle ich mir auch nicht wünschenswert vor. So hat er zusammen mit seiner Frau wenigstens unter der Woche Zeit für sich in seinen eigenen vier Wänden.

 

Für diese Woche verabschiede ich mich von euch!

Es tut mir Leid, dass der Artikel ein solches Ausmaß angenommen hat – beim nächsten Mal fasse ich mich kürzer!

 

In Liebe,

eure Anna! ♥

 

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Die erste, sehr anstrengende Woche im Projekt!

Am Montag begann wohl die mit Abstand anstrengendste Woche, die ich bisher hier in Peru erleben durfte. Als um 7:15 Uhr unser Wecker klingelte, drückten wir uns zunächst noch vor dem Aufstehen, besonders weil uns die Kälte nicht wirklich ermuntern konnte, aufzustehen.

Nachdem wir uns allerdings fertig gemacht haben, das Saatgut für das Gewächshaus eingepackt und uns Richtung Jugendhaus zusammen mit den beiden Jungs aufgemacht haben, stieg unsere Vorfreude auf den ersten Arbeitstag. Die Haustür des Schwesternhauses wollte uns jedoch vehement den Weg versperren und uns unseren ersten Arbeitstag nicht beginnen lassen. Nach einigen Versuchen mit verschiedenen Schlüsseln klappte es schließlich doch und wir machten uns zu viert auf den Weg zum Frühstückstisch, wo Anna-Maria und Regina bereits warteten.

Das gemütliche Frühstück verstrich und kurze Zeit später gingen wir zusammen mit Pavela und einem großen Dreirad - auf Spanisch Triciclo -, auf dem eine große Kiste für alle Sachen angebracht ist, zur Chacra. Dort wurde uns Juana, die Bäuerin, vorgestellt, mit der wir im nächsten Jahr ebenfalls viel zusammenarbeiten werden.

Über den Tag hinweg unterrichtete Pavela uns darüber, wie wichtig unser Einsatz in dem Gewächshaus ist und erläuterte uns im Detail unsere Aufgaben, die wir in dem nächsten Jahr innehalten.

Zudem erfuhren wir, dass an jedem Montag und Mittwoch Obst und Gemüse geerntet wird. So durften wir schon die ersten Tomaten, das erste Mangold, ein bisschen Blumenkohl, Salat und Kohl ernten und mit dem Dreirad zur Herberge fahren.

Selbstverständlich passiert mir das Missgeschick, dass ich samt Fahrrad und Gemüse im Graben landete. Glücklicherweise habe ich den Wagen aber so halten können, dass weder das Gemüse aus der Kiste gefallen, noch mir etwas passiert ist. - Gott sei Dank!

Liebenswerterweise hat Florian danach den Wagen übernommen und ohne weitere Vorfälle bis zum Jugendhaus gefahren.

Direkt im Anschluss fand das erste Gespräch mit den Schwestern und Juana statt, indem wir unter anderem den Tagesablauf für die nächsten Wochen besprochen haben:

 

- 7:30 Uhr: Frühstück

- Zwischen 8:00 und 8:30 Uhr: Beginn Arbeit im Gewächshaus

- 11:00 Uhr: Aufbruch zurück zum Jugendhaus

- 11:00 - 12:30 Uhr: Zeit zum Duschen, fertig machen, umziehen

- 12:30 Uhr: Mittagessen

- 15:30 - 17:30 Uhr: Hausaufgabenbetreuung

- Zwischen 17:30 und 19:30 Uhr: Zeit zum Abendbrot

- 19:30 - 20:30 Uhr: Computer- bzw. Englischunterricht

- Danach: Ihr werdet es nicht glauben: Tot ins Bett fallen!

 

Die Schwestern sind uns gegenüber sehr offen und herzlich, sodass das Gespräch sehr gut verlaufen ist. Zu diesem Zeitpunkt überreichten wir den Schwestern unsere Gastgeschenke, verschiedene Schokoladensorten, die wir am Freitag Nachmittag zusammen mit unseren Tandempartnern gekauft haben. Während des Gespräches haben wir unter anderem nochmal auf Marina angesprochen, eine Studentin, die im Laufe der nächsten Woche für 6 Wochen ebenfalls in Quiquijana leben wird und ihre Bachelorarbeit über die Kindergartenkinder und die Kinder in einer Kinderkrippe schreiben wird.

Ganz begeistert waren die Schwestern von der musikalischen Ader in unserer Gruppe, da in unserer Gruppe Instrumente wie Geige, Gitarre, Trompete, Saxophon und auch das Klavier repräsentiert werden. Regina und Benjamin spielen auch schon mit dem Gedanken einmal im Gottesdienst, der jeden Sonntagabend stattfindet, mitzuspielen. Auch davon waren die Schwestern hell auf begeistert. Insbesondere Schwester Polly, die den Gesang schon im letzten Gottesdienst lautstark mit ihrer Gitarre unterstützt hat. Insgesamt haben wir in dieser Stunde viel gelacht, auch wenn ich die Schwestern nicht immer zu hundert Prozent verstanden habe, habe ich manchmal einfach aus Sympathie mitgelacht, damit ich meine Unsicherheit der spanischen Sprache vertuschen konnte.

Anschließend gab es ein sehr leckeres Mittagessen, dass aus Bratlingen aus Gemüse und Tofu, Kartoffeln, Reis und Tomatensalat bestand. Endlich wieder frische Tomaten essen, die sogar aus eigenem Anbau waren! Sehr lecker!

 

Obwohl im Moment der Englisch- sowie Computerunterricht noch nicht stattfindet, da es erst die erste Woche nach den Ferien ist, bin ich fix und fertig. Die Aufgaben, die meine vierzehn bzw. fünfzehnjährigen Kinder bearbeiten müssen, überfordern mich sehr! Während ich mit den Englischhausaufgaben noch recht gut zurecht komme, da man meist nur einzelne Wörter übersetzen oder ein grammatikalisches Thema erklären muss, überfordern mich die Aufgaben im mathematischen Bereich, die ich dann in Zusammenarbeit mit Pavela und dem Schüler/ der Schülerin zu lösen versuche.

Es bedarf natürlich viel Autorität sich gegen diese Jugendlichen durchzusetzen, was selbstverständlich noch einen Ticken anspruchsvoller wird, wenn man die Sprache nicht in einem so hohen Maße beherrscht, dass die Kleinen dich nicht sofort verstehen bzw. du sie nicht.

Zwei Stunden lang auf diese Kinder aufzupassen, hört sich vielleicht im ersten Moment auch nicht viel an. Allerdings verging die Zeit meiner Meinung nach im Schneckentempo. Eine Zeit, die mir einerseits viel Spaß gemacht hat, mich aber immer wieder an meine eigenen Grenzen – beispielsweise im mathematischen Bereich – gebracht hat. Es fühlt sich wirklich komisch an als Abiturientin aus Deutschland zu kommen und die Aufgaben der vierzehnjährigen nicht lösen zu können.

Nachdem die Hausaufgabenbetreuung vorbei war, bekamen die Mädchen und Jungen ihr Abendbrot, das aus Grießbrei und Brot bestand, daher hatten wir genügend Zeit uns selbst auch den Tisch zu decken. Typisch deutsch haben wir uns ein Spiegelei gebraten und uns frisch geerntete Tomaten aufgeschnitten.

 

Nach dem Abwasch unter kaltem, fließenden Wasser widmeten wir uns wieder voll und ganz den Kindern, die uns im Sekundentakt “Calga me! Calga me!” zuriefen, was so viel bedeutet wie “Nimm mich auf den Arm!” und selbstverständlich akzeptierten sie kein »Nein« und zerrten so lange an uns und unseren Pullover, bis ihr Willen erfüllt wurde. Klebte gerade ein Kind nicht mehr an deinem Hals oder Bein, rannten mindestens zwei andere auf dich zu und das Spielchen ging von vorne los.

Die Mädchen haben außerdem einen großen Spaß daran uns weiblichen Freiwilligen die Haare zu flechten. Das Handwerk beherrschen die Kleinen echt gut und man muss gut Acht darauf geben, dass zuerst alle Hausaufgaben fertig sind, bevor man ihnen seine Kopfhaut überließ. Dabei können zwar viele Haare verloren gehen, so wie bei mir in der letzten Woche, aber die Frisuren, die dabei entstehen, können sich sehen lassen!

 

So verging der erste Tag in Quiquijana und die anderen Tage der letzten Woche sahen nicht sehr anders aus.

Unser Zimmer haben Franca und ich noch ein wenig verschönert, in dem wir bisher zwei Karten aus Deutschland aufgehangen haben, sowie zwei Plakate, auf denen wir Ideen zur Steigerung unseres Wohlbefindens sammeln. Auf dem einen Plakat befindet sich eine Einkaufsliste mit Dingen, die wir zur Verschönerung unseres Zimmers benötigen. So möchten wir uns in den nächsten Wochen noch einen Teppich für die kahlen Fliesen, eine große Tischdecke und einen großen Kalender kaufen, auf dem wir alle wichtigen Daten eintragen können. Da uns die Freiwilligen in unserem Zimmer einen Wasserkocher gelassen haben, möchten wir uns dafür auch noch zwei typisch peruanische Keramiktassen kaufen. Das zweite Plakat trägt die Überschrift "Was uns unsere Eltern aus Deutschland schicken dürfen" - und an oberster Stelle steht selbstverständlich: Schokolade! ♥

Am Mittwoch, der zweite Tag an dem Obst und Gemüse geerntet wurde, durften wir Tomaten, Salat, Petersilie, Blumenkohl, Spinat und Cilantro (mexikanischer Koriander) zum Jugendhaus bringen.

Am Mittwochnachmittag ging es mir plötzlich ziemlich schlecht, sodass mir Schwester Polly Bettruhe verordnet hat. Im Nachhinein war das wirklich sehr gut, da ich den Schlaf wirklich benötigt habe, während die anderen die Hausaufgabenbetreuung alleine gemeistert haben.

Am Donnerstag nach dem Mittagessen stand plötzlich Benjamin in unserer Tür zu unserem Zimmer und berichtete uns, dass am Freitag und Samstag in ganz Peru ein Generalstreik stattfindet, sodass uns keine Busse und keine Taxen von Quiquijana nach Cusco fahren können.

Alle Kinder in der Albergue fuhren daher auch schon am Donnerstagnachmittag zurück in ihre Familien, sodass auch wir zurück zu unserer „Mama Lili“ fuhren. Es war schon ein sehr heimisches Gefühl wieder zurück in unser kleines Reich zu fahren, in dem sich all unsere Fotos aus Deutschland und noch sehr viele Dinge befinden, die wir beim ersten Mal nicht mit nach Quiquijana nehmen konnten.

 

Ich grüße euch ganz herzlich nach Deutschland und in die ganze weite Welt!

An all meine Geburtstagskinder aus der letzten Woche: Feliz Cumpleaños de Peru! ♥

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Erste Fahrt ins Andendörfchen

Um Punkt 14 Uhr stand Pavela, die hauptsächlich für die Kinder und die Hausaufgabenbetreuung in der Albergue verantwortlich ist, in der Tür und erfragte ganz interessiert unsere Namen und erkundigte sich, wie es uns geht. 

Nach einem kurzen Plausch und der Einigung zu Fuß zur Bushaltestelle zu laufen, konnte die erste Fahrt ins Andendörfchen beginnen.
Nach 1 1/2 Stunden Fahrt kamen wir alle - trotz des maßlos überfüllten Busses - wohlbehalten in Quiquijana an. Nach einer kurzer Wartezeit trafen auch Schwester Nelly und Schwester Cecelia ein, die uns direkt unsere großen Zimmer zeigten. Die Jungs sowie Franca und ich schlafen im Schwesternhaus, das ungefähr 5 Gehminuten von der Albergue entfernt ist. Das Zimmer ist groß und geräumig. Durch das Zimmer hindurch ist eine Leine gespannt, an der wir unsere Karten und Fotos, die wir aus Deutschland mitgebracht haben, befestigen können. Außerdem haben uns die Freiwilligen aus dem letzten Jahr noch einige nützliche Dinge hiergelassen, für die wir sehr dankbar sind! An dieser Stelle an großes Dankeschön an euch!
Zeit zum Auspacken blieb aber zunächst nicht, immerhin wollten Anna-Maria und Regina ebenfalls ihr Zimmer inspizieren, das sich in der Albergue hinter dem Mädchenschlafsaal befindet und zum anderen waren wir auch sehr gespannt auf die Kinder, die wir in der nächsten Zeit betreuen dürfen.
Nachdem die beiden in ihrem Zimmer ihre Koffer abgestellt, wir eine Kleinigkeit getrunken und gegessen haben, das Jugendhaus und die Bäckerei kennengelernt haben, gingen wir zusammen mit den Schwestern und einem kleinen Teil der Kinder zum Gottesdienst. So einen schönen und liebevoll gestalteten Gottesdienst, mit viel Klatschen und Singen habe ich lange nicht mehr erlebt! Von der Atmosphäre war ich schlichtweg begeistert und wünschte mir, dass die Messbesuche in Ratheim auch ab und zu von mehr Kindern besucht werden, die so sehr an Gott glauben, wie diese süßen kleinen peruanischen Mädchen und Jungen! 
Vor Beginn der Messe hatte sich noch eine Taube in die Kapelle verirrt und wurde schnell zur Hauptattraktion für die Kinder. Obwohl einige Versuche unternommen wurden, diese wieder aus der Kapelle zu verscheuchen, ließ diese sich nicht von den Schwestern und den Kindern verwirren und beobachtete so das Messgeschehen von einem Querbalken des Kirchendaches aus.
Gleich zu Beginn des Gottesdienstes begrüßte uns der katholische Priester auf deutsch, indem er uns alle »Herzlich Willkommen« hieß. Das lockerte die Stimmung schon allgemein, mein persönliches Highlight der Messe war allerdings der Friedensgruß, da alle Kinder, besonders die Mädchen auf uns zukamen, uns umarmten und uns “La Paz”, den Frieden, wünschten. Diese Herzlichkeit, die wir noch einige Male hier erfahren durften, raubt mir momentan noch den Atem. Beispielsweise kam Franca und mir auch ein kleiner Junge mit offenen Armen auf der Straße entgegen, der offensichtlich auch in der Albergue lebt, sich kurz vorstellte und uns dann nicht mehr loslassen wollte. So niedlich!
Auch die Kinder im Jugendhaus sind total verspielt und wollten uns gar nicht ins Bett gehen lassen, als wir müde und erschöpft uns dazu entschlossen hatten. Stattdessen sollten wir sie in die Luft werfen und wieder auffangen, mit ihnen Fußball spielen, uns von ihnen die Haare flechten lassen oder sie einfach ein wenig auf unseren Schultern tragen. Natürlich war Schmusen und Kuscheln auch eine sehr hohe Priorität. Ein Mädchen ließ sich sogar von Florian die Bibel auf Spanisch vorlesen; später las sie selbst Verse laut aus der Bibel vor, was ebenfalls sehr süß anzusehen war. Die Kleinen haben einen großen Spaß daran uns mit unserem Vornamen anzusprechen und dann - eventuell lachend - wieder zu gehen. Unsere Namen kennen die 80 kleinen Kinder selbstverständlich schon. Das mag auch daran liegen, dass wir uns vor allen mit einem Mikrophon in der Hand vorgestellt und ihnen gesagt haben, dass wir uns alle sehr auf das folgende Jahr freuen! Uns fällt es jedoch sehr schwer einen einzigen Namen zu behalten und ich bin sehr gespannt darauf, wann der Zeitpunkt kommen wird, an dem ich mir alle Namen ohne lange zu Überlegen merken kann - ich werde euch informieren!
Um 20:30 Uhr mussten alle Mädchen und alle Jungen auf die Zimmer gehen und sich bettfertig machen. Franca und ich waren jedoch schon so erschöpft und kaputt, dass wir ein wenig früher in Richtung Schwesternhaus aufgebrochen sind, um dort unser Zimmer für das folgende Jahr einzurichten. Nachdem die Koffer ausgepackt und die Schränke eingeräumt waren und dadurch das Zimmer noch einen Tricken wohnlicher wurde, fielen wir todmüde und erschöpft in unsere Betten und wollten nur noch eines: Schlafen!
Morgen treffen wir uns bereits um 8 Uhr mit den anderen vier Freiwilligen am Frühstückstisch. Dort wird dann auch alles weitere für das Jahr besprochen, wie zum Beispiel die Essens- und Unterrichtzeiten, die wir zu beachten haben. Außerdem ist morgen unser erster Tag im Gewächshaus, auf der Chacra, der Englisch- und Computerunterricht wird erst in einer Woche beginnen. Auf das alles freue ich mich schon sehr, sehr, sehr! Besonders gespannt bin ich darauf, wie gut es wirklich mit der Sprache klappen wird. Momentan bin ich sehr motiviert die Sprache gut zu erlernen, sodass ich die Kinder gut verstehen kann und ihre Wünsche und Ängste verstehe, die sie mir zu vermitteln versuchen.
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¡Adios Acupari!

Jetzt ist es soweit: Vier Wochen Sprachschule sind vorbei und ich gehe sowohl mit einem lachenden als auch mit einem weinenden Auge aus dieser Zeit. Insgesamt haben wir eine Menge gelernt: Von acht verschiedenen Zeitformen über zahlreiche neue Vokabeln bis hin zu diversen grammatikalischen Regeln zu sämtlichen (un-)regelmäßigen Verben, Adjektiven oder zu direkten und indirekten Objektformen. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass mir schon nach dieser kurzen Zeit das spanische "B1 - Nievau" zertifiziert wird, womit ich sogar in einigen Universitäten studieren könnte.
Natürlich war das Lernen in der Sprachschule in dieser kurzen Zeit recht anstrengend, allerdings war das Klima und die Atmosphäre innerhalb der Gruppe so gut, dass ich viele Personen, die ich dort kennen gelernt habe, in Quiquijana vermissen werde. Auch Yessenia, meine Lieblingslehrerin, vermisse ich jetzt schon!
Als Vorbereitung auf die folgenden elf Monate in Quiquijana waren diese Wochen sicherlich sehr hilfreich und notwendig und ich bin sehr froh darüber, dass wir diesen Sprachkurs besucht haben.
Nachdem wir uns heute alle das letzte Mal mit unserem Tandempartner getroffen haben, uns von den anderen Schülern und Schülerinnen verabschiedet und sogar mit der ein oder anderen Lehrerin ein Abschiedsfoto geschossen haben, kommen morgen die Ordensschwestern aus Quiquijana unsere Koffer abholen, sodass am Sonntag der offizielle Umzug stattfinden kann! Obwohl uns der erste Abschied in Cusco schon sichtlich schwer gefallen ist, freuen wir uns trotzdem sehr auf die Arbeit mit den Kindern und die Zusammenarbeit mit den Schwestern!

Ich hätte übrigens noch eine Bitte an euch: Damit ich einen ungefähren Überblick bekomme, wer meine Berichte im Moment verfolgt, schreibt mir doch einfach mal eine E-Mail oder hinterlasst in meinem Gästebuch eine kurze Nachricht! Darüber würde ich mich sehr freuen!

Bis demnächst,
die liebe Anna!

 

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Unvergessliche vier Tage im Dschugel!

Hallo meine liebe Familie und meine lieben Freunde!
Heute wird wahrscheinlich der mit Abstand längste Blogeintrag von mir gepostet – fürs Erste – denn in den letzten vier Tagen ist so viel passiert, dass ich ein ganzes Buch darüber veröffentlichen könnte!

Tag 1: Fahrradtour mit 2527 Höhenunterschied!

Begonnen hat unsere Reise „Inka Jungle Trail“ am letzten Samstag, dem 03.08.2013. Bereits um 6:30 Uhr sind wir aufgestanden, haben uns fertig gemacht und unsere sieben Sachen zusammengepackt, um kurze Zeit später am Plaza de Armas in unseren Bus einzusteigen, der uns zu unserem Startpunkt der Tour gefahren hat. Dort erwarteten uns auch schon »Eu nah« und »Jeong EunJeong«, zwei nette Koreanerinnen, die mit uns zusammen die Reise unternahmen. Obwohl der Weg die meiste Zeit mit Schottersteinen übersät war, sind wir nur eine Stunde später wohlbehalten in Abra Malaga, über beziehungsweise in den Wolken, auf 4316 Höhenmeter angekommen. Zitternd und frierend zogen wir uns unsere Fahrradausrüstung an, die aus einem Helm, einer orangenen Warnweste sowie viel zu großen Handschuhen bestand. Nach einer kurzen Einführung und einer Rede unserer Guia Abigail (sie wurde von uns immer nur „Abi“ gerufen) begann unsere dreistündige Tour – der Sonne entgegen.

Obwohl ich zu Beginn der Reise sehr unsicher auf diesem Fahrrad fuhr, muss ich zugeben, dass es sehr schnell sehr gut geklappt hat, sodass ich nach der ersten Kurve schon ziemlich schnell unterwegs war. Dort bekam ich jedoch schnell ein bisschen Angst, als ich einen großen LKW, der auf der Seite lag und vollkommen zerstört war, entdeckt habe. Unfälle schienen generell keine Seltenheit auf dieser Strecke zu sein, denn am Straßenrand musste man leider Gottes sehr häufig eine Gedenkstätte oder ein Kreuz entdecken, die bei mir ein mulmiges Gefühl hervorriefen.
Serpentinenartig fuhren wir die Strecke Richtung Santa Maria hinunter und durften dabei einen wunderschönen Ausblick über die Anden wahrnehmen, viele Tiere entdecken und eine starke Zunahme der Luftfeuchtigkeit bemerken. Man spürte sehr deutlich, dass wir uns dem Regenwald in großen Schritten nähern, denn es wurde stets wärmer und die Luftfeuchtigkeit stieg ein wenig ins Unangenehme.
Besonders gefallen haben mir an diesem Tag auch die Bächlein, die in kurzen Abständen die Straße gekreuzt haben. Es hat einen großen Spaß gemacht mit hohem Tempo über das Wasser zu pesen, sodass der Hintermann eventuell sogar nassgespritzt wurde.
Ich habe diese Fahrradtour sehr genossen und habe mir teilweise auch Gedanken darüber gemacht, wie viele Menschen auf der ganzen Welt von solch einer Tour träumen und nie erleben werden. So habe ich auch instinktiv »For a moment like this« von Leona Lewis angestimmt, da dieser Song genau diesen Gedankengang für mich aussagt! »For a moment like this, some people wait a lifetime«


Außerdem konnten wir Dank der tropischen Temperaturen genüsslich ein Eis essen, was bisher in Cusco kaum in Erwägung gezogen wurde
Nachdem wir in Santa Maria unsere Zimmer für diese erste Nacht beziehen durften, haben wir in einem kleinen touristischen Restaurant mit einer peruanischen Mahlzeit gestärkt. Die Mädels und ich entschieden sich dafür danach noch einen kleinen Spaziergang am Fluss Urubamba entlang zu machen. In diesen wenigen Minuten habe ich mir meine ersten 28 Moskitostiche eingefangen, die sich im Laufe der vier Tage auf 52 – alleine an meinen Beinen – vermehrt haben.
Schlafen konnte ich in dieser Nacht so gut wie gar nicht, das mag aber auch an der großen Vorfreude auf den nächsten Tag gelegen haben oder aber auch an den Wänden, die absolut nicht isoliert waren, sodass man jedes Wort, das in den Nachbarzimmern gesprochen wurde, hören konnte.

Über den Wolken startete unsere Reise! ♥
Über den Wolken startete unsere Reise! ♥

Tag 2: Einmal quer durch den Dschungel!

Der zweite Tag begann für unsere Truppe wieder sehr zeitig, bereits um 8 Uhr gab es unser Frühstück, das aus einem Fruchtsalat und Brötchen bestand. Eine halbe Stunde später zogen wir dann unsere Rucksäcke auf und liefen bereits in kurzen Hosen los Richtung Sonne und Wärme. 10 Stunden lang spazierten wir durch den Urwald, der mir sehr gut gefallen hat! Im Gesicht bekamen wir mit einer Frucht namens Achiote eine Kriegsbemalung aufgetragen, sodass auch vom Weitem sichtbar war, wer zu uns gehörte, und wer nicht. Außerdem haben wir nach wenigen Minuten auch die erste Ananas gesehen, die abgesondert von jeglichen anderen Früchten mitten im Gebüsch gewachsen ist. Nachdem wir einige Meter auf einem staubigen, steinigen Weg zurückgelegt hatten, folgte ein schmaler, kleiner Weg mitten durch den Urwald, direkt an wunderschönen Blumen und frischen Früchten entlang. Zudem lernten wir ein kleines Dorf kennen, in dem seit 1998 nur noch drei Familien hausen, da in diesem Jahre der Fluss Urubamba so hoch stand, sodass von dem Dorf nicht mehr viel übrig blieb. Die Ruinen, die von der Umweltkatastrophe übrig blieben, schockten mich ein wenig und ich verspürte ein wenig Mitleid mit den Familien, die dort heute noch leben müssen.
Abi erzählte uns noch ein wenig über die weiteren Umstände, die seitdem herrschen. Dennoch ging unsere Reise weiter und da der Weg auch das Ziel ist, konnten wir von einem schmalen Weg aus eine wunderschöne Sicht auf die Anden wahrnehmen. Wer auf dem Weg nicht richtig aufgepasst hat, musste die große Angst haben, in die Tiefe zu stürzen, so schmal war der Grad, auf dem wir uns bewegen konnten. Diesen Weg gingen wir noch ein ganzes Stück weiter, bis er uns zu der ersten Familie führte, die uns freundlicherweise Wasser und Früchte wie Bananen und Orangen verkauften. Dieses Wasser war auch dringend nötig, denn bei den dortigen tropischen Temperaturen von 25 – 28°C schwitzen wir viel und unsere Energie und Kraft nahm von Minute zu Minute ab.

 

Als Haustier hält diese Familie einen kleinen Affen, der ziemlich süß war. Allerdings fand er zwischenzeitlich meine Kamera so cool, dass er mir sie eiskalt aus der Hand geraubt und ein wenig durch die Lüfte geschleudert hat. Leider war seine Kreativität nicht so groß, dass er auf die Idee gekommen ist, ein Video von mir zu drehen oder ein Foto von mir zu schießen. Ich hätte wahrscheinlich sehr lachen müssen! Ein diesem Tag prasselten sehr viele Eindrücke auf mich hernieder. So kamen wir beispielsweise auch ein einer großen Cocaplantage vorbei. In Peru ist es legal diese zu bauen und zu bewässern, sofern gesichert ist, dass es nicht zur Herstellung von Drogen verwendet wird. Vor einigen Jahren wurden diese Pflanzen von der indigenen Bevölkerung zum einen als Medizin für offene Wunden und zum anderen als Opfergaben an die Pacha Mama verwendet. Heutzutage leben die Familien, die in dieser Gegend leben auf der einen Seite von dieser bekannten Pflanze und auf der anderen Seite von den Kaffeebohnen, die im Urwald ebenfalls wachsen. Unsere beiden Jungs, Florian und Benni, kamen auch auf die glorreiche Idee einige Bohnen zu pflücken und diese dann anschließend hier bei unserer Gastfamilie zu trocken.

Auch die Fauna Perus war an diesem Tage wieder sehr schön zu beobachten. Diesmal haben wir eben nicht nur Hühner, Schweine oder Hunde am Straßenrand gesehen, sondern konnten ebenfalls viele Schmetterlinge, Kolibris oder Papageien beim Fliegen beobachten. So wurde auch der sehr anstrengende Abstieg zu einem schönen Erlebnis, der wieder auf einem schmalen Weg zurückgelegt wurde. Als wir wieder am Fluss entlang gewandert sind, durften wir kurz in dem eiskalten Wasser baden. Energie getankt ging es dann einige Kilometer Flussaufwärts durch ein Gebiet, das mich ein wenig an den deutschen Nordseestrand erinnert hat, - obwohl ich noch nie an der Nordsee war! Dort lagen viele große Felsen und Schilf kitzelte mich an meinen Beinen. Dieses Bild werde ich so schnell nicht vergessen. Untermauert wurde dieser Augenblick durch ein kurzes Gewitter und ein wenig Nieselregen, sodass wenige Minuten später ein wunderschöner, kräftiger Regenbogen am Himmel entstanden ist.
Da der Weg, der durch Klettern über die Felsen geprägt war, plötzlich endete, wurden wir von einem kleinen peruanischen Mann übergesetzt. Wir saßen dabei in einer kleinen Holzkiste, in der für zwei Personen mit Gepäck Platz war. Per Hand zog er an einem Seil, sodass sich unsere Kiste in Richtung der anderen Flussseite bewegte. Dafür bekam er einen kleinen Obolus von uns, da er mit diesem Geschäft sein Geld verdient.
Keine 500 Meter von dieser Attraktion entfernt, befanden sich die ersehnten heißen Quellen, auf die wir uns den ganzen Tag gefreut haben. Endlich im Wasser angekommen, begann es stark zu regnen und zu gewittern, was uns jedoch nichts ausmachte und wir fröhlich weiterplantschten. Nachdem es mir allerdings doch ein wenig zu kühl wurde, entschied ich mich dazu, mich zu Babara zu setzen, die leider ihre Schwimmsachen in Bolivien vergessen hatte. Sie war bereits im Gespräch mit einem Italiener, der gebürtig aus Belgien stammt. Vergeblich versuchte er uns beide zu einem Discobesuch abends in Santa Teresa zu bewegen. Da wir beide allerdings so müde und kaputt von der anstrengenden Wandertour durch die Anden waren, freuten wir uns zu diesem Zeitpunkt nur auf unser Bett und eine Dusche, die uns von dem ganzen Dreck und Staub, der sich auf der Tour zusammengetragen hatte, befreien sollte.
Mit einem Bus wurden wir zu unserem Zielort Santa Teresa gefahren. Dort inspizierten wir sofort unser „Mädchengemeinschaftsschlafzimmer“. Mit sieben weiblichen Personen haben wir uns ein Zimmer geteilt, was unseren beiden koreanischen Zimmergenossinnen sichtlich unangenehm war.

 

Bürgerlich gespeist haben wir in einem kleinen, süßen Restaurant, in dem ich mir das erste Mal in Peru Alpacafleisch bestellt habe - und es hat gut geschmeckt!

weil Gruppenbilder eine Seltenheit sind!
weil Gruppenbilder eine Seltenheit sind!

Tag 3: Zip-Lining über die Anden und Weg entlang der Schienen

Den dritte Tag verbinde ich im Nachhinein vor allem mit einem Wort: AUSSCHLAFEN! Da wir an den Tagen zuvor uns immer bereits um 5 Uhr oder spätestens halb sieben getroffen haben, war es ein absoluter Luxus dieses Mal bis halb neun auszuschlafen. Nur unsere liebe Abi fehlte, unsere Guia, die an diesem Tag einfach ausschlafen durfte. Das ist aber auch verständlich, wenn man berücksichtigt, dass sie an diesem Vormittag beim Zip-Lining keine Aufgabe inne hatte. Ebenso wie am vorherigen Tag aß ich zum Frühstück einen leckeren Fruchtsalat mit Jogurt, der wieder gut geschmeckt hat! Kurze Zeit später wiesen uns zwei freundliche Peruaner bereits in die Materie des Zip-Lining ein, das wieder keine zehn Fahrminuten mit dem Bus stattfand.
Die Fahrt an sich war allerdings wieder ein Erlebnis wert, denn obwohl in dem Bus nur für 15 Personen Platz war, quetschten sich vier weitere dazu. Der letzte entschied sich dazu, sich aufs Dach zu setzen und auf diese Art und Weise auch auf unser Gepäck, das sich ebenfalls auf dem Dach befand, aufzupassen.

 

Das Zip-Lining an sich hat mir viel Spaß gemacht. Auf fünf verschieden lange Bahnen durften wir uns austoben. Leider hat die Reiseagentur, bei der wir gebucht hatten, an diesem Tag ein wenig zu viel versprochen. So dauerte dieses Erlebnis beispielsweise keine zwei Stunden, sondern nur knapp eine; die längste Strecke war nie und nimmer einen Kilometer lang, sondern maximal die Hälfte und auf 80 km/h haben wir auch zu keinem Zeitpunkt beschleunigen können. Daher war ich sichtlich ein wenig enttäuscht, was allerdings kurze Zeit später durch eine lange Hängebrücke ausgeglichen wurde. Diese 100 Meter glichen für mich einer Achterbahn der Gefühle. Babara, Anna-Maria's Schwester, habe ich auf diese Weise beispielsweise lieben und hassen gelernt. Lieben, als sie mich immer wieder ohne zu murren von dem Sicherheitskabel gelöst hat, um auf die nächste Ebene zu gelangen und hassen, als sie direkt zu Beginn die Extreme der Brücke gesucht hat und ihre Füße an die äußersten Ränder der Brücke gesetzt hat, sodass das Konstrukt wie ein Kuhschwanz gewackelt hat – und meine Angst ins Unermessliche stieg!
Als dieses Erlebnis auch glücklicherweise endlich vorbei war, haben wir wieder ein paar Orangen von den Bäumen gesammelt, um daraufhin 20 Minuten auf unseren Bus zu warten, der uns zurück nach Santa Teresa bringen sollte, da von diesem Punkt aus unsere Reise weitergehen sollte.
Als der Bus endlich eintraf, stellten wir mit Erschrecken fest, dass Benni immer noch nicht wieder anwesend war. Die Aufregung stieg und stieg. Florian schrie sich die Seele aus dem Leib und Benjamin war sichtlich erleichtert, als er endlich eine Stimme von uns hörte, nachdem er sich schon einige Überlebensstrategien für die nächsten Tage ausgemalte hatte. Nass geschwitzt und vollkommen fertig stieg er dann ebenfalls zu uns ins Auto: Die Reise ging weiter!
Durch die Windschutzscheibe des Autos durften wir wieder wunderschöne, große Wasserfälle beobachten, die mich stark beeindruckt haben.
Von Santa Teresa aus liefen wir wieder zu Fuß weiter, allerdings wieder mit unserem schweren Gepäck auf dem Rücken. Der Weg führte an den Eisenbahnschienen entlang, auf denen der lau hupende Perurail von Aguas Calientes nach Ollantaytambo fährt. Uns führte der Weg jedoch direkt zum Mittagessen und zu unserer ersehnten Pause, die in gemütlichen Hängematten stattfand.
Natürlich rief Abi schon von weitem, dass die Reise weiter gehen solle, als ich gerade eingeschlafen war und die Zeit in den Hängematten in vollen Züge genossen habe. Aber Abi’s Wort war und ist Gesetz, also sattelten wir uns wieder unsere Rucksäcke auf und liefen weiter an den Schienen entlang bis zu einer kalten Quelle, in die die Jungs und ich reinsprangen, um uns abzukühlen und ein wenig den Spaß in vollen Zügen zu genießen. Regina und Florian hatten die Möglichkeit an einer Liane zu schwingen und sich wie Tarzan und Jane zu fühlen! ♥
Als der Weg gerade schien besonders lang zu sein, sagte uns Abi, dass der Berg, den wir gerade sehen, der Machu Picchu sei und direkt nebenan sich der Wayna Picchu befände, der ebenfalls einer der drei Berge ist, die das vierte Weltwunder einschließen. Das Ziel befand sich als in denkbarer Nähe, sodass die folgenden Schritte viel leichter vom Fuß zu gehen schienen.
Das Dorf Aguas Clalientes passierten wir bis zu unserem luxuriös ausgestatteten Hostel, in dem wir uns mit warmen Wasser duschen konnten und das sogar in unserem eigenen Bad, das nicht für jedermann zugänglich war. Zudem gab es dort einen öffentlichen Pc, an dem ich viele eurer Mails beantwortet habe, die ihr mir in den letzten Tagen geschickt habt!
Zudem mussten wir uns noch auf den Weg in die Stadt machen, um uns etwas zu essen und zu trinken zu kaufen, da eine Mahlzeit oben auf dem Machu Picchu nicht bezahlbar gewesen wäre.

Brücke ♥
Brücke ♥

Tag 4: Das vierte Weltwunder! ♥

Der letzte, und für mich auch schönste Tag, sollte planmäßig um 5:30 Uhr beginnen. Da wir aber schon viel von der peruanischen Mentalität übernommen haben, verschliefen wir erstmal so lange, dass unsere Reise erst eine ¾ Stunde später beginnen konnte.
Selbstverständlich war der Himmel dennoch dunkel und schwarz, sodass wir trotz meiner kleinen Taschenlampe nur sehr wenig sehen konnten. Viele Steine, die auf diesem Weg lagen, erschwerten noch zusätzlich diesen Weg.
Als wir dann die erste Pass- und Ticketkontrolle passiert hatten, erwarteten uns 1782 unregelmäßig große Steinstufen – die ungefähr 400 Höhenmeter bedeuteten – auf uns, die uns alle sehr zum Schwitzen gebracht haben. Hin und wieder konnte man von Personen, die früher losgegangen sind, Licht wahrnehmen; häufig wurde man auch genau von diesem Licht tierisch geblendet.
Als es endlich ein bisschen hell wurde, wusste man genau, wieso man so viel Kraft und Energie in diese Stufen investiert: Für den Ausblick! Die Umgebung, die besonders von den bewachsenen Bergen geprägt war, bleibt nach wie vor einfach traumhaft schön!
Da wir uns dazu entschieden haben für uns sieben Personen drei Rucksäcke mit den Sachen zu packen, die wir uns zuvor gekauft hatten, konnten wir uns super abwechseln und die, die nicht mehr konnten, haben den Rucksack an eine andere Person abgeschoben.
Als wir oben angekommen waren und auch die zweite Passkontrolle mit Bravour gemeistert wurde, haben wir sofort Abi sowie die beiden Koreanerinnen gefunden, die mit dem Bus nach oben gefahren sind, und unsere Führung – geleitet von Abi – konnte beginnen.
Vieles Neues erfuhren wir in diesen zwei Stunden. Beispielsweise erfuhren wir, dass die Stadt im 15. Jahrhundert auf Befehl des Inkaherrschers Pachakutiq Yupanqui zwanzig bis dreißig Jahre lang errichtet wurde. Der Grund, dass die Spanier während der Eroberung Südamerikas diese heilige Stätte nicht zerstören konnten, lag darin, dass ein späterer Inkaherrscher alle Wege, die zum Machu Picchu führten, zerstörte. Daher hatten die Spanier keine Möglichkeit diese Stadt zu zerstören, wodurch dort auch noch heute Elemente der Architektur und Kultur der Inkas erhalten sind, die in anderen Städten zerstört wurden.
Außerdem erkennt man auch verschiedene Baustile der Inkas. Während die Wände, die zuerst errichtet wurden durch großen, monströse Steine geprägt waren, waren die Wände, die zum Ende hin erbaut wurde, vor allem durch kleine, perfekt aufeinanderpassende Steine gekennzeichnet.
Das ganze Konstrukt hat mich in einem so hohen Maße beeindruckt, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Die Aussicht, die Bedeutung jedes einzelnen Fensters oder Steines. Alles war von den alten Inkabewohnern perfekt durchdacht und errichtet.
Die Sonne schien früher auch eine immense Bedeutung zugesprochen bekommen zu haben. Es gibt in dieser Berglandschaft beispielsweise zwei Fenster, die so errichtet sind, dass zu Sommer- und Winteranfang die Sonne exakt durch diese beiden Fenster schien und damit auch als eine Art Kalender diente. An einem anderen Ort gab es zwei runde Aushebungen, in denen sich Wasser gesammelt hat. Von einigen Reiseführern wird diese Skulptur als „Wasserspiegel zum Beobachten des Himmels“ gedeutet.
Die Führung endete, wir verabschiedeten Abi und die beiden Koreanerinnen, die schon um 13:00 Uhr den Zug zurück nach Cusco nahmen und wir nutzen die freie Zeit um einige verrückte Gruppenfotos zu machen sowie – unerlaubterweise – unsere Brote und unser Obst aus den Rucksäcken zu nehmen und unser Frühstück sowie unser Mittagessen zu uns zu nehmen.
Dies schien ein Lama schon vom weitem zu riechen, sodass es uns kurze Zeit später schon Gesellschaft leistete und Spaß daran hatte uns ein wenig Angst einzujagen.
Gegen 14:30 Uhr verließen Franca, Florian und die beiden Schwestern zusammen mit mir den alten Berg. Dort entstand die Geschäftsidee zwischen Franca und mir eine Gondel zu errichten, die die Personen von Aguas Calientes – übrigens auch Machu Picchu Pueblo (Dorf) genannt – bis oben auf den Berg transportieren soll. Auf diese Art und Weise könnte zum Beispiel die Umwelt ein wenig geschützt werden, die momentan durch die starken Abgase der Busse belastet ist. Natürlich haben wir einen Vertrag angefertigt, der dieses Vorhaben bescheinigt. ;)

 

Zurückblickend lässt sich für mich festhalten, dass ich diesen Tag niemals vergessen werde. Wahrscheinlich hat mir der Machu Picchu auch deshalb nochmal ein bisschen besser gefallen, da mir viele Menschen vorher gesagt hatten, dass es gar nicht so schön sei, wie man eigentlich erwartet.
Und da meine Erwartungen gering waren, wurden sie doch in einem sehr hohen Maße übertroffen!
Froh und glücklich heil wieder in Aguas Calientes angekommen zu sein, entschlossen wir uns noch schnell etwas essen zu gehen und unseren Füßen eine Auszeit zu gönnen.
Dennoch besuchten wir danach noch einen Markt in diesem Ort, der wieder viel zu bieten hatte. Da ich aber glücklicherweise kein Geld mehr zur Verfügung hatte, kam ich gar nicht in Versuch etwas zu kaufen. Völlig erschöpft und übermüdet gingen wir zurück in unser Hostel, in dem wir noch ein bisschen Fernsehen geschaut haben und am öffentlichen Computer die eine oder andere unbeantwortete Email beantwortet.
Um 21:30 fuhr dann schließlich unser Zug nach Ollantaytambo, wo unser Bus nach Cusco wartete. Summa summarum waren es vier unvergessliche Tage durch den Dschungel zum Machu Picchu, die ich sicherlich noch ein bisschen mehr genossen hätte, wenn es nicht so viele Touristen gäbe!

 

Franca, Regina und ich im Sonnenspiegel der Inkas! ♥
Franca, Regina und ich im Sonnenspiegel der Inkas! ♥
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Ihr vermisst mich? ♥

Dann setzt euch zusammen, nehmt euch dieses Rezept zur Hand und denkt an mich:

Pisco Sour - Der Nationalcocktail Peru! ♥

¾ Pisco (Traubenschnaps)

¼ frischgepresster Limonensaft

2 Teelöffel löslicher Zucker

1 Eiweiß

Angostura

gestoßene Eiswürfel

Alles zusammen zwei Minuten durchmixen und anschließend in Gläser füllen. Nach Belieben mit ein wenig Zimt bestreuen und genießen! Und selbstverständlich dabei an mich denken!

Und ja, ich vermisse euch auch!

Muchas nuevas impresiónes! ♥

So, liebe Leute!

Heute ist es wieder soweit und ich berichte euch ein wenig über mein Leben hier in Cusco! Es gibt auch wieder einiges zu berichten, denn ich habe das Gefühl, dass das Leben hier bei den offenen, herzlichen und ein wenig chaotischen Peruanern niemals langweilig werden kann! Das bemerke ich vor allem bei dem niemals ruhenden Verkehr! Für mich ist es unerklärlich, dass nicht alle zwei Minuten ein Unfall aus dem Fahrstil resultiert. Ist grün fahren wir, ist nicht grün? – auch! Als Fußgänger ist man meist gewiss nicht sicher und manchmal habe ich wirklich Angst die Straße zu überqueren, besonders wenn der morgendliche Gang zur Sprachschule ansteht.

In der Sprachschule ist auch einiges passiert. Unter anderem habe ich eine neue Lehrerin, Karina. Sie ist eine sehr nette, vielleicht ein bisschen verschlossene Person, die auch viel Zeit darin investiert, dass wir unsere Spanischkenntnisse ausbauen können. Allerdings wiederspricht sie sich ab und zu in grammatikalischen Dingen mit unserer zweiten Lehrerin, Yessenia. Natürlich ist das ein wenig problematisch, denn wenn man einmal das Gefühl hatte die Unterscheidung zwischen „Indefinido“, „Imperfecto“ und „Perfecto“ verstanden zu haben, verwirrt uns Yessenia mit ihren Aussagen zur Materie. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass es überhaupt keine Regel gibt und unsere Lehrinnen Spaß daran haben uns leiden zu sehen. BROMA! (zu Deutsch „Witz“, wie Yessenia immer zu sagen pflegt). Allerdings habe ich seit dieser Woche nicht nur eine neue Lehrerin, sondern auch zwei neue Schüler in meiner Gruppe. Da Paul diese Woche Einzelunterricht nimmt, hat er unsere Gruppe verlassen und dafür kamen Christoph – aus Sögel – und Emma, die in Scotland lebt und Deutschlehrerin ist, hinzu. Auch mit ihnen macht es Spaß zu lernen und ab und zu ein wenig zu albern.

Am Montag fand der Unterricht nicht statt, da am Sonntag und Montag der peruanische Nationalfeiertag war. Uns wurde angekündigt, dass ein großes Fest am Plaza stattfinden wird, was jedoch nicht der Wahrheit entsprach. Eigentlich ist das sehr ungewöhnlich für Peru, da in diesem Land normalerweise jedes kleine Fest mit einem Festzug ausgebaut wird.

Stattdessen entschieden wir uns eine Markthalle 10 Gehminuten von unserer Gastfamilie entfernt zu besuchen. Dort konnte man wieder alles, was das Mädchenherz höher schlagen lässt und ließ, kaufen. Besonders gut kann man in solchen Hallen Andenken kaufen. (Wink mit dem Zaunpfahl: Meldet euch!) Da wir von einem Bärenhunger geplagt wurden, als wir uns von dem Markt aus nach Hause begeben haben, kehrten wir noch in ein Restaurant ein, das wir schon länger im Auge hatten. Das Essen war einfach köstlich! Die Kombination aus Spagetti und Quinoa ist fast nicht zu toppen und wenn sie doch zu toppen ist, war es das Gericht, das sich Regina bestellt hatte: Nudeln mit Lammragout! Himmlich, liebe Leute! ♥

Die letzten Tage waren wir häufiger in einem vegetarischen Restaurant essen, das mir persönlich sehr gut gefällt! Normalerweise sagt man ja uns Europäern nach, dass wir Obst und Gemüse hier in Südamerika nicht gut vertragen, da vieles gespritzt wird. Einen Apfel zu essen ohne ihn vorher zu schälen ist demnach auch undenkbar. In diesem Restaurant allerdings ist es kein Problem, denn sogar die Tomaten, die auf dem Teller liegen, sind geschält und gehäutet. Jeden Tag gibt es dort ein anderes Menü, das für 8 Soles sehr, sehr günstig ist. Morgen möchten wir nach der Sprachschule ein drittes Mal in dieser Woche dort essen gehen!

Mittwoch war ein sehr anstrengender Tag für mich. Morgens bin ich schon widerwillig aufgestanden und bestimmt wusste ich auch schon zu diesem Zeitpunkt wieso: Wie jeden Tag begann um 9:10 Uhr die Sprachschule und nach der ersten Viertelstunde kam schon der erste „Schock“. Natürlich hatte ich mittlerweile ganz vergessen, dass wir die vier Stunden, die auf Grund des Nationalfeiertages am Montag ausgefallen sind, nachholen müssen. So weit so gut, jedoch besteht leider die Tatsache, dass Unterricht nachholen grundsätzlich bedeutet, die Schule nachmittags zu besuchen.

Da wir uns darauf einigen mussten, den Kurs am gleichen Tag nachzuholen, bedeutete es, direkt nach dem offiziellen Schulschluss essen zu gehen. Auch am Mittwoch waren wir im vegetarischen Restaurant essen, anschließend besuchten Lisa, Franca und ich noch ein kleines Café, das mir von meiner Spanischlehrerin empfohlen wurde. Muy rico! Dort haben wir auf jeden Fall vor noch ein zweites Mal hinzugehen, weil es sich alleine für den traumhaften Ausblick über den Plaza del Armas und generell über Cusco lohnt!

Außerdem habe ich mir am Mittwoch einen Trekkingrucksack gekauft, da ich von der Annahme überzeugt war, dass ich für den Machu Picchu Trip, der am Samstag starten wird, einen größeren Rucksack benötige. Daher machten sich Franca und ich auf den Weg nach einem guten Rucksack für nicht allzu viel Geld. Glücklicherweise sind wir ziemlich schnell fündig geworden, sodass ich direkt im Anschluss – und ein wenig zu spät – zum Nachmittagsspanischunterricht antreten konnte.

Kurze Zeit nach Unterrichtsende haben wir uns mit allen vor dem Reisebüro getroffen, mit dem wir auch schließlich unsere vier Tagestour zum Machu Picchu gebucht haben. Als Rolando mir jedoch sagen wollte, dass wir maximal 5 Kilo mit auf die Reise nehmen dürfen, bin ich fast vom Glauben abgefallen. Natürlich kann ich den Trekkingrucksack noch im Urlaub benutzen und werde ihn auch sicherlich benötigen, jedoch hätte ich mir den Stress an diesem Tag gut ersparen können.

Nachdem ich dann noch zusammen mit meiner treusten Begleiterin dieses Tages, Franca, zur Post gegangen bin, bin ich gegen 21 Uhr peruanischer Ortszeit nach 12 Stunden herumlaufen in Lili’s Küche angekommen und konnte einen leckeren Zimttee (Me lo encanta mucho! ♥) genießen. Zudem haben wir vorher in einem Supermarkt Käse und frische Gurken gekauft sowie in einem kleinen Laden ganz in der Nähe Brötchen kaufen können, die den deutschen sehr ähnlich sind! Es war ein Festmahl sondergleichen für uns, da uns die weichen oder ganz harten Brötchen, die es morgens zum Frühstück gibt, nicht sehr gut schmecken. Und ein Brötchen kostet umgerechnet nur 5 Cent! Unfassbar aber wahr! Lili spendierte uns zusätzlich eine Avocado, die auf dem Brötchen in Kombination mit ein wenig Salz sehr gut schmeckt! Gegen 23 Uhr bin ich endgültig tot ins Bett gefallen, aber konnte leider nicht allzu gut schlafen.

 

Heute, am Donnerstag, machten wir uns zusammen mit der Sprachschule auf nach Moray und Chincero. Beides sind kleine Orte, die sehr beeindruckend waren. Zuerst besuchten wir ein Familienunternehmen in Chincero. Dort hat uns Nora, ein 15 jähriges Mädchen, etwas über die Methoden Wolle einzufärben, erzählt und uns gezeigt, wie die Menschen früher Shampoo hergestellt haben. Es war sehr spannend ihr zuzuhören, besonders weil sie es sehr anschaulich mit Gegenständen erklärt hat. Dazu durften wir einen kleinen Coca-Tee trinken, der auch gut geschmeckt hat. In diesem Ort haben wir auch ein bisschen was über das Gemüse der Inkas gelernt. Neben 4000 verschiedenen Kartoffel- und Maissorten, über 2500 verschiedenen Quinoasorten habe ich außerdem das erste Mal was von dem Gemüse „Lisa“ gehört, die zwar der Kartoffel im Aussehen gleicht, jedoch vollkommen anders im Geschmack sei.

Die Familie hat zusätzlich in einem Innenhof Alpacapullover, Schals, Handschuhe und weitere Dinge aus eigener Produktion verkauft. Im Durchschnitt war es dort ein wenig teurer als in anderen Orten, weshalb sich jeder dagegen sträubte dort etwas zu kaufen. Da aber die Familie so nett und freundlich zu uns war, entschied ich mich dazu dort mein erstes Armband aus Wolle zu kaufen. Die Kosten für das Band waren nicht sonderlich hoch und somit konnte ich auch der Familie etwas Gutes tun, auch wenn es nur sehr gering war.

Die folgende Fahrt nach Moray war sehr anstrengend. Durch das exzellente Fahrverhalten unseres Busfahrers und die mehr oder minder befestigten Straßen, wurde der Sand auf den Straßen aufgewirbelt und meine Augen brannten wie schon lange nicht mehr. Zudem lag auf den Straßen so viel Schotter, dass keine Minute in diesem Bus verstrich, in der wir nicht vollkommen durchgeschüttelt wurden.

Gelohnt hat sich diese Tortur dennoch auf jeden Fall! Die Aussicht über die antiken Treppen, die in rundlicher Form angelegt wurden, war phänomenal!

Die ganze Anlage ist über 3500 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, umgeben von beeindruckenden Bergen und teilweise schneebedeckten Gletschern. Jede Terrasse soll einen der umliegenden Berge verkörpern, sodass das Konstrukt wie eine Miniaturnachbildung sein soll.

Dadurch, dass die Terrassen unterschiedlich hoch liegen, konnte auf den verschiedenen Stufen, verschiedenste Pflanzen, Getreide und Gemüse wie Kartoffeln, Mais, Gerste oder Quinoa angebaut werden. Der Temperaturunterschied zwischen der untersten und obersten Stufe beträgt bis zu 15 °C. In Moray sind viele schöne Fotos entstanden, die ihr jetzt in meiner Bildergalerie abrufen könnt.

Danach machten wir uns auf den Weg nach Urubamba, eine Stadt die zwischen Moray und Cusco gelegen ist, um dort etwas zu essen.

Es erwartete uns ein großes Buffet, wo wir allerhand probieren konnten! Angefangen von Alpaca-Gulasch über verschiedene Salate, Seviche (Fisch, der mit Zitronensaft beträufelt wird) bis hin zu Nudelaufläufen und verschiedenen Kartoffelarten.

Insgesamt war es ein sehr gelungener Tag, wenn mir von der Busfahrt nicht sehr übel gewesen wäre! Mittlerweile geht es mir wieder viel besser, also ein Grund zur Beunruhigung!

Nach unzähligen Worten Berichterstattung verabschiede ich mich für heute und wünsche euch eine tolle Woche in Deutschland! Da ich mich frühestens am Mittwoch – nachdem die Reise zum Machu Picchu beendet ist - melden kann, wünsche ich meinen Großeltern auch auf diesem Wege alles, alles Liebe und Gute zur Goldhochzeit! Feiert ein tolles Fest in Deutschland, ich hab euch lieb!

 

Ganz liebe Grüße auch an meine Freunde und meine Familie!

 

Besos, Anna! ♥

Die Quiquijana Crew + die Schwester von Anna-Maria ♥
Die Quiquijana Crew + die Schwester von Anna-Maria ♥
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Rafting & Cristo Blanco bei Nacht.

Hola a todos en Alemania!

 

Da ich mich nicht mehr seit Mittwoch gemeldet habe, veröffentliche ich heute einen ausführlichen Bericht über die letzten vier Tage hier in Cusco.

Als die Sprachschule am Donnerstag gegen 13 Uhr endete und wir in unserem Stammrestaurant, dem Mordisco, ein gutes Essen für sehr wenig Geld zu uns genommen haben, stand an diesem Tag offiziell kein weiterer Programmpunkt an.

Abends machten wir uns jedoch nochmal auf und besuchten einen kleinen Hinterhof mitten in der Stadt, in dem mehrere kleine Läden typische peruanische Kleidung oder kleine handgefertigte Keramikutensilien verkauften.
Franca und ich haben uns jeweils eine Mütze gekauft. Sie ist nicht nur wärmend, was bei dem aktuellen Wetter wirklich hilfreich ist, sondern auch ein modisches Accessoire, das man gut mit den wunderschönen peruanischen Pullovern kombinieren kann.
Ganz in der Nähe befand sich ein kleines Reisebüro, mit dem wir unseren ersten Tagesausflug geplant haben: Wir buchten, dass wir Samstag (gestern) nach Quiquijana fahren, um dort raften zu gehen. Dazu erzähle ich euch jedoch später mehr.
Anschließend durften wir in Lili’s Küche eine Chirimoya probieren. Es ist eine sehr exotische Frucht, die man auslöffelt und das Fruchtfleisch auf komplizierte Art und Weise von den Kernen löst. Nachdem wir dazu noch einen Tee getrunken, unsere Hausaufgaben gemacht und mit unseren Gasteltern ein wenig geredet haben, sind wir mit einer großen Vorfreude auf Samstag schlafen gegangen.

Am Freitag klingelte – wie selbstverständlich – um halb acht unser Wecker, der uns wie immer liebevoll darauf hinwies, aufzustehen und die Schule zu besuchen. Nachdem diese aber gut überstanden war, konnten wir in vollen Zügen die Sonne genießen, die sich an diesem Tag zum ersten Mal mit strammer Brust gezeigt hat. So gehört sich das auch! Glückerweise erhielten wir auch unsere Reisepässe zurück, die sich bis dato in Lima befanden. Zudem sind wir nun glückliche Besitzer eines Carnets, das uns über das Jahr hinweg als Halbperuaner ausweist. Dadurch bekommen wir Vergünstigungen, sodass wir prompt die Reise zum Machu Picchu auf das nächste Wochenende gelegt haben.

Abends trafen wir uns erneut mit unseren Tandem-Partnern zum Café Berlin. Mit ihnen haben wir ein bisschen über Gott und die Welt gesprochen und dazu einen leckeren, saftigen Schokoladenkuchen gegessen, der sehr gut geschmeckt hat.
Nach mehreren Stunden machten wir uns dann wieder auf den Weg nach Hause und schlossen die Augen, mit dem Gedanken daran, morgen einen unvergesslichen Tag zu erleben.

Und so war es dann auch:

Da wir beim Anziehen und Frühstücken ein wenig getrödelt haben, kamen wir zuerst einmal zu spät an dem Bus an, der uns nach Quiquijana fahren sollte. Dass Zuspätkommen hier in Peru allerdings überhaupt kein Beinbruch ist, haben wir uns schon denken können. Aber dass wir noch eine weitere Halbestunde auf andere Passagiere warten werden, war ein wenig nervenaufreibend.
Nach 1 ½ Stunden Busfahrt kamen wir am Zielort an. Besonders gefreut hat uns, unseren zukünftigen Wohnort Quiquijana zu sehen. Um 11:11 Uhr – die Zeit zu der man sich etwas wünschen darf – sahen wir zum ersten Mal das Jugendhaus sowie das Gewächshaus, in denen wir in Zukunft 5 Tage in der Woche unsere Zeit verbringen werden.

Zu dem Zeitpunkt waren wir uns alle sicher: Es wird ein atemberaubender, unvergesslicher Tag hier in Peru!
Der Busfahrer fuhr allerdings noch eine Viertelstunde weiter Richtung Südosten, wo wir schließlich unsere Neoprenanzüge, Helme, Schwimmwesten und unsere ultraschönen „Regenjacken“ bekommen haben. Nach einer kurzen Einweisung in die Materie und Spezialtipps unseres Guides, wurden wir in Gruppen eingeteilt. Wiederrum kurze Zeit später, saßen wir in den Booten und unsere Raftingtour „extreme“ - wir konnten zwischen extrem und ruhig wählen - begann. Dies merkte man schon wenige Minuten später, denn es dauerte keine 10 Minuten, bis unser Boot das erste Mal kenterte. Durch die ständigen Rufe unseres Guides Alexandris „Jump to the Left“, „Jump to the Right“ schafften wir es schließlich kurz vor Ende der Tour unser Boot ein zweites Mal unter Wasser zu setzen.
Zwischenzeitlich war es uns auch erlaubt von Felsen zu springen oder Lieder wie „Yellow Submarine“ zu singen. Es war ein richtig schöner Tag, den ich so schnell nicht vergessen werde. Anschließend hatten wir die Möglichkeit eine Sauna zu besuchen, damit wir von dem 12 Grad „warmen“ Wasser auftauen konnten, mit dem ich an diesem Tage drei Mal Bekanntschaft machen durfte.
Gegen 17 Uhr machten wir uns dann wieder auf den „Heimweg“ nach Cusco. Da ich die Raftingtour in meinen Chucks antrat und diese durch das Kentern aufgeweicht waren, durfte ich den Weg zu Lili’s Haus barfuß antreten – Auch eine Erfahrung, die ich nicht schnell vergessen werde.
Gestern Abend besuchten wir außerdem noch einmal den Plaza de Armas, da wir gesagt bekommen haben, dass dort in den Nationalfeiertag hineingefeiert werden würde. Allerdings bewahrheitete sich die Aussage, dass dort mit lautem Gesang und Tänzen dem Tag entgegengefiebert wird, an dem die Unabhängigkeitserklärung gegen die Spanier unterschrieben wurde, nicht.
Kurzerhand erschlossen sich die Mädels und ich dafür uns in ein Café zu setzen, in dem wir eine heiße Schokolade getrunken und ein Sandwich gegessen haben.

Heute, am Sonntag, besuchten wir um 12 Uhr den Gottesdienst. Wie ich bereits letzte Woche schrieb, findet er hier stündlich statt und an mehreren Orten gleichzeitig.
Der heutige Pastor rief die peruanische Gemeinde dazu auf, das Glaubensbekenntnis besser und auswendig zu lernen, da es ja nicht sein könne, dass nur zwei Leute dieses Gebet einwandfrei beten könnten. Auch ich mache es mir zur Aufgabe die wichtigsten katholischen Gebete nun auf Spanisch zu lernen.
Nachdem wir alle zusammen essen waren und ich mit meiner Familie skypen konnte, machten wir uns auf den Weg zum Cristo Blanco. Es ist ein wunderschöner Blick über Cusco, den man von diesem Ort aus hat. Zeitlich wollten wir es so organisieren, dass wir den Blick über die Inkahauptstadt noch bei Tageslicht, jedoch auch bei Mondschein betrachten konnten. Da wir allerdings noch in einem Supermarkt eine Kleinigkeit für unterwegs gekauft haben, lief uns die Zeit davon. Nachts hat man allerdings so eine schöne Sicht über das Lichtermeer der Stadt, dass wir uns entschlossen haben, bald ein zweites Mal dorthin zu fahren; vielleicht schon ein bisschen früher, da sich besonders der Rückweg ohne Taschenlampe ins Stadtentrum als nicht einfach entpuppte. So tasteten wir uns nur vorsichtig heran um Verletzungen jeglicher Art aus dem Weg zu gehen.

Für heute mach ich mal Schluss!
Ich wünsche euch wieder eine tolle Woche und schicke euch ganz liebe Grüße!

Eure Anna

Die beste Truppe des ganzes Flusses!
Die beste Truppe des ganzes Flusses!
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De lunes a Miercoles

»Von Monatg bis Mittwoch« lautet mein neuer Blogeintrag, da ich euch heute über diese Tage berichten werde.
Eigentlich ist gar nicht so viel Neues passiert, denn für uns ist hier - Dank dem morgendlichen Ritual zur Sprachschule zu gehen - Alltag eingekehrt. Wir stehen jeden Werktag gegen halb 8 Uhr auf, damit wir noch genügend Zeit haben, um zu duschen und zu frühstücken. Wenn wir zum Frühstückstisch schreiten, ist dieser immer schon von Lili liebevoll gedeckt, wodurch der Zwang aufzustehen ein bisschen erträglicher wird. Neben Brötchen, Tee und Marmelade gibt es auch immer einen frischgepressten Papaya- oder Ananassaft sowie Wurst und Käse.
Am Montag haben wir das erste Mal unsere Wäsche in einem Waschsalon um die Ecke abgegeben. Für weniger als einen Euro pro Kilo hat eine peruanische Frau mit kleinem Kind unsere Wäsche gewaschen und sie war sehr dankbar, dass sie durch uns Geld verdienen darf. Eine andere Schülerin aus Acupari hatte mit ihrem Salon nicht ganz so viel Glück, da sie über 50 Soles bezahlen musste, da der Kilopreis zum einen fast doppelt so hoch war als bei uns und zum anderen in einer anderen Gewichtseinheit gerechnet wurde!
Abends haben wir alle zusammen Spagetti mit Tomaten und Zucchini gekocht. Es hat nicht nur sehr viel Spaß gemacht zusammen zu kochen, sondern das Gericht hat durch unsere Kochkünste auch sehr gut geschmeckt.
Obwohl die Gewürze in Südamerika nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen sind - weder im Geschmack noch im Geruch -, schmecken mir auch diese sehr gut!

Nachdem wir am Dienstag nach der morgendlichen Sprachschule unsere Wäsche in der Wäscherei abgeholt haben, musste ich nachmittags ein zweites Mal hin, da morgen bei mir die erste Unterrichtseinheit ausfällt. Es war richtig anstrengend sich nachmittags noch einmal zwei Stunden lang mit den spanischen grammatikalischen Zeiten auseinander zu setzen.
In den zwei Stunden, die mir zwischen offizieller Sprachschule und Nachmittags gegönnt waren, waren Anna-Maria, Franca, Lisa und ich zusammen in einem Restaurant bei uns direkt um die Ecke. Nachdem wir sehnsüchtig 65 Minuten auf unser Essen gewartet haben, brachte man uns ein kaltes Gericht, welches dem Preis leider absolut nicht gerecht wurde. Natürlich war es eine Erfahrung wert, allerdings mussten wir danach noch an einem zweiten Ort essen gehen, damit wir satt wurden.

 

Abends hat uns Lili »Arroz con leche« zubereitet. Obwohl ich nicht der größte Fan von Milchreis bin, hat mir dieser gut geschmeckt!
Als Belohnung für den Nachmittagunterricht war ich heute (Am Donnerstag) zusammen mit meiner Gruppe, bestehend aus Marie und Paul, im Schokoladenmuseum. Wie gerne ich alles aufgegesssen hätte! Allerdings habe ich schon das Versprechen meiner Mitfreiwilligen bekommen, dass wir an meinem Geburtstag dort eine Kleinigkeit essen gehen. Ui, ich freue mich schon wie ein kleines Kind auf die Schokolade! Zudem hat uns Lili gestern Abend die Torten gezeigt, die sie den Freiwilligen, die letztes Jahr hier waren, gebacken hat! Ich freue mich tagtäglich mehr auf meinen Geburtstag. ♥

Außerdem hatten heute in der Sprachschule eine Lehrerin und ein Schüler Geburtstag. Es ist wohl Tradition der Schule einen großen Kuchen zu bestellen, wenn ein Geburtstag ansteht. So durften wir Dank der Beiden heute zwei Mal Kuchen und Tee genießen.
Nachher, gegen 15:30 Uhr (bei euch um 22:30 Uhr) findet ein Salsatanzkurs statt, der auch von der Sprachschule organisiert wird. Die Mädels und ich wollen uns auf jeden Fall mal an dem Tanz probieren. Ich bin gespannt, wie tollpatschig ich mich an dieser Stelle anstellen werde.

 

Und eine Ergänzung habe ich noch:
Die Verlässlichkeit des Wassers lässt sich mit der Verlässlichkeit des Internets vergleichen. Während ich an manchen Tagen ganze Videos problemlos aus dem Internet herunterladen kann, habe ich manchmal einen Tag fast gar kein Internet. The same procedure with water: Hin und wieder kommt es auch vor, dass in ganzen Stadtteilen das Wasser ausfällt und wir auf den Wasserkanister unserer Gastfamilie zurückgreifen müssen. Morgens ist das Wasser warm, abends kann das Wasser leider nicht mehr erhitzen werden und der Strahl wird von Minute zu Minute dünner, bis er vollkommen verschwindet.
Also seid mir bitte nicht böse, wenn ich eine Verabredung zum Skypen nicht einhalten kann!

 

Deseo una semana bonita en Alemania a ustedes! ♥
Übringens, jetzt wo in Deutschland die Temperatur nachlässt, habe ich das Gefühl, hat sich hier das Wetter einen Ticken gebessert. 

 

Ich denke ganz fest an euch. Eure Anna!

Das ist die Sprachschule Acupari von außen:)
Das ist die Sprachschule Acupari von außen:)
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El primer fin de semana en Perú

Hola mis amigas y amigos de Alemania !

Heute melde ich mich nochmal aus dem kalten Cusco und beginne mit meiner Berichterstattung am Donnerstagabend. Jeden Donnerstag um 21 Uhr findet von der Sprachschule aus ein Stammtisch statt. Allerdings werden dort meist nur ein, zwei Pisco Sour getrunken und geredet. An diesem Donnerstag habe ich José kennengelernt, der 10 Jahre lang in Deutschland gelebt und gearbeitet hat. José sagt, dass er am meisten in Deutschland die grünen Parks vermisst. Seit dieser Aussage habe ich umso mehr auf die Umgebung hier in Cusco geachtet und mir ist aufgefallen, dass sich durch die Straßen und Plätze grau und braun Töne ziehen. Außerdem spricht er von einem besseren Preisleistungsverhältnis in Deutschland, was ich erst gar nicht glauben konnte, da man hier alles für sehr wenig Geld bekommt. Man muss jedoch auch bedenken, dass die peruanische Bevölkerung im Vergleich zu Deutschland sehr, sehr wenig verdient.

Am Freitag Morgen sind wir wie üblich zur Sprachschule gegangen, allerdings nachmittags ein zweites Mal, da um 17 Uhr das sogenannte „Café Berlin“ stattfand. Hier haben wir uns noch einmal mit unseren Tandem – Partnern getroffen und ein wenig gequatscht. Direkt im Anschluss waren wir alle zusammen bei einem Italiener hier in Peru Pizza essen. Diese hat wirklich sehr gut geschmeckt. Wenn wir uns etwas Gutes gönnen möchten, wollen wir ein zweites Mal dorthin gehen.

Gestern, am Samstag, war ich zusammen mit den anderen auf einem wunderschönen Markt bei San Blas. Dort habe ich mir meinen ersten Alpacapullover für sehr wenig Geld gekauft. Dieser rettet mir im Moment meine Abende hier in Peru, da ich immer sehr friere. Er ist sehr flauschig und weich und garantiert warme, kuschelige Abende. Wobei wir beim Thema sind: Gestern Abend haben Lili, Fio, Regina und ich peruanisches Domino gespielt. Es macht sehr viel Spaß, aber vielleicht auch nur, weil ich drei von fünfmal gewonnen habe! Dazu haben wir gesalzene Maiskörner und Nüsse gegessen und der Abend war gerettet. Gegen halb 11 war ich im Bett, sodass ich am nächsten Morgen früh zur Messe gegen konnte. Zusammen mit meiner Gastmutter, ihrer Tochter und Anna-Maria haben wir uns allerdings für die Messe um elf Uhr in der Basilika am Plaza de Armas entschieden. Alleine in dieser Kirche findet von sieben bis zwölf Uhr stündlich eine Messe statt. Die erste um sieben Uhr ist auf Quechua und die folgenden auf Spanisch. Ich war beeindruckt von mir selbst, dass ich schon einiges verstanden habe, obwohl ich später auch noch einiges erfragen musste. Es hat sogar ein Chor gesungen. Es wurde nicht nur auf Spanisch, sondern auch auf Quechua gesungen, was ab und an eine Gänsehaut bei mir hervorgerufen hat.
Direkt im Anschluss war ich zusammen mit den anderen drei auf einem Friedhof, auf dem der Vater von Lili beerdigt ist. Hier gibt es viele schöne Rituale, die auf diesem Friedhof zelebriert werden. So gab es einige Familien, die am Grab des Verstorbenen die Dinge gegessen haben, die er am meisten mochte. Oder es gilt als Ritual den Grabstein dreimal mit Wasser zu begießen und dadurch zu säubern. Ich finde es immer wieder interessant eine andere Kultur auf diese Art und Weise kennenzulernen.
Gleich kommt der Großvater von Fio aus Lima die Familie besuchen. Unsere Gasteltern und Fio holen ihn gerade am Flughafen von Cusco ab. Es schien, als ob es ein großer Überraschungsbesuch ist, denn Fio hat ganz überrascht geguckt, als ihre Mutter den Namen ihres Großvaters erwähnte. Eine richtig klasse Sache, dass auch wir ihn kennenlernen dürfen!
Heute Abend kochen wir alle zusammen. Auch darauf freue ich mich schon!
Gleich muss ich allerdings noch meine Hausaufgaben für die Sprachschule machen und generell ein bisschen lernen.

Außerdem wollte ich mal erwähnen, dass ich wirklich eifersüchtig auf die Temperaturen in Deutschland bin! Oft bekomme ich Nachrichten, in denen ich vermittelt bekomme, dass es über 30 Grad in Deutschland sind. Zur Info: Wir knacken im Moment mit ach und Krach die 15° C Marke! Im Allgemeinen kann ich sagen, dass es die kleinen Dinge sind, die ich an meiner Heimat vermisse. Nichts großes, aber die kleinen Sachen, die man sonst eventuell gar nicht wahr nimmt.

 

"Ich stelle mir bisweilen vor, wenn ich durch die Straßen gehe, ich sei ein Fremder, und erst dann entdecke ich, wieviel zu sehen ist, wo ich sonst achtlos vorübergehe."

- Rabindranath Tagore -


Trotzdem herzallerliebste Grüße aus dem schönen Cusco,

Un cordial saludo a todos y un fuerte abrazo a mis amigos y a mi familia.

 

In Liebe, Anna!

Tandempartner und wir:)
Tandempartner und wir:)
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Excursión a Tipón!

Der heutige Tag begann für uns bereits 60 Minuten früher, da wir schon um 8 Uhr in der Sprachschule sein mussten. Anstatt dass wir vier Stunden unterrichtet wurden, beschränkte sich der Unterricht auf nur zwei. Direkt im Anschluss sind wir nämlich in den Ort Tipón gefahren, der nur eine Stunde mit dem Auto entfernt ist. Es ist ein Ort, der bereits von den Inkas errichtet wurde. Auf den Bildern, die ihr in meiner Fotogalerie findet, seht ihr das imposante Werk, das schon vor ungefähr 500 Jahren erbaut wurde. Der Name „Tipón“ lässt sich von einem Wort der alten Inkasprache Quechua ableiten und bedeutet so viel wie „Quelle“. Denn genau das ist auch das Augenmerk dieses Ortes. Am höchsten Punkt des Ortes entspringt diese Quelle, die durch den kompletten Ort fließt. Außerdem gibt es dort einen Weg, der von Kolumbien über Equador bis hin nach Chile führt und umfasst so das komplette ehemalige Inkareich. Schon sehr beeindruckend, was die Menschen vor über 500 Jahren errichten und bauen konnten.

 

Nachdem wir in dieser Ruine ungefähr zwei Stunden verbracht haben, sind wir in einem Restaurant eingekehrt, in dem ich das erste Mal Cuy (Meerschweinchen) gegessen habe. Es war sicherlich eine Erfahrung wert es einmal zu probieren – aber es wird sicherlich nicht mein Lieblingsgericht hier in Peru.

Gestern allerdings habe ich das erste Mal Tamales gegessen. Das ist eine zusammengepresste Maismasse, die in einem Maisblatt eingewickelt gekocht wird. Obwohl die Konsistenz im ersten Moment eher gewöhnungsbedürftig ist, schmeckt mir Tamales sehr gut. Zum anderen habe ich gestern zusammen mit Florian zum ersten Mal Ochsenspieß (Anticucho) probiert! Muy rico! Sehr lecker! Wir werden sicherlich noch häufiger zu der netten peruanischen Frau gehen und uns dort einen Spieß zubereiten lassen. Umgerechnet kostet dieser etwas weniger als einen Euro. Richtig fantastisch! Die beiden Dinge wurden uns vor allem von Regina's Tandempartner Erick empfohlen. Er ist ein sehr lustiger Typ, der gerne deutsche Sprüche von uns erlernt. Meine Tandempartnerin wird nächstes Jahr beginnen in Freiburg zu studieren. Sie ist ein kleines, zierliches, nettes Mädchen.
Gestern sind wir zusammen mit ihnen 126 Stufe hinaufgestiegen, um die Aussicht über Cusco zu genießen. Obwohl es sehr anstrengend war, hat es sich gelohnt: Denn die Sicht war einfach richtig schön! In meiner Fotogalerie findet ihr auch Fotos von diesen Stunden:)

 

Heute Abend findet von der Sprachschule aus in einer Kneipe in der Nähe des Plaza de Armas ein Stammtisch statt. Wir haben uns dafür entschieden, an diesem teilzunehmen. Und wer weiß, vielleicht trinken wir ja dort unseren ersten Pisco Sour! Für heute verabschiede ich mich von euch.

 

Gute Nacht und schöne Träume aus Perú

Eure Anna!

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Ein bisschen Cusco und Pisaq!

Hallo ihr Lieben!

Heute ist bereits der zweite Tag in der Sprachschule "ACUPARI" vergangen, in der die anderen Freiwilligen und ich die nächsten vier Wochen jeden Morgen für vier Stunden unterrichtet werden. Da unsere Spanischkenntnisse nicht dem gleichen Niveau entsprechen, wurden wir in unterschiedlichen Gruppen eingeteilt. Meine Gruppe besteht aus drei Deutschen, jedoch mit niemandem, den ich bereits vorher kannte.

Am Sonntag durften wir Lili das erste Mal über die Schulter gucken, als sie zwei Torten und einige Cupcakes für die Taufe ihrer Nichte gebackt hat. Wir durften sogar die große Torte mitgestalten, was sehr viel Spaß gemacht hat. Ich freue mich schon darauf, wenn wir am Ende des Jahres einen Teil ihrer Künste mit nach Deutschland nehmen dürfen.
Heute war ein besonderer Tag in der Sprachschule, denn uns wurden unsere sogenannten "Tandem"-Partner zugewiesen. Dabei finden sich jeweils ein peruanischer Schüler mit einem deutschen zusammen, um die jeweilige Sprache besser erlernen zu können. Morgen treffen wir uns das erste Mal mit ihnen für mehrere Stunden - ich bin sehr gespannt, ob das Projekt bei uns auch Erfolg haben wird.

Heute Nachmittag sind wir sechs mit dem Bus (40 Minuten Fahrt für 5 Soles (1,40 €)) nach Pisaq gefahren. Unsere Gastmutter hat uns wärmstens empfohlen am heutigen Tage dort hinzufahren, da heute der letzte Tag war, an dem ein Fest stattfand. Obwohl wir nicht viel von den Festzügen und Tänzen mitbekommen haben, war es schon ein schönes Erlebnis, durch das wir die peruanische Mentalität ein wenig besser kennengelernt haben.
Außerdem ist dort ein sehr schöner Markt, auf dem man alles bekommen kann, was das Herz begehrt. Angefangen von kleinen, bunten Taschen über Alpaca-Pullover sowie Alpacasocken (die sehr warm sind) über bunte Teppiche und wunderschönen Schmuck bis hin zu typischem peruanischem Essen.
Apropos Essen: In Pisaq waren wir in einem schönen, urigen, kleinen Restaurant, das ganz offensichtlich ein kleiner Familienbetrieb ist. Es gab ein leckeres Menü für ziemlich wenig Geld und es war bisher das Beste, das ich bisher in Peru gegessen habe. Hoffentlich schaffen wir es noch einmal im Laufe des Jahres dort hinzufahren, aber ich bin mir sicher, dass das machbar ist.
Die Rückfahrt nach Cusco war auch eine Erfahrung wert, denn wir sind zu sechst in einem kleinen Auto nach Hause gefahren worden, was bedeutete, dass zwei von uns im Kofferraum Platz nach Hause fuhren. Besonders in Kombination mit dem chaotischen Verkehr hier war es ein sehr amüsantes Erlebnis.
Insgesamt muss ich zugeben, dass ich das Gefühl habe, vielleicht schon einen Monat hier zu sein. Allerdings hoffe ich, dass sich bald schon das Wetter bessert, denn momentan regnet oder hagelt es sogar. Auch die Peruaner können sich das schlechte Wetter nicht erklären, denn eigentlich ist momentan Sonnenzeit. Drückt mir bitte die Daumen, dass sich die Sonne bald wieder zeigt!

Und liebe Leute, durch die Sprachschule sind wir alle im Moment bis mindestens 13 Uhr eingespannt und danach ist meist die erste Priorität das Essen. Da es nach Deutschland leider 7 Stunden Zeitverschiebung sind - und das Internet auch nicht immer funktioniert - kann es schon mal vorkommen, dass ich es verpasse, euch zu antworten oder dass ich erst gar nicht online komme. Bitte nehmt mir das nicht übel, ich denke ganz oft an euch!

An dieser Stelle noch eine fliegende Umarmung an all meine Freunde und insbesondere meine Familie. Ich habe euch sehr lieb!

Un fuerte abrazo! ♥

Das Leid auf der Straße!
Das Leid auf der Straße!
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In Cusco angekommen:)

Freunde der Nacht - Ich bin angekommen! ♥
In der wunderschönen - im wahrsten Sinne des Wortes - atemberaubenden Stadt Cusco, die auf 3350 Höhenmeter mitten in den Anden liegt.
Nachdem die anderen Freiwilligen und ich weitere 1000 Kilometer von Lima nach Cusco zurückgelegt haben, sind wir sehr herzlich und gastfreundlich von unserer "Mama Lili" und den Ordensschwestern begrüßt worden. Darauf folgte eine kurze Taxifahrt vom Flughafen zu unserer Gastfamilie, die ein kleines, aber sehr harmonisch eingerichtetes Häuschen in der Nähe des Plaza de Armas besitzt, sodass wir nur wenige Minuten in die Innenstadt benötigen. Hier fühle ich mich wirklich sehr wohl. Das einzige, was mich ein wenig stört, sind die beiden Hunde Cocaine und Gringo, die sehr verspielt sind. Andererseits sind die Zimmer, in denen wir wohnen dürfen so lieb eingerichtet, dass man über die Hunde auch gut hinwegsehen kann. Lili hat uns sofort mit dem ersten Koka-Tee absolute Bettruhe verordnet, um uns ein wenig zu akklimatisieren.
Nach drei Stunden sind wir dann das erste Mal in die Stadt gegangen, die mir persönlich sehr gut gefällt. Jede Straße wird durch mindestens einen süßen Laden verziert, in dem es beispielsweise Schuhe, Schals, Pullover oder kleine Geldbörsen zu kaufen gibt. Allerdings freue ich mich schon darauf, mich in der Stadt gut auszukennen und zu wissen, welche Preise für welche Lebensmittel angemessen sind, in welchen Restaurants man gut essen gehen kann und welchen Leuten man Vertrauen schenken darf.

Da wir Ausländer sind, versuchen viele Bewohner der Stadt, die Preise für uns zu steigern, um einen höheren Profit zu erreichen. Summa Summarum wird in Peru viel gehandelt.

Auf der Straße will jeder seine Ware verkaufen und in den beschäftigten Vierteln ist es dadurch auch dementsprechend laut.
Leider sind die meisten Menschen hier sehr arm, weshalb viele Frauen auf der Straße sitzen und betteln, Kinder auf die Straße pinkeln, Hunde frei herumstreunen, kleine Kinder Alpacababys auf dem Arm tragen, damit sie den Touristen Fotos verkaufen können… die Leute versuchen, jeden Tag ihre Waren zu verkaufen, um zu überleben.


In der Stadt haben wir dann das erste Mal hier in Cusco etwas gegessen - Die Luft macht uns richtig zu schaffen, so dass wir sehr viel Zeit benötigt haben, um an unserem Ziel - einem kleinen, unscheinbaren Restaurant anzukommen. Das Essen war ganz okay, aber ich bin mir sicher, dass wir die Tage noch besser schmeckende Dinge essen werden:)
So backt zum Beispiel Lili riesige Torten! Bei dem Anblick läuft mir das Wasser im Mund zusammen und sie hat uns versprochen das Handwerk über das Jahr hinweg beizubringen. Darauf freue ich mich schon sehr!
Für's erste sag ich jetzt nochmal: Gute Nacht & schlaft gut!

Un cordial saludo! ♥

Leider fehlt Regina, allerdings mit Gastschwester Fiorela:)
Leider fehlt Regina, allerdings mit Gastschwester Fiorela:)
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Angekommen Teil 1:

Hallo meine Lieben in Deutschland Zurückgebliebenen:

Vor einem Tag bin ich in Peru angekommen und ich kann es noch gar nicht so recht realisieren, dass ich wirklich am anderen Ende der Welt bin. Lima ist eine wirklich große Stadt mit wunderschönem Blick auf das Meer, an dem wir heute auch schon einige Zeit verbracht haben.
Um einmal beim Flug anzufangen: Alles hat reibungslos geklappt und wir hatten (fast) keine Turbulenzen. Zwischenzeitlich hat es über dem Atlantik ein wenig gewackelt, was aber auch auszuhalten war. Die Stunden im Flieger sind Dank des Entertainment-Programmes von KLM schnell verstrichen, sodass wir nach 12 Stunden Flug den Flughafen von Lima bestaunen konnten, ohne sehr müde zu sein. Dort empfing uns ein freundlicher, netter Taxifahrer, der mit einem großen Schild "Anna Fabry + 5" auf uns wartete. Wir stiegen ein, luden unsere zwölf Koffer in den riesigen Kofferraum und die Fahrt in unser Hotel im Stadtteil "Miraflores" begann.

Als wir aus dem Taxi ausstiegen, ist mir wirklich sofort der Geruch der Luft aufgefallen, der sehr speziell war. Vor allem der Smog am Himmel fällt sehr schnell auf, der die Stadt im Allgemeinen sehr dunkel und trist wirken lässt.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich bisher sehr von Peru begeistert bin, auch wenn ich einige Menschen in Deutschland schon vermisse.
An der Stelle einen dicken Gruß an meine Eltern, meinen Bruder und all meine Freunde, die ich hab. ♥

Ich melde mich morgen aus Cusco wieder. Gute Nacht!

Lima - die Hauptstadt Peru's
Lima - die Hauptstadt Peru's
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Vorbereitungsseminar Köln!

So, liebe Leute.
Die Spannung steigt, denn in weniger als einem Tag ist auch das Vorbereitungsseminar in Köln vorbei, in dem ich sehr viele nette Menschen kennenlernen durfte. Das breite Spektrum, da wir in 18 verschiedene Länder ausreisen werden, war sehr interessant und lehrreich.
Neben uns fünf Peruanern fliegen andere nach Indien, Kambodscha oder Kolumbien. Wiederrum andere verschlägt es nach Südafrika, Chile oder auf die Philippinen. Sogar Tanzania, Ghana und Togo sind vertreten. :)
Dadruch wurden diese Tage zu einem außergewöhnlichen Erlebnis! Auch die Referenten, die eingeladen wurden, konnten uns viel beibringen. Besonders beeindruckt hat mich Max Engl, der über die interkulturelle Kooperation und Zusammenarbeit berichtete. All unsere Fragen und Probleme, die noch offen standen, wurden ausführlich thematisiert, sodass unsere Sorgen minimiert werden konnten.

 

Jetzt bleiben nur noch 5 Tage in Deutschland und die Zeit rast. Wenn ich morgen nach Hause komme, muss ich mich bereits für meine Abientlassfeier fertig machen. Der folgende Abend steht meinen Freunden und Verwandten zur Verfügung - meine Abschiedsparty "¡Adios Alemania!, !Hola Perú!" findet statt.
Ich freue mich schon sehr darauf! :-)

Liebste Grüße aus Köln,

eure Anna

Wer hätte gedacht, dass man in KÖLN so schöne Tage erleben könnte! Eine echt tolle Truppe!
Wer hätte gedacht, dass man in KÖLN so schöne Tage erleben könnte! Eine echt tolle Truppe!
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Die Spannung steigt ...

Hallo liebe Leute,
der Tag, an dem das Flugzeug in die Lüfte steigen wird, rückt immer näher und der Terminkalender bis zu diesem Tag immer voller. Natürlich versucht man mit Freunden und Verwandten so viel Zeit wie möglich zu verbringen - auf der anderen Seite stehen weitere bürokratische Kleinigkeiten an, die erledigt werden müssen und doch irgendwie die Zeit rauben.

Hinzu kommt noch die momentane Angst in eine Abweichprüfung im Abitur zu kommen. Ich habe irgendwie auch noch nicht realisiert, dass es nur noch knapp ein Monat ist, bevor ich das Land für ein Jahr verlassen werde. Zuvor werden die anderen Freiwilligen und ich zehn Tage lang in Köln bei einem Vorbereitungsseminar eingespannt sein, das das Weltwärts - Sekreteriat organisiert hat.- Und von dem Monat bleiben keine 20 Tage mehr! ♥

Ich verabschiede mich für heute,
hasta luego!

Anna!

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Keine 75 Tage mehr!

In weniger als 75 Tagen heißt es für mich: "Auf Wiedersehen, Deutschland", "¡Hola Perú!
Als ich letztes Jahr im August die Zusage für mein Auslandsjahr bekommen habe, habe ich nicht bedacht, dass damit so viel einhergehen würde.

Nicht nur, dass ich natürlich eine andere Versicherung abschließen muss, sondern auch Dinge wie: Vorzeitig die Weisheitszähne entfernen lassen, um Komplikationen im Ausland zu vermeiden, eine Anschaffung zweier großer Koffer, die ein so großes Fassungsvermögen haben, damit man ohne Weiteres ein Jahr im Ausland leben kann oder viele andere bürokratische Kleinigkeiten. Und das ist bei Weitem nicht alles.

Hinzu kommen die vielen Fragen, die mich beschäftigen. »Reichen deine Spanischkenntnisse für die erste Zeit und werden dich die Einwohner verstehen?«, »Wirst du gut mit den Kindern zurecht kommen?«, »Verstehst du dich mit den anderen Freiwilligen auch vor Ort noch so gut, wie im Moment?« und vor allem: »Wirst du die Höhe gut vertragen?« oder »Hast du dich gut genug vorbereitet und hast du alles bedacht?«

Mittlerweile habe ich mich schon vier Mal mit Herrn Gravenkötter und den anderen Freiwilligen in der Nähe von Osnabrück getroffen, da dort der Sitz der Organisation "Kinderhilfe Cusco - Peru e.V." ist. Trotz der vielen Fragen fiebere ich täglich dem 10.07.2013 entgegen: Der Tag, an dem ich mich in Düsseldorf in das Flugzeug setzen werde und für 355 Tage alles hinter mir lasse, was mir in Deutschland etwas bedeutet.

Ich bin mir bewusst, dass ich hin und wieder große Sehnsucht und Heimweh haben werde, doch diese wird bestimmt gestillt, wenn ich hin und wieder Post von euch bekomme:)
Ich würde mich sehr, sehr freuen!

Bis dahin.
Un cordial saludo! ♥

Herr Dr. Gravenkötter mit unserer tollen Gruppe!
Herr Dr. Gravenkötter mit unserer tollen Gruppe!
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Noch knapp ein halbes Jahr ..

In knapp einem halben Jahr - am 10.Juli 2013 - beginnt mein Auslandsaufenthalt. Ab dann werde ich euch von meinen Erfahrungen berichten, Fotos mit euch teilen und von meinen Erlebnissen erzählen. Bis dahin verbleibe ich mit den herzlichsten Grüßen Anna ..

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